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Wagenpferde, einen Fuchs und einen Rappen, für 110 Taler an den Posthalter zU verkaufen. Von Oehlschlägel wollte aber nicht mehr als 100 Taler geben. Unverrichteter Dinge verließ der Postmeister das Gasthaus. Am Nachmittag des selben Tages schickte Hillig seinen Sohn zum Posthalter mit dem Angebot der beiden Pferde für 105 Taler. Der Postmeister war nicht anwesend. Nach seiner Rückkehr schickte er einen Postillion zum Gastwirt Hillig und ließ anfragen, ob sie die fünf Taler, die sie nun nur noch auseinander wären, nicht teilen wollten. Hillig lehnte es ab, die beiden Pferde für 102^ Taler herzugeben. Deshalb schickte der Postmeister seinen Postillion noch ein zweites Mal zu Hillig und ließ ausrichten: „Sein Herr würde den Preis von 105 Talern zählen." Nun verlangte Hillig wieder Bedenkzeit bis zum andern Tage. Und am andern Tage stellte er erhöhte Bedingungen, auf die von Oehlschlägel nicht eingehen konnte und wollte- Da es zu keiner Einigung kam, wollte der Postmeister den Hillig auf dem Rechtsweg zur Erfüllung seiner Kontraktverbindlichkeit anhalten. Bei einer der artig unsicheren Rechtslage mußte ein Prozeß ein immerhin gewagtes Unterneh men für den Posthalter sein. Die Klage wurde am 23. 2. 1843 beim Iustizamt Grillenburg in Tharandt eingereicht. Das „Urthel" wurde gesprochen von dem Ordinarius Senior und anderer Doctores der Iuristenfacultät der Universität Leipzig am 31. 3. 1843. Der Gasthofspachter Hillig wurde verurteilt, den geschloßenen Handel zu er füllen. Nun fing ein erbittertes Prozessieren an. Hillig wendete Appellation ein. Das Urteil des Appellationsgerichtes war ihm günstig. Die Klage wurde als un statthaft verworfen. Das konnte natürlich der Postmeister v. Oehlschlägel nicht er tragen. Das Oberappellationsgericht, an das er sich wendete, hob das Urteil der Vorinstanz auf. Das Leipziger Urteil wurde bestätigt bis auf die noch durch Zeugen zu klärenden Fragen: 1. Hatte der Postillon gesagt: Sein Herr lehne die ihm von Hillig gemachte Offerte von 105 Talern a b, wolle aber die Pferde kaufen, wenn die fünf Taler, um die sie noch auseinander seien, geteilt würden. 2. Hatte der Beklagte Hillig das Gebot von 102)4 Talern zurückgewiesen? Es folgten auf die 1. Dilation und den Beweis des Beklagten der Gegen beweis und die Fragstücke von Oehlschlägels. Ausführliche Zeugenvernehmungen zogen sich bis zum November 1844 hin. Im Februar 1845 reichte von Oehlschlägel eine Salvationsfchrift ein, auf die Hillig erst nach Ablauf der Frist mit einer Exceptionsschrift antwortete. Der Rechtsbeistand des Postmeisters beantragte Definitiverkenntnis. Am 17. 5. 1845 wurde das Enderkenntnis des Iustizamts Grüllenburg verkündet: Hillig hatte den Pferdchandel allenthalben zu erfüllen, dem Kläger die gekauften Pferde für 105 Taler auszuantworten, die durch den verschuldeten Verzug erwachsenen, erweislichen S-chulddn zu vergüten, auch sämt liche in dieser Rechtssache erwachsenen ge- und außergerichtlichen Kosten zu er- statten. Auf dieses Urteil — wer hätte es anders erwartet — wurde vom Be klagten die Appellation eingewendet. Und erst nachdem auch das Appellations gericht zugunsten des Klägers entschieden hatte, war das letzte Wort in diesem 2)4 Jahre währenden Streit gesprochen. Hillig hatte über 160 Taler Kosten zu bezahlen. Die Pferde hatte er nunmehr herauszugeben: aber er besaß sie nicht mehr! Der schlaue Gastwirt hatte das erste der beiden Pferde nach dem obsiegen den Urteil des Appellationsgerichts vom 8. 