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MdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und -Dm-druffer Tageblatt- erscheint an allen Wcrdiagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monallich 2,— RM. da! HE- bei Postbestellung I.«0 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstallen und Post. Uwast'«Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgeqcnd Agcl^m d.s» <!!', — — Betriebsstörungen besteh, °e,n Anspruch aus Lieferung der Zettung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandlcr SchriOftückr erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Sezirks Anzeigenpreise laut austicgcndcm Taris Nr. 4. - Nachwcisungs.Mebühr: 20 Rpfq. - Porgeschriebenc Erschemungslagc UN» Platzvorschrislcn werden nach Möglichkcil bcrüchsichlig«. - Anzeigen . Annahme dürch°°F7rn7us" üb"ermi^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 erlischt w^nn^ ^dcrO^Det r> ch Z'ia e ' d d d A Aabattanspruct, Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 28 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 2. Februar 1935 Jie WrWM in Lntti An die Londoner Adresse. Eine Wende Mr Enrop»? „Wie der Ausbruch des Weltkrieges nicht nur in der Erinnerung der lebenden Zeugen, sondern auch für kom mende Geschlechter eine Wende darstellt, so nicht minder der Regierungsantritt des Nationalsozialismus für unser deutsches Volk." Wir möchten besonders heute, da inLondondie französischen und die englischen Staats männer in schwerwiegenden Verhandlungen beieinander- sttzen, diesen Worten unseres Führers und Reichskanzlers znm 3l>. Januar noch anfügen: „Und für Europa." Denn in London sitzt Deutschland zwar nicht mit am Verhandlungstisch, aber das Vorhandensein des neuen, nationalsozialistischen Deutschlands ist dort doch das Thema, das diese Verhandlungen beherrscht von dem Augenblick on, da sich die Franzosen und die Enzländei an den Tisch setzen. Und gerade in diesem Augenblick veröffentlicht ein englischer Politiker, Lord Lothian, nach einem Besuch in Deutschland, der ihn auch mit Adols Hitler und anderen deutschen Staatsmännern zusammen brachte, in den Londoner „Time s" lange Ausführungen über das Werden und über das Wollendes Führers und des deutschen Nationalsozialismus, die doch seht energisch das Zerrbild zerschneiden wollen, das man dem Ausland — und nicht zuletzt durch die „Times" selbst — über dieses Werden und Wollen des neuen Deutschlands gemalt hat. Ist denn dieses Ausland über das wahn Deutschland von heute, das doch immerhin ein Volk vor 65 Millionen ist, im Herzen Europas lebt und schließlick für „diesen Kontinent, den alten", allerhand geleistet haf immer noch so „a u s k l ä r u n g s bedürftig", daß Lor! Lothian seinen Landsleuten erst wieder einmal sagen muß- , Der Nationalsozialismus, der unter vielen anderer Dingen eine Bewegung individueller und natto nal e r S e l b st a ch t u n g ist, ist im wesentlichen deshall entstanden, um derErniedrigungDeutschlands ein Ende zu bereiten, und aus der Überzeugung heraus, daß es eine Gleichberechtigung, d. h. einer rechtmäßigen Platz unter den Nationen nicht anders wicdererlangen könne, — es sei denn unter Wiederher stellung seiner militärischen Stärke, entsprechen! der seiner Nachbarn". Lord Lothian knüpft an diese Fest stellung keinerlei Werturteil. Er versteht Vas Wesen des Nationalsozialismus innerlich insofern nicht, weil ei darauf hofft, daß die neue staatspolitische Entwicklung ir Deutschland eines Tages doch in die Anschauungen eines ^emokratischen und liberalen Europas" ausmünder werde Aber gerade darum ist es wertvoll, daß diesei Engländer das Werden des Nationalsozialismus aus der Unterdrückung und Mißhandlung heraus, die dem deutschen Volk seit Kriegsende widerfahren ist, versteh! und billigt. „Reichskanzler Hitler, der unbestreitbare Führer des heutigen Deutschlands, hat mir nachdrücklich gesagt, das Deutschland die Gleichberechtigung und nichi den Krieg wünsche, daß es unbedingt bereit sei auf den Krieg zu v e r z i ch t e n"; Hitler gehe sogai noch weiter: er werde „Nichtangriffspakte mb allen Nachbarn Deutschlands unterzeichnen, um die Auf richtigkeit seines Friedenswillens zu beweisen" Ist denn ein Übereinkommen der beiden „Streitpunkte", nämlich die Sicherheit Frankreichs und die Forderung Deutschlands nach gleichberechtigter Sicherheit, wirklick eine „Quadratur des Kreises", also unmöglich? Das wir! mit Recht von Lord Lothian verneint, weil er das Wollen des Nationalsozialismns und Hitlers ir diesem Punkte wirklich versteht. Aber die „so oft ir der Vergangenheit angewandte Methode der Nachbarn Deutschlands, irgend etwas zu vereinbaren, und es Deutschland vorzulegen in der Ansicht daß eine Ab lehnung die ,bösen Absichten Deutschlands beweise' uni eine Annahme ihm wieder die etwas gelockerte Zwangs jacke von Versailles anziehen würde, ist nicht meh: anwendbar", — das ist ein Satz in dem „Times". Artikel Lord Lothians, der den jetzt am Londoner Ver handlungstisch sitzenden englischen und französischer Ministern in diesen Tagen als ganz besonders wertvoll« Lektüre empfohlen sein mag! Denn aus jenem Satz sprich« nichi etwa bloß eine Ansicht dieses „Philipp Kerr" wndern das ist zweifellos die Stellungnahme unseres 6 uhrers selbst. Sie erfolgte rechtzeitig. Wir dränger nns nicht nach London