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WiMmsserTaMM Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und »0, .Wilsdruffer Taqcdlan- crlchcint »n ollen Merdingen nachmittags < Uhr Dczugspccis monnllich r,— NM. srei Haus, hei Pnstdestcllung 1.80 SiM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postonftnltcn und Post- öoten, unser-Austtägcr u. er. crrn «^ „ - «cschästssteslc, nehmen zu jeder,ei, Bestellungen cnl- W0McN0ikIN sUk WlisdkUff U. UMgcgcNd gegen. Im Falle höherer Gewaft, :od. sonstiger — ' : Betriebsstörungen besteht dein .Anspruch aus Lieferung dec Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung ringesandtcr Schriftstücke ersolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks erlischt, wenn drr Betrag durch Klage «ungezogen werden gerät. 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Frank reich will nämlich zu der allgemeinen Aufrüstung auch seinen Beitrag beisteuern, nachdem ja England die Marschroute angegeben hat. Frankreichs Beitrag soll in der Verlängerung der Militärdienstzeit bestehen. Der Generalstab wünscht sic, die Rechte emp fiehlt sic, aber von der Linken wird sie heftig bekämpft. Im parlamentarischen Fahrwasser gibt es also allerhand Klippen, besonders da man außerdem eine allzu offensicht liche Aufrüstung vermeiden will. Sonst könnte das böse Deutschland wieder kommen und darauf Hinweisen, daß nun auch in Frankreich ganz offiziell selbst dieIdee der Abrüstung aufgegeben worden ist und damit die ent sprechenden Zusagen des Versailler Vertrages in alle Winde zerplatzen. Man könnte doch dann nicht mehr so ganz unbedingt verlangen, Deutschland solle sich an die Entwaffnungsbestimmungen von Versailles halten, während die Gegenseite ihre in demselben Vertrag scst- gelcgten Abrüstungsverpflichtungen ganz offen bricht. Die Frage der Einführung einer zwei jährigen Dienstzeit in Frankreich hat aber nicht bloß diese etwas kitzlige außenpolitische Seite, sondern sie belastet auch die Innenpolitik schwer. In Frankreich kommt man seit mehr als Jahresfrist, nämlich seit den blutigen Unruhen des 6. Februar 1934, innen politisch nicht mehr so recht zur Ruhe. Das zeigt sich auch nicht zuletzt in dem Verhalten der stärksten Partei in der Dcputiertenkammer, der Radikalsozialisten, die die eigent liche Stütze des Kabinetts Flandin sind. Einem Teil dieser Partei liebäugelt der Ministerpräsident zu sehr nach rechts, und man würde lieber heute als morgen sich den Sozialisten wieder nähern. Infolgedessen mutz Flandin stets sorgsam abwägen. Das ist ja überhaupt das Schicksal parlamentarisch abhängiger Regierungen, — nnd in Frankreich vielleicht noch mehr als anderswo! Denn die Führer der Parteien leiden, wenn sie nicht hoch oben stehen, häufig an unerfülltem Ehrgeiz und ersehnen den Tag, der sie selbst ganz in die Macht hineinbringt. Der französische Generalstab und die Rechte verlangen eine ständige Verlängerung der Dienstzeit. Als wich tigste Begründung hierfür führen sie an, daß infolge der Geburtenausfälle während des Krieges die Rekrutenzahl nicht mehr ausreichen würde, um das französische Heer auf der Stärke zu halten, die im Armeegesetz von 1928 vorgesehen ist. Um diese „mageren Jahrgänge" aufzufüllen, soll eben die Dienstzeit verlängert werden, aber, wie die Rechte es will, durch ein Gesetz. Da macht die Linke nicht mit, nnd vielleicht auch nicht ein Teil der Radikalsozialisten. Also ist man auf der Suche nach einem Kompromiß, wie „das des Landes so der Brauch ist". Das Kompromiß soll darin bestehen, daß die am 1. April 1935 eingezogenen Rekruten nicht, wie bisher, nur zwölf Monate dienen sollen, sondern daß nach emem Jahr durch eine Verordnung des Kriegsministers ihre Dienstzeit um sechs Monate verlängert wird. Durch eine spätere Verordnung des Kriegsministers soll dann aber die Dienstzeit der am 1. Oktober 1935 rekrutierten Mann schaften auf zwei Jahre ausgedehnt werden Dieses Kompromiß hat einen deutlichen innenpoli tischen Hintergrund: es stehen Gemeinderats wahlen vor der Tür, und diesen Wahlkampf will man den Sozialisten und Kommunisten denn doch nicht allzusehr erleichtern! Man schiebt also die wirkliche Ver längerung der Dienstzeit hinaus. Auch die späteren Senatswahlen würden immer noch in eine Zeit fallen, nach der erst die kriegsministerielle