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WUSdrMer Tagedlav 3. Blatt zu Nr. 76 — Sonnabend, den 30. März 1035 April! April! Herkömmlich sind wir das gewohnt: Man nennt ihn meist den Ostermond, Im Glauben, daß er als April Nur Launisches bedeuten will. Das Ostern findet sicher statt Trotz aller Launen, die er hat, Kein Mensch meint, daß in dem Betracht Uns der April zu Narren macht. Sonst freilich ist in Ernst und Spaß Auf ihn nicht gar zu viel Verlaß, Bald ist er so, bald ist er so, Wan Weitz nicht wie, warum und wo. Schlimm ist's, wenn er mit schnödem Scherz Uns stichelnd, stachelnd greift ans Herz, Doch schlimmer noch, wenn er so narrt, Daß man im Narrentum verharrt. Wer sicher geh'n will, sieht ihn nur Als einen Wandel der Natur, Ist nicht erbost und bleibt getrost, Selbst wenn er tost und stiemt und schloßt. Den« schließlich ist auch Sonne da Und Schlüsselblume — Primula —, Und Kätzchen an dem Haselstrauch, Wahrhaftig, diese gibt es auch. Und plötzlich kommt an einem Tag Mit „pink" und „pänk" der Finkenschlag, Und graupelt es dann noch so sehr, Den Frühling nimmt uns keiner mehr. Es ist schon möglich, daß man dann Vor Lust mal närrisch werden kann Und's dem April L oovw schreibt, Der seinen Narrenteiding treibt. Sobald's nm solche „Scherze" geht, Wenn wetterwend'sch Aprilwind weht, Dann halt ich stand, dann halt ich still, Dann meinethalb: April! April! Veesdner Bilderbogen. Dem Gedächtnis Iohannes Schillings. Dresden. Der 21. März war ein Gedenktag für die, welche die Werke des Bildhauers Professor Johannes Schilling kennen und liebeg, noch mehr für die, welche ihn einst per sönlich gekannt haben. Fünfundzwanzig Jahre ist es her, daß dieser Künstler, zweiundachtzigjährig und fast völlig erblindet, in Klotzsche - Königswald seinen letzten Atemzug tat. Er war ein schlichter, bescheidener Mensch, der nie unaufgefordert von sich und seinen Werken sprach, der jedem jungen Strebenden nach besten Kräften den Weg ebnete und aus feinem Schaffen immer neue Kraft schöpfte. Wer am Kunstleben Dresdens in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts teilhatte, kann sich gewiß noch des liebenswürdigen alten Herrn mit dem grauen Vollbart und den freundlichen Augen erinnern, der in den Zusammenkünften des kunstliebenden Dresdens eine vielgesehene Erscheinung war. den Kunstabenden im Hause Professor Dübocs war er ständi ger Gast. Man besprach dort die Neufchöpfungen bildender Kunst und nahm Stellung zu den Ausstellungen des Tages, in denen schon eine naturalistische Auffassung die Regeln stren ger Klassizität zu verdrängen begann, sind obwohl in Schil lings Werken rein und klar die klassische Linie vorherrscht, brachte er der neuen Richtung doch volles Verständnis ent gegen. Auch war er nie einseitig interessiert und nahm an den Werken anderer Kunstzweige lebhaftesten Anteil. In seinem Hause wurde viel musiziert und die tastenden Leistungen junger Talente erfuhren ebenso wohlwollende Beurteilung, wie die anerkannter Größen. Eine Uebersicht der Werke Schillings befindet sich im Schilling-Museum an der Striesener Straße. Den ersten Platz nimmt natürlich sein Hauptwerk, das Niederwald-Denkmal, ein, zu dessen Gestalt der Germania ihm die eigene Tochter als Modell gedient haben soll. Die Stadt Dresden besitzt aber von Johannes Schilling, dem berühmten Sohn der Stadt, auch Originalwerke, und zwar die vier Gruppen an der Ter- Im nächlten Jahr v MP-ZehiNe Am Freitag kehrte die Flotte der NSG. „Kraft durch Freude" von ihrer 19tägigen Madeirafahrt zurück. Der Dampfer „Der Deutsche" lief in Bremerhaven ein und wurde dort von Reichsorganisationsleiter Dr. Lev begrüßt. Er überbrachte den 937 Teilnehmern die Grüßedes F ü h r e r s. Nachdem dann alle Teil nehmer in bereitstehenden Sonderzügen in die Heimat ab gefahren waren, versammelte sich die Besatzung des „Deutschen" auf dem Promenadendeck zu einer Ehrung eines Besatzungsmitgliedes, des Stewards W i l h e l m B r u n s, der im vorigen Jahr per der Strandung der „Dresden" an der norwegischen Küste durch seine kühne Einsatzbereitschaft zwei Menschen das Leben gerettet hatte. Im Auftrage des Führers über reichte ihm Dr. Ley nach einer Ansprache eine goldene Uhr. Der Regierende Bürgermeister von Bremen, Dr. Heider, heftete Bruns im Namen des Führers die Rettungsmedaille an die Brust und überreichte ihm die vom Führer persönlich unterschriebene Urkunde. — Dr. Ley und Reichsamtsleiter Laverenz begäben sich darauf im Flugzeug nach Hamburg, wo sie die Urlaubsfahrer der anderen beiden KdF.