Volltext Seite (XML)
Wilsdruff-Dresden Nr. 43 — 94. Jahrgang Mittwoch, den 20. Februar 1935 Telegr.-Adr.: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Lml SWtet iiMie deWe Antwort In acht Tagen: Saarfeier Emigranten kehren zurück. Von den in der Gegend von Toulouse unlergebrachten Saar-Emigranten traten mehrere auf eigene« Wunsch die Rückreise in ihre Heimat an. Sie mußren vor her eine Verpflichtung unterschreiben, nicht wieder nach Frankreich zurückzukehren. Schon vor einigen Tagen ist eine Anzahl von Flüchtlingen auf ihren Wunsch zurück- bekördert worden. In den Kreisen der in vermiedener» Kurz vor ihrer Abreise aus dem Saargebiet hat die schwedische Kompanie in Reckingen dem dortigen Vorsitzenden der Deutschen Front den Betrag von 1 N 2 0 Franc mit der Bestimmung übergeben, diese Summe im Rahmen des Winterhilfswerks für Krieger- Hinterbliebene zu verwenden. Diese schöne Abschiedsgeste der scheidenden schwedischen Truppen hat allgemein viel Anerkennuna gefunden. * Besprechungen zwischen Sir Joh» Simo» und dem französischen Botschafter Corbin London, 19. Februar. Außenminister Sir John Si mon und Eroszsiegelbewahrer Eden nahmen am Dienstag an der Sitzung des Ministerausschusses teil, der sich, wie Reuter wissen will, mit der deutschen Stellungnahme zu den englisch- französischen Vorschlägen beschäftigte. In der Sitzung des bri tischen Kabinetts am Mittwoch wird Sir John Simon über die deutsche Antwort sprechen. Das Kabinett wird ferner, jo betont Reuter, ohne Zweifel den deutschen Vorschlag unmittel barer Verhandlungen zwischen Deutschland und England prüfen. In diesem Zusammenhang teilt Reuter weiter mit, dasi der französische Botschafter Corbin dem englischen Außen minister bei seinen beiden letzten Besuchen am Montag und Dienstag klar zu verstehen gegeben habe, Frankreich würde gegen einen Besuch Sir John Simons in Berlin zu einem späteren Zeitpunkt nichts einzuwenden haben, wenn der eng lischen Regierung nach einem erschöpfenden Meinungsaus tausch zwischen Frankreich und England ein solcher Besuch wünschenswert erscheine. Doch bedeute dies nicht, daß eine derartige Entscheidung bereits getroffen worden sei. Die äußerst wichtigen englisch-französischen Besprechungen würden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Ein Ergebnis der eng lisch-französischen Fühlungnahme wird vielleicht sein, bah mm auf diplomatischem Wege in Berlin Erkundigungen einzieht, ob die Reichsregierung damit einverstanden sei, daß die dcntsch- englilchen Besprechungen den gesamten Inhalt der Londoner Erklärungen umfassen. Die französischen und englischen Staats- männer, heißt es in dem Reuterbericht weiter, seien sich einig darüber, daß der Luftpakt Gegenstand einer unmittelbaren Dis kussion sein könne; ebenso einig seien sie sich aber darüber, daß es tatsächlich nicht möglich sei, das Lustabkommen ohne die übrigen Punkte der gemeinsamen Londoner Entschließung vom 3. Februar abzuschließen. Ministerrat in Paris. Im französischenMini st errat erstattete nach Behandlung innerpolitischer Fragen Außenminister La tz a l einen Bericht über die außenpolitische Lage und den Stand der im Gange befindlichen inter nationalen Verhandlungen. Wie verlautet, hat sich Laval in seinem Bericht besonders mit der deutschen Ant wort auf die französisch-englische Erklärung befaßt. Der Minister soll, wie in unterrichteten Kreisen betont wird, darauf hingewiesen haben, daß die französische Regierung in ständiger Verbindung mit der englischen Regierung stehe, und daß der Gedankenaustausch zwischen