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er« üt« ch 40r 00: an es« er« ine bis en- Ät S5: »er ar! nd ei- tag vs« bei en. och rer nit Nr. 69 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Tclegr.-Adr.: „Tageblatt' Freitag, den 22. März 1935 Postscheck: Dresden 2640 Deutschland weist die Proteste Italiens u. Frankreichs zurück Will Frankreich künftig weiterhin auf seinem Stand punkt des Beharrens am Golde bestehen, so wird es'sich dazu bequemen müssen, w«t mehr als bisher Erzeugnisse ans den Goldblockländern, besonders aus dem schwer unter dem Ausfuhrmangel leidenden Belgien, einzuführen. Um so mehr, als auf der letzten Konferenz der Goldblock länder 1934 die Vereinbarung getroffen worden war, den Warenaustausch innerhalb dieser Läudergruppe nm wenigstens 10 Prozent zu steigern. Daß Frankreich selbst den Ernst der Lage, die Schwie rigkeit, die Goldblockländer beim Goldstandard zn behal ten, erkennt, geht ans der Rührigkeit hervor, mit der sich die französischen Minister Flandin und Germain-Martins für die Herbeiführung einer internationalen Verständi gung in den Währungsfragen einsetzen. Geplant ist die Schaffung eines internationalen Devisenfonds bei einer Zenttalstelle, der die Überwachuna der führenden Welt« flugzcu'ge sollen auf eine Stärke von 1500 gebracht werden. Nach den Meldungen aus London scheint die englische Regierung ihre Teilnahme an den Pariser Besprechungen am Sonnabend mehr als eins Höflichkeitsgeste gegenüber Frankreich zu betrachten. Der Beschluß der französischen Regierung, den Völkerbund mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland zu befassen, wird in England fast einmütig verurteilt. Die „Times' meinen, nichts sei bester geeignet, eine Rückkehr Deutschlands nach Genf zu verhindern, als eine Anklage vor dem Völkerbundsrat, der nichts weiter als eine formale Erklärung abgeben könne. Der Völkerbund werde in den deutschen Augen noch mehr das Ansehen einer deutschfeindlichen Vereini gung erhalten. Der französische Beschluß sei daher tief bedauerlich. Wenn die englische Re gierung dennoch den Lordsiegelbewahrer Eden nach Paris schicke, so tue sie es, um Frankreich und Italien über den englischen Ministerbesuch in Berlin zu beruhigen. Lordsiegelbewahrer Eden wird mit dem englischen Außenminister Simon gleichzeitig in Berlin eintreffen, um die Besprechungen mit dem Führer und Reichskanzler durchzuführen. Am 26. März führt dann Eden mit dem Londoner Sowjetbotschäfter Maisky nach Moskau. Am 1. April trifft Eden dann in Warschau ein. Außenpolitische Aussprache lm englischen Anlerhaus. Im englischen Unterhaus fand am Donnerstagabend die angekündigte große Aussprache über die englische Außenpolitik statt. Der englische Oppositions führer Lansbury führte dabei u. a. aus: Die Zeit sei jetzt gekommen, daß England etwas mehr für den Frieden tue, als es bereits getan habe. Deutschland habe eine Herausforderung begangen. Das so begonnene Wett rüsten werde unvermeidlich zum Krieg und zur Zer störung der Zivilisation führen. England müsse Simon mit einem gänzlich neuen Auftrag nach Berlin schicken. Es müsse sich bereit erklären, mit den anderen Nationen einer Internationalisierung der großen Luftwege der Welt zuzustimmen, die allen Ländern offenstehen müßten. Lansbury schlug eine Welt konferenz zur Prüfung aller Fragen vor, die die Nationen entzweiten. Für die liberale Opposition sprach Sir Herbert Samuel. Er vertrat den Standpunkt, daß nichts ge schehen dürfe, was Simon bei seinen höchst