-Schiffe empfingen. Reichsorganisationsleiter Dr. Ley gab dem Ver treter eines Nachrichtenbüros eine Unterredung anläßlich der Rückkehr der Madeira-Fahrer, in der er dar auf hinwies, daß die Kosten für diese Fahrt für den ein zelnen Teilnehmer 160 Mark ausgemacht hätten. 100 Mark seien, von der Arbeitsfront getragen worden, die Restsumme habe in den meisten Fällen der Betrieb des Teilnehmers beigcsteuert. Die Reise sei eine persön - licheEhrung für jeden einzelnen Teilnehmer gewesen^ Der Arbeiter sehe, daß man als Aushängeschild für das neue Deutschland nicht den sogenannten „Gebil deten" hinausschicke, sondern den deutschen Arbeiter. Außenpolitisch habe diese Reise einen außerordentlichen Erfolg gehabt, denn rn Portugal könne man keine Greuelmärchen mehr über Deutsch land erzählen. Zum Schluß erklärte Dr. Ley, daß in diesem Jahr die Zahl der Urlauber ver doppelt würde. In einigen Jahren würde man be stimmt sieben Millionen Menschen einen Urlaub von mindestens zehn Tagen ermöglichen können. Jedes zweite Jahr würde jedem Arbeiter eine Reise durch Deutschland oder zur See ermöglicht werden. Schon im nächsten Jahr würde eine Flotte von sechs KdF. -Schiffen ausfahrcn. rasfentreppe, die zu den Promenadenwegen auf der ehemaligen Festungsmauer führt. Im Jahre 1814 wurde die große Frei treppe aus Sandstein gebaut. Zwei steinerne Löwen dienten ihr als Zier, die jetzt am Eingang zum großen Garten von der Tiergartcnstraße aus den Weg flankieren. 1863 wurde die Treppe erneuert und gleichzeitig ein Preisausschreiben nach neuem Schmuck derselben erlassen. Unter den eingereichten Ent würfen entsprach keiner dem Grundgeganken so vorzüglich als der Iohannes Schillings. Vier Gruppen von je drei über lebensgroßen Figuren, den Morgen, den Mittag, den Abend und die Nacht und damit gleichzeitig die Phasen des Lebens verkörpernd, sind noch heute in ihrer tiefen Symbolik und dem edlen Fluß der Linien eine Zierde der Stadt und werden im mer wieder von Dresdnern und Fremden bewundert. Wer oft den Weg über die Terrasse, den „Balkon Europas", nimmt und von oben her den herrlichen Anblick genießt, bleibt immer wieder voll Freude vor den Gruppen des Meisters stehen und hört auch manchen entzückten Ausruf Fremder über dieses herrliche Werk der Plastik. Die oberen Gruppen stehender Figuren versinnbildlichen den Morgen und den Mittag, als Gegensatz zu den sitzenden an den unteren Stufen, die den Abend und die Nacht darstel len. Der Meister hatte sie zuerst in Sandstein ausgeführt. Aber schon bald traten Verfallserscheinungen auf und es wurde viel darüber debattiert, ob die Plastiken nicht in Mamor bes ser zur «Geltung gekommen wären. Um den begangenen Fehler einigermaßen wieder gutzumachen und die Haltbarkeit der Kunstwerke zu erhöhen, erhielten die Gruppen nun eine leichte Vergoldung, was aber der Eesamtwirkung starken Abbruch tat. Man sah sich daher schließlich gezwungen, die Gruppen erneut in dunklem Bronzeguß herzustellen, und Meister Schil ling konnte selbst mit dem Stichel seinen Werken die letzte Vollendung geben. lieber all die Spaltungen und Entartungen im Kunstleben der letzten Jahrzehnte hinweg erhielten sich Meister Schillings wahr und tief empfundene Werke, als ein Spiegelbild seines lauteren, echt deutschen Mesens und schufen ein bleibendes Er innern an einen großen Dresdner! R. B. Deviserwergshen zahlreicher katholischer Klöster. Entgegen umlaufenden falschen Gerüchten wird von der Z o l l f a h n d u n g s st e l l e Berlin folgendes mitgeteilt: Mitte März dieses Jahres fanden wegen dringenden Verdachts schwerer Devisen- und Effekten? chiebnngen durch die zuständigen Zoll fahndungsstellen Untersuchungen bei zahlreichen katho lischen Klöstern im ganzen Reich statt mit dem Ergebnis, daß große Vergehen in devisen rechtlich er H i n s icht festgestellt wurden. Soweit sich bislang übersehen läßt, handelt es sich um Werte von mindestens 2V2 Millionen Mark. Eine Reihe von Geistlichen, Ordens schwestern und Ordensbrüdern befindet sich in Hast. Einzelheiten können im Interesse der schwebenden Er mittlungen vorerst nicht bekanntgegeben werden. Weitere Berichte bleiben jedoch Vorbehalten. Die Welt im Kronleuchter. Ein neuer Fortschritt der Radiotechnik — Bedeutende Erfindung eines schwedischen Ingenieurs. „Die Rundfunkapparate sind viel zu kompli ziert!" Dieses Wort prägte vor etwa Jahresfrist auf dem großen Radiologenkongreß in Philadelphia der berühmte Rundfnnkforscher Dr. Dr.