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MsdmfferTageblaii Nationale Tageszeitung für Landwirtschast und Has »Wilsdruffer Tageblatt" rrschrmt an allen Werklagen nachmittags < Uhr. Bezugspreis monallich L,- BW. srci Haus, bei Pastdcstcllung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld, Einzelnummern Iv Rpig, Alle Postanstallcn und Post dolen, uniereAusttäger u. Geschäftsstelle, nehmen zu »edcrzctt Bestellungen cnl- WVMeNvlait sUr WliSorliss U. UMgkgeNd gegen, Im Källe höherer Gewall.Kricgod.sonstigcr — ——l Bclricbsftörungen befiehl »ein Anspruch aus Licserung der Heilung oder Kürzung des Bezugspreises. Siüchsrndung -ingcsandlcr Schriftstücke alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegcndcm Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Npsg. — Dorqeschriebe«e Erschcinungslagc und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit bcrucksichiigi. — Anzeigen- Annahme dmch°^rnru?ü'"erm^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.806»tt.n^Anz«'7en"übmnkh" men nur keine Gewahr. Jeder Raballanspruch erlilchr. wenn der Betrag durch Klage cingezogcn werden mutz oder der Auftraggeber in Konkur» Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 74 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt Donnerstag, den 28. März 1935 Postscheck: Dresden 2640 Protest gegen das Kownoer V / Wk fordern EirrschreiLen gegen das WillkürurteU und Schutz für unsere memeldeutschen Brüder! Gerechtigkeit für Memel! „Ein Schrei der Entrüstung und Empörung gebt heute durch das ganze deutsche Volk. Gerechtigkeit für Memel! so schallt es in die Welt hinaus." Mit diesen Worten gibt der Volksbund für das Deutschtum im Ausland seiner berechtigten Empörung über das Schandurteil von Kowno leidenschaftlichen Ausdruck. Gerechtigkeit für Memel ist die unerbittliche Forde rung, die das gesamte Deutschtum im Interesse seiner ge knechteten Brüder im Memelland erhebt. Gerechtigkeit für Memel ist die Losung, in die in diesen Tagen alle Kund gebungen gegen das bittere Unrecht, das den Memel deutschen zngefügt wurde, ausklangen. Diese Forderung muß in der Welt gehört werden, vor allem in den Staaten, die sich als die Signatare des Memelstaruts bezeichnen. England, Frankreich, Italien und Japan müssen zu diesem Haßurteil, das über vier deutsche Menschen, deren Unschuld im Verlaufe des Prozesses offen zutage trat, die Todesstrafe verhängte und andere zu langen Zuchthausstrafen verurteilte, Stellung nehmen. Nach den in diesen Tagen im Geiste friedlichen Verstehens geführten Besprechungen in der Rcichshaupt- stadt kann nicht angenommen werden, daß sich England dem deutschen Einspruch gegen das bittere Unrecht von Kowno verschließen wird. Wir können nicht annehmen, daß in dem Augenblick, in dem die Großmächte alle An strengungen machen, um gerade auch im Osten den Frieden Europas zu sichern, der Gewaltakt von Kowno ihre Billigung findet. Das Presseecho, das das Kownoer Urteil in der ganzen kultivierten Welt hervorrief, beweist, vorsichtig ausgedrückt, zumindest die Bedenklichkeit des litauischen Vorgehens. In der englischen Presse wurden selbst die Berliner Besprechungen der englischen Minister durch das Urteil gegen die Memeldeutschen in den Schatten gestellt. Übereinstimmend wird das Kownoer Urteil, das in der gesamten englischen Presse größte Erregung auslöste, als ein weiteres schweres