Verordnung die Aus dehnung der Dienstzeit bestimmen würde. In der Praxis kommt natürlich alles auf dasselbe hinaus, daß vor allem die zweijährige Dienstzeit in Frankreich vom 1. Oktober 1935 für mindestens fünf Jahre eingeführt wird; denn es steht, nebenbei bemerkt, natürlich auch dem nichts entgegen, daß man den jetzt zum 1. April einrückenden Rekruten die Dienstzeit über die vorgesehenen 18 Monate hinaus ver längert! Es paßt hierzu, daß die Regierung vom Parla ment eine Ermächtigung dafür verlangt, das Alter von 21 Jahren, bei dem jetzt die Dienstpflicht beginnt, um ein Jahr berabzu setzen. Flandin hat es als Ministerpräsident nicht so einfach wie fei« englischer Kollege; dem genehmigt an Maß nahmen für die englische Aufrüstung das Unterhaus alles, was er nur will. Schülerferienkarten für viertägige Ferien. Künftig werden Schülerfahrkarten auch für Ferien von mindestens viertägiger Dauer ausgcgeben. Diese Regelung hat die Reichsbahn getroffen, um den Schülern und Studierenden auch bei kurzen Ferien diese Fahrpreis ermäßigung zugute kommen zu lassen. Die Karten werden nur drei Tage vor bis drei Tage nach dem im Antrag bezeichneten Reisetag ausgegeben. Englischer Ministerbesuch in Berlin am 25. März. Von zuständiger Stelle wird mitgctcilt: Nachdem der Reichsminister des Auswärtigen letzten Sonnabend dem englischen Botschafter Sir Eric Phipps mitgctcilt hatte, daß der Besuch des eng lischen Außenministers Simon und des eng lischen Lordsicgclbcwahrcrs Eden in ungefähr vierzehn Tagen erfolgen könnte, hat der englische Botschafter der deutschen Regierung hierfür den 2 5. und 26. März vorgcschlagen. Der englische Botschafter wurde dahin unterrichtet, daß die englischen Gäste der Rcichs- regierung zu diesem Zeitpunkt willkommen sein werden. Amterwechsel zwischen MacDonald und Baldwin? Die in England verbreiteten Gerüchte über einen Rücktritt des englischen Ministerpräsidenten MacDonald haben jetzt zu der Annahme geführt, daß ein vollständiger Rücktritt des Kabinetts vor den Festlichkeiten aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Königs im Mai völlig un wahrscheinlich sei. Die Vermutungen bezögen sich also mehr auf die Möglichkeit eines Wechsels derÄmter zwischen MacDonald und Baldwin, wonach Baldwin Ministerpräsident und MacDonald Lord präsident des Geheimen Rates werden würde. An dieser Meldung ist interessant, daß MacDonald doch daran denkt, sich auf einen etwas ruhigeren Posten mit Rücksicht auf seine angegriffene Gesundheit zurückzuziehen. Weiter ist cs von Wichtigkeit, daß von der Möglichkeit eines vollständigen Rücktritts überhaupt grundsätzlich gesprochen wird. Der Rücktritt würde die innenpolitische Lage klären und die Stellung der Regierung und der Konservative: Partei im Hinblick aus die kommende Wahl erleichtern. Der Hauptstoß des Churchill-Flügels der Konservativen richtet sich gegen den Ministerpräsidenten. Die Wahl soll unter der Parole „Gegen den Marxismus und für eine starke Militärmacht" geführt werden. Der Eintritt Lloyd Georges in das Kabinett, der durch die augenblicklichen Verhandlungen über seinen „neuen Plan" vorbereitet werden soll, könnte ebenfalls ohne MacDonald reibungsloser erfolgen als mit ihm. Der Reichs- und preußische Minister für Ernährung und Landwirtschaft Darr« hat an die Reichs- und preußischen Minister, an die Landesregierungen, die Deutsche Rcichsbahn-Gcsellschaft und den Generalinspek- tor für das deutsche Straßcnwesen ein Schreiben gerich tet, in dem er mit allem Ernst auf den Arbeiter- mangel in der Landwirtschaft hinwcist. In diesem Schreiben heißt es u. a.: Die außenhandelspolitischc Lage und die damit ver bundene Devisenverknappung zwingt znr Sicherung der Ernährung aus eigenem Boden und zur Erweiterung der eigenen Rohstoffgrundlage für Gewerbe und Industrie. Ich habe deshalb die deutschen Bauern zur Erzeugungs schlacht aufgernfen, um durch Zusammenfassung aller Kräfte dieses Ziel zu erreichen. Diese Aufgabe ist aber nur zu lösen, wenn der Landwirtschaft die erforderlichen Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Das ist nicht der Fall. Durch die Maßnahmen der Reichsregierung haben Gewerbe und Industrie eine starke Förderung er fahren, die nicht nnr die Zahl der Erwcrblvscn ver mindert, sondern gleichzeitig zur Abwanderung von Landarbeitern