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20 Jahre zurück. IS. März: Deutsch-türkischer Sieg an den Dardanellen. Zu Beginn des Jahres 1915 beschloß England, an Stelle eines Großangriffs gegen die flandrische Küste die Dardanellen zu erobern, um hier die Ver bindung mit dein russischen Verbündeten zu ver suchen. Mit deutscher Hilfe hatten jedoch die Türken die Dardanellen in Verteidigungszustand gesetzt, um dem Angriff der Engländer und Franzosen ge wachsen zu sein. Am 19. Februar erfolgte die erste Beschießung der Dardanellenforts durch die feind lichen Kriegsschiffe, die ihren Flottenstützpunkt auf den Inseln Lemnos und Tenedos eingerichtet hatten. Nach siebenstündiger Beschießung gelang es den feindlichen Seestreitkräften am 25. Februar die türkischen Außenforts zum Schweigen zu bringen. Aber viel weiter füllten sie zunächst auch nicht kom men. Als am Morgen des 18. März die feindliche Flotte zu einem erneuten Angriff in die Meerenge der Dardanellen einlief, da empfing sie ein mörde risches Abwehrfeuer. Zahlreiche Minensperren riegelten die tiefere Einfahrt in die Meerenge ab. Sechzehn englische und französische Linienschiffe richteten das Feuer ihrer schweren Artillerie auf die deutfch-türkischen Forts und Befestigungen. Starke Verluste waren auf beiden Seiten zu verzeichnen. Aber diesmal kamen die englisch-französischen Ver bündeten nicht so leichten Kaufs davon. Die türki schen Batterien hatten dem englischen Linienschiff „Irresistible" schon schweren Schaden zuge fügt, als es plötzlich und unerwartet auf eine Mine lief. „Irresistible" versank in der Einfahrt der Dar danellen. Auch das Linienschiff „Ocean" brummte auf die Minensperren aus und sank. Das französische Linienschiff „Bo uv et", das durch die Küsten batterien zahlreiche Treffer erhalten hatte, lief schließlich auch auf eine Mine. Innerhalb von 50 Sekunden kenterte der Koloß und nahm fast die gesamte Besatzung (über 600 Mann) mit sich in die Tiefe. Nach dem Verlust von drei großen Linienschiffen, zogen sich die feindlichen Kriegs schiffe schleunigst wieder aus der Einfahrt zutück. Sie hatten eine empfindliche Niederlage erlitten; die deutsch-türkische Waffen brüderschaft aber feierte einen großen und entscheidenden Sieg. Md. Hel-snge-enkseier in Dresden Anläßlich des Heldengedenktages fand auch in Dres den eine eindrucksvolle Kundgebung statt, an der sich außer der Staatsregierung und sämtlichen Truppenteilen des Standortes Dresden auch Polizei, SA und SS, Ab teilungen der PO, der TN und des Luftschutzes sowie des Luftsportverbandes, des NSDFB, des Kysfhäuserbundes, der Freikorps- und Baltikumkämpfer, der HI usw. be teiligten. Auch die neue Reichsluftwaffe nahm erstmalig als geschlossener militärischer. Verband an einer öffent lichen Veranstaltung , teil. Die Beteiligung der Bevö l k ernng an der Heldengedenkseier war außer ordentlich stark, so daß sich auf dem Kundgebungs- Platz und in den angrenzender! Straßen eine nach vielen Zehntaufenden zählende Menschenmenge zusammen- drüngte. Der Befehlshaber im Wehrkreis IV, Generalleutnant List, schritt mit Rcichsstatthalter Mutschmann die Front der Verbände, der Truppe und der Schwerkriegs beschädigten, die in ihren Rollstühlen einen besonderen Ehrenplatz gefunden hatten, ab. Punkt 9 Uhr marschierte, ohne Musik, die Fahncn- kompagnie mit den 52 umflorten Feldzeichen der alten sächsischen Armee vor der Ehrentribüne auf. Wehrkreis- Pfarrer Münchmeyer wies auf die Bedeutung des Tages für das deutsche Volk hin. Dann erklang, während sich die Fahnen zum Gruß senkten, das Lied vom Guten Kameraden. Ser Heldeiümps des Am « Md. Zum 65. Geburtstag Lettow-Vorbecks am 20. März. Pflichterfüllung bis in den Tod — das war das Lcbensmotto des Generals von Lettow-Vorbeck. Der Höhepunkt seines Lebens