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Vitter aus der Hitler-Jugend Nr. 4 / Hartung 1935 „Wilsdruffer Tageblatt* Und dann draußen. Frühsport und Rollere? im Schnee! Dann die Bretter unter die Füße geschnallt: Abfahrt zum Uebungslauf! Ueber Hänge und Täler, vorbei an fallenden Schluchten, daß der lockere Schnee in weißen Fahnen hinter uns aufstob! Winterfahrt! Kann sich etwas anderes mit dir messen? wir lernen ZeMakren. Dreizehn Mädel waren wir und hatten noch gar keine Ahnung davon, was wir mit den beiden langen Brettern anfangen sollten. Toch mutig und entschloßen, viel zu lernen, hatten wir uns zum BDM-Schikurs im Erzgebirge angemeldet. Außer uns Anfängern gab es natürlich noch Fortge schrittene. Die sahen uns aber gar nicht für voll an. Wir behaupteten deshalb, daß sie große Angeber seien. Wir Anfänger hielten fest zusammen! Uns konnte nicht einmal der schlechte Schnee die stets gute Laune verderben. Zu erst mußten wir uns erst einmal auf Schneesuche machen. Ueberall gab es mehr Wiese als Schnee. Einstweilen schaukelten unsere Bretter noch tatenlos auf unseren Schultern herum. Endlich! Endlich! Einen nicht zu steilen, sonnigen Hang mit einem Bach und kleinen, grünen Tannenbäumen haben wir entdeckt. Mit großem Jubel stürmen wir darauf los. Und nun lernen wir. Gehen in der Ebene! Wie wir uns zuerst vorkamen mit den langen Hölzern! Dann aber finden wir, daß es doch ein herrliches Gefühl ist, auf dem weichen, weißen Schnee zu glei ten. Auch bas Hinsallen will gelernt sein. Das heißt, das kommt bei uns Anfängern ganz von selbst, nur bas Aufstehen macht uns Kopfzerbrechen. Liegt da unsere Kleinste mit „Kreuzstich" im Schnee und kann einfach ihre Beine nicht aus einanderfinden. Wir hüben auch noch verzwicktere Stellungen oft gehabt. Und das muß man doch erst lernen, sich aus die sem Durcheinander von Stöcken, Beinen und Brettern heraus zufinden. „Bretter quer zum Hang, auf den Stock stützen und auf stehen!" Na, das können wir bald. Aufstieg! Grätenschritt, Treppenschritt. Ach, unsere Knochen! Drücken können wir uns nicht. Jede, die sich heimlich wegschleichen will, wird unter dem lauten Gelächter aller Anfänger wieder herangeholt. Ab und zu wirft man mal einen Blick auf die Uhr. Um halb elf Uhr gibt es nämlich Frühstück. Das hat immer seine besondere Bewandtnis. Vom „Steilhang", der hinter der Waldecke liegt, kommen die Fortgeschrittenen mit großem Hallo angebraust, den Rucksack in der Mitte. Nun gebt es ans Aus- feilen der Schnitten. Und siehe da! Die Einheit zwischen Fort geschrittenen und Anfängern ist hergestellt. Wir bekommen auch einen neuen Namen: „die fortge schrittenen Anfänger". Wir können auch wirklich schon aller hand. Sturzfrei fahren wir in tiefer Hocke durch vier Tore, eingehakt und ohne Stöcke zu dreizehn sausen wir den Hang hinunter und bilden unten einen einzigen großen Trümmerhau fen! Wettlauf den Hang hinauf! Wer zuerst oben ist, bekommt ein Stück Schokolade. Das zieht! Und so sind wir schon nach einem Tag mit den langen Hölzern ganz gute Freunde geworden. Wir schauen sie nicht mehr ganz so mißtrauisch an, wenn sie im „Schistall" stehen, fein von Schnee und Eis gesäubert. Und abends sitzen wir einträchtig zusammen. Anfänger und Fortgeschrittene. Eifrig werden die lustigen Zwischenfälle des Tages ausgetauscht. Am besten ge fällt aber allen die Hosenbodenfahrt der Anfänger auf einer Waldschneise, die mit umgefallenen Tannenbäumen übersät war. Stehend wären wir nie dahinunter aekommen. Nur Schnee brauchen wir! Und um uns den zu verschaffen, bestürmen wir den allgewaltigen Petrus also: „Lieber Petrus mein, laß es endlich schnei'n, - in die Täler, in die Höh'n, Schneeschuhlaufen ist sooo schön!" Ein BdM.