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Steve aus bei dreier Gelegenheit Dank und Anerkennung für die in 4^jähriger Kriegszeit dem Feldheere geleisteten Dienste auszusprechen. Ich kann hier nicht im einzelnen alle Verdienste der Feld post, die — dem Ausbau des Heeres folgend — eine Organi sation schaffen mußte, wie sie nicht annähernd vorauszusehen war, hervorheben. Sie werden vor der Kriegsgeschichte ihre wohlverdiente Würdigung finden. Ich will nur dankbar die Tatsache betonen, daß die auf opfernde Pflichterfüllung aller Angehörigen der Feldpost, vom obersten Beamten bis zum Feldpostschaffner und Feldpostil lion, die vielfach im feindlichen Feuer ihren schweren Dienst verrichteten, wesentlich dazu beigetragen hat, die Schlagfertig keit des Heeres zu stärken, indem sie unter den schwierigsten Verhältnissen die Verbindung mit der Heimat aufrecht erhielt. Ganz besonders möchte ich hierbei derjenigen gedenken, die ihre Treue mit dem Tode für das Vaterland besiegelt haben. Der Ausgang des Feldzuges bringt auch für die Feldpost ein anderes Ende ihrer Tätigkeit, als sie gehofft hatte. Dabei wird vielfach für den einzelnen die wohlverdiente äußere An erkennung ausbleiben müssen. Ein Ersatz muß in dem Gefühl innerer Befriedigung gesunden werden, das treue Pflichter füllung gewährt. Ich habe das feste Vertrauen, daß die ausscheidenben An gehörigen der Feldpost den Geist straffer Ordnung und opfer williger Dienstfreudigkeit mit in ihren bürgerlichen Beruf hin übernehmen werden, den in der schweren Zeit, der wir ent gegengehen, der Aufbau unseres Vaterlandes von jedem deut schen Mann fordert." Die Leistungen der Feldposten von 1683 an sind in un gezählten Veröffentlichungen gewürdigt worden. Sogar in Liedern und Gedichten sowie in einem Feldpost-Relais-Galopp ist sie verherrlicht worden. Auch die Feldpost 1914/18 ist mancherlei Gefahren bei Straßenkämpfen, Ueberfällen und Beschießungen sowie Flie gerangriffen ausgesetzt gewesen. Insgesamt sind 27 Beamte gefallen, 18 Beamte sind durch Unfall ums Leben gekommen, 14 Beamte sind freiwillig aus dem Leben geschieden, 113 Beamte sind Krankheiten erlegen, das sind zusam men: 172 Beamte. Eine große Zahl von Beamten der Feldpost sind mit Kriegsauszeichnungen bedacht worden. Die Feldpostbeamten können mit berechtigem Stotz auf ihre Feldpost von 1914/18 schauen, die dem deutschen Heere, dem Volk in Waffen, treue Dienste geleistet hat. Der Barbar im Louvre. Don Nikolaus Schwarzkopf. Lias größte deutsche Bildwerk, der Jsenheimer Altar wurde uns seltsamerweise erst durch den Krieg richtig bekannt Es stammt von Matthias Grünewald, der gleich zeitig mit Dürer und Luther lebte, und ward um 1515 in Kloster Jsenheim in Colmar gemalt: elf ungeheure Fichten tafeln, voll von den Geheimnissen des Glaubens, die Gestalter überlebensgroß, in den herrlichsten Farben der Schöpfung Gemalt im bewußten Gegensatz zur damals aufkommender italienischen Mode der gefälligen Schönheit und Süßigkeit fern von aller Schnörkelei und betörender Ueberreduug, eir vollsaftig deutsches Werk, das gesättigt ist mit dem, was ei zu sagen hat, ein wahrhaftiges Werk, der unbestreitbare Höhe yunkt aller Malerei der Christenheit. Ich habe dem Maler den Namen „Der Barbar" gegeben weil ich ihn die Mode des Tages nicht mitmachen sähs Wei! ich ihn so fest in seinem Vaterland, in seinem Volkstum, ir seiner rheinischen Heimat verwurzelt fand, daß er den italieno sehen Schnörkel nicht in sich aufnehmen konnte, wie alle dai taten. Der Name Barbar ist heute ein Ehrenname, damalt war er ein Schimpf, damals hieß jeder, der nicht lateinisck sprach, der nicht klassisch sich bemühte, der nicht in römischer und griechischen Dingen schwelgte, ein Barbar. Danials wai jeder Deutsche ein Barbar. Dieses Barbarentum Grüncwaldt erscheint mir auch als der letzte Grund dafür, daß man ihr vergaß, daß die Zeitgenossen seiner nicht gedachten. So