nnd -arbciterinnen in Gewerbe und Industrie geführt haben. Als Ersatz werden der Landwirtschaft Erwerbslose aus den Städten angeboten, die aber den Verlust nicht ausgleichen können, da sie körperlich nicht leistungsfähig genug sind oder aus anderen Gründen für die landwirt schaftliche Beschäftigung nicht geeignet erscheinen. Der R eich s c r n ä h r u n g s m i n i st e r geht ferner auf die in enger Fühlungnahme mit dem Reschsarbeits- „Corriere deNa Sera" über die deutsche Gleichberechtigung. Nom, 13. März. Die politische Lage wird in der ita lienischen Presse vollkommen ruhig und sachlich besprochen. Besonders bemerkenswert sind die Aussiihrungen de; „Corriere dello Sera", der schreibt, jede diplomatische Aktion, wie die Reise Simons nach Berlin, müsse dem deutschen Nü- siungsstandpunkt Rechnung tragen. Seit langem verlange Mus solini, daß bei der Regelung der europäischen Beziehungen von der unabwendbaren Tatsache ausgegangen wurde, daß Deutsch land auf die Verwirklichung der tatsächlichen Gleichberechti gung hinsteuere. Wenn die ganze mit theoretischen Erörterun gen verlorene Zeit zu ernsthaften Verhandlungen mit einem tatsächlich gleichberechtigtem Deutschland verwandt worden wäre, so hätte man ein viel größeres Stück Weg zum Frieden zurückgelegt, als bis heute geschehen sei. Die englische Regie rung, die neue Mehrausgaben angekündigt habe, nehme jetzt über Simon die Fühlung mit der Neichsregierung wieder aus, die ihrerseits die Reorganisation der deutschen Luftfahrt an- kündige. Diese Ankündigung, die „weniger schlimm ausgefal len ist als inan befürchten konnte", lasse die Welt aufatmen. Wer habe sich im Ernst einer Täuschung hmgcbcn können? Selgien HM an der Goldwährung fest. Währungsaussprachc in der belgischen Kammer. Die belgische Kammer hat den Gesetzentwurf über die Verlängerung der Sondervollmachten der Regierung mit 90 gegen 83 Stimmen bei drei Stimmenthaltungen angenommen. Von der Opposition war nicht nur die Defla tion s p o l i t ik der Regierung angegriffen worden, sondern es wurde auch, und zwar von jungliberalcr Seite, das Festhalten Belgiens an der jetzigen Parität des Goldfranc kritisiert. Ministerpräsident Theu- nis ergriff vor der Abstimmung noch einmal das Wort und wandte sich entschieden g c g e n e i n e W ä h r u n g s- abwertung. Er erklärte, er werde eher von seinem Amt zurücktretcn als seine Hand zur Anwendung dieses Mittels leihen. Das Ergebnis der Abstimmung über die Sondervollmachten erhält also noch besondere Bedeutung insofern, als damit auch die Mehrheit der Kammer mit der Regierung für die Beibehaltung der jetzigen Parität des Goldfrauc ausgesprochen hat. Minister und dem Präsidenten der Reichsanstält für Ar beitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung getroffene gesetzliche Regelung (Gesetz zur Befriedigung des Bedarfs der Landwirtschaft an Arbeitskräften vom 26. Februar >935) ein und bemerkt hierzu u. a., daß der für die Landwirtschaft und für die Ernährung gefahrvollen Entwicklung nur dann mit Erfolg ent- gegengctreten werden kann, wenn alle Behörden und alle privaten und öffentlich-rechtlichen Organisatio- neu, die irgendwelche gewerbliche Aufträge ver geben oder ausführcn, tätig Mitarbeiten. Erste Voraussetzung ist, daß alle Arbeiter ausschließ-j lieh durch die zuständigen Landes- b-w. Arbeitsämter ver« mittelt werden, das heißt, daß alle oben angeführten Orga nisationen sich nur dieser Vermittlung bedienen, die einziz und allein in der Lage ist, nach volkswirtschaftlichen Ge sichtspunkten die Arbeitskräfte planvoll anzufetzen. Es mutz davon ausgegangen werden, datz vom Sand« stammende Arbeitskräfte, gleich welcher Art, grund sätzlich nicht mehr eingestellt werden. Arbeitskräfte, die in den letzten drei Jahren eingestellt! wurden und aus der Landwirtschaft stammen, .müssen der« Arbeitsämtern gemeldet werden, damit so die Möglich keit gegeben wird, diese Arbeitskräfte wieder in die Land wirtschaft zurückuwermitteln. Bei der Vergebung vom Aufträgen an private Firmen müssen diese verpflichtet! werden, keine vom Land stammenden männlichen ode« weiblichen Arbeitskräfte neu einzustellen. AMmmzel in Ser LsnSmrWst. Darrs warnt vor Gefährdung der Erzeugvngsfchlacht — Ein Vorschlag zur Vermehrung der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte.