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deutsche Geograph Professor Ferdinand Freiherr von Richt- Hosen bei einem Blick ans die Landkarte Asiens zu ihm: „Jr den indochinesischen Quellgebieten ist noch vieles dunkel, de ist ein großer weißer Fleck auf der Karte. Diesen leeren Flec werden Sie ausfüllen!" In einem fleißigen, aufopfernder Leben hat Sven Hedin diesen Auftrag erfüllt und sich als de: große Tibetforscher in die Reihe der unsterblichen Entdecke: gestellt. keinekes Minnefadtt. Jagdskizze von Alexander Schmook. Blutrot schiebt sich die Vollmondscheibe über den blau- chwarzcn, weiß gepuderten Wald und klettert rasch höher, »bei bleicher und bleicher werdend. Eisiger Wind Pfeift von Ritternacht her über die Fluren. Und Millionen von Eis- mdcln und Schneesternchen funkeln im Mondlichte. Tief im Walde schreit melancholisch eine hungrige Eule, schlechte Zeiten sind es für alle Raubritter der Lüfte. Denn, Vas lebt und für sie erreichbar ist, hält sich.bei der Kälte Wohl serborgen. Für die vierfüßigen Stranchritter und Wegelagerer st es nicht Kanz so schlimm. Hunger und Kälte werfen man- hes Stück Wild und schwächen das Schwache und Kranke noch hehr, so daß es sich leichter erbeuten läßt. Auch ist Jagdzeit, tnd nicht alles beschossene Wild wird von den Jägern er- jeutet, manches, das man für unangcschossen hielt, verendet lngesehen in stiller Dickung und lockt mit seinem Geruch zu . ippigem Fräße. Hier und da findet ein hungriger Magen auch toch ein Gescheide vom Schalenwild, das ein Jäger schoß. Prall sitzt drum in der Regel gegen Winterende allen in lelze gehüllten Raubrittern der Balg, der wollig, dicht und mg in den schönsten Farben prangt. Und so muß es auch nn, wenn jemand auf die Freite gehen will. Denn just in ieser Zeit halten die Füchse Hochzeitsreise. Sie spüren nicht kälte und Hunger, wenn ihnen Liebe im Blute brennt. Weinerliches Gebell klingt irgendwo durch die Nacht, krschrocken streicht das Käuzchen vom Hornaste ab. Aus der iunklen Röhre am Fuße der Kiefer schiebt sich ein spitzer kang ins Mondeslicht und sichert lange. Wieder weht cs wie Weinen durch den Wald. Da fährt mit einem Ruck der Fuchs ms dem Bau und verschwindet im Dunkel des Gehölzes. — drüben aber, an der alten Eiche, huscht ein Strich ins steißende Gefilde... Höher steigt der Mond, der Wind schläft ein. Leise atmet ier Wald. Ganz fein, fast metallisch klirren die Eisnadeln mter der Wirkung des Frostes, und da und dort reißen mit chußähnlichem Knall saftreiche Buchenstämme auf. Plötzlich gellt ein schauriges Gekreisch und erlischt rasch nieder. Aus dem tiefblauen Wald fährt ein langgestreckter Schatten, daß der Schnee prasselt und kleine Eisbröckchen »arüber hin ruscheln. Ein zweiter Schatten folgt und hat ichon den ersten eingeholt. Da gellt wieder das schauerliche Geschrei. Es faucht und kerkert und kollert durcheinander, bis «in Körper sich loslöst nnd dahin fliegt über das weite Schnee- «eld. Der zweite rappelt sich aus, schüttelt sich und läßt ein «tägliches „Hau kau kau" ertönen. Dann setzt er sich auf der spur des ersten in Bewegung. In regelmäßigen Abständen »ört man ferner und ferner das Gekläsf. Rastlos trabt dir Mchsfähe über Land. In Schlangenlinien, Bogen und Kreisen und bellt dabei kläglich, als ob es ihr recht schlecht ercsinae. Aber sie kann nun' einmal nicht so schön singen wir nne Nachtigall, und ihre Anbeter können es ebenso wenig. „Häff käff kaff", verklingt es in der Ferne. Sie trabt und trabt. Ueberall hinterläßt sie einen für Fuchsnasen lieblichen Duft. Nicht mit einem Freier will sie sich begnügen. Drum bellt nnd duftet sie weit in der Gegend umher. Der Erfolg bleibt nicht aus. Fern über den Hügel sehen wir die Fähe im Mondlicht verschwinden, und schon folgen ihr zwei weitere Bewerber. Ab und zu verhält die Füchsin und läßt ihre Verehrer hcrankommen. Wehe, wenn einer zu aufdringlich wird! Mit wütendem Gekecker fährt sie ihm entgegen und zeigt ihre schneeweißen Fänge. Das aber verdrießt die Bewerber nicht. Das ist bei Fuchsens eben so Mode. Als der Mond zu Bette geht, lächelt er milde auf die rotröckigen Hochzeitspärchen herab, die mit lang heraus hängenden Zungen und dampfenden: Atem immer noch un entwegt über die Felder und durch die Wälder traben und von Zeit zu Zeit eine wüste Rauferei veranstalten. Der Tag kommt herauf, und noch immer trabt die Ge sellschaft herum. Als aber die Sonne die ersten blitzenden Pfeile entsendet, wird die umworbene Fuchsfähe nachdenklich. Bei allen Liebesgcdankcn darf mag die Sicherheit nicht außer acht lallen. And als sie gerade