Volltext Seite (XML)
MisdrMer Lasevlatt 2. Blatt zu Nr. 63 — Freitag, den 15. März 1635 Tagesspruch Auch an Dornen fchlt's wohl nicht, denk' ich, wenn ich Rosen sehe; Rosen sind wohl in der Nähe, denk' ich, wenn ein Dorn mich sticht. Der Held vsn „Ll 9". 18. März 1915. Der Kommandant von „U. 9", der mit seinem kleinen Boot die drei englischen Panzerkreuzer „Ho- guc",„Aboukir" und „Cresfy" am22.Sep tember 1914 ver senkte und der noch zahlreiche andere er- solgreiche U-Boot- Fahrten durchge führt hat, war im Februar 1915 zum Kommandanten eines größeren U- Bootes, „U. 29", er nannt worden. Mit Freude und Begei sterung übernahm Otto Weddigen das neue Kommando und hoffte, mit ihm die Reihe seiner- schönen Erfolge bald des ersten Ü-Boot- krieges stellte aber allen U-Bootkommandanten und damit auch Otto Weddigen mancherlei neue Aufgaben, die nicht ganz leicht waren. Am 4. März lief er mit „U. 29" zum erstenmal zu einer Fernunternehmung, die ihn zum Handelskrieg in die Irische See führen sollte, aus der Ems aus. Eine Maschinenstürung zwang ihn, am 6. März Ostende anzulaufen. Auf der Höhe von Cherbourg lief Weddigen die erste Beute vor den Bug. Ein englischer Dampfer war es. Seine Besatzung wurde auf ein neu trales Schiff gebracht und daun der Engländer versenkt. Noch am gleichen Tage fiel Weddigen ein französischer Dampfer ebenfalls zum Opfer. Auch der nächste Tag war erfolgreich. Nicht weniger als drei englische Dampfer wurden von Weddigen in der Nähe der Scillyinseln am 12. März versenkt. über die weitere Fahrt Otto Weddigens gibt es nur noch Vermutungen, denn von hier ab fehlt jede direkte Nachricht von ihm. Lediglich die Tatsache, daß sein Boot am 18. März von einem englischen Linienschiff gerammt und vernichtet worden ist, bleibt sicher. Weddigen muß nach den ersten Erfolgen im Handelskrieg um Irland und Schottland herum den Heimweg angetreten haben, wahr scheinlich mit der Hoffnung, in den nördlichen Gewässern der Nordsee auf feindliche Kriegsschiffe zu stoßen. Denn dem kühnen und wagemutigen Kommandanten wird der Angriff auf Kriegsschiffe sicherlich als das Erstrebens wertere gegolten haben. Es ist geradezu erstaunlich, welches Kriegsglück Otto Weddigen auch hier wieder hatte. War schon die Versenkung der drei Panzerkreuzer eine Tat, zu der noch kein anderer U-Bootkommandant Ge legenheit gehabt hatte, so fiel ihm auch jetzt wieder die große Chance zu. Was noch keinem anderen U-Boot geglückt war, „U. 29" glückte es: mit der großen englischen Flotte zusammenzutreffen und zum Angriff auf sie zu kommen. Daß Weddigen bei diesem Angriff, den er sicher lich ebenso ruhig und zielsicher angesetzt haben wird wie alle früheren, zugrunde gehen mußte, ist die große Tragik in seinem Leben, unzweifelhaft aber auch für ihn und seine Besatzung der schönste Tod gewesen. Rach den amtlichen englischen Berichten waren am 18. März das 1., 2. und 4. englische Schlachtgeschwadcr in der Nordsee östlich von Scapa Flow mit Verbands- Aum Tode Otto Weddrngs Otto Weddigen (Wagenborg Bilderdienst.) fortsetzen zu können. Der Beginn Übungen beschäftigt. Eine U-Bootsicherung durch Zer störer war nicht vorhanden. Auf diese 22 englischen Schlachtschiffe traf Weddigen plötzlich. Was lag näher, als sofort anzugreifen? Zwischen zwei Kolonnen des 1. Geschwaders fuhr er vorsichtig hindurch. In dem Augenblick aber, als er auf eins der englischen Linien schiffe seinen Torpedo abgeschossen hatte, wurde er von den anderen Schiffen bemerkt. Sofort drehten die Ge schwader ab. Weddigen hatte getaucht. Als er vorsichtig das Sehrohr wieder ausfuhr, muß er sich gerade vor der Linie des hinter den anderen herkommenden 4. Geschwa ders befunden haben. Im gleichen Augenblick aber sah auch der wachhabende Offizer auf dem Linienschiff „Dreadnought" das