schwierigen Verhandlungen in Verlegenheit bringen könne. Deutsch land soll über die Haltung Großbritanniens nicht im Zweifel gelassen werden: Gleichheit des Status für Deutschland — ja; militärische Vorherrschaft Deutschlands — nein. (Beifall.) Simon, fo schloß Samuel, gehe als der Abgesandte der englischen Nation nach Berlin; er könne sich rückhaltlos auf die geschlossene nationale Meinung des Landes stützen. (Beifall.) Keine Völkerbundssondersitzung vor den englischen Besuchen. In englischen Regierungskreisen wurde die Ansicht vertreten, daß voraussichtlich keine Sondersitzung des Völkerbundes einberusen werde, bevor die britischen Besuche in Berlin, Moskau und Warschau stattgefunden haben. Lordsiegelbewahrer Eden erklärte in Beantwortung einer Anfrage im Unter haus: ^Der Völkerbundsrat wird am 13. Mai zu einer Währungen obliegen soll. Die Zeit drängt um so mein zur Tat, als tatsächlich die neuen Stützungsmaßnahmcu für den Belga keine durchgreifende Bereinigung ru schwierigen Währungslage bedeuten. Die Unsicher!'ei über die Zukunft des Belga bleibt nach wie vor bestehen, ebenso wie die über den Gulden, den schweizerischen Franken oder die italienische Lira, die trotz ihrer beacht lichen Golddeckung heute weit ungesicherter sind als die vom Gold gelösten Währungen. Zur Bannung der Wirtschaftsnot, zur Sicherung der Währung bedarf es, wie das deutsche Beispiel zeigt — Deutschland hat sich vom Golde getrennt ohne seine Wäb- rung auch nur im entferntesten preiszugeben — in erster Linie des Vertrauens und der Mitarbeit einer ganzen Ration. Aus diese Erkenntnis muß auch im Ausland wieder zurückgegriffen werden, wenn das Wäh- rungschaos beseitigt werden soll, - Gold oder nicht Gold? Belgien in einer ernsten Krise. Sekt dem letzten Pfundsturz Anfang März ist der Währungs Wirrwarr von Tag zu Tag größer ge worden. Eine Unsicherheit ohnegleichen herrscht in den meisten großen Wirtschaftsstaaten. Die Gold block - 1 ander, das sind die Staaten, die unbedingt an der Goldwährung festhaltcn wollen, nämlich Frankreich, Belgien, Schweiz, Holland und Italien, stehen vor der einschneidenden Frage: am Gold festhalten oder vom Gold abgehen? Die vom Gold abgcgangenen Länder, vor allem England und die Staaten des sogenannten Sterlings klubs (Skandinavien, Dänemark usw.) fragen sich, ob es ihnen mit Hilfe einer nochmaligen Abwertung ihrer Wäh rungen möglich sein wird, ein zweites Mal einen Sonder gewinn, einen Währungsgewinn im internationalen Warengeschäft hereinznholen. Alles ist in Unruhe, in Unsicherheit, in Bewegung. Kein Staat, weder die gold reichen, noch die mit den entwerteten Valuten, sind in der Lage, größere Handelsabkommen auf längere Sicht ab- zuschließeu, weil niemand weiß, welchen Wert die Wäh rung des Handelspartners in wenigen Wochen haben wird. Am stärksten in die Krise der Goldblockländer wurde in diesen Tagen Belgien hineingezogen. Dieses kleine Land mit seinen über acht Millionen Einwohnern spürt die Währungskrise besonders deshalb so stark, weil es über eine außerordentlich hochentwickelte Industrie, vor allem reiche Kohlen- und Eisenlager, ausgedehnte Eisenhütten und Stahlwerke, Glas- und Zementfabriken ^rfügt, die sämtlich auf Ausfuhr angewiesen sind und weil das Inland nicht imstande ist, die Er zeugnisse des Landes, vor allem die Jndustrieerzengnisse, in vollem Umfange aufzunehmen. Seitdem aber England das Pfund entwertet hat, wird die teuerere belgische Jndustrieware überall auf, den Weltmärkten von den billigeren englischen