-Mädel. Er wird nun weiterfahren durch Deutschland, wird wei tersuchen und forschen und seine Gespräche noch oft mit der Frage beginnen: „Glaubt ihr, daß ihr es schaffen werdet?" Und es wird ihm nie ein Zweifler begegnen. Lrinnei'ung an ein Winterlager. „Was ist denn ein Winterlager?" hat mich neulich einer gefragt. So ganz naiv und von keinem Wissen beschwert, Ich verstand es nicht ganz. Verstellte er sich nur, oder wußte er wirklich nichts davon — Recht gefühlt habe ich da, daß wir erst am Anfang unserer Arbeit stehen und noch viel zu schaf fen haben, damit jeder uns wirklich versteht. Die Oeffentlich- keit weiß noch zu wenig vom Leben der deutschen Jugend. Die meisten Beobachter sehen nur das Aeußerliche, die Uniform und die flatternde Fahne; aber von dem, was die bewegt, die unter der Fahne marschieren, davon spüren sie nichts oder wenig. Wir bereiten unsere Winterfahrt vor! Ueber Weihnachten geht alles ins Lager. — Jetzt schon werden die Schier nach gesehen, wenn auch der regenschwere Himmel noch nicht nach Schnee aussieht. Die Berge winken. Wir hoffen, daß auch der Himmel sich gnädig erweist mit Hellen Schneelasten. Denn zur Winterfahrt gehört eben Schnee, viel Schnee. Auf den Bret tern wollen wir durch den stillen Winterwald streifen, die weißen Wunder bestaunen, die schneebereiften Fichten und glasklaren Eiszapfen, die in der Wintersonne glitzern. Wir sind im vergangenen Fahre oben gewesen, in einer Berghütte. Alle, die irgend mitkonnten, waren dabei. Fragt die Jungen, wie es war — sie können stundenlang davon er zählen. Da lag die Welt vor unseren Augen, weit griff der Blick über die weißen Bergkuppen, die Hangwälder, deren dunkle Stämme das einzige Schwarz in der Landschaft sind. Da spannte sich der Himmel so klar und hell über uns und war doch dunstig in der Ferne und schwer von weißer Last. Wie war das gemütlich und warm in unserer Hütte, wenn Hein seine Klampfe vorholte und alte und neue Lieder sang, von Sturm und Fahrtenleben, von Landsknechten und von kämp fender Jugend! Wenn der große Teekessel immer wieder frisch aufgesetzt wurde und die Geschichten nie abrissen. Wagenborg-Bildmaterndicnst Unler Uieä. Mit unsgeht der Sturm . . . Wir marschieren stumm in Reih und Glied Und jeder spürt den Eisenschritt! Wir alle marschieren um eine Not Und marschieren alle ein Elend tot! Und mit uns gcht der Sturm durch die Nacht Und der Himmel brennt fahl in Gewittern, In uns ist ein Sehnen oufgewacht, Das macht uns alle erzittern: Deutschland — dir gilt der Marsch! Die andern hocken müßig herum Und warten sich die Rücken krumm, Und hat die Not sitz umgebracht — Uns hat sie die Fäuste nur härter gemacht. Und mit uns geht der Sturm . . . usw. Nun aber sind die Fäuste hart, Nun mit den Fäusten nicht gespart! Für jeden Fußbreit eine Faust, Dann hat die Not bald abgehaust. Und mit uns geht der Sturm . . . usw. Wir halten nicht eher die Schritte an, Bis mit uns zieht der letzte Mann. Ist keiner zu arm und keiner zu reich, Zu bauen am Volk und zu bauen am Reich. Und mit uns geht der Sturm . . . usw. Freizeitwerbung der sächsischen Hitler-Jugend Der Gauamtsleiter des NS-Lehrerbundes hat mit dem Gebietsführer der Hitler-Jugend für Sachsen fol gende Abmachung getroffen: Die sächsische Hitler-Jugend wird in diesem Jahr eine Freizeitwerbung durchführen, die jedem Hitlerjungen und Jungvolkpimpf ermöglichen soll, am einem dreiwöchigen Sommerlager im sächsischen Grenzland teilzunehmen. Diese Freizeitwer bung kann nur zu einem vollen Erfolg führen, wenn die sächsische Lehrerschaft und die Hitler-Jugend gemeinsam an ihrer Vorbereitung arbeiten. Um den einzelnen