7. 1843 verkauft. Dieses Pferd war dem neuen Besitzer im Winter 1844 erkrankt und verendet. Das Weite Pferd hatte er dringender Schulden halber km Sommer 1845 an Zahlungsstatt ver handelt. Unserm Postmeister dürfte trotz des für ihn nicht ganz befriedigenden Ausgangs des Rechtsstreits — er bekam ja die beiden Pferde nicht — ein Stein vom Herzen gefallen sein. IX. Im Frühjahr 1847 hatte der Postmeister Gelegenheit, beim General von Mandelsloh und beim Forstinspektor Cotta in Tharandt den Dresdner Maler meister Ferdinand König zu sprechen. Dieser hatte die ihm übertragenen Arbeiten zur vollen Zufriedenheit der Genannten ausgeführt. Der Postmeister übertrug ihm daher auch Arbeiten, die sich in der Expedition, im Tochterzimmer, auf den Treppen und im Hausflur des Posthauses erforderlich gemacht hattey. Die Maler- arbeiten betrugen 38 Taler 21 ngr. Hierzu kamen noch 7 Taler 8 ngr. für die. Auslösung und das Nachtlager der Handwerker. Auf die Rechnung von 35 Talern 29 ngr. zahlte der Postmeister auf Abschlag 10 Taler. Den Rest blieb er schuldig und ließ sich deswegen verklagen. Da er auch im Termin zur Güte und Recht am 24. Juni 1847 nicht erschien, wurde er verurteilt, 25 Taler 29 ngr- nebst 5SS' Zinsen des Verzugs und alle Kosten, insgesamt 2 Taler 20 ngr. 1 Pf., zu be zahlen. Welche Ursache den Postmeister zu diesem Verhalten veranlaßte, war aus den Akten nicht ersichtlich'. X. Vom 16. Mai 1848 an bestand eine wöchentlich dreimalige Verbindung Wischen Tharandt und Wilsdruff—Meißen. Für die Beförderung von Personen und der Packereipost diente ein zweispänniger Postwagen, in dem 6 Personen Aufnahme finden konnten. Von der Eröffnung an bis zum Ende des Kalender jahres erforderte diese Post einen Zuschuß von 323 Talern. Kein Wunder, daß sie bereits Ende Februar 1849 eingezogen wurde. Xf. - 7 Der Hauptmann von der Armee von Oehlschlägel, der an den Feldzügen von 1812—1815 mit Auszeichnung teilgenommen hatte, war der gegebene Führer für die Kommunalgarde zu Tharandt. Als solcher stand er in den aufregenden Maitagen des Jahres 1849 in Tharandt im Vordergrund des geschichtlichen Ge schehens. ' c Auf Befehl des Stadtrats zu Tharandt marschierte von Oehlschlägel am 3. Mai 1849 abends 9 Uhr an der Spitze der Kvmmunalgarde nach Dresden. Er überzeugte sich im Rathaus in Dresden persönlich von der Ungesetzlichkeit der Be wegung und führte daher seine sämtlichen Mannschaften nach Tharandt zurück. Tiefer Rückzug war von der Dresdner Zeitung, dem Hauptorgan der Umsturz partei, sofort zum Gegenstand eines Schmähartikels gemacht worden. Sie schrieb?: „Während der Nacht (vom 3. zum 4. Mai) völliger Mangel an Organisation; die Proletarier erhalten nur Sensen und Piken, Bons auf Lebens mittel werden ausgetheilt für die äußerst schwache Darrikadenmannschaft, — da ein -großer Theil der Bürgerwehr nach und nach heimgeht. Da erschallt freudiger Iubelruf auf dem Markte, die Tharandter Bürgerwehr, etwa 200 M. stark, rückt auf den Platz — aber die Freude ist kurz. Der frühere Hauptmann v- Oel- 6 Gsn>awg''ca von OeWMügpl (Täckü. Hauvtstaatsarchio Dresden Nr. 11363). ? Dresdner Zeitung Nr. 107 vom S. ö 1849. 38 SS