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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtfchast und alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Freitag, den 22. Februar 1935 Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Nr. 15 — 94. Jahrgang Anzeigenpreise laut oufliegenvent Taris Nr. 4. — Nachweisungs.Gebührr^M Apsg. —Vorgeschriebene Erscheinung-;,age UN» Plaxvorschrislen weiden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen . Annahme bis vormittags Io Uhr. m Für dte Aichligkeil der durch Fernrus übcrmit. Fernsprecher: Amt Wtlsdrufs Nr. 6 leiten Anzeigen üdeench. men wir deine Eewahr. — - Heber Aabananspruch erlischl, wenn der Betrag durch Klage eingezogcn werden mutz oder der Auftraggeber m Konkurs LeL'. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend UZm FE^rir spruch aus ^icierung der ^cilung^lcher^Kür^ing^ ^?^rzugsprc^„. Rücksendung eingcsandter Schriststüche rcuiuit. wenn orr Detrag durch Klage ungezogen werden muh ooer der Aunraggeder in «onku, Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amishauptmannschast Meißen, des Stadt, rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Den Abschluß des Besuches der Standorttruppen in Frank furt an der Oder durch den Führer bildete abends ein Zapfen streich, zu dem die Musikkorps aus den umliegenden Stand orten zugezogen worden waren. Das nächtliche Schauspiel hatte, wie beim Empfang des Führers am Nachmittag, io auch jetzt wieder Tausende von Menschen angelockt. Die Frank furter Bevölkerung, die Bewegung in allen ihren Gliederun gen und Formationen, bereiteten dem Führer unter dem nächt lichen Himmel einen begeisterten Abschied. Immer wieder brandete der Jubel auf, als Adolf Hitler auf den mit Schein werfern hell beleuchteten Balkon hinaustrat. Trommelwirbel leiten den Zapfenstreich ein, und als dann die Klänge des Chorals ertönen, entblöst wie zu einem stillen Gelöbnis die Menge das Haupt, Gelöbnis und Dank zugleich an den Führer, der auch der Ostmark wieder die Hoffnung auf eine bessere Zukunft gegeben hat. Aus der Ferne erklingt ge dämpft die Retraite der Artillerie. Nachdem die letzten Takte des Deutschlandliedes verklungen sind, bricht der Jubel von Neuem los, der sich fortpflanzt durch die Straßen, die der Führer auf dem Wege zum Bahnhof passiert. Als dann nach 11 Uhr der Zug die Halle verläßt, begleiten stürmische Iubel- rufe, Tücher- und Hüteschwenken den Führer. Ser MiWWWWtz siir Mmm DeWMWN vertagt sich. Genf, 21. Februar. Der Ausschuß der Abrüstungskon ferenz für allgemeine Bestimmungen hat am Donnerstag noch einmal getagt und auf Vorschlag des Präsidenten im Eiltempo einige Artikel des amerikanischen Vorschlages über die Errich tung eines ständigen Abrüstungsausschusses durchgesprochen und einige von ihnen angenommen. — Zum Schluß hielt der Vertreter Sowjetrußlands Boris Stein eine kurze Rede, in der er jagte, daß die ständige Abrüstungskommission nicht der Beginn, sondern die Krönung eines allgemeinen Abriistunqs- abkommens sein müsse. Im übrigen habe Sowjetrußland die Umwandlung des Abrüstungsausschusses in einen ständigen Friedensausschuß deshalb vorgeschlagen, weil man an den Ab schluß eines allgemeinen Abrüstungsabkommens erst heran- treten könne, wenn es gelungen sei, den Frieden zu organisie ren. Immerhin betrachte die Sowjetregierung die amerikani schen Vorschläge als wichtigsten Teil des künftigen Abrüstungs abkommens. Auf Vorschlag des Präsidenten wurde dann beschlossen, den Ausschuß zu vertagen, bis hinreichende Ergebnisse des Aus schusses für Waffenherstellung und Waffenhandel