Jugendlichen, unabhängig von den wirtschaftlichen Verhältnissen ihrer Eltern, die Teilnahme am Sommerlager, das nach einem einheitlichen Plan im ganzen Gebiet Sachsen durchgeführt wird, zu sichern, haben der Gauamtsleiter des NSLB und der Gebiets- sührer der HI vereinbart, mit sofortiger Wirkung eine Spareinrichtung zu schaffen, deren Träger die Schuljugendwalter als Verbindungsleute zwischen Hitler- Jugend und Lehrerschaft sind. „kitlefZ Zagend ilt gut!" Begegnung mit einem Ausländsdeutschen. Bahnhof Charlottenburg liegt hinter uns. Der Nachmit tagsschnellzug trägt uns hinein in das Land, Hannover zu. Wir stehen am Fenster und blicken hinaus auf die Felder. Unvermittelt wendet sich plötzlich der lange, etwas fremdlän disch aussehende alte Herr an uns, der, wie wir schon seit Berlin im Gang steht: „Glaubt ihr, daß ihr es schaffen wer det?" Ein wenig verwundert schauen wir hoch; er sicht noch immer hinaus auf Felder, Wiesen und Dörfer, die wie im Fluge vorbeigleiten. „. . . ob Deutschland es schaffen wird?" verbeffert er dann fragend. Wir bejahen knapp, aber zuversichtlich. „Ja, ich glaube es auch!" sagt der Fremde. „Vor acht Tagen kam ich in Ham burg an. Man liest jetzt so viel von euch da drüben. Da dachte ich wieder viel an die Heimat, vor allem drunten an die Eifel. . - -la, und dann hatte ich nicht eher Ruhe, bis ich tatsächlich die „Alte Liebe" wiedersah. Ich bin am Hamburger Hafen entlang gewandert, an den Werften vorbei, bin durch Straßen und Gaffen gegangen, habe geforscht und beobachtet, unter den Arbeitern und Städtern und unter euch Jungen. Und immer wieder fühlte ich: Da ist etwas Neues im Werden. Und dann habe ich einen ^ag in einem kleinen Holsteiner Dorf verbracht. Da lernte ich eure Kameraden kennen. Hitlers Ju gend ist gut. Das spürt man diesen Bauernjungen an. In Berlin war ich jetzt. Da merkte man so recht, daß euch alle ein neuer Impuls erfaßt hat. Da sah ich euch auch marschie ren, hinter der Fahne und mit leuchtenden Augen. Da habe ich an der Ecke gestanden und habe die Hand gehoben vor der Fahne des neuen Deutschlands und vor dieser Jugend, die so klar und zielbewußt ins Leben geht. Seht, und wenn es mir Hamburg, Kiel und das holsteinische Dorf nicht gezeigt hätten, dieser eine kurze Augenblick mitten im Gewühl des Berliner Verkehrs sagte mir, daß ihr es schaffen müßt, weil ihr alle von einem Glauben beherrscht seid." Damit wandte er sich ab, blickte wieder hinaus zum Fen ster, hinüber nach dem alten Rathenow, über besten Türmen und Dächer hell die Sonne lag. Wir musterten ihn unauffäl lig. „Deutschamerikaner", vermuteten wir im stillen. Als wenn er unsere Gedanken erraten hätte, fuhr er nun fort: „Aus Ka lifornien komme ich. Mehrere Jahrzehnte war ich drüben; aber meine Gedanken waren oft, sehr, sehr oft in Deutsch land- So geht es wohl allen da drüben, allen, die nicht jen seits des Masters groß geworden sind. Wir haben immer ge hofft und gewartet auf den Tag, wo Deutschland sich wieder besinnen würde. Hitlers Kampf haben wir in all seinen Ein zelheiten von da drüben aus verfolgt. Und wenn ich mich nun in einigen Wochen wieder einschiffe, dann werde ich drüben erzählen von euch Mädel und ^Jungen und von eurem Führer." Damit wendet er sich seinem Abteil zu. — Die erste Kulturveranstaltung des BDM. in Berlin. Der Obergau Berlin des Bundes Deutscher Mädchen veran staltete in Berlin eine weihevolle Morgenfeier, an der etwa lö OOO Angehörige des BDM. teilnahmen. Zum ersten Mal in der Geschichte der nationalsozialistischen Jugendbewegung Berlins war damit der Obergau Berlin in dieser Stärke, die etwa ein Drittel der gesamten Mitgliedschaft ausmacht, zu ge- «meinsgmem Appell glWMeL,