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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und II r Tageblatt» crlchcini an allen Wcrklagen nachmittags < Uhr. Bezugspreis monatlich 2— AM. tottu unl'creA^tt^ ''M ^zLgl'ch Bcftcvgsld. Einzelnummern I» Rpfg. Alle Postanstalicn und Post- je^rzeit Beftellungen7m: Wochenblatt fL» Wilsdruff U. UMgefleNV Im Lpin ^ .. Betriebsstörungen besteht «ein .Einspruch aus Lleserung der A-iMng oder Kürzung Les Bezugspreises. Rü-Lscudung -ingcsandlcr Schrisistlichc alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks m7?mr?"b^^ LwL Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 erttscht. wenn der Vettaa - Jeder Radallanspruch -.... uu,..ewrung oer e.ngesand.er Schris.s.üch: «Usch, wenn der Betrag »°.q Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amisbauvtmannsckast c^re» rats zu Wilsdruff, d°s Forstreu,am.s Tharaud, und d°s Fiuauzam.s Noflen hehördlich°rsett- b-M ^'»dl- Nr. 55 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 6. Marz 1935 dailshams Torpedoschuß. Der englische Kriegsminister Lord Hailsham, oer jetzt mitten in die Besprechungen über die Befriedung Europas mit seinem' neuen Rüstungsprogramm hinein platzt, liebt es, von Zeit zu Zeit seinen Landsleuten Ge spenster an die Wand zu malen. Mit einer ganz be stimmten Taktik scheint er sich dazu Momente auszusuchen, tvo es auf eine nachdrückliche Wirkung seiner meist mit allerlei Geheimnissen und Überraschungen verbrämten Forderungen herauskommt. Soviel steht jedenfalls fest: Lord Hailsham vertritt in der englischen Politik un bedingt die Aufrüstungspartei. ' Mag nun sein diesmaliger Vorstoß, der alles in allein eine Erhöhung des Heereshaushalts um 10 Mil lionen Pfund fordert, außen- oder innenpolitische Gründe haben, so muß man doch die Begründung, die der Herr Kriegsminister zu seinen Vorschlägen herangezogen hat, zumindest etwas merkwürdig bezeichnen. Wenn Lord Hailsham wirklich der Meinung ist, daß er seinem Lande und dem Frieden am besten dadurch dient, daß er das englische Heer möglichst verstärkt und alle Kriegswaffen nach Möglichkeit ausbaut, so ist das ein Standpunkt, der sich hören läßt. Ihn zu begründen, braucht man aber nicht unbedingt eine andere Macht zn verleumden und als Schreckgespenst hinzustellen. Wir sind zwar gewöhnt, daß Deutschland in der Welt bei allerlei politischen Machenschaften als Kinderschreck benutzt wird; aber wir bätten von der sprichwörtlichen englischen „kairnss" er warten können, daß ein englischer Lord eine andere Be gründung für seine Rüstungsvorschläge gefunden hätte, die der Wahrheit näherkommt. Wir jedenfalls müssen es energisch zurückweisen, daß Lord Hailsham geheimnis volle Andeutungen über deutsche Aufrüstungen macht. Weshalb z. B. spricht er gar nicht von dem Rüstungs - Programm der Sowjets, die doch erst kürzlich sich ihres Niesenprogramms gerühmt haben. Im übrigen müßte doch der englische Kriegsminister, gerade weil er sein Rüstungsprogramm mit den Verhältnissen in Deutschland begründet, Verständnis dafür haben, daß Deutschland unmöglich mit verschränkten Armen der Ent wicklung der Dinge rings um sich zusieht. Lord Hail- sbam würde es vermutlich seiner Regierung auch sehr verargen, wenn sie die Hände in den Schoß legt und geruhsam z. B. der Aufrüstung seines sogenannten ver bündeten Frankreich zusieht. Man kommt wohl den Gründen des englischen Kriegsministers weit näher, wenn man die B e z i e h u n - gen Englands zu Frankreich unter die Lupe nimmt. Beide sind zwar durch Bündnisse einander ver pflichtet, aber das hindert die Engländer nicht, mit Miß trauen den weiteren Ausbau der französischen