war zweifelsohne die ent schlossene Verteidigung der ihm als Kommandeur der Schutztruppe „Ost" anvertrauten Kolonie Deutsch- Ostafrika. Als er Weihnachten 1913, wenige Monate vor Aus bruch des Weltkrieges, nur bewaffnet mit einer Gram matik der Sprache der Suaheli, des ostafrikanischen Küstenvolkcs, seine Stellung in Ostafrika antrat, wußte er, daß ihn eine Aufgabe von ungeheuren Ausmaßen erwartete, daß es gegebenenfalls galt, eine Kolonie von riesenhaften Ausmaßen zu verteidigen, deren Umfang um mehr als das Doppelte größer war als das Deutsche Reich; eine Kolonie, die von Deutschland zu aussichts voller Blüte gebracht worden war, nur z u geeignet, den Neid und die Begehrlichkeit machtlüsterner Völker, ins besondere des erratischen. an wecken. Wagcnborg-Dildmaterndienst Unser Lettow hät in der Tat das Wort wahrgemacht, das sein Vater, der Hauptmann in Saarlouis war, sprach, als er den Tauftext erfuhr, der für den am 20. März 1870 zur Welt gekommenen Jungen gewählt war, — dieser lautete: „Was, meinst du, will aus dem Kindlein werden?" Dazu dann der Vater: „Mit Gottes Hilfe mal ein tüchtiger Soldat!" Nun, das ist eingetroffen! Mit achtzehn Jahren trat Paul von Lettow-Vorbeck im Jahre 1888 als Fähnrich beim 4. Garderegiment, zn Fuß ein. Seine Offiziers laufbahn war dann die übliche, doch trat sehr bald bei Lettow nach dem Besuche der Kriegsakademie und des Großen Generalstabes sein lebhaftes Interesse für über seeische Besitzungen hervor. Er wurde bereits im Sommer 1900 als Adjutant zur 1. Ostasiatischen Jnfan- teriebrigade versetzt, zeichnete sich bei den Kämpfen gegen die chinesischen Boxer aus und trat dann nach weiterem ^ermarorenp oer ven „Eltfavetyern" im Jahre 1M4 bei Ausbruch des dortigen Aufstandes in die Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika über, wo er sich bei den heißen Kämpfen gegen die Hereros und Hottentotten außerordentlich hervortat und schwer verwundet wurde. Bei weiterem Heimatdienst dann im Jahre 1909 zum Kommandeur des 2. Wilhelmshavener Seebataillons und zum Oberstleutnant aufgerückt, wurde er imDezember 1913 mit der Vertretung des Kommandeurs der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika beauftragt, zu deren Komman deur er im April 1914 selbst aufrückte. Hier begann Lettows ganz besonderes Heldentum, desgleichen so bald nicht gefunden werden dürfte. Mit 3000 tapferen ein geborenen Soldaten, den sogenannten Askaris, und einigen tausend weißen Freiwilligen verteidigte er Ost afrika jahrelang trotz größten Mangels an Kriegsmaterial erfolgreich gegen die feindlichen Heere, trat dann, vor der Übermacht zurückweichend, auf portugiesisches Gebiet über nnd führte auch dort noch einen erfolgreichen Kleinkrieg, bis ihn der Waffenstillstand von CompiLgne vom 11. November 1918 zur Übergabe Deutsch-Ostafrikas nötigte. Nach kurzer Dienstzeit in der Reichswehr nahm er 1920 seinen Abschied. Seit 1930 lebt er in Bremen. Hart wie nur einer, vielleicht gar einsam im Innern, steht der General heute da, die Verkörperung einer großen heldenhaften Vergangenheit und doch Träger des Ge dankens vom Dritten Reich, das den Kampf gegen das Geltungsbedürfnis des einzelnen ausgenommen hat, Lettow-Vorbeck war es niemals gegeben, sich herauszu stellen. Er ist kein Freund davon, sich feiern zu lassen. In der schlichten feldgrauen Uniform, geschmückt allein mit dem Eisernen Kreuz und dem Lour Is mörits, lebt er heute in seiner Zurückgezogenheit, Verkünder des Gesetzes von der Pflicht, dem wir alle uns unterworfen haben im Glauben an die Wiedergeburt unseres Volkes. Gelegentlich eines Aufenthalts in London im Dezember 1929 verstand es sogar der Engländer bei einem Festessen seiner Bewunderung für Lettow in ritterlichster Weise Ausdruck zu geben. Lettow hatte ihnen gezeigt, was