Paris und London nach wie vor in dem Geist einer vertrauens vollen Zusammenarbeit fortgesetzt werde. Im übrigen soll er betont haben, daß nicht mit einer sehr beschleunigten Entwicklung der Verhandlungen zu rechnen sei. Die Probleme, die die deutsche Antwort auf geworfen habe, müßten genauestens geprüft werden, so daß sich jede Eile in der Ausarbeitung der Antwort Eng lands und Frankreichs an Deutschland von selbst verbiete. In politischen Kreisen will man wissen, daß der französische Botschafter in London, Torbin, der eine längere Aussprache mit dem britischen Außcnmimstsr Sir John Simon hatte, dem Qnai d'Orsay mitgeteilt hat, daß die englische Regierung der möglich st baldigenEr- öffnung einer unmittelbaren den Isch en glischcn Aussprache geneigt sei. Es sei aber noch nicht endgültig entschieden, ob Sil John Simon sich selbst nach Berlin begeben wird, oder ob vorder ein Besuch des deutschen Außenministers Freihcrrn v. Neurath in London statlsinden wird. Vie Hniisch-fr-anzösischen Besprechungen Der Berliner Korrespondent der Londoner „Times" meldet: „Nach deutscher Meinung ist eine englisch deutsche Besprechung nicht nur der nächste logische Schritt im Zusamenhang mit den auf der französisch- englischen Konferenz in London entwickelten Plänen, son dern auch der einzige Schritt, der die Ereig nisse wirklich erfolgreich in Bewegung setzen wird. In einflußreichen und gut unterrichteten Kreisen scheint die Ansicht vorzuherrschen, daß eine neue britisch-französische Note, die auf eine neue französisch-britische Besprechung folgen würde, keinen guten Eindruck auf Deutschland machen würde, wo man seit langem der Ansicht war, daß der wirkliche Lo carno-Geist etwas verwässert worden ist. Man hätte es als dem Locarno-Geist entsprechender betrachtet, wenn Großbritannien auch mit Deutschland ebenso wie mit Frankreich Rücksprache genommen hätte, bevor den Mäch ten eine Erklärung vorgelegt würde. Daß England dies nicht tat, wird als Folge der 15 Jahre alten „Versailler Gewohnheit" instinktiver englisch-französischer Rücksprache erklärt, und daß man nicht etwa erwarten könne, daß sich die beiden Mächte mit einem Schlag von dieser Ge wohnheit trennen trotz ihres Wunsches, in einen neuen Abschnitt der gleichen und freien Verhandlung einzutreten. Aber es besteht die Ansicht, daß ein ausgleichender Schritt in Berlin das mindeste sei, was man jetzt vernünftiger weise erwarten könnte. In der deutschen Antwort war England als Garantiemacht Locarnos und daher als einem für die Rolle des Vermittlers bestimmten Lande die Vie Saar rüstet zurVefreiungsseier. Im Saargebiet sind gegenwärtig umfangreiche Vor kehrungen im Gange, nm die Rückgliederungs- feierlichkeiten am 1. März vorzubereiten Es ist ein besonderer Organisationsausschuß an der Arbeit Man rechnet besonders mit einem starken Besucherzustrom aus dem Reich. Um den Festgästen entgegenzukommen, hat die Reich wahn eine Fahrpreisermäßigung von 7o Prozent auf allen ihren Strecken für die - den Befreiungsfeierlichkeiten zugesagt w?rde! h" "och nicht fest, wieviel Sonderzüge fahren in -narbr^ w^cn sie am 27. und 28. Februar die^nuker lst ferner vorgesehen, daß bleiben k^ einige Tage im Saargebiet allenthalben di- Marland,sche Bevölkerung ergeht a> enipalven die Aufforderung, o viel w e möglich F r e i- « u a r t r e r e zur Verfügung zu stellen. Aufstrebender Mittelstand. Früher hat man in beinahe jeder Regierungserklärung hören und lesen können, daß „dem Mittelstand geholfen werden muß!". Doch diesen Worten folgte so wenig die Tat, daß man