Sehrohr dicht voraus, drehte hart auf das U-Boot zu, und wenige Minuten später rannte der schwere Linienschiffkolotz über das U-Boot hinweg, - das anscheinend nicht schnell genug wieder hatte tauchen können. Steil stieg der Bug des U-Boots noch einmal aus dem Wasser, auf dem „Dreadnought" konnte man deutlich die Zahl 29 erkennen, dann versank es. Von einem an der Ungtücksstelle zurückgclassenen Kreuzer wurden später nur Wrackteile und Ol, aber keine über lebenden an der Wasseroberfläche festgestellt. Das war das Ende eines deutschen U-Boothelden und seiner Besatzung. Mitten im Angriff sind sic auf dem Felde der Ehre gefallen. Das deutsche Volk hatte einer seiner Besten verloren. Als einer der ersten hatte Otto Weddigen die Reihe der U-Bootgroßtaten seinerzeit eröffnet, nun war er ebenfalls als einer der ersten zahl reichen anderen Kommandanten deutscher U-Boote in den Tod vorangegangen. Ein leuchtendes Vorbild für die damaligen U-Bootbesatzungen, für das ganze deutsche Volk auf ewige Zeiten! Md. Rudolf Heß bei -er Reichsmarine Zum ersten Mal weilte der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Rudolf Heß, in der Marinestadt Wil helmshaven. Rudolf Heß war Gast der Reichsmarine, die ihn zu einem Vortrag vor den Offizieren und Beam ten der Marinestation der Nordsee gebeten hatte. Auf dem Wege zum Offiziersheim verschmähte Rudolf Heß den Wagen. Während er an der Seite des Konter admirals Schultze durch die Straßen schritt, brachte ihm die begeisterte Bevölkerung jubelnde Huldigun gen dar. Um 20 Uhr fand beim Stationschef ein Essen statt, an dem u. a. der Ministerpräsident von Oldenburg, Joel, und die beiden Oberbürgermeister der Jadestädte sowie Offiziere der Reichsmarine teilnahmen. Den Höhe punkt des Besuches des Reichsministers bildete der Große Zapfenstreich, der von der 2. Marineartillerieabteilung ausgeführt wurde. Am Freitagvormittag besuchte der Reichsminister den Ehrensriedhof in Wilhelmshaven und anschließend die Marinewerft. Um 13 Uhr startet der Reichsminister nach Kiel. 30 neue Vaueru-örfer in Ostpreußen. Fertigstellung noch im Laufe dieses Sommers. Der Rcichsfachwart für Landeskultur, Staatsministcr Riecke, gibt nach einer Meldung der „Nationalsoziali stischen Landpost" einen Gesamtüberblick über die in Deutschland mögliche Gewinnung von Neuland für die landwirtschaftliche Nutzung. Er kommt dabei zu dem Schluß, daß die Durchführung des gesamten Landeskulturprogramms einem Rculandgewinn von rund 8,9 Millionen Hektar gleichkommen würde. In Ostpreußen werden in den nächsten Monaten 36 Güter mit einer Gesamtfläche von rund SO 000 Morgen angesiedelt. Neben einigen Restgütern bis zu 300 Morgen werden 600 neue Bauernstellen entstehen, die durchschnittlich 60bis80 Morgen groß sein werden. Außer den Bauernstellen werden auch noch Handwerker und Landarbeiter angesiedelt. Die Handwerker erhalten Bodenflächen von 15 bis 20 Morgen und die Landarbeiter solche von 5 bis 10 Morgen. Die Bauten sollen bereits im Monat Juli, vorBeginn der Ernte, fertiggestellt sein, so daß in Ost preußen im Laufe dieses Sommers 30neucBauern- dörfer entstehen werden. FeustLfiung -es GB-Sporiabzeichens Der Führer hat das SA-Sportabzeichen mit «ochfol- gendem Erlaß erneuert: Der neue Staat verlangt ein widerstandsfähiges, hartes Geschlecht. Neben der weltanschauliche« Schulung des Geistes muß eine kämpferische Schulung des Leibes durch einfache, nützliche und natürliche Körperübung ge fordert werden. Um dem Streben der Jugend vermehrten Anreiz und Richtung zu geben, erneuere ich für die gesamre SA und alle ihre ehemaligen Gliederungen die Stiftung des SA-Sportabzeichens, welches nach Abschluß einer ge wissenhaft dnrchgcführten Ausbildungszeit durch Able gung einer Lcistungsprüfung erworben wird. Um der