Hindernis auf dem Wege zum Frieden Europas angesehen. Die eng lische Zeitung „Times" weist besonders darauf hin, daß die Beschuldigungen kaum nachgeprüft worden feien, und daß vor allem von den zum Tode verurteilten Deutschen drei einwandfreie Alibis vorgebracht hätten. Ebenso sei die Behauptung, die Memelländer hätten einen gewalt samen Aufstand unternehmen wollen, nicht stichhaltig, weil man nur verschwindend wenig Waffen gefunden hätte, die zum Teil sogar den Förstern gehört haben sollen. — „Daily Mail" erklärt, es müsse festgestellt werden, daß es heute in Europa viele Störenfriede gibt, und daß die Moskauer Regierung vermutlich unter ihnen sei. Es scheine nicht fraglich zu sein, daß Moskau den schwachen kleinen litauischen Staat zu einer Politik der Nadelstiche gegen Deutschland ermutigt habe, die in einer schlechten Behandlung der vormaligen deutschen Staatsangehörigen im Memelgebiet bestanden habe. Dieses Gebiet sei von Deutschland .abgetrennt und den Alliierten zur Ver fügung gestellt worden. Während die Alliierren über sein Schicksal berieten, habe sich Litauen im Jahre 1923 mit Gewalt des Landes bemächtigt. Dieselbe Zeitung erklärt weiter, „dieses Gebiet sei jetzt eines der Sturm zentren in Europa geworden". Die Schweizer Presse erklärt mit aller Frei mütigkeit, daß die angeblichen „Staatsverbrechen" der Angeklagten nach wie vor in Frage stehen, zumal der Verlaus des Prozesses, vornehmlich die Zeugenverneh mung, ganz bedenkliche Mängel des litauischen Gerichts aufgedeckt hat. So dürfe als bewiesen gelten, daß wäh rend der Voruntersuchung die belastenden Aussagen durch Mißhandlungen und Drohungen erpreßt worden seien. Auch die amerikanische Presse lehnt mit aller Entschiedenheit dieses schmähliche Urteil der Willkür und des Hasses ab. Ein neuer schwerer Schlag sei auf diese Weise der „delikaten europäischen Friedensstruktur ver setzt worden," schreiben die Blätter. Gleichzeitig wird auf die Unmöglichkeit der Zu stände im Memelgebiet hingcwiesen und hervorgehoben, daß die deutsche Ablehnung eines Ost-Locarno durch ein der artig plumpes Unrecht neue Nahrung erhielte. Nur ein einziger Staal hat es für richtig befunden, der nüchternen Wiedergabe des Schandurteils von Kowno einige hetzerische Bemerkungen anzuschließen. Das war Frankreich. Dasselbe Frankreich, das sich in den letzten Wochen so gerne zum Schützer des Friedens Europas aufwarf, kann es sich nicht versagen, im Falle des Memelurteils von einer Verurteilung „nationalsozia listischer Terroristen" zu sprechen. Trotz dieser unfaßlichen Entgleisung wollen wir die Hoffnung nicht aufqeben, daß auch Frankreich im Verein mit den übriacn Signataren des Memelstatuts sich gegen den Gewaltakt von Kowno mit aller Eindeutigkeit er klären wird Wir Deutschen müssen Gerech tigkeit für Memel fordern. Gerechtigkeit um jeden Preis. Denn das Memelgebiet ist deutsches Land, nach seiner Geschichte, nach der Zusammensetzung seiner Bewohner, nach seiner Kultur und nach der überwiegen den Mehrheit der Bevölkerung. Das unerhörte Schrcckeusurtcil des Kownoer Kriegs gerichtes gegen die Mcmeldeutschcn hat nicht nur in Deutschland sondern in der ganzen Welt, soweit Recht und Gerechtigkeit noch gelten, Empörung ausgelöst. Ganz spontan ist es am Dienstag, dem Tag der Urteilsver kündung, in zahllosen deutschen Städten zu Kundgebun gen gekommen, in denen gegen diese