damals, teils mit Recht, teils mit Unrecht, von dem „sterbenden Mittelstand" sprechen mußte! Jetzt aber haben sich die Dinge ganz anders entwickelt, und der Reichsstand des deutschen Handwerks, ebenso der des deutschen Handels, haben eine organisatorische Leistung vollbracht, die man früher für ganz unmöglich gehalten hätte. Es war ja immer als „hoffnungslos" bezeichnet worden, überhaupt den gewerblichen und kaufmännischen Mittelstand unter einen Hut zu bringen, — und jetzt ist man so weit fortgeschritten, daß die letzten organisato rischen Schwierigkeiten oder Unklarheiten aus dem Wege geräumt werden. Wie der Reichsstand des deutschen Handwerks mitteilt, haben in der Reichswirtschaftskammer die Spitzenverbände von Handwerk, Industrie und Handel -ociprechnngen über die organisatorische Abgrenzung nameiEch zwischen Handwerk und Handel abgehalten, und „s? öum endgültigen Ergebnis wird nur noch die Frage Klassen, wieweit der künftige Handwerker auf dem der kaufmännischen Geschäftsführung und um- m Kaufmann auf dem Gebiet etwaiger handwerk bringen nni^""^ Nachweis der Sachkunde er- d" Um- und damit der Aufbau des Mittel- Nationalsozialismus ganz bewußt auf das Leistung eingestellt worden. Ebenso der kauf- wie der gewerbliche Mittelstand sollen allmählich von Elementen gereinigt werden, die sich in ihn hinein- schmuggeln dursten, weil eine liberalistische Gewerbe ordnung dem Zustrom aller möglichen Leute Tür und Tor öffnete! Das Gesetz zum Schutz des Einzelhandels, das letz, fortgesetzt Durchführungsverordnungen erfährt, hatte schon vor fast zwei Jahren jenen Zustrom dadurch ab- aedämpft, daß die Errichtung neuer Verkaufsstellen im Einzelhandel oder die Betätigung als Handwerker ge knüpft worden sind an einen Nachweis der Sach kunde Jetzt wird in einer ministeriellen Durchführungs- verordnuna eingehend fcstgelegt, was der Staat als Voraussetzung für die Eröffnung eines Einzelhandels- aeichäftes verlangt und verlangen muß. Dazu gehört etwa nicht nur die Warenkunde, sondern das umfaßt auch die Buchhaltung und die Kalkulation, den „Dienst am Kun den" und die wichtigsten Rechtsfragen. Der Prüfling muß über das Durchschnittswissen eines Kaufmannsgehilfen verfügen", — kurz, er muß den Nachweis liefern, daß er das Vertrauen rechtfertigt, das der Käufer ihm ent- geg-mbringt. In den Krisenjahren ist beinahe rn allen Gewerbe zweigen die Zahl der Klein- und Kleinstbetriebe zu einem Umfang gestiegen, daß sowohl im Handel wie im Hand werk, nicht zuletzt auch im Gastwirtschaftsgewerbe eine starke Übersetzung eingetreten ist. Der nationalsoziali stische Staat hat hier sehr schnell und sehr energisch cin- gegriffen, indem er die Schwarzarbeit nicht bloß bekämpfte, sondern geradezu aus der Welt geschafft hat. Grundsätzlich wurde das Handwerk dadurch neu geordnet, daß eine Pflichtorganisatton eingeführ» wurde — auch eine Maßnahme, die man in früherer Zeit für „einfach unmöglich" erklärt hatte! —, und daß der Große Befähi gungsnachweis und die Handwerkskarte für alle geschaffen wurden, die sich einem Handwerk widmen oder sich ihm widmen wollen. Der Hausierhandel wurde einge schränkt und dann nicht zuletzt dadurch eine Milderung des Wettbewerbes herbeigeführt, daß die Konkurrenz wirkung der Großbetriebe abgeschwächt worden ist. Aber neben diesen, man möchte sagen, mehr negativen Maßnahmen, die dazu bestimmt waren, die früheren Auswüchse und Schwächen im kaufmännischen und gewerblichen Mittelstand zu beseitigen, traten die zahl reichen Maßnahmen positiver Art, die sich vor allem an das große