Pflege wehrhaften Geistes in allen Teilen des deutschen Volkes bewußten Ausdruck zu verleihen, bestimme ich ferner, daß dieses SA-Sportabzei chen auch von Nichtangehörigcn der Bewegung erworben und getragen werden darf, sofern sie rassisch und weltan schaulich den nationalsozialistischen Boranssetzungen ent sprechen. Ausführungsbestimmungen erläßt der Chef des Stabes. Der Oberste SA-Führer (gez.) Adolf Hitler * Das SA-Sportabzeichen ist nicht das Vorrecht eines bestimmten Verbandes. Es soll vielmehr dem Streben der gesamten deutschen Jugend innerhalb und Außerhalb der Organisationen der Bewegung und des Staates nach wehrhafter Körperertüchtigung im nationalsozialistischen Geist Richtpunkt und Ziel sein. Die Reustiftung des SA-Sportabzeichens durch den Führer bringt keine Aenderung des Wesens des Abzei chens. Der vom Führer mit dem Erlaß von Ausführungs- bcstimmungen betraute Chef des Stabes der SA hat an- gcordnet, daß bis auf weiteres alle Angelegenheiten des SA-Sportabzeichens von der Dienststelle für das SA- Sportabzeichen, Berlin W 35, Friedrich-Wilhelm-Skratze Nr. 5, und ihren Außenstellen, deren Anschriften vorläufig noch bestehen bleiben, erledigt werden. Schon heute stammen die Träger des Abzeichens, über 200 000 an der Zahl, aus allen Schichten des Volkes, allen Berufsgruppen, allen Ständen und den verschiedensten Verbänden. Sie alle haben das SA-Sportabzeichen nicht einer einmaligen, vielleicht zufälligen Leistung zu ver danken, sondern bevor sie zur Leistungsprüfung kamen, mußten sie mehrere Wochen nach genau festgesetztem Plan unter den Augen der Kameraden und ihrer Lehrer nicht nur ihre körperliche Leistungsfähigkeit und manche andere Fertigkeit steigern, sondern sich auch als ganze Kerle zei gen. Wer das SA-Sportabzeichen, dieses Geschenk des Führers an die deutsche Jugend, erwirbt, hat sich als tä tiges Mitglied in das Buch der Volksgemeinschaft einge tragen und verpflichtet. Die Abschlußplakette des WHW. Die Mschlußplakette des Winterhilfswerkes zeigt einen stili sierten Adler, der in seinen Fängen einen mit einem blauen Stein verzierten Ring hält. Wagenborg-Dildmaterndienst VSff Ns» von kin^bsnlsuskromsn sus clsm nörcstieksn Lckwsüsn von s.uc!«0g Ostskl VNU>>n.N«chI„chul,: vni N?i>1»«dN!<Ii 5» 27s Dabei ruhen feine Augen fragend auf Olstenna. Aber der achtet nicht auf den Blick. Er klingelt. Tärgade kommt und nimmt Sumi in Empfang. Olstenna sucht die Freunde wieder auf. -t- „Sie müssen »ns vom Schicksal der Olstenna erzählen", spricht Hanna zu Olstenna. „Reden Sie sich einmal die Seele frei!" Graf Arve nickt ihr zu. „Ja ... ich will erzählen. Nur ... die Tatsachen ... ich kann nicht schildern ... nicht aus führlich berichten. Mein Vater wurde vor zwei Jahren ebenso wie der Händler Tfchylan auf der Landstraße von einem riesenhaften Wolf überfallen, der ihm die Kehle durchbiß. Ebenso erging es dem Pferd vor dem Iagd- wagen. Es war Anfang Herbst. Das Seltsame dabei war, wie immer, daß den Toten außer dem tödlichen Biß nichts zugefügt worden war. Der Leichnam wies sonst nicht die geringste Bißwunde auf. Ich vergesse den Anblick meines toten Vaters nie in meinem Leben. Wir haben monatelang den Wolf gejagt. Es war umsonst. Zweimal fanden wir seine Riesenfpur, aber immer verwischte sie sich, verlor sich im Moos. Drei Monate später ereilte meinen Bruder das ent setzliche Schicksal. Olaf war neunzehn Jahre alt, ein blonder, bildhübscher Bursche, verliebt in ein Mädel aus Karskulla. Es war die Tochter des Bürgermeisters. Er kam von ihrem Geburtstagsfeste und wurde von zwei Polizisten auf dem Schlitten begleitet. Kurz vor Olstenna wurden die Pferde unruhig, sie bäumten, wollten nicht weiter und wieherten vor Angst., Sie rochen den Wolf. Und mit einem Male schoß eine schwarze Masse aus dem