Vormacht stellung mit anzusehen. England ist sich darüber klar, daß es heute nicht mehr das unangreifbare Jnselreich ist, als das es sich bis 1914 fühlte. Durch die Entwicklung der U-Boot-Waffe und vor allen Dingen der Luftwaffe ist es verwundbar geworden wie jeder andere Festland staat. Ja, seine Angriffspunkte sind noch weit größer, weil es seine überseeischen Verbindungswege in einer Länge von etwa 82 000 Seemeilen zu schützen hat. Die grüne Insel wäre im Kriegsfälle unter Berücksich tigung der Entwicklung der Kriegstechnik verloren. Sie ist völlig abhängig von der Zufuhr von außen, ob das nun Brotgetreide, Fett, Fleisch oder Ol ist. Die Kreise um den englischen Kriegsminister erkennen die gefährliche Lage Englands. Aber ihre Pläne stoßen sich ständig an dem Widerstand weiter politischer Kreise, die Rüstungsbeschränkung um jeden Preis predigen. Gegen diese Kreise schießt dann gelegentlich die Oppo sition Torpedos ab in der Hoffnung, daß sich dadurch die Anhängerschaft der sogenannten pazifistischen Partei zer splittert. Und so ein Torpedo ist der neue Vorstoß Lord Hailshams. D,abei wollen wir nicht vergessen, daß England heute bereits über eine Wehrmacht verfügt, die sich durchaus der der anderen Rüstungsstaaten an die Seite stellen kann. Vor allen Dingen muß man immer berücksichtigen, daß die englischen Dominien ein fast unerschöpfliches Soldaten reservoir bilden. Nach dem jetzigen Stand der Dinge ver fügt England über rund 450 000 Mann einschließlich Reserve und Miliz. Nicht zuletzt ist es Lord Hailsham zu verdanken, daß die englische Luftflotte, deren not wendige Vergrößerung der Kriegsminister immer wieder fordert, eine recht annehmliche Stärke hat. England besitzt etwa 53 Fliegerstaffeln in der Heimat, 24 in Übersee, und 13 Staffeln sind der Flotte zugeteilt. Insgesamt verfügt England über rund 1 820 Flugzeuge. Auch die Kampfwagenwaffe hat England in den letzten Jahren be sonders stark ausgebaut. Allerdings halten diese Zahlen keinen Vergleich mit den französischen aus, und hier liegt auch zweifellos der Grund für den Vorstoß des englischen Kriegsministers. Vermutlich, wie es auch englische Zeitungen ganz offen ausfprechen, hat er nach den letzten Pariser Besuchen seines Kollegen im Außenministerium die Furcht, daß sich England zu sehr von Frankreich ins Schlepptau nehmen läßt und so immer mehr gegenüber keinem Bundesgenossen ins Hintertreffen geriet. Englands »eile; AWstWMWaM Merkwürdige »egrllndung unter Hinweis aut veuNdrand Innerpolttische «rUnde oder trsnrS-ilGer »rudr? Das neue englische Aufrüstungspro- gramm, das eine Erhöhung des Wehretats um rund fünf Millionen Pfund vorsieht, bedeutet nur einen kleinen Anfang eines großen Aufrüstungspro gramms. Im ganzen sind für dieses Jahr zehnMil - lionen Pfund an zusätzlichen Rüstungen vorgesehen, wovon rund vier Millionen Pfund auf die Armee und drei Millionen für die Luftver- teidigung entfallen sollen. Elf neue Geschwader siud für die Landesverteidigung vorgefehen, 19 Flugboote für die Luftstreitkräfte der Marine. Die Gesamtstärke der Luftmacht wird in diesem Jahr aus 106^ Ge schwader gebracht werden. Weitere 60 Millionen Pfund aber sollen für einen Fünfjahresplan für die Aufrüstung der Verteidigung angcsctzt werden. Bemerkenswert, um nicht zu sagen merkwürdig, ist die Begründung dieses Programms kurz vor der Reise des englischen Außenministers Simon nach Berlin. In der Begründung heißt es nämlich, daß Deutschland Ur heber und Zielpunkt dieses Programms sei. Damit sollen wir also wieder einmal nach beliebter Methode zum Sündcnbock gestempelt werden. Dieser Vorstoß der Regierung findet in der englischen