Arbeitsbeschaffungsprogramm der Regierung anschlossen. Das Zugabe- und das Rabatt gesetz lenkten den Wettbewerb in neue Bahnen und stellten wie überall das Prinzip der Leistung in den Vorder grund. Bei der Durchführung des Arbeitsbeschaffungs programmes sind gerade die mittel ständischen Beiriebe in den Arbeitsprozeß eingeschaltet worden; es rst Willen der Regierung, auch bei öffentlichen Aus schreibungen diese mittelständischen Betriebe bevorzugt zu sehen. In großem Umfange griff der Staat durch Bürg schaften oder Darlehen im Interesse namentlich des Klein gewerbes ein, und die Reichszuschüsse für Umbauten und Gcbaudeinstandsetzungen haben sich zugunsten des Hand werkes bereits sehr stark ausgewirkt. Zum großen Teil gehören das Handwerk und der kauf männische Mittelstand einem Teile der Volkswirtschaft an, der wesentlich von dem Auf und Ab des Verbrauchs abhängig ist. Und damit ist es gegeben, daß sich die Wieder belebung der Wirtschaft beim Mittelstand erst langsam geltend machen kann. Aber auch bei ihm ist der Krifen- ticfststand durch die wirtschaftlichen und durch die organi satorischen Maßnahmen im neuen Deutschland schon weit überwunden worden. Anregung einer direkten englisch-deutschen Fühlungnahme vorgelegt worden. Besondere Umstände, ,>ganz unabhän gig von Deutschlands eigenem Willen" erlauben im Augen blick nicht eine direkte französisch-deutsche Besprechung, so erwünscht eine solche auch sein würde. Infolgedessen ist es um so wichtiger, die bestehenden Verhandlungen möch ten so fchnell und so wirksam wie möglich ausgearbeitet werden, um eine allgemeine Regelung vorzubereiten. Frankreich, so wird hier gesagt, wünscht die Ansicht Deutschlands zu den vielen in Erwägung befindlichen Pro blemen zu wissen, und wie, so fragt man sich, kann diese besser übermitelt werden als durch England? Von den zwei öffentlich erklärten Anregungen, nämlich den Besuch eines deutschen Ministers in London und den Besuch eines englischen Ministers in Berlin, erscheint die letztere für den Augenblick stark bevorzugt zu sein. Die Bevorzugung stützt sich, wie man in Erfahrung bringt, auf Erwägun gen über die Struktur des Regimes im neuen Deutschland, wo Hitler allein Entscheidungen trifft. Der ganze Zweck der Erörterung würde, wie gesagt wird, ebenso wie bei den Locarno-Besprechungen der sein, die allgemeine neue Regelung besonders die Lustkonvention als ersten Schritt um einen Abschnitt näherzubringen, indem man hilft, die französischen Erfordernisse einzupassen und einige der — hauptsächlich psychologischen —Schwierigkeiten zu be seitigen, die einer deutsch-französischen Annäherung im Wege stehen." MsdrufferTageblatt alle anderen Stande des Wilsdruffer Äezirks Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadl, rats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das .Wilsdruffer Tageblatt' erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. jfrei Haus, bei Postbestellung 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanftalten und Post- «wten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeNviat1 sUt Wilsdruff U. UMgeaeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, ,od. sonstiger ' — Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto bciliegt. lau« ouMegtnLcm Tar» Nr. 4. — Nachweilungs-GcbührKM Npsa.. — Doraelchricbcn^ E:rfcheinungslage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen - Annahme- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 ^ewahr. — Feder Rabattanspruck» eniicyr. wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs