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Aufruf zur „Zweiien Olympiade der deutschen Arbeit". Staatsrat Albert Forster, Gauleiter von Danzig und Leiter der Reichsberufshauptgruppen in der Deutschen Arbeitsfront, erläßt zum Reichsberufswettkampf der Deutschen Jugend folgenden Aufruf: Jungarbeiter der Stirn! Deutschlands schaffende Jugend rüstet sich zum Zweiten Reichsberufswettkampf, der in diesem Jahre ein wahres Bekenntnis zur Leistung werden mutz. Auch ihr seid zu dieser zweiten Olym piade der deutschen Arbeit aufgerufen. Ich erwarte von euch, daß alle, die es angeht, zum friedlichen Wettbewerb antreten. Die jungen Kameraden im Einzel handel eröffnen mit dem Schaufensterwettbewerb am 17. Februar 1935 den Reichsberufswettkampf. Das ver pflichtet euch! Nicht einer darf sich ausschließen! Es gilt, durch die Tat unter Beweis zu stellen, daß Deutschland das Land der Arbeit, der Pflichterfüllung und des Frie dens ist. Jungarbeiter der Stirne, tretet auf dem Schlacht feld des Berufes an! Wieder schwarz-roses Bündnis in Danzig. Zentrum und Sozialdemokratie Arm in Arm wie einst im Reich. Der Danziger Polizeipräsident hat das dortige 'Zentrumsorgan, die „Danziger Volkszeitung", verwarnt, da das Blatt während der Verbotszeit der sozialdemokratischen „Danziger Volksstimme" den Lesern dieses Blattes zugestellt worden ist. Der Polizei präsident weist darauf hin, datz er von dem an sich ver wirkten Verbot der „Danzioer Volkszeitung" nur mit Rücksicht auf den bevorstehenden Wahlkampf abgesehen hat. Dieser Vorgang ist bezeichnend für die enge Zu sammenarbeit zwischen der angeblich christlichen Rcstgruppe des Danziger Zentrums und den Marxisten, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß das 'Zentrumsblatt auch als Organ der sogenannten deutsch- nationalen Gruppe des Rechtsanwalts Weise anzu sprechen ist. Es wiederholt sich also für den bevorstehenden Wahl kampf in Danzig das alte schamlose Spiel zwischen dem Zentrum und der Sozialdemokratie, wie es mehr als drei zehn Jahre lang zum Unheil Deutschlands sich hat breit machen dürfen. Gibt es eine widernatürlichere Gemein schaft als zwischen dem Zentrum, das sich angeblich von nur christlichen Grundsätzen in seiner Politik leiten läßt, und Religion, Kirche, Familie und entsprechende Er ziehung der Jugend auf seine Fahne geschrieben haben will — und andererseits der Sozialdemokratie, deren oberster Grundsatz schärfster Kampf gegen alle jene Be griffe und ihren Inhalt ist? Zentrum und Sozialdemo kratie waren in allererster Linie die beiden Parteien, die in langjährigem Bündnis einander die Geschäfte für ihre rein parteimäßig bestimmte Politik zuschoben; sie waren es, unter deren Führung und Verantwortung der Aus verkauf Deutschlands in der Inflation erfolgte, sie waren es, die alle Diktate unterzeichneten vom Versailler Diktat bis zum zweiten Tributplan und aus den Deutschen ein Helotenvolk machten: Paris war in Deutschland maß gebend, „Verständigung" nannten es die beiden, wenn sie unterwürfig auf jeden Pfiff von der Seine her parierten. Die Nachkriegsgeschichte dieser beiden Parteien ist Blatt um Blatt so, daß Zentrum und Sozialdemokratie als die Totengräber Deutschlands für alle Zeiten ge- brandmarkt dastehen — und diese beiden haben jetzt eben wieder ihre Bundesgenossenschaft in Danzig enthüllt. Recht so! Die Danziger werden ihnen am Wahltag eine Quittung schreiben, die dieser schwarz-roten Gemeinschaft ein für allemal die Möglichkeit nimmt, auch nur auf einem kleinen Teilgebiete in deutsche Angelegenheiten dreinzureden. IWlllllMlWlWllllllllllWllMWW Anstatt zum Reichsberufswettkampf! Der Schaufensterwettbewerb der Jugendlichen des Einzelhandels beginnt am Sonntag, dem 17. Februar. Urdedorreoktsclwtr: bunt Därme-Verlag, Halls (Laals), s28 „Es war dumm von mir, ihr die Haube vorzu- enthalten", sagte die Martin später in der Frühstückspause zu ihren intimeren Freundinnen. „Was haben wir für ein Interesse daran, der Warner Hilfsdienste zu leisten? Hat jemals einer über die Adlige Klage zu führen gehabt?" Und dann setzte sie seltsam ernst hinzu: „Mein Gott, die Schadow hat etwas in ihren Augen, daß einem ganz anders wird. Was kann sie denn schließlich dafür, daß sie so aussieht und sich bewegt, wie wir es nicht können. Sie hat eben vielleicht doch eine ganz andere Vergangenheit." Nun wußten auch die anderen, daß an dieser Schadow irgend etwas sein mutzte, was sie nicht hatten. Sie be sprachen neidlos ihre seltsame Schönheit und tuschelten geheimniswichtig über Hennebergs plötzliche Aenderung in seinem Benehmen gegen die neue Verkäuferin. Aber schließlich hatten sie zu viel eigene Sorgen, als daß sie sich mehr Gedanken machten über das Schicksal einer anderen, als es der Augenblick gelegentlich mit sich brachte. Als Jrmingarts Frühstückszeit heranrückte, merkte sie es nicht, daß zwei andere Verkäuferinnen es verschmäht hatten, mit ihr gemeinsam in die Garderobe zu kommen. Sie saßen in irgendeiner Ecke des Ladens und verzehrten dort ihr Brot. Nur Erna war ihr gefolgt. Nun saß sie Jrmingart gegenüber auf einem durchgesesscnen Nohrstuhl und blickte von Zeit zu Zeit mit ehrfürchtiger Bewunderung in das schöne Gesicht der älteren Kollegin. Mühsam würgte Jrmingart das einfache Macgarine- brol hinunter. So sehr sich auch der Magen krampfte — «Siurm unS Hochwasser an -er Nordseeküste. Schwere Verwüstungen auf Borkum. An der nordfriestschen Nordseeküste und auf den Inseln herrschte starker Nordwc st sturm. Der Wasserstand erreichte eine außergewöhnliche Höhe und stieg imEmdener Außenhafen fast bis an die Oberkante der Kaimauer. Der höchste Stand war mit einer Höhe von 2,45 Metern über Normal erreicht. Auch der Wasserstand auf der Ems, in die durch den Sturm das Wasser des Dollart hineingedrückt wurde, hatte eine außergewöhnliche Höhe aufzuweisen. Auf Borkum wurde Windstärke 11 gemessen. Der Sturm richtete hier ungeheure Verwüstungen an. Die Strandmauer der Insel wurde weiter stark be schädigt. Das bisher 40 Meter große Loch wurde um das Doppelte vergrößert, die obere Plattform voll ständig verschoben. Schon eineinhalb Stunden vor Hoch wasser schlug die See ununterbrochen in die gleich hinter der Mauer liegenden Buhnen. Das oben auf der Strand mauer liegende Geleife wurde stark mitgenommen und liegt verbogen da. Die anderen ostfriesischen Inseln hatten weniger stark gelitten. Oie norwegischen GpuWeger waren ein Reklamesrick. Sensationelle Aufklärung des Geheimnisses. Aus Stockholm wird gemeldet: Das Geheimnis der Spukflieger an der skandinavischen Eismeer- kttste, das lange Zeit hindurch die Presse und im beson deren mich die militärischen Kommandostellcn in Schwe den, Norwegen und Finnland beschäftigte, hat allem An schein nach eine sensationelle Aufklärung gefunden. Wie „Svenska Dagbladet" erfährt, handelt cs sich um einen sicher einzig dastehenden Reklametrick, der das Jn- terefse der ganzen Welt auf die arktische Insel Jan M ay en lenken soll. Diese kleine Insel, die immer wieder als Flug- zeugbasis genannt wurde, ist vor einigen Jahren nach einem langwierigen Prozeß mit der norwegischen Regierung einer Privatperson zugesprochen wor den. Der Besitzer von Jan Mayen hoffte die Insel zu einem hohen Preis an die norwegische Regierung ver kaufen zu können; als dies fehlschlug, wurden u. a. durch die Gesandtschaft in Oslo Kaufangebote an die russische und japanische Regierung gemacht. Japan interessierte man durch die Andeutung, daß von Jan Maven aus Flüge nach Rußland und zurück ohne Zwischenlandung möglich seien; Rußland gegen über wurde darauf hingewiesen, daß japanische Flugzeuge an der Eismeerküste sichtbar gewesen seien, um sich für einen künftigen Krieg zu informieren. Wie es im einzelnen möglich war, die Gerüchte über das Auftreten der Spukflugzeuge an den verschie densten Stellen Norwegens zu verbreiten, ist noch nicht bekannt. Haben doch auch hohe amtliche Stellen mehrfach über das Auftanchen geheimnisvoller Flugzeuge berichtet. Es kommt hinzu, daß die Wetter- und Lichtver- yältnisse besonders in den arktischen Winternächten leicht Anlaß zu Irrtümern geben. „Svenska Dag bladet" meldet, daß die Osloer Polizei dem Per sonenkreis bereits auf der S p u r ist, der die Gerüchte über das mystische Flugzeug weitergetragen habe. Die geheimnisvollen Radiosignale, die man zu gleicher Zeit an der norwegischen Küste fest stellte und mit den Spukfliegern in Verbindung brachte, sollen teilweise von r u s s i s ch e n S e n d e r n herrühren. Das letzte Gutachten des norwegischen Generalstabs geht dahin, daß keine fremden Flieger zur fragliche» Zeit norwegisches Gebiet überflogen haben. Aller Wahr scheinlichkeit nach sind die meisten Nachrichten, die in sensationeller Aufmachung in der skandinavischen Presse darüber erschienen, Phantasieprodukte. ihre innere Betrübnis ließ keinen Appetit aufkommen. Das harte, ausgetrocknete Bror war aber auch alles andere als appetitanregend. Zudem roch es überall, auch in der mit Kisten und Körben gefüllten Garderobe nach Fisch. An Jrmingarts Händen haftete der Geruch trotz gründlichsten Waschens und nahm ihr den letzten Appetit. Aber ich will nicht undankbar sein. Noch habe ich eine Möglichkeit, den Vater und mich zu erhalten...!, dachte Jrmingart. „Sind Sie immer so einsam und traurig, Fräulein von Schadow?" klang da eine Weiche, teilnahmvolle Stimme neben ihr. Jrmingart hob das Gesicht, und um ihren feinen Mund zuckte ein wehes Lächeln: „Ich bin nicht traurig, Erna! Nur manchmal ist es nicht ganz leicht, den Kopf oben zu behalten." „Kann ich Ihnen nicht ein wenig helfen, Fräulein von Schadow?" Es war in diesem Augenblick fast etwas Fraulich-Gütiges in dem kleinen, schmalen Gesicht der Verkäuferin — etwas, das wie die Hand einer Mutter nach Jrmingarts wehem, wundem Herzen griff. Und die war müde, so müde, daß ihr die Worte dieses halben Kindes wie ein milder Trost waren. „Mir kann nur Gott helfen, Erna! Ich weiß, daß Sie mich nicht ganz verstehen werden. Aber wenn Ihnen einmal im Leben alles anders geht, als Sie es gedacht haben, wenn einmal der ganze furchtbare Ernst unmittel bar an Sie herantritt, dann findet man sich doch zurück zu dem Einen, den man in guten Zeiten schnell zu ver gessen geneigt ist." Jrmingart von Schadow staunte selber über ihre Auf geschlossenheit dem jungen, fremden Mädchen gegenüber. Noch nie hatte sie einen hier in ihr Innerstes blicken lassen. „Sie sprechen so seltsam schön, wie Sie sind!" sagte Erna Wernicke nach einer langen Pause sinnend, und ihr Blick streifte in heißem Mitleid das harte Margarinebrot Jrmingarts, dessen letzter Saft in der Wärme der Zentral heizung ausgedörrt war. Kurze politische Nachrichten. Der Reichskommissar für Preisüberwachung hat eiste Anordnung über die Preisangabe für Spiri- tuosenausschank erlassen, derzufolge der Ausschank preis für Spirituosen in Gaststätten, in denen die Schankgefäße mit einem Inhalt von 2, 2,5, 4, 5 und lO Zentiliter bereits eingeführt sind, unter Angabe der neuen Gefäßgrößen auf den Getränkekarten deutlich kenntlich zu machen ist. Diese Anordnung tritt mit dem 20. Februcer 1935 in Kraft. Der Ausschuß für Erbhosrecht der Akademie für Deutsches Recht ist sich darüber einig, daß die zunächst hier und da geäußerten bevölkerungspolitischen Bedenken gegen das Reichserbhofgesetz grundlos sind, datz vielmehr im Gegenteil das Reichserbhofgesetz die Grund lage dazu bietet, daß das Bauerntum durch eine möglichst große Kinderzahl seine Verpflichtung zur Erhaltung der Nation erfüllt. s Am Dienstag, dem 19. Februar, wird der Reichs jugendführer Baldur von Schirach dem Führer des Reichsbundes deutscher Seegeltung, Staatsrat Admiral von Tro.tha, die Ehrenführerschaft der Marine-Hitler- Jugend übertragen. » Vom 1. März an werden die Beförderungsgebühren für Blitzpakete nach dem Ausland nach fast allen in Betracht kommenden Ländern wesentlich herab gesetzt. Gleichzeitig wird die Zahl der Orte, nach denen Blitzpakete zugelassen sind, erheblich vermehrt. Militärflugzeug abgestürzi Ein dreimotorigcs englisches Militärflugzeug, das sich auf dem Flug von Neapel nach der Wasserflugzeug