unglaubliche Kuliur- fchandc Protest erhoben wurde, und am Mittwoch hat sich diese Welle der Erregung über ganz Deutschland fort gepflanzt. Uebcrall in deutschen Landen wird Gerechtigkeit für unsere deutschen Brüder im Memelgebiet ge fordert. In der Rcichshauptstadt hatte der Volksbund für das Deutschtum im Ausland und der Bund deutscher Osten für Mittwochabend zu Protestkundgebungen aufgefordert. Viele Hunderttausend,: von Menschen strömten aus allen Stadtteilen zu den vier Kundgebungsplätzcn. Transparente gaben der Erregung und leidenschaft lichen Empörung der Menge Ausdruck: „Wir protestieren gegen das Schandurteil! — Gegen Schmach und Schande! — Gegen das Blutgcricht von Kowno! — Volkswillc gegen die Willkür von Kowno! — Wo bleiben die Signa- tarmächte!?" Auf der Kundgebung im Lustgarten gab Dr. Stein acher der Empfindung Ausdruck, die das ganze deutsche Volk angesichts dieses Schreckensurteils beseelt und schil derte den Raub des Memellandes. Durch einen Gewalt streich haben die Litauer im Jahre 1923 die Franzosen, die als Treuhänder der alliierten Mächte das Mcmcl- gebict besetzt hielten, verjagt. Damals hat der französische Vertreter Pctianc in einer Proklamation fcierlichst Protest gegen den „blutigen Handschlag gegen das Memelgebiet" erhoben und ausdrücklich erklärt, daß die alliierten Mächte auch weiter ihre Autorität über dieses Gebiet ausübeu wollten. Dann sind die Franzosen abgezogen. Der Raub des Memelgebietcs ist nachträglich bestätigt worden, und das feierlichst erlassene Automoniestatut ist in nieder trächtigster Weise immer wieder gebrochen worden, über die Bevölkerung hinweg, die bei allen Wahlen sich mit erdrückenden Mehrheiten zu ihrer deutschen Gesinnung bekannt hat. Ist es ein Wunder, wenn auch im Memel land das Gesetz von Blut, Art und Sprache, das Gesetz des Volkstums, zur Erneuerung drängte und sich mit dem Geist des neuen Deutschland traf? Die litauischen Macht haber erkannten in ihrem schlechten Gewissen unter dem Eindruck des deutschen Aufbruchs den letzten Zeitpunkt, um deutschen Heimatsinn und deutsches Volkstum nieder- znbrecheu. Dr. Steinacher gab ein Bild der ruchlosen und ver brecherischen Justizkomödie, in der mittelalterliche Foltern zur Erpressung von Geständnissen angeweudet wurde. Ge dungene Spitzel, anonyme Polizeiberichte, eine lächerliche Waffensammlung von Revolvern und Jagdbüchsen, das waren die Unterlagen der blamablen Gerichtskomödie. Aufn. Keystone. Der Protest in Königsberg. Wir fordern heute Recht und Gerechtigkeit für das Leben und das Dasein wertvoller Menschen, deren ganze Schuld darin besteht, daß sie ihr Volk lieben und ihrer Heimat treu bleibe«! Nicht unsere Volksgenossen aus dem Memelland gehören auf die Anklagebank sondern die litauischen Gewalthaber, die alle bestehenden Rechtsgrundlagen den Garantwmach- ten zum Spott und Hohn mit Füßen treten und den Frie den gefährden! Wie soll man Vertrauen zu Pakten und Verträgen haben, wenn ein Staatswesen wie Litauen in der Lage ist, die Mcmelkonvention d«: Großmächten in solcher Weise vor die Füße zu werfen? Das Schreckensurteil von Kowno berührt das ganze deutsche Volk in seiner Hoheit und Würde, in seiner ganzen Ausdehnung über das Erdenrund! Zum ersten Mal in dem bitteren Kampf der Nachkriegszeit wagt es ein Staat, bloße Erhaltung der Volkstumsbeziehungen unter das Blutgericht zu stellen. Nicht