nächtlichen Wald, und ehe die Polizisten auch nur einen Arm zur Hilfeleistung heben konnten, hatte der tödliche Biß des großen Wolfes meinen Bruder getroffen." Die beiden Freunde des Mannes starren grauenerfüllt in das qualvoll bewegte Gesicht des Mannes. „Mein Bruder", stöhnt Olstenna, übermannt von der Erinnerung, „neunzehn Jahre alt, vor den Toren des Lebens stehend ... heiter, fröhlich und herzensgut ... ein Opfer dieser Bestie! Wahrlich, wir haben alle an Gott fast ge zweifelt, als dies Furchtbare geschah. Den beiden Polizisten geschah nichts. Der Wolf verschwand, ebenso rasch wie er gekommen, im Walde." „Die Polizisten haben doch geschossen?" „Ja, das taten sie! Es waren mutige, tapfere Burschen, aber alles spielte sich so schnell ab, daß sie machtlos waren. Vielleicht waren es die hastig, ohne richtiges Ziel abge gebenen Schüsse, die den Wolf so rasch vertrieben ... wer weiß es!" „Diese beiden Polizisten ... leben die noch in Kars kulla?" „Nur der eine, Hansen. Der andere, Föns, nahm sich den Vorfall so zu Herzen, daß er den Dienst quittierte und nach Amerika ging." Olstenna berichtet weiter. Jedes Wort fällt ihm unsag bar schwer, denn es beschwor furchtbare, qualvolle Er innerungen herauf. „Mein ältester Bruder Eywe wurde vom großen Wolf ein halbes Jahr später angefallen, als er — nicht mehr an den Wolf denkend — auf einem einsamen Pirschgangc war. Er muß so überrascht gewesen sein, so unerwartet starb er, daß wir ihn tot, aber mit friedlichem Gesicht fanden. Wahr scheinlich war ihm gar nicht zum Bewußtsein gekommen, wie er starb Und als letzte der Olstenna starb ... meine heißgeliebte Schwester Greta. Der Wolf drang in ihr Zimmer ein, überfiel sie und tötete Greta mit einem furcht baren Biß. Das geschah in der Nacht nach ihrer Verlobung mit dem Obersten Kalmar van Hammersteen." Olstenna zittert am ganzen Leibe, seine Augen sind weit aufgerissen, als er davon spricht. „Das ... das ... ist die Geschichte vom Wolf von Olstenna!" vollendet er schwer. „Und ... habt ihr diesen Salon nicht gejagt?" fragt Bentham mit lodernden Augen. „Und ob wir ihn gejagt Hasen! Lage, Wochen, Monsie lang sind wir nicht aus den Wäldern gekommen. An die hundert Bluthunde von weit und breit, das beste Material, waren unsere Helfer. Wir haben Wald und Busch durch stöbert, viele Meilen weit. Ganz Karskulla war von dem Fieber besessen, den Wolf zu fangen. Aber . . er war immer wie vom Erdboden verschwunden. Und nie trat er auf, wenn ich von Olstenna fern war, so daß sich im Volke hier langsam der Glaube einnistete, ich selber sei der Wolf, ich ... ich hätte in der Gestalt eines Werwolfes mein ganzes Geschlecht vernichtet, um allen Besitz allein in meinen Händen zu hab-''." „Wahnwitziges VE!" „Wahnwitzig? ... nein!" entgegnet Olstenna dem Freunde wieder ruhig. „Die Menschen hier in dieser ein samen Ecke Schwedens glauben noch an die Geister der Natur, sie sind gute Christen, aber ihr einförmiges Leben inmitten der unendlichen Wälder, der fast hügellofen Wald landschaft, die Mitternachtssonne und dis Finsternis des Winters macht sie abergläubisch. Und sage doch selber ... gibt's nicht tausend Dinge zwischen Himmel und Erde, di« wir nie verstehen und nur ahnen können?" „Die gibt's, Arve! Aber Wolf ist Wolf, und Mensch ist Mensch! Es ist Wahnsinn, einen solchen Gedanken zu haben." „Du hast recht, Henry ... aber ist's den Leuten zu ver denken? Immer blieb Oer Wolf, wenn ich nicht da war, verborgen. Erschien ich wieder auf Olstenna, dann kam gewiß die Kunde, daß er hier und da einen Menschen ge rissen hatte." „Starben durch den Wolf auch noch andere, so wie der Händler Tfchylan, Arve?" „Ja! Vierzehn Menschen sind ihm zum Opfer gefallen!" „Mit anderen Worten ... noch zehn Fremde! Und wer waren die?" (Fortsetzung folgt.)