station Calafrana auf Malta befand, ist kurz vor Messina im Nebel gegen eine Hügelkette gestoßen und brennend abgestürzt. Nach den bisherigen Meldungen fanden sämtliche acht Insassen den Tod. Fünf Lahre mii einer Rennsierher-e unterwegs. Hilfscxpedition eines Lappländers für kanadische EskimoS. Aus Ottawa (Kanada) wird berichtet, daß ein mehr als 60jähriger Lappländer, Andy Bahr, ein langwieriges Unternehmest von erstaunlicher Schwie rigkeit zum erfolgreichen Abschluß gebracht hat. Im Jahre 1 9 2 9 hatte die kanadische Regierung inx,A laska eine Herde von 3000 Renntieren gekauft und Bahr beauftragt, sie auf kanadisches Gebiet nach dem Ostufer des M a ck e n z i e f l u s s e s, nahe dem Delta, zu treibens wo die Renntiere die Lebensmittelversorgung der an der arktischen Zone lebenden Eskimos bessern sollten. - Im Dezember 1929, also vor mehr als fünf Jahren, setzte sich die Expedition in Bewegung. Sie umfaßte außer Bahr noch sechs Eskimos, drei andere Lappländer, einen Arzt und einen Geographen. Im Laufe der Zeit gaben aber außer Bahr alle Teilnehmer auf und mußten durch neue ersetzt werden. Die große Herde konnte sich nur sehr langsam fortbewegen, da ihr jeden Tag reichlich Zeit zum Füttern gegeben werden mußte, und das subarktische Klima große Schwierigkeiten verursachte. Schnecstürme im Winter und Mos kitoschwärme im Sommer hielten die Renntiere auf und trieben sie sogar wiederholt zurück. Rudel von Wölfen hielten sich beiderseits des Zuges und erbeuteten viele Renntiere. Aber Bahr setzte den Marsch Jahr für Jahr beharrlich fort. Im letzten Frühjahr traf er am Westufer des Mackenzieflnsses ein. Das Eis begann aber bereits auf zubrechen, und nach mehreren vergeblichen übergangs versuchen wartete der beharrliche Mann den Winter ab, um dann, als das Flußwasser wieder ge froren war, feine Herde nach dem vertraglich abgemachten Ziel auf das Ostuser zu bringen, wo es ausgedehnie und reiche Weideplätze gibt. Ungefähr die Hälfte der Renn tiere hatten unterwegs den Tod gefunden, aber in jedem Jahr der Wanderung waren zahlreicheJungeae- boren worden, so daß die Herde nicht weit hinter ihrer urivrünalicben Stärke zurückbleibt. Armes, schönes Fräulein von Schadow!, dachte Erna bewegt. Sie hatte selbst kein rosiges Schicksal. Der Vater war Chauffeur. Vier kleine Geschwister waren noch zu Hause. Es ging sehr knapp zu. Aber einen Wurstbelag hatte sie doch meist auf der Schnitte, während sie bei Fräulein Schadow nun schon seit Wochen jeden Morgen das kaum bestrichene Brot sah. Doch plötzlich schien sie ein neugierig kecker Gedanke zu beherrschen, den sie scheinbar absolut nicht unterdrücken konnte: „Ist es wahr, daß Ihnen der vornehme Flieger von damals ein Telegramm geschickt hat?" fragte sie ganz un vermittelt. Es hatte sich im Laden herumgesprochen, ob wohl man nichts Genaues wußte. „Die Kolleginnen er zählen es sich, und heute haben sie ein paar freche Späße gemacht, weil dieser arme Mensch scheinbar ver unglückt ist." Entsetzt schaute Jrmjngart die kleine Sprecherin an. Bis in die Lippen war sie schneeweiß geworden... War es möglich, daß es Menschen gab, die über das grausame Schicksal anderer witzeln konnten!? Da erkannte Erna augenblicklich, was sie mit ihrer dummen Frage angerichtet hatte: „Ach, bitte, liebes Fräulein Schadow — ich wollte Ihnen ja nicht weh tun! Mir war es nur, als ob der Herr Sie immer wieder angesehen hätte, als er ging. Und da..." Sie brach ab. In Jrmingarts Augen standen ein paar schwere, blanke Tränen, die wie glühende Tropfen in Ernas empfindsames Herz fielen. „Ich weiß, daß Sie mir nicht weh tun wollen, Erna! Sprechen Sie bitte nicht darüber, daß ich jetzt schwach ge worden bin... Aber manchmal kann man nicht mehr mit allem fertig werden." Dann ging Jrmingart schweren Schritts wieder an die Arbeit. Die kurze Frühstückspause war zu Ende. Erna Wernicke aber folgte ihr wenige Minuten später; aber weil die kleine Verkäuferin keiner beachtete, sah man auch nicht die Spuren frischer Tränen auf ihrem Gesicht. (Fortsetzung folgt.)