vorliegen. Der Ausschuß hat also offenbar erkannt, baß er vorläufig im luftleeren Raum arbeitet, und daß es sich empfiehlt, wenig stens einen gewissen Fortschritt der übrigen Arbeiten abzuwar- ten, ehe man mit den eigenen Arbeiten fortfährt. Neues ckeuttch-sranLöMehes Mrttcbsltsabkommen. Deutschland, des ewig ergebnislosen Hin und Hers müde geworden, sich nicht mehr interessiert zeigt, wie es die Pariser Presse noch in diesen Tagen voll schmerzlicher Erinnerung an die Zugeständnisse anmerkte, die ihrer Meinung nach noch zur Zeit des bekannten MacDonald- schen Vorschlages vielleicht von Deutschland zu haben gewesen waren. Die englische Regierung, die in dankens werter Weise die zur Zeit schwebenden Verhandlungen emgeleitet hat, wird sich der schweren Verant - bewußt sein müssen, die bei einem Scheitern r c durch eine französische Überspitzung sowohl auf London als auch auf Paris lasten würde V. A. R. Die Stahl mit ihren alten schönen Häuser« trug reichen Flaggenschmuck. Am Bahnhof grüßten von hohen, mit Tannengrün umwundenen Masten die Fahnen des Dritten Reiches und die Farben der Stadt. Erinne rungen werden wach an frühere Besuche des Führers. Als bekannt wurde, daß der Führer die Truppen des Standortes besichtigen würde, bedurfte es keines Aufrufes mehr. Als gegen 15.30 Uhr der Sonderzug in die Halle fuhr, waren die Straßen schwarzvoll Menschen. Auf dem Bahnhofe hatten sich neben den Vertretern des Standortes die Vertreter der städtischen Behörden und der Partei eingefunden. Durch ein Spalier der SS. begab sich der Führer auf den Bahnhofsvorplatz, auf dem eine Ehrenkompanie aus Lübben Aufstellung ge nommen hatte. Unter den Klängen des Deutschlandliedes schritt der Führer die Front ab. Ein unvergleichliches Bild dann die Fahrt deS Führers durch die Stadt. Auf den Straßen zu den Kasernen, von denen die Relchs- kriegsflagge wehte, bildeten SA., SS., Flieger, Arbeits dienst und die Politischen Leiter Spalier. Zunächst galt ' der Besuch derJnfanteriekaserne, auf deren Hof der Führer die Parade der Jnfanterieformationen Frank furts und der Artillerieformationen Frankfurts abnahm. Dann besichtigte der Führer die Artillerickaserne, in der er die Mannschaftsgebäude anfsuchte sowie die Stallungen und die Wirtschaftsräume in Augenschein nahm. Überall an den Fenstern drängten sich die Soldaten und jubelten dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht, ihrem Führer, zu. Im Anschluß an die Besichtigung nahm dann der Führer im Standortsoffiziersheim mit dem Offizierkorps des Standortes das Abendessen ein. In Paris wurde in Ergänzung und Erweiterung des am 14. Februar abgeschlossenen Vorabkommens für einen Zeitraum von vier Monaten ein neuesAbkommen abgeschlossen, das in gewissem Umfang die Auf rechterhaltung der Handelsbeziehungen zwischen dem Saarland und Frankreich entsprechend den Empfehlungen des Völkerbundes sichern soll. Indu strielle Erzeugnisse des Saarlandes können im Rahmen besonderer Kontingente unter Zollermäßigung weiter nach Frankreich ausgesührt werden. Entsprechend dem Wert der Deutschland gewährten Zugeständnisse gestattet Deutschland die zollfreie Einfuhr einer Reihe landwirtschaftlicher Erzeugnisse des fran zösischen Grenzgebietes in das Saarland. Das Ab kommen tritt am 27. Februar in Kraft. Wie ans der saarländischen und elsaß-lothringischen Presse bekannt geworden ist, hatte Deutschland zn Beginn der Verhandlungen sich zu einem größeren Entgegen kommen gegenüber den Wünschen der lothringischen Landwirtschaft bereit erklärt. Wenn diese Angebote jetzt nicht voll verwirklicht worden sind, sondern