schlimn War die Verachtung dieses Einzelgängers, daß nmn seiner Namen selbst vergaß, seine engere Heimat, seinen Geburtstag keinen Todestag, daß man nichts von ihm erfuhr als ein paäi Worte: er sei ein Melancholiker gewesen und übel verheiratet Man hat sich nicht um diesen Deutschen gekümmert, weil ei nicht mit dem großen Haufen lief, weil er — so seltsam dat auch klingen mag — weil er nur ein Deutscher sein wollte Der Krieg hat Matthias Grünewald emporgespült aut der Vergessenheit, aber auch heute noch zögert die Nation, ihn in sich aufzunehmen. Bildfreudige Gegenden sind heute noch von süßen Italienern überschwemmt, die in billigen Drucken verbreitet werden wie ehedem, als müsse das Christentum uns italienisch oder spanisch dargeboten werden oder gar französisch. Der Krieg holte den Jsenheimer Altar aus dem Kol- marer Museum und stellte ihn in der Alten Pinakothek zu München auf. Es war in München, als man dieses nationale Heiligtum sah. Man muß die Scharen von Menschen gesehen haben, die da ein- und ausgingen! Man muß ihnen in die ergriffenen Augen gesehen haben, als sie vor diesen Gestalten standen, man mutz auch ihre rein religiöse Ergriffenheit ge- jehen haben. Ganze Prozessionen kamen und gingen, es war wte an einem Wallfahrtsort. „So groß sind wir Deutsche damals gewesen!" — Wir wußten es ja gar nicht, man hat es uns ja nicht gesagt, man hat es uns ja verschwiegen. Da- mals kamen Frontsoldaten mit dem Dreck des Schützengrabens vor den Altar, und ich habe solche weinen sehen. Damals ging durch die deutsche Nation eine Erhebung von der rein künstlerischen Seite her, und der Pulsschlag dieser Erhebung war der Jsenheimer Altar in München. Die Nachbildungen liefen durch die deutschen Gaue. Das war deutscher Pnlsschlag, deutsches Volkstum, deuticke Heimat. Aber dann zum Friedensschluß mußte der Altar an Frankreich abgeliefert werden, weil er Eigentum der Stadt Colmar war, und daran war nicht zu drehen, nicht zu deu teln: das deutscheste Kunstwerk mußte abgeliefert werden. Die Franzosen reckten die Finger nach diesem Werk, und sie brachten es sogleich nach Paris, es als höchsten Triumph im Louvre auszustellen, es der Nation einmal zu zeigen. Wir konnten ja innerlich stolz sein, denn Matthias Grünewald hat nicht schlecht über uns berichtet in der Fremde! Doch siehe: als das unbändige Werk, das barbarische Werk, in den skandalös überstopften Hallen des Louvre stand, war es unmöglich. So unmöglich wie ein Frontkämpfer mit seinem Dreck im Salon. Es schlug die süßen Herrlichkeiten ringsum tot. Es war zu riesenhaft für diese Räume, zu wild, Hu ungeschlacht, als daß es unter den Malereien, die man da in diesem Museum mit Vorliebe zusammengetrageu hat, be stehen konnte. Wer den Altar im Louvre sah (ich sah ihn nicht), der sagte sich: Das also sind die Barbaren! Und über Nacht bekam bei den einsichtigen Franzosen auch hier der Schimpf eine andere Deutung ... Aber die öffentliche Mei nung entstand: „Unmöglich! Dieses deutsche Bildwerk ist in unserem Louvre unmöglich!" Und es dauerte nicht lang, dö brachte man den Altar wieder dorthin, wo er seit Jahr hunderten gestanden, in die Steinhalle nach Colmar ins Mu- seuM-UnterUnden. Lvrt steht er heute noch, kaum eine halbe Stund« Bahnfahrt von der Grenze entfernt. Mit einem Tages visum kann man ihn ohne Anstand besuchen. Man bv suche ihn! Man lasse sich aus seinen Linien und Farben sein« deutsche Größe zeigen. Man lasse sich, von allem Religiösen, das er dartut, abgesehen, zeigen, was Heimat und Volkstnw ist, was Blut und Boden, was Volk und Scholle, was deutsch« Größe. Man wünsche ihn nicht herüber: Wer könnte Deutsch land im Ausland besser vertreten als er? Vielleicht hat ma« ihn auch deshalb im Louvre nicht behalten) liner Krieg <9 L 8- <n S 8 S r--> L L lO »cP l.<P L L 8 rr> -v o<? PO 'S -s U ? L Z L s 2 8^ S - -L- oc> PO G 4 - 2 01 -O co 8 L 8 -8 c6 -ä L Z L L k^> .2 K -GZ A - PO