Presse ein ebenso uneinheitliches Echo wie die Veröffent lichung des Programms selbst. „Times" stellen sich in Gegensatz zu der Regierung, indem sie die Angriffe gegen Deutschland möglichst zu verwischen suchen. Die Linkspresse, so Lord Snowden in „News CHronie le", bemerkt, daß die Kennzeichnung Deutschlands als künftigen Feindes sich würdig dem Ausspruch Baldwins von Eng lands Grenze am Rhein an die Seite stelle. Der Text des englischen Weißbuches erwecke geradezu den Eindruck, als ob er vom französischen Auswär tigen Amt ausgearbeitet sei. England habe überhaupt keine eigene Außenpolitik mehr als die, die ihm durch Frankreich diktiert werde. Ähnlich äußert sich auch der „Daily Herald". Die Ansicht der Kabinettsmehrheit und besonders die des Kriegsministers Lord Hail sham gibt „Daily Telegraph" wieder, der den Besuch Simons mit dem Lord Haldanes vom Jahre 1912 vergleicht. Wie heute Hitler, so habe damals der Kaiser Friedensbeteuerungen abgegeben. Hitlers heutige Er klärungen würden von der ganzen Welt wärmstens be grüßt. Aber was will er, und was will Deutschland in Wirklichkeit? In Londoner politischen Kreisen wie auch in einem Teil der Presse wird demgegenüber darauf hingewiesen, daß die Bezeichnung Deutschlands als des künftigen Fein des hauptsächlich aus innerpolitischen Gründen erfolgt sei, um die sehr starke pazifistische Opposition zum Schwei gen zu bringen. Außerdem deutet man darauf hin, daß die Erklärungen des Weißbuches wohl mit dem letzten Besuch Simons in Paris und den Londoner Ge sprächen zwischen Laval und MacDonald in Verbin dung zu bringen sind. Demgegenüber betont „D.aily Marl, daß Hitler genügend Beweise gegeben habe für seinen aufrichtigen Wunsch nach freundschaftlichen Be ziehungen mit Großbritannien. Entgegen den Bemühun gen gewisser Zeikrngen, Deutschland für alle Zeit zu demütigen, müsse festgestellt werden, daß die große Mehr heit des englischen Volkes keine Feindschaft, sondern im Gegenteil Freundschaft für Deutschland hege. Berliner Prefsestimme«. Berlin, 6 März. Die Berliner Morgenpresse beschäf tigt sich in ihren Leitartikeln sehr eingehend mit dem britischen Weißbuch. Die Blätter weisen alle mit Nachdruck auf den ein seitigen Charakter dieser amtlichen britischen Auslassung hin, in der Deutschland nicht mit dem gleichen Maße gemeßen werde, wie die anderen Mächte. Alfred Rosenberg betont im „Völkischen Beobachter", daß das Weißbuch in ganz Deutschland starkes Befremden und große Enttäuschung hcrvorgerufen habe. Geradezu grotesk sei cs, daß ausgerechnet die Hitlerjugend und ihre Erziehung als Grund für die Gefährdung des Weltfriedens hingestellt werde. Während in fast allen Staaten die Jugend streng militärisch am b-ewebr und am Maschinengewehr ausgebildet werde, sei die deutsche Hitlerjugend unbewaffnet, und da man das offen bar auch in) London wisse, verlege man das Schwergewicht des Vorwmses auf den viel zitierten „militaristischen Geist" der deutschen Jugend. Cs sei einigermaßen beschämend, diese Argumente in einer amtlichen Urkunde eines großen Reiches zu finden. Der Versuch, die Schuld für die an sich verständlichen Verstärkung der britischen Streitkräfte auf Deutschland zu laden, sei umso unverständlicher, als gerade in den letzten Wochen aus Ruß land im grellen Unterschied zu Len aktiven Friedensbemühun gen des Führers die stärksten Kampssanfaren ertönten. — An anderer Stelle schreibt der „Völkische Beobachter": Wenn dis englische Regierung von der Notwendigkeit spricht, ihre Mit tel zur Selbstverteidigung sichern zu müssen, da das Vertrauen auf internationale Bindungen heute noch verfrüht sei, mit welchem moralischen Recht