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MlsdmfferTaMatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und ««» »Wilsdruffer Toyrblan" rrlchrini «n °!I-n Mrrkiugcn nochmiilaqs - Uhr. Brzugspreis mon-Uich r,— «M. Haus, bei Postbcstcllllng I.M AM. zuzüglich Desiellgeld. Einzelnummern I» Rpsg. Alle Posianstalicn und Post-i d-i-n, unsercAuslräger u. .. ... «r, ,2^. ec „ GeschLftsstclle, nehmen zu k lederzc« Bestellungen cni. Wochenblatt für Wlksdruff u. Umgearnd gegen. Im Falle höherer ^-mali,. >od. sonstiger — - Dciricbsstörungcn dcstchl .Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Zu den Staaten, die gegen die Einführung der neuen deutschen Wehrpflicht Protest erhoben, gehört nicht zuletzt Italien, dessen Regierungschef Mussolini den deutschen Schritt mit der Einberufung des Jahrganges 1911 beantwortete. Wir stellen demgegenüber fest, daß Italien den geringsten Grund hat, über „deutsche Auf rüstung" zu schreien. Italien gehört ja auch zu den Staaten, die das Versailler Diktat unterschrieben haben; es hat sich also auch zu der Abrüstung verpflichtet, die in der Präambel zu Teil V des Vertrages für die so genannten „Siegerstaaten" vorgesehen war. Nun, Italien Hai nie ein Hehl daraus gemacht, daß es diese Verpflich tung nicht zu beachten gedenkt. Mussolini hat vielmehr seinen Ehrgeiz darin gesehen, Italien zu einem „Volk in Waffen" zu machen. Mag der Duce tun, was er für richtig hält, nur soll er dann nicht gegen die deutsche Wehrpflicht protestieren, mit der sich Deutschland nur nimmt, was ihm die anderen verwehren. Wie das italienische „Volk in Wassen' aussieht, wie ganz systematisch von Kindesbeinen an der Ita liener zum Soldaten geschult wird, das mögen die folgen den Ausführungen beweisen: Nachdem der italienische Ministerrat am 18. Sep tember 1934 drei Gesetze über vor- und nachmilitärische Ausbildung sowie die Abhaltung von pflichtmäßigen wehrwissenschaftlichen Unterrichtskursen an allen höheren Schulen und Universitäten billigte, mit dem Ziel, unter vollkommener Einheitlichkeit zwischen aktivem Heer, Miliz, Partei und Volk ein wirkliches „Volk in Waffen" zu schaffen, lassen sich jetzt schon in Auswirkung dieser Verordnungen kraftvolle Ansätze zur Erreichung des ge steckten Hochzieles deutlich erkennen. Am 1. Februar 1935 begann unter besonderen Feier lichkeiten an allen höheren Lehranstalten und Hochschulen der wehrwissenschaftliche Unterricht. Der Unterrichtsplan ist bis ins letzte organisch gegliedert. Für die höheren Lehranstalten unterteilen sich die Kurse wie folgt: Der Kursus 1. Grades (für Tertianer) um faßt 20 Lehrstunden im Jahr, die sich auf allgemeine In formation über die Wehrmacht (1 Std.), das Heer (5 Std.), die Marine (3 Std.), Luftrüstung (3 Std.) Ge ländelehre (2 Std.), Haushalt, Miliz, Kolonien (2 Std.), Geschichte des Weltkrieges (4 Std.) erstrecken. — Der Kursus 2. Grades (für Sekundaner und Primaner) umfaßt im ersten Jahre gleichfalls 20 Pftichtstunden, die stofflich eine Erweiterung und Vertiefung erfahren. Für die Lehren über: Übersicht der Entwicklung des Wehr wesens, Zusammenhang zwischen Wchrpolitik und all gemeiner Politik, Sozialpolitik, Wirtschaft und National geist, ältere Geschichte kommen 6 Std. in Ansatz; für Wehr- und Waffenkunde (einschl. Schießlehre) 2 Std., Wehrgeographie 3 Std., Heer 5 Std., Marine 2 Std., Luftrüstung 2 Std. Auch mit diesem Kursus sind außer dem Übungen, Besichtigungen usw. verbunden. Im zweiten Jahre des Kursus 2. Grades kommt für die erste Position (Wehrpolilik usw.), die jetzt 8 Stunden umfaßt, neuere Geschichte hinzu. Ferner erweitert sich der Lehr plan aus: moderne Kriegführung, Wchrleitung und Wehr system und Stärkevergleich der Länder. Auch für diesen Kursus sind 20 Pflichtstunden vorgesehen. Darüber hin aus nehmen im zweiten Jahre die Schüler des Kursus L. Grades an den Manöver n als Zuschauer teil. Besuche der Schlachtfelder des Weltkrieges finden gleichfalls statt. — Der Kursus 3. Grades — auf erstes und zweites Jahr verteilt — erfaßt alle Studenten. Es wird gelesen über: Wehrerziehung, Kriegsvorbereitung im modernen Staat, das Wesen des Krieges als poli tisches und soziales Phänomen, Kriegsphilosophie, Ent wicklung der Kriegskunst, Oberste Kriegsleitung, Kriegs erklärung, Mobilmachung, Bedeutung der Kolonien, Ver wendung der Kampfmittel, Wehrtechnik, Grenzverteidi gung, Einfluß der Politik auf militärische Operationen. Die Ausdehnung der Übungen, Besichtigungen (Rüstungs- mdustriewerke!!) ist eine Selbstverständlichkeit. Auch im Kursus 3. Grades sind pro Jahr 20 Pflichtstunden vor gesehen. Nichts kann die Bedeutung dieser gesetzlich fest ver ankerten Wehrerziehung besser beleuchten als die Worte des Obersten Sarfatti, mit denen er den Beginn der wchrwissenschaftlichen Lehrgänge begrüßte: „Mit dem 1. Februar tritt das Heer in die Schule, nicht etwa furcht erregend; nein, als Freund und Bruder, bess-r noch als Mitarbeiter, denn an diesem Tage beginnt die Zusam menarbeit zwischen Schule und Heer zur Bildung des vollendeten Bürgers, des Bürgersolvaten der es mehr als Ehre und Recht denn als Pflicht an steht. in der Wehrmacht zu dienen." (i«s Vein« Heimatjeitrrng dar Wilsdruffer Tageblatt Von Berlin Wer Stress nach London? Was wird Eden in Moskau erreichen? — Frankreich befürchtet Sturz des Kabinetts Flandm. Nach dem Berliner Besuch der englischen Minister erwartet die Welt mit weiterem Interesse erstens, was dieMinisterbesprechungcn in London für ein Ergebnis haben werden, und zweitens, was die Informationsreise des Lordsiegelbcwahrcrs Eden nach Moskau und Warschau bringen wird. InMoskau hat bereits die erste Aussprache zwischen dem sowjetrussischen Kommissar Litwinow und Eden stattgcfundcn. Die Besprechungen werden bis zum 31. März fortgesetzt. Am Abend dieses Tages reist Eden dann nach Warschau ab. In London hat indessen der englische Außenminister Simon dem Premierminister MacDonald Bericht über seine Berliner Reise erstattet. MacDonald hat sich darauf in den Buckingham-Palast zum Vortragbeim englischen König begeben. Der englische Außen minister hat ferner dem englischen Kabinett einen münd lichen Bericht erstattet. Nach englischen Blättermeldungen soll im englischen Kabinett beschlossen worden sein, nach der Konferenz von Stresa eine weitere Konfe renz nach London einzuberufen, zu der auch Deutsch land eingeladen werden soll. Die englischen Zeitungen beurteilen im allge meinen den Berliner Besuch nicht unfreundlich. Immer hin hätten sich doch derartige Unterschiede zwischen der englischen und deutschen Auffassung ergeben, daß es unmöglich erscheine, Deutschland wenigstens gegenwärtig in ein System der „Kollektivsicherheit" einzubeziehen. Nur in der Frage der Rüstungsbegrenzungen und des Luft- Paktes wäre, so berichten die englischen Blätter, Überein stimmung erzielt worden. Die englischen Blätter geben weiter der Meinung Ausdruck, daß es für Deutsch land unmöglich sei, mit den „Champions" des Kommunismus zusammenzuarbeiten. Dies ist eine An spielung auf den französisch-russischen Ostpakt. Das Wesentlichste in den Beratungen der englischen Regierung scheint aber zu sein, daß vor der Rückkehr Edens nach London keinerlei end gültige Entscheidungen getroffen werden. Hervorzuheben ist noch, daß Simon sich im englischen Kabinett in Worten ehrlicher Aner kennung und warmer Herzlichkeit über Hitler geäußert haben soll, und damit nach den Londoner Presseberichten bei seinen Ministerkollegen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen habe. Während die italienische Presse gewillt zu fein scheint, bis zur Konferenz von Stresa eine ab wartende Haltung einzunehmen, behandelt die Pariser Presse die Berliner Besprechungen weiterhin in einem stark ablehnenden Tone. Seltsamerweise nehmen die außenpolitischen Erörterungen jedoch nicht mehr allzu großen Raum ein, da sich in Frankreich die innenpolitische Lage erheblich zugespitzt hat. Der französische Ministerpräsident Flandin will sofortige Ferien der französischen Kammer, damit es nicht zu einer Ministerkrise kommen kann. Er hält eine solche am Vorabend der Reise Lavals nach Stresa und Moskau und der Ratstagung des Völkerbundes für eine nicht tragbare Belastung der französischen Außenpolitik. In den parlamentarischen Kreisen sind aber starke Widerstände gegen den Wunsch des Ministerpräsi denten zu verzeichnen. * Außenminister Simen über den Serimer Besuch. Der englische Außenminister Sir John Simon gab im Unterhaus eine kurze Erklärung über seinen B e r- liner Besuch ab. „Das Unterhaus Wertz, daß der Besuch in Berlin einer von mehreren Erkundungs- und Ansragebesuchen ist, die zur Zeit im Auftrag der englischen Regierung in verschiedenen ausländischen Hauptstädten