um zu jammern und zu klagen sind wir hier, nein, um anzullagen. Und unseren leiden den Volksgenossen an der Memel, insbesondere den Opfern der verbrecherischen Justiz von Kowno, rufen wir zu: Ihr seid nicht mehr allein! Deutscher star ker Geist, lebendiges, leidenschaftliches Empfinden, ein neues Deutschland von 1VV Millionen ist mit Euch, stolz auf Euer Dulden und Bewähre«. Mehr denn je senken sich Eure Leiden in die Herzen des deutschen Volkes, und wenn heute in spontanen Kundgebungen deutsches Volk aus den Stra ßen Zusammentritt, so ist es Ausdruck dieser Gemeinschaft über die Grenzen hinweg. Dr. Steinacher schloß seine begeistert aufgenommenen Ausführungen mit einem Sieg-Heil auf den Führer und Reichskanzler. Trotz der deutlich fühlbaren leidenschaftlichen Erregung wahrte die Riesenmcngc unerhörte Disziplin und Besonnenheit. Das Deutschland- und Horst-Wessel- Lied klangen als Schwur zum nächtlichen Himmel auf. Telegramme an den Führer Von den Massenkundgebungen zum Protest gegen das Kownoer Blutnrteil wurden an den Führer und Reichs kanzler Ergebenheitstehegrammc gesandt, in denen es u. a. heißt: „Gewaltige Volksmenge, zu spontaner Memelkund gebung im Lustgarten versammelt, erhebt leidenschaftli chen Protest gegen Schandurteil Kowno, das alle Deut schen als Peitschcnschlag ins Gesicht empfinden. Mcmellän- der Not und Ehre aufruft alle Deutschen zu rückhalt loser Opfcrbercitschaft. Schwören, ist unwandelbarer Ge meinschaft einzustchcn für Mcmcllandes Recht und Frei heit. Vertrauen in glühender Verehrung Ihnen, dem Führer des deutschen Volkes." „Zu machtvoller Protcstkuudgcbung auf dem Witten berg-Platz versammelte Volksmenge erhebt schärfsten Pro test gegen Blutnrteil von Kowno. Bekunden unbedingte Trene zum deutschen Memclland. Empfinden Urteil von Kowno als Schlag gegen gesamtes Deutschtum! Geloben dem Führer des deutschen Volkes rückhaltlos Opfcrbereit- schaft für das deutsche Memclland!" „In zornigen: Schmerz und brennender Empörung wenden sich Tansende Deutscher, die auf dem Lauter-Platz versammelt sind, gegen das Schrcckcnsurtcil von Kowno. Ein rcchtsbrnchigcr Staat, der sei Jahren in der Ver achtung des Mcmelstatutes die Welt und im besonderen die Garantiemächte hcrausfordcrt, wendet sich jetzt in tük- kischem Justizanschlag gegen unser Heiligstes, gegen Blut und Leben deutscher Menschen. In heißer Liebe und tief ster Verbundenheit mit unseren kämpfenden Volksgenos sen geloben wir unverbrüchliche Treue dem großen deut schen Volk und seinem Führer Adolf Hitler, den wir in Ehrfurcht als deutschen Volkskanzler grüßen!" ,Me im Süden Berlins zur Protestversammlung auf- marschrerten Volksgenossen entbieten dem Führer Gruß und unbedingten Treueschwur mit allen Kräften für des deutschen Volks Not und Ehre zu jeder Zeit und Stunde einzutreten. Politischer Mordanschlag von Kowno ver höhnt einfachste Menschenrechte! Erwarten, daß den Deut schen Memellands das gegeben wird, was ihnen vor Gott und Menschen gehört. Ihr Recht und Ihre Freiheit!" Nächtliche Kundgebungen vor der Reichskanzlei Nach Schluß der großen Protestkundgebungen gegen das Kownoer Mordurteil formierten sich die Massen, ohne irgendeine Weisung, zu riesigen Demonstrationszügcn, Unter dem Gesang vaterländischer Lieder und unter Heilrufen auf den Führer zogen in unendlicher Reihen folge Zehntausend«: von Volksgenossen an der Rciöbskan;-