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Gertrud von Oehlschlägel, die letzte überlebende Tochter des Postmeisters, hatte das gemeinschaftliche Testament mit ihrer Schwester Oda vom 17. 9. 1895 (Akten des Sachs. Amtsgerichts Tharandt I O. 5/99) am 29. 7. 1899 aufgehoben. Ihren letzten Willen gab sie vorm Königs. Amtsgericht Tharandt zu Protokoll (Akten des Sachs. Amtsgerichts Tharandt!. O. 7/99). Sie setzte verschiedene Vermächtnisse aus und ernannte im übrigen zu ihren Erben die drei Geschwister Richard, Max und Helene von Mosch, die Kinder ihrer unter 4. genannten Stiefschwester. Die zweite Frau des Postmeisters und nach ihr die beiden Töchter Oda und Gertrud hatten bis zu ihrem Tode in Tharandt, Wilsdruffer Straße 16b, dem Hause gewohnt, in welches der Postmeister mit seiner Familie nach seinem Uebertritt in den Ruhestand gezogen war. Dieses Hous wurde bald nach dem Ableben Gertrud von Oehlschlägels von den Erben verkauft. XVI. Der in Tharandt lebende und daselbst 1852 geborene Forstgarteninspektor i. R. Gustav Büttner stellte folgende Erinnerungen aus der Zeit unseres Postmeisters zur Verfügung: Als geborener Tharandter hörte -ich oft in meiner Jugendzeit von meinen Eltern vom Briefträger Irmer erzählen, der in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Tharandt tätig war. Dieser war als ausdauernder Schnell läufer bekannt. Von diesem möchte ich weiter unten einige Proben seiner Lei stungsfähigkeit mitteilen: Das Austragcn der Briefe dürfte damals keine aufreibende Tätigkeit ge wesen sein; denn der gute Mann hatte nur drei Tage in der Woche damit zu tun. Tharandt mit seiner Akademie für Forst- und Landwirtschaft, wo 100 und mehr junge In- und Ausländer studierten, dürfte immerhin im Verhältnis zu anderen Orten mit ähnlicher Einwohnerzahl postalisch wohl schon etwas höher gestanden Haben. Ich erinnere mich gern der Zeiten Ende der 50er bis Mitte der 60er Jahre, wo das Briefmarkensammeln aufkam und von mir, wie den meisten meiner Altersgenossen, auch eifrig betrieben wurde. Tharandt war ein Eldorado für diese Sache. Durch die vielen Ausländer (denn Preußen, Bayern usw. galten damals als Ausland) liefen hier viele Briefe von dort ein, und dis jetzt so seltenen Briefmarken von Oldenburg, Braunschweig, Turn und Taris usw. pp. galten nicht als Seltenheiten; dagegen wurden gern Nordamerika, Ost indien, Neusüdwales gewöhnlicher Werte eiirgetauscht. Die schönen Kuvert- marken verschiedener „Alt-deutscher Kander" waren besonders beliebt. Leider wurden dieselben, wie es eben damals Sitte war, schön rund ausgeschnitten, und ins Driefmarkenbuch eingeklebt. Länder ohne Briefmarken: Rußland, Türkei, Japan, China und wie sie alle heißen mögen, spielten keine Rolle bei uns. Da gegen wurden andere Länder auf der Landkarte gern aufgesucht, und so hat das Briesmarkensammeln mir und andern für die Geographie manches Wertvolle ge leistet. Der Briefträger Hauptvogel mit seinem gelben Roch blauen Hosen, blauer Blendmützc, war eine besonders beliebte Persönlichkeit. Durch diese erfuhr man immer, wo etwas besonderes in Briefmarken eingegangcn war, und schleu nigst versuchte man, dasselbe zu erhalten. Ich, als Sohn des Besitzers einer grö ßeren Dier- und Weinstube, wo ein großer Teil der Studenten verkehrte, hatte in dieser Beziehung immer eine günstige Stelle. (Schluß folgt.) 56 lIa, um den Fleck Erde, auf dem man seine Jugend ver lebt hat, ist es immer elwas Besonderes. I- C. Heer, Laubgewind. Lari MMl vss VMrcWgt!, aer erste?ostmrister ru LbsraM Von P'Pinsvektor Willy Schöne, Langebrück (Sachsen). (Fortsetzung.) XV. Wir gaben oben einen Ueberblick über des ersten Postmeisters v. Oehlschlägel Vorfahren und Geschwister. Im folgenden sei von seinen beiden Ehen und seine« Nachkommen berichtet. Am 2. März 1880 überreichte der Premierleutnant und Adjutant Carl August Oehlschlägel in Freiberg seinem Obersten, Hannß August von Seydewitz, ein Gesuch und bat, ihm die Allergnädigste Bewilligung Sr. Majestät des Königs geneigtest ouszuwirken, sich mit Demoisellc Emilie Wilhelmine Grün ler, der hinterlassenen einzigen Tochter des-verstorbenen Herrn. Christian Hein rich Grünler auf und zu Mühlbach bei Wurzen förmlich verloben und ehelich verbinden zu dürfen. Der Vater der Braut wird in den Akten auch als „vor maliger Kauf- und Handelsherr zu Chemnitz", angegeben. Der Oberst leitet« das Gesuch an den Generalmajor und Brigadier Bevilaqua weiter. Von diesem wurde es dem kommandierenden General der Armee, Generalleutnant Edlen von Lewa, befürwortend vorgelegt. Am 5. März wurde Sr. Majestät dem König Vertrag gehalten, Unternr 8. März 1830 wurde der Liceng-Schein ausgefertigt und vom König Anton vollzogen. (Licenz 7 Scheine 1830. K. Sachs. Kriegs- Archiv Kap. 1 ka b No 1. Sachs. Hauptstaatsarchiv Dresden Loc. No 1913 KU 53