äbgestattct werden. Sobald diese Besuche abgeschlossen sind, wird eine Zusammenkunft in Stresa in Norditalien folgen, wo ich Mussolini und Laval zu treffen hoffe. Unter diesen Umständen ist cs nicht wünschens wert, eine erschöpfende Erklärung über die Lage abzu- zcben, die zur Zeit noch geprüft wird. Unautorisierte Mut maßungen, dre in einigen Kreisen laut geworden sind, brauchen nicht ernst genommen zu werden. Ich möchte indessen sagen, daß im Laufe der zweitägigen Unterhaltungen mit Herrn Hitler das europäische Problem in bezug auf Deutschland durchgcsprochcn wurde, und daß alle Fragen behandelt wurden, die in dem Lon doner Kommuniqüs vom 3. Februar erwähnt sind. Ein beträchtliches Abweichcn der Meinungen zwischen den beiden Negierungen trat bei den Besprechungen zutage. Aber das Ergebnis der Zusammenkunft Ivar insofern zweifellos wertvoll, als beide Seiten in der Lage waren, ihre diesbezüglichen Standpunkte klar zu verstehen, ein Prozeß, der für jeden weiteren Fortschritt unerläßlich ist." Der radikale Arbeiter abgeordnete Maxton erkundigte sich hierauf nach der Zu sammensetzung der Konferenz von Stresa, worauf Sir John Simon erwiderte, daß diese Zusammenkunft zwischen den drei Mächten vereinbart worden sei. * Gimsm gsgm Gerüchiemscher Die Erklärung des Außenministers Simon über seinen Berliner Besuch wurde in den Wandelgängen des Unter hauses lebhaft erörtert. Besondere Aufmerksamkeit fand die Aeutzerung Si mons, daß A g e n tu r m c l d u n g e n, die in einigen Kreisen lautgeworden seien, nicht ernstgenomme n zu werden brauchen. In unterrichteten Kreisen wird es als keinem Zweifel unterliegend bezeichnet, daß mit dieser Bemerkung der Berliner Bericht des „Daily Telegraph" gemeint ist, in dem u. a. Un wahrscheinlichkeiten die völlig abwegige Behauptung aus gestellt worden ist, daß der Führer in seinen Besprechun gen mit Simon die Rückgewinnung des Korridors, die Angliederung der deutschsprachigen Gebiete der Tschecho slowakei usw. verlangt habe. Die der oben angeführten Aeüßerung Simons gegebene Lesart wird unmittelbar auch von dem Abendblatt „Star" bestätigt. Das Blatt gibt die Aeußerung eines englischen Regierungssprechers Wider, der entschieden in Abrede stellte, daß Hitler jemals derartige Vorschläge gegenüber Simon ge- macht habe. * Die BesprschLtngen in Moskau Außenkommissar Litwinow empfing am Don nerstag den englischen Lordsiegelbewahrcr Eden m Anwesenheit der'Botschafter Chilston und Marffl lovuc des Direktors der Völkerbundsabteilung des Foreign Offices Strang. In zweistündiger Unterredung tauschten der Volkskommissar und der britische Minister ihre Mei nungen über aktuelle Fragen der internationalen poli tischen Lage aus. Insbesondere unterrichtete Eden Ltt- winow über den Inhalt der kürzlichen Verhandlungen der britischen Minister mit der Reichsregtcrung. Die Unterredung zwischen Eden und Litwinow ist in einer äußerst freundschaftlichen Atmosphäre vor sich gegangen: einstweilen seien keinerlei Mcmungs- Verschiedenheiten zutage getreten. Tic Bcsprchnng wird am Freitagvormittag fortgesetzt. Der Führer besichtigt das Jagdgeschwader Mchthofen Zum ersten Mal seit Bestehen der Reichsluftwaffe stattete am Donucrstag der Führer und Reichskanzler in seiner Eigenschaft als oberster Befehlshaber der Wehr macht einem Verband der jungen deutschen Luftstreitkräfte seinen Besuch ab. In Begleitung des Reichsministers der Luftfahrt, General der Flieger, Göring, und des bei dieser Gelegenheit zum Generalleutnant ernannten Staats sekretärs der Luftfahrt, Milch, besichtigte der Führer die in Däberitz liegende Gruppe des Jagdgeschwaders Richthofen. In sinnfälligster Form betonte damit auch der Führer die Bedeutung der Tradition, die mit dem Namen Richt hosen das neue Jagdgeschwader an die ruhmreiche Ver gangenheit der alten deutschen Fliegertruppe bindet. General Göring als letzter Kommandeur des alten und als oberster Chef des neuen Nichthofcn- Geschwaders stellte dem Führer zunächst die Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Döbcritzer Fliegergruppe vor. Nach dem Abschreiten, der Front starteten die Jagdstaffeln und zeigten Verbandsexerzieren in der Luft. Danach fand eine Besichtigung der Bodenanlagen auf den: Flugplatz und eine kurze Schlußbesprechung statt, bei der sich der Führer in Worten vollster Anerkennung über die gezeigten Leistungen äußerte.