-Jng. rad. Sch. Windler von der Versuchsanstalt für Radiöphonologie in Stockholm. „Erst müssen wir so weit sein, daß man nur einen Schalter anzukuipsen braucht, und die Sache geht los!" So sprach der große Gelehrte. Alles horchte auf. Alles bestürmte den Forscher mit Fragen, der kleine Schwede aber lächelte und schwieg ... O. . Jetzt ist der schwedische Forscher mit einer Erfindung an die Öffentlichkeit getreten, die mit einem Schlage den ganzen Rundfunkcmpfang zum einfachsten Ding,der-Welt macht. Unser technischer Mitarbeiter D. E. T e k.t 0 r weiß über die schwedische Erfindung Näheres zu berichten: „Fernempsang aus dem Kronleuchter! Das ist das Losungswort, das in den nächsten Tagen alle Rundfunkfrcunde vereint. Der schwedische Ingenieur ging von dem ganz richtigen Gedanken aus, daß die inte r- infektionösen Strahlen, die vyn den gewöhn lichen Fernempfängern nicht, ausgenommen Werdern völlig nutzlos im Weltall verpuffen. Denn die bisher gebauten Radioröhren reagieren nur auf die ultra violetten Ströme, die zwar eine große Lautstärke haben, dafür aber auch die ganzen atmosphärischen Störungen mit in den Lautsprecher hincinbringen. Außerdem ist ja bekannt, daß diese Wellen im Apparat durch sehr komplizierte Kondensatoren und ähnliche Einrichtungen gewissermaßen erst „chemisch gereinigt" werden müssen. Das macht die Nadiogeräte natürlich sehr kostspielig. Hrer setzte die Arbeit des Erfinders ein. Der Führer beim Jagdgeschwader Richthosen. In feiner Eigenschaft als oberster Befehlshaber der Wehrmacht stattete der Führer und Reichskanzler zum ersten Male seit Be stehen her Reichsluflwaffe einem Verband der jungen deutschen Luststreitkräfte in Däberitz einen Besuch ab: Der Führer auf einem Rundgang durch die Anlagen des Jagdgeschwaders Richt höfen; rechts vom Führer Ministerpräsident und Reichsminister der Luftfahrt, General her Flieger Hermann Göring, links: Oberstleutnant Bodenschatz und der soeben zum Generalleut nant ernannte Staatssekretär der Luftfahrt Milch. Bildarchiv Scherl. Der fünsarmigc Wcltempsänger mit Schirmantcnne. Durch einen Zufall machte Sch. Windler die über raschende Entdeckung, daß ganz gewöhnliche Glühbirnen in Verbindung mit einem kleinen Stecker, der davorgeschraubt wird, wahrhaft prächtig aus die be reits genannten interinsektionösen Strahlen reagieren. Die einzelnen Birnen sind mit einer Cellophanhülle um geben, die stark isolierend wirkt. Je mehr Arme am Kronleuchter, desto mehr Stationen kann man hören. Denn durch eine sinnreiche Art der Schaltung spricht jede Birne nur aus eine bestimmte Station an. Über den Birnen sind kleine S ch i r m a n t e n n e n angebracht. Reu und für Musikwissenschaftler von Interesse ist, daß auch alle Sta tionen gleichzeitig spielen können; durch eine Ton filteranlage werden die Geräusche aber so aufeinander abgestimmt, daß ganz aufsehenerregende Klangbilder ent stehen, wie sie zuvor noch nie ein Mensch hörte. Wie wir hören, hat der bekannte amerikanische Jazzkomponist C. Razy bereits die „Kronleuchter-Symphonie op. 1" geschrieben, die am 1. April nm 8 Uhr abends ihre Ur sendung über alle Sender der Welt erlebt. Die Kosten für die ganze Anlage werden so gering sein, daß bald die Devise für jedes Haus: „Im Kron leuchter hörst du die Welt, dann sparst du Zeit und Geld!" sein wird. Licht und Musik zugleich aus dem Kronleuchter bedeutet, daß gar keine Mehrkosten für den Empfang entstehen, zumal nach Verhandlungen mit den Elektrizitätswerken der b i l l i g e N a ch t st r 0 m zur Ver fügung gestellt werden soll." Soweit die lichtvollen Ausführungen unseres tech nischen Mitarbeiters. Wir haben dem nichts hinzuzu- sügen und freuen uns, als erste von dieser Erfindung melden zu können. Eine neue Epoche der Rundfunk technik hat beaonnen!