deutsche Pflichttreue heißt, hatte allezeit fest- gehalten an dem Spruch seines alten Wappens „Bricht der Anker, hält der Mann!" Davon sind gerade die ostafri kanischen Gedenktage Zeuge, so das Gefecht bei Tanga von Anfang November 1914, wo Lettow mit 300 Pflan zern und 600 Askaris 8000 Engländer und Inder fchlug. So der Kampf vom 19. Januar 1915. wo Lettow bei Jassin drei indische Kompanien gefangennahm. So der Tag von Mahiwa, wo Lettow mit 1500 Mann eine brit-sche Division am 18. Oktober 1917 schlug, bis dann schließlich der Waffenstillstand am 25. November 1918 auch diese Heldenschar nötigte, die Waffen zu strecken: nur erbeutete portugiesische und englische Gewehre! Nicht Lettow hatte kapituliert, sondern Weimar. Unbesiegt blieb Paul von Lettow-Vorbeck, der Held Ostafrikas, der Netter deutscher Ehre im fernen, schwarzen Weltteil, — ihm seien darum zu seinem 65. Ge burtstag, am 20. März, die herzlichsten Glückwünsche dar gebracht! Möge er noch lange für Land und Volk in vor bildlicher Pflichterfüllung wirken können! „Sage und Sang die Steppe durchfliegt, von dem Löwen aus Nord, den sie niemals besiegt!" Generalleutnant List sprach seine Freude darüber aus, bei der Gedenkfeier Vertreter aller Verbände und aller Schichten der Bevölkerung zu sehen; denn daraus gehe hervor, daß sich mit der Wehrmacht als der Hüterin des Erbes der alten Armee die gesamte Bevölkerung der Stadt nnd darüber hinaus im Reich das ganze deutsche Polk znsammenschließe. Daß das so sei, sei nur dem Frontsoldaten des Weltkrieges, Adolf Hitler, zu verdan ken. Die Tugenden der toten deutschen Soldaten haben sich auf die gegenwärtige Generation vererbt und sie haben uns damit aufs heiligste verpflichtet, ihnen nach- zneifern nnd es ihnen gleichzutun. Erst dann haben wir den Gefallenen unseren Dank abgestattet. Adolf Hitler habe durch sein Gesetz über den Aufbau der Wehrmacht den entscheidenden Schritt getan, die seit der Machtergrei fung angevayute Wehrerziehung umzugestalten zur tat sächlichen Wehrhaftmachung des gesamten deutschen Volkes. Wir alle wollen nicht Rache und Wiedervergeltung, w i i wollen den Frieden. Aber dieser Friede mutz ein Friede der Ehre und des Rechtes sein. Das ist das Vermächtnis unserer Toten. Diese Toten soll ten heute dadurch geehrt werden, daß an die 52 Feld zeichen der alten Sächsischen Armee, unter denen die sächsischen Kämpfer des Weltkrieges gestritten und gesiegt hätten und gestorben seien, das Ehren kreuz der Kämpfer angebracht werde. Unter den Klängen des alten Knrsächsischen Präsen- tiermarsches heftete Generalleutnant List die Ehrenkreuze an die Fahnen, um dann erneut das Wort zu ergreifen. Aus den Augen der anaetretenen Abteilungen lebe er das v« UoH VON MsiLNSM Lin^bsntSuskromÄNktus cism nök6l!LftsnLcstwscien von l.,u<fwig Osisn erhrdü-erchmchui!: vmKrnlgidivck 32s „Robert? Hier ist Dan! Gib Alarm, laß deine Kom panie zum Markt abrücken!" „Was zum Teufel ist los?" „Ausstand der Lappen! Ich fürchte, sie wollen Olstenna aus dem Hotel holen." „Ja, aber ...!" „Zum Fragen ist keine Zeit! Laß ausrücken, ehe es zu spät ist!" „Sofort, Robert!" Der Polizeimeister hängt an urtd stürzt wieder hinaus auf die Straße. Er erkennt mit einem Blick, daß seine Be fürchtungen nicht grundlos waren. Bärilaks Worte haben aus den friedfertigen Lappen rasende Menschen gemacht. Sie schreien und stimmen Bärilak zu. Die Lappen ballen sich zu einem Haufen, der auf das Hotel von Chri stiansen zudrängt. 4- Im Hotel Christiansen, das nicht viel mehr als eine saubere reinliche Schenke ist, wird man auf die Vorgänge auf dem Markt aufmerksam. Der Hoteldiener kommt hereingestürzt und ruft erregt: „Sie kommen ... sie kommen! Sie wollen den Herrn Grafen herausholen!" Bentham und Olstenna wechseln einen Blick. Unwill kürlich fassen sie nach den Büchsen. Hanna ist sehr bleich geworden. „Was gibt es?" fragt sie laut, daß sich aller Blicke ihr zuwenden. „Bärilak hetzt die Lappen auf!" ruft der Hoteldiener voll Erregung. „Er sagt ... der gnädige Herr sei ... der Wolf selber, der die Gegend unsicher mache!" „Der Teufel!" ruft Christiansens Baß durch den Raum. „Rasch, Burschen, schließt die Tür ab. Springs, Karel ... läute die Polizei an! Noch besser die Garnison." Aber es ist bereits zu spät. So zögernd der Vorstoß gegen das Hotel einsetzt, so impulsiv kommt er mit einem Male. Plötzlich steht Bärilak, der den gewaltigen Haufen an führt, mit sechs feiner Kameraden im Schenkraume. „Dort ist der große Wolf!" schreit Bärilak außer sich vor Zorn und deutet auf Olstenna. Eine Hand fährt empor, ein Messer faust durch die Luft am Kopfe Olstennas vorbei. Ein Aufschrei geht durchs Lokal. Der Lappe scheint für einen Augenblick selber entsetzt. Man will sich auf ihn stürzen, aber Olstenna ist vorgetreten. Er steht dicht vor Bärilak und sieht ihn an. „Geh ...!" sagt er ruhig. „Du willst meinen Tod!" „Ich will deinen Tod!"* „Geh, Bärilak ... geh, sage ich dir, ehe man kommt und dich verhaftet. Geh ... ehe man dir die Freiheit nimmt." „Was kümmert dich meine Freiheit!" entgegnet Barilak, und seine Finger zucken, als müßten sie jeden Augenblick Olstenna an den Hals fahren. „Warum bist du nicht ge kommen, hast dich gestellt zum ehrlichen Kampfe?" „Hast du mich gerufen?" „Ich habe dich gerufen!" „Mein Ohr hat deine Botschaft nicht gehört!" „Hat es dir die ... weiße Taube, die in deinem Hause lebt, nicht gesagt?" Unwillkürlich blickt Olstenna auf Hanna. Das Mädchen ist rot vor Verlegenheit geworden. Sie ruft Bärilak zu: „Er spricht die Wahrheit! Eich habe es nicht gesagt!" Bärilak scheint sehr überrascht. Er will sprechen, aber Olstenna fällt ein: „Höre mich, Bärilak! Du tust mir Unrecht. Du nennst mich den großen Wolf! Ich bin ein Mensch wie du, wie alle. Du weiht, was mir der Wolf von Olstenna angetan hat. Ich jage den Wolf! Ich habe einen Schwur getan, daß ich oder er fallen muß. Laß mir Zeit ... die Monde dieses Jahres! Ich gebe dir hier vor allen Menschen mein ehrliches Wort, daß ich am dritten Tage, da das neue Jahr hereingebrochen ist, zu dir komme. Ich stelle mich dir zum Kampfe. Besiegst du mich, magst du mich töten! Dann bin ich in deiner Hand!" Bärilaks Blick ruht lange auf dem Antlitz des Olstenna. „Wo ist Märtjä?" „Sie lebt in der Stadt Paris!" „Schwöre mir, daß sie lebt!" „Ich schwöre es, daß ich sie lebend verlassen habe vor einem Jahre, und wenn du willst, werde ich ihr schreiben, daß sie sofort heimkehre. Ob sie auf mein Wort hört, weiß ich nicht, aber ich will es tun, wenn du es magst!" „Und ... wirst du diesen Brief jetzt schreiben?" „Es soll geschehen! Die Herren hier mögen es be zeugen." „Du hast kein Recht auf Märtjä mehr?" „Ich habe nie ein Recht auf sie gehabt!" Es scheint, als wenn Bärilak aufatmet. Bärilak hört das Schreien der Lappen draußen auf der Straße. Er wendet sich seinen Begleitern zu. „Geht, sagt den Brüdern, daß Frieden geschloffen sei zwischen Bärilak und dem Herrn von Olstenna!" Sie gehorchen ihm aufs Wort, und so schnell wie die Lappen empört waren, so schnell sind sie wieder ruhig, und als eben die Kompanie, geführt von Hauptmann Stifjäten, anrückt, da ist alles wieder still. Der Polizeimeister staunt und freut sich, daß ein Ein greifen nicht nötig ist. Stifjäten übergibt das Kommando Ler abrückenden Truppe seinem Leutnant und geht mit dem Polizeimeister in Christiansens Hotel. Sie sehen erstaunt, wie Olstenna an einem DWe sitzt und einen Brief schreibt. Bärilak sieht ihm zu, in feinem schönen Gesicht zuckt nicht eine Miene. Olstenna blickt auf und sicht den Polizeimeister mit dem Hauptmann emtreten. (Zortsttznng fvlM