zurückgesetzt werden mußten, so liegt das daran, daß die französischen Unterhändler nicht zu ausreichenden Gegenleistungen hin sichtlich der Ausfuhr von Jndustrieerzeugnissen aus dem Saargebiet bereit waren. Kre-LiermächtigUNg für den Reichssirranzmimsier. Der Führer entscheidet über den Kredit- umfang. Die Neichsregierung hat das folgende Gesetz be schlossen: Der Reichsminister der Finanzen wird ermächtigt, im Wege des Kredits Mittel zu beschaffen, deren Höhe der Führer und Reichskanzler auf Antrag des Reichsministers der Finanzen bestimmt. I * Dazu wird mitgeteilt: Durch das Reichshaushalts- gcsrtz für das Rechnungsjahr 1934 sind dem Reichs minister der Finanzen zwei Kreditermächtigungen erteilt worden. Davon diente die eine dazu, den Fehlbetrag des Rechnungsjahres 1933 zu finanzieren. Auf Grund der anderen Kreditermächkigung wurden die Mittel beschafft, die zur Einlösung der 6 (7j-Prozent-Anlcihe des Deut schen Reichs von 1929, soweit sie nicht in die 4-Prozent- Anlcihe des Deutschen Reiches von 1934 umgelauscht ist, erforderlich waren. Diese Aufgaben sind erledigt. In zwischen sind neue kreditpolitische Maß nahmen notwendig geworden. Die Reichsregie rung hat in den beiden Jahren seit der Machtübernahme zur Behebung der Arbeitslosigkeit Maßnahmen ergriffen, die zunächst kurz- und mittelfristig finanziert worden sinh. Es soll nunmehr eine Konsolidierung dieser Schulden er folgen. Ferner werden Ausgaben, insbesondere tm Zu sammenhang mit dem Ausbau der deutschen Rohstoff wirtschaft entstehen. Zur Finanzierung dieser Aus gaben, deren Höhe sich im voraus nicht voll übersehen läßt, bedarf es einer neuen Ermächtigung für den Reichs- Minister der Finanzen zur Beschaffung von Mitteln rm Wege des Kredits. Wehrmachibesuch -es Führers in Frankfurt a. O. Besichtigung der Truppen des Standortes. Die alte Hauptstadt der Ostmark, Frankfurt a. d. sah nach längerer Pause den Führer und Reichs kanzler, der in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber der Wehrmacht in Begleitung des Rcichswchrministcrs Generaloberst von Blomberg die Truppen des Stand ortes besichtigte. politische Rückkoppler. Die Pressechefs des französischen Ministerpräsidenten and des französischen Außenministers haben wieder ein mal schlechte Zeiten. Tagelang haben sich die Franzosen die Köpfe der Engländer darüber zerbrochen, was London nun eigentlich spielen wird: Geht der englische Außen minister, Sir John Simon, nach Berlin? Geht der Lord siegelbewahrer Eden mit? Kommt vielleicht Neurath nach London? Und endlich: Was ist an den Gerüchten, nach denen der englische Außenminister den Wunsch der Russen nach einem Besuch in Moskau bisher noch nicht ab gelehnt hat? Seit Tagen, also seitdem die Herren Pressechefs in den französischen Ministerien durch die Telephonanrufe der Pariser Blätter nervös gemacht werden, liegt die öffentlich eMeinungEnglands unter dem Trommelfeuer der französischen Presse; teils freundlich zurodend, teils mit kaum noch verhehltem Druckversuch bemühen sich die Franzosen, den Engländern einzureden, daß, wenn schon durchaus eine deutsch-englische Aussprache erfolgen solle, diese selbstverständlich nur n a ch einer nochmaligen sehr ausführlichen Besprechung zwischen Engländern und Franzosen in Paris möglich sei, und daß andererseits die gesamte, in dem Londoner Abkommen vom 3. Februar enthaltene Fragengruppe — als da sind Luftabkommen, Ostpakt, Abkommen über den Donauraum u. a. m. — ebenso natürlich nur als ein unteilbares Ganze in Zukunft be- und verhandelt werden darf. Die letzten Leitartikel der maßgeblichen Pariser Blätter aber stellen es schon so dar, als wenn die Freunde jenseits des Kanals über alle französischen Wünsche und Sorgen bereits im allein seligmachenden französischen Sinne entschieden hätten. Dazu verzeichnet man in Paris mit etwas zu stark betonter Genugtuung die Mitteilung Moskaus, daß eine teilweise Abrüstung ebenso unmöglich sei wie eine völlige, und daß das System der regionalen, d. h. jeweils gewisse begrenzte Gebiete umfassenden Sicherhcitspakte überhaupt das einzig Wahre sei. Also wäre für Paris auch in dieser überaus heiklen Frage der Übereinstimmung mit dem höchst launischen großen Freunde im Osten alles in Butter? Aber nein! Während der ganzen Dauer der englisch-französischen Verhandlungen in politischen Separös hat sich der noch gar nicht recht warm gewordene russische Freund in aller Form aufEis gelegt gefühlt. Moskau sah sich das Londoner Tete-a-tete bis jetzt an, ohne etwas anderes als Zeichen einiger Verschnupftheit zu zeigen. Jetzt hat Moskau kurzerhand mit der Faust gegen die Tür des Separss gedonnert und die oben er wähnte Erklärung abgegeben — und das geht nun wieder der aalglatten Pariser Diplomatie zu weit; denn mit Lieser Erklärung schaltet sich Rußland in ebenso nachdrück licher wie für Paris unerwünschter Form in den ganzen Perhandlungswirbel ein. Schon erheben auch sehr ernst zu nehmende politische Kreise in Paris warnend den Finger und machen darauf aufmerksam, daß Frankreich auf dem besten Wege ist, sich mit Rußland so stark zu engagieren, daß der Russe diesen französischen Wechsel früher oder später bei einer höchst unbequemen Gelegenheit zu Protest gehen lassen könnte. Die Moskauer Stellungnahme zu den weiteren Pakt verhandlungen trägt auch insofern ein neues, ernstes Moment hinein, als darin ein ganz unverhüllter, ja geradezu anmaßender Druckversuch gegenüber Deutschland enthalten ist, wenn es in der Moskauer Erklärung heißt: daß angeblich 70 Prozent der euro päischen Bevölkerung das Sicherheitspaktsystem wünschten, — und zwischen den Zeilen kann man lesen, daß man in folgedessen auf Deutschland wenig Rücksicht zu nehmen brauche. Abgesehen davon, daß die sowjetrussische Re gierung bei jener Behauptung selbst diejenigen Staaten einbezieht, die sich zu der Frage der Sicherheitspakte noch mit keinem Wort geäußert haben, enthüllt sich durch die Moskauer Offenbarung einer schönen Seele das, was Frankreich bisher in seiner Bündnispolitik mit Rußland der Welt ängstlich zu verheimlichen bemüht war, nämlich das Ziel der Einkreisung Deutschlands. Unterdessen kann Deutschland diesem Treiben der Westlichen Diplomatie und ihrer östlichen Faktorei ge lassen zusehen. Es besteht nach wie vor Deutschlands wiederholt erklärte Bereitwilligkeit zu vernünftigen Ver handlungen auf der Grundlage der Gleichberechtigung und der unbedingten Achtung der Souveränität Deutsch lands. Es besteht ferner das deutsche Kommunique, jene Antwort auf die Londoner Vereinbarungen vom 3. Fe bruar, mit der klar ausgesprochenen Einladung an Eng land zu einer klärenden Vorunterhaltung beispielsweise über den Luftpakt. Und es besteht schließlich für die west lichen Staaten die Notwendigkeit, sich zu den stink Fragen zu äußern, in denen Deutschland vor dem Eintritt in all gemeine Verhandlungen einige notwendige Aufklärungen wünscht. Man wird sich in England sehr ernstlich überlegen müssen, ob man den deutschen Wunsch nach einer internen Besprechung mit einem bevollmächtigten Mitglied der Londoner Regierung ungebührlich auf die lange Bank schieben darf. Die französisch-englische Kum panei könnte es sonst ein zweites Mal erleben, daß