Erzeugnissen zurückgedrängt. Absatz stockungen entstehen. Die Arbeitslosigkeit und mit ihr die politische Unzufriedenheit, wachsen von Monat zu Monat. Ein Teil der industriellen Kreise beantwortet diesen Druck mit der Forderung nach einer Abwertung des belgischen Francs, des Belga, um auf diese Weise, wie sie mut maßen, nach dem englischen Beispiel, der Ausfuhr Tür und Tor zu öffnen. Dabei übersehen sie allerdings, daß je mehr Länder auf dem Weltmarkt durch Währungs entwertungen unterbieten, desto kleiner der Kreis der Gewinner wird. In politischen Kreisen Belgiens dagegen ist man der Auffassung, daß der Goldstandard unter allen Umständen gehalten werden mutz. Diese währungspolitischen Meinungsverschiedenheiten haben nicht zuletzt zum Sturz der belgischen Regierung geführt. Der Rücktritt des Kabinetts kam um so überraschender, als der belgische Außenminister Hymans nach seiner Rückkehr ans Paris zu Ayfang der Woche die Zustimmung der überwiegenden Mehrheit des Landes hinter sich zu haben schien, als er erklärte: „D e r Belga ist gerettet', und eine neue Devisengesetz gebung eingeführt wurde. Zweck der Pariser Reise des belgischen Ministers war eine eingehende Erörterung der schwierigen währungs- und handelspolitischen Lage Bel chens gewesen. In handelspolitischer Hinsicht wär diese Reise eine einzig große Enttäuschung. Zur Stützung der Währung wurde sogleich eine scharfe Devisenkon- irollein Belgien eingeführt. Diese Maßnahmen sanden aber nicht die Gegenliebe der breiten Öffentlichkeit. Die Gegner des Goldstandards betonten immer wieder, daß diese Maßnahmen nur einen Aufschub der Krise'darstellten, an der eigentlichen Wührungskriseaber vorübergmge». So kam es zum Sturz des belgischen'Kabinetts. Tatfache ist, daß es unter allen Wirtschaftsstaaten der Erde den Goldblockländern, den Ländern, die die „Sicherheit* ihrer Währung in Form von Gold barre« in den Tresoren ihrer Notenbanken liegen haben, am ch lechtesten geht. Obgleich der Belga seine gesetzmäßige Golddecke von Al Prozent ngch um 20 Prozent überschreitet, ist Belgien mit am schärfsten in das Krisennetz verstrickt. Das liegt nicht zuletzt daran, daß vor allem die goldreichste Macht der Erde, Frank reich, die sich stets mit viel schönen Reden zum Schützer der Goldmächte aufgeworfen hat, allen belgischen Vor schlägen auf Zugeständnisse in der Außenhandelsfrage als der Voraussetzung für den Währungsschutz ver schlossen hat. Immer wieder, zuletzt erst bei dem Pariser Besuch vom letzten Sonntag, haben die belgischen Fach kreise darauf Hinweisen lckffem daß ihr« Wahrung nur dann gesichert bleiben kann, wenn sie sich auf ein gut funktionierendes Außenhandels s y st e m stützt. Trotz dieser Hinweise hat Frankreich im letzten Jahr die belgischen Erzeugnisfe immer mehr von seinem Jnlands- markt abgedrängt und damit die Not der belgischen Wirt schaft bedenklich verschärft. Während die Wirtschafts union Belgien-Luremburg weitaus der beste Kunde Frankreichs ist und 1934 noch für 1977 Millionen Francs Waren aus Frankreich bezog (gegen 2240 Millionen Francs im Jahre 1932), hat Frankreich seine Einfuhr ans Vclgien-Lurembnrg. 1934 auf 1740 Millionen Francs »egenüber 2447 Millionen Francs 1932 verringert. In Beilin begegnet man all den Noten und dem französischen Schritt beim Völkerbund mit der größten Ruhe. Bisher hat sich der Anrufung des Völkerbundes durch Frankreich kein anderer Staat angeschloffen. Aller dings hat man in Rom zum Ausdruck gebracht, daß Italienmit dem französischen Schritt grundsätzlich ein verstanden sei. Hieraus ist jedoch nicht zu folgern, daß Italien und Frankreich sich über die nächsten Maßnahmen einig wären. Selbst in Paris besteht eine gewisse Unsicherheit. Man könne nicht gleichzeitig versuchen, Deutschland aus dem Völkerbund zu entfernen und es auf der anderen Seite anffordern, wieder einzntreten — schreibt z. B. die Pariser Zeitung „Iourna l'. Weiter wird in der Pariser Presse zum Ausdruck gebracht, daß Frankreich entweder ein Verfahren gegen Deutschland vor dem Völkerbundsrat hätte einleiten oder seine Hoffnung auf die Pariser Besprechung mit Lordsiegel bewahrer Eden und dem italienischen Nnterstaatssekretär Suvich hätte setzen müssen. Beides zu gleicher Zeit sei unmöglich. Diese Unsicherheit ergab sich auch in der Rede des französischen Ministerpräsidenten Flandin im Senat, der die Welt von einer angeblichen französischen Abrüstung zu überzeugen suchte. Das ist ihm jedoch schlecht gelungen. Flandin hat ferner versucht, eine Ver letzung des Versailler Vertrages durch Deutschland zn konstruieren und hat sich auf den A r t i k c l i 1 der Völkerbundssatzung berufen. Im Absatz 2 dieses Artikels 11 heißt es: „Es wird ferner erklärt, daß jedes Bundesmitglied das Recht hat, in freundschaftlicher Weise die Aufmerksam keit der Bundesversammlung oder des Pates auf jeden Umstand zu lenken, der geeignet ist, die internationalen Beziehungen zu berühren und in der Folge den Frieden oder das gute Einvernehmen unter Nationen, von denen der Frieden abhängt, zu stören.' Wohlweislich hat Flandin vermieden, etwa auf den Artikel 8 der Völkerbundssatzung einzu gehen: „Die Mitglieder des Bundes bekennen sich zu dem Grundsatz, daß die Aufrechterhaltung des Friedens es nötig macht, die nationalen Rüstungen auf das Min destmaß herabzusetzen, das mit der nationalen Sicher heit und mit der Durchführung der durch ein gemein- fames Handeln auferlegten internationalen Verpflichtun gen vereinbar ist.' Frankreich hat innerhalb des Völker bundes praktisch für die Durchführung dieses Artikels nichts getan. Frankreich hat die Abrüstung sabotiert ,md hat durch die Einführung der zweijährigen Dienstzeit bewiesen, daß cs nicht gewillt ist, feine in der Präambel der Bölkerbundssäkung eingegangenen Abrüstungsver- pslichtungcn zu erfüllen. Erst angesichts dieser Tatsachen hat Deutschland mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht geantwortet. Deshalb ist man in Genfer Völkerbnndskreisen peinlich berührt, weil man weiß, daß durch die Schuld Frankreichs die Genfer A b r ü st u n g s b e s p r e - chungen seinerzeit ein klägliches Ende gefun den haben. Daß Frankreich gar nicht an Abrüstung denkt, beweist neuerdings der Vorstoß des französischen S»fb> fahrtminifters, General Den «i», der im Luftfahrtaus schuß der Kammer forderte, die Herstellung des Materials für di« Luftmacht, besonders der schweren Verteidigungs maschinen, zn beschleunigen. General Dena in teilte daraufhin dem Ausschuß mit, daß er dem Parlament unverzüglich eine neue Kreditfordern ng vor legen werde. diefichauf 1 )4 MilliardenFranes belaufen würde. Dem Luftfahrtminister stehen also für 1935 Kredite in Höhe von 3-4 Milliarden Francs zur Verfügung. Die jetzt in Frankreich vorhandenen Hüll Militär. MmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Da» »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lv Rpfg. Alle Postanstalten und Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. 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