könnte man dann Deutschland Vor- wittse machen, nachdem man selber festgestellt hat, daß seine Vertragspartner ihre Verpflichtungen durchgehend verletzt hat ten? Oder soll der Begriff Sicherheit noch heule, im März 1935, verschiedene Auslegungen erfahren je nach dem, um welche Nation es sich handelt? Dann könnten wir nur darauf verweisen, daß auch das Ausland sich darüber klar fein muß, daß es heute zu tun hat mit dem nationalsozialistischen Deutsch land und nicht mehr mit dem der Jahre von 1918 bis 1933. Für dieses neue Deutschland ist der Begriff Gleichberechtigung nicht nur eine Forderung, sondern eine unumstößliche Be dingung. Der „Temps" über das englische Weißbuch Paris, 5. März. Die Veröffentlichung des englischen Weißbuches wird von der französischen Presse im allgemeinen gut ausgenommen. Die Darlegungen Macdonalds haben in keiner Weife überrascht, woraus man schließen kann, baß sie in gewißen französischen Kreisen erwartet wurden. Verschie dene versuchen sofort, eine Nutzairwendung aus der englischen Denkschrift im Sinne der Einführung der zweijährigen Dienst zeit in Frankreich zu ziehen. „Temps" bringt einen Kommen tar, der — wenn auch im anderen Sinne, als das Blatt zum Ausdruck bringen will — ein bemerkenswertes Urteil über das Weißbuch darstellt. Das englische Weißbuch, so wird erklärt, sei insofern ein Schriftstück von erstklassiger Bedeutung, als es die Haltung Englands eindeutig festlegt. Macdonald habe nun die Fehler eingestanden, die er in jener Zeit begangen habe, als er trotz allem auf die Abrüstung hinarbeitete und Deutsch land ein Vertrauen entgegenbrachte, das Deutschland nicht verstanden habe, sich zu verdienen (!). Bisher habe noch kein verantwortlicher Engländer mit so viel Offenheit „die Verant wortung Deutschlands" betont. Or. Goebbels auf -er Leipziger Messe Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propa- ganda, Dr. Goebbels, ist am Dienstag zum Besuch der Leipziger Frühjahrsmesse 1935 in Leipzig eingetroffen. In Begleitung des Ministers befanden sich der stellvertretende Gauleiter Görlitzer, der Leiter der Landesstelle Sachsen des Neichsministeriums für Volksaufklärung und Propa ganda, Salzmann, Ministerialdirektor Dr. Ott und her Pressereferent im Reichsministerium für Volksauf klärung und Propaganda, Dürr. Der Minister wurde bei seinem Besuch durch Oberbürgermeister Dr. Goerdeler, SA- Oberführer Fichte, SS-Standartenführer Friedrich, den stellvertretenden Kreisleiter Kadatz, den Komyiandeur der Schutzpolizei, Oberstleutnant Schreyer, und den Präsiden ten des Leipziger Meßamtes, Dr. Raimund Köhler, emp fangen. Eine große Menschenmenge hatte sich bei dem Besuch angesammelt und brachte dem Minister beim Verlassen des Bahnsteiges eine lebhafte Begrüßungskundgebung dar. Die Zusammenballung der Menschenmasscn und die lauten und freudigen Kundgebungen setzten sich fort ans dem ganzen Weg, den Dr. Goebbels durch Leipzig nahm, um in verschiedenen Abteilungen der Messe Einblick zu gewinnen. Zunächst wurde die Kunstgewerbeschau im Grassimuseum besucht, dann die große Technische Messe nnd schließlich noch einige Meßpaläste in der Innenstadt. Auch in den Messehäusern wurde Dr. Goebbels überall herzlich begrüßt. Am Abend wohnte der Minister dem Mcsse-Sonderkonzert im Leipziger Gewandhaus bei. Der Reichsminister für Volksaufklarung und Propa- aanda hat seinen Eindruck von der Leipziger yruhMhrs- messe wie folgt znsammengcfaßt: „Die Leipziger Mess« erfüllt jeden Besucher mit tiefer Bewunderung für deutsche Tatkraft. Intelligenz und Unter nchmimgsfrci.de,- sic ist auch diesmal wieder eine Musttr- schau der deutschen Gesamtproduktion.