an der Sandkule vorveikomm^ fällt ihr ein, daß unter dem verschneitem Rosenstrauch dort ein von ihr im Sommer gegrabener Notbau liegt. Flugs verschwindet sie darin. Verblüfft schaut sich der erste der Wettläufer um, als er über die Höhe komrnt. Wo ist die Holde, der er nun schon die ganze Nacht hindurch nachrcnnt?, Da er sie nicht mehr eräugt, befragt er seine untrügliche Nase. Die führt ihn wie ein Ariadnefaden schnurstracks zum Notbau. Ohne Besinnen fährt er ein. Aber da ist auch schon etwas hinter ihm. Erschreckt und wütend dreht er sich an einer etwas weiteren Stelle der Röhre um und fährt keckernd Sem aufgerisscnen Rachen seines Nebenbuhlers entgegen. Eine wütende Beißerei hebt an. Inzwischen ist auch ein dritter Rüde erschienen und zwackt den Vorgänger von hinten. Zum scheußlichen Klumpen geballt drängen drei Füchse wieder ans Licht und holzen da mnnter aufeinander los. Die beiden letzten Ankömmlinge haben sich besonders in den Haaren. Die Ge legenheit benutzt der erste Fuchs, um rasch wieder zu der schönen hinabzuschliefen. Die aber sitzt unten im Kessel und sperrt dem Zudringlichen den Nachen entgegen. Der Ritter wappnet sich mit Geduld und beschließt, die spröde Festung zu belagern. Dicht vor den: dräuenden Rachen legt er sich in ser Röhre nieder und wartet. Inzwischen hat der schwächste. Fuchs draußen seine Abfuhr bezogen und schleicht sich davon. Zu seinem Heile — was er natürlich nicht ahnt. Nummer zwei aber leckt sich die Wunden, schüttelt sich den Balg und fährt in die Tiefe, so weit es eben geht. Auch er Wird sich an der Belagerung beteiligen. Sie sind alle so mit sich beschäf tigt, daß sie gar nicht vernehmen, wie draußen leise Schritte im Schnee knirschen... ' Der Jäger späht umher und liest die Spuren im Schnee. „Zwei mindestens, vielleicht aber auch drei", flüstert er seinem Sohne zu. „Stell Dich dort hinter den Busch und mach Dich fertig!" raunt er ihm ins Ohr. Dann löst er den Rucksack, schnallt ihn auf und' befreit den daraus hervorkricchenden Teckel von der Halsung. Ein Wink, der Hund verschwindet, der Jäger tritt zurück und reißt die Flinte von der Schulter. Da geht es tief unten auch schon los: „Rurr wuff!" Stoß weise kommt Atemdampf aus der Röhre und bringt lieblichen Dust mit sich. Es murrt in der Tiefe und Poltert. Der Hund klagt auf, da flitzt ein roter Strich ins Freie, fast am Jäger vorbei. Zehn, zwanzig Schritte weit läßt der Jäger ihn, dann bricht der Schuß. Der Rote kollert den Hang hinab und rührt sich nicht mehr. Rasch ladet der Grünrock wieder und steht regungslos. Drüben der Junge nimmt die Flinte hoch und schießt. Einmal, zweimal, da reißt es auch den starken Fuchs zusammen, der hier aus einer heimlichen Röhre sich retten wollte. Noch immer tobt der Hund in der Tiefe. Er gibt nicht eher Ruhe, als bis er die ganze Bude ausgeräumt hat. Und wieder reißt der Junge die Flinte hoch und schießt rasch zwei mal. Aber der schlanke Fuchs hat nichts abbekommen. In mächtigen Sätzen stürmt er den Hang hinab. Da fährt der alte Grünrock mit dem Gewehr hoch und — setzt wieder ab. „Laß es gut sein, Junge", ruft er, „das war die Fäh', die wollen wir leben lassen!" Und dann quillt ein verschmutztes Etwas aus der Tiefe und stürzt sich aufjaulend aus den nächsten Rotrock, um ihn zu beuteln. Und vier Jägeraugen strahlen, und zwei Hände krampfen sich in einander: „Weidmannsheil, mein Junge!" — „Weidmannsdank, Vater!" Das waren die ungebetenen Gäste bei Reinekes Hoch- zeitsfcst... Beruf und Ehefrieden. In Amerika — natürlich! — hat es ein Professor unter« sucht, was zahlenmäßig, in Tabellen und Statistiken ausge drückt, eigentlich das Glück der Ehe ausmacht. Das heißt: das Unglück war ursprünglich Objekt seiner Untersuchung, den« die Wissenschaft hat nun einmal die Eigenart, daß sie da, w, ein Stückchen der Welt harmonisch und friedlich seinen Ganz abläuft, weniger interessiert ist. Erst wenn die Kometer drohen, die Sternkörper explodieren, die Seuchen wüten, lenll sich der kritisch forschende Blick der Weisen auf die Dinge.., In Amerika gebe es zu viele unglückliche Ehen, meint als, der Gelehrte und überprüfte einmal die Fälle. Dabei soll er nun herausbekommen haben, daß der Beruf des Mannel viel dazu beitrage, wie glücklich seine Frau mit ihm lebe. Z» den günstigen Berufen gehörten beispielsweise Landwirte uni Großindustrielle, zu den unglücklichen Aerzte und Journalisten Man wird sich fragen: Wie kommt denn das? — Aber vor einer Antwort aus Amerika hat man noch nichts gehört. den ^kr. IM8). In der Stamm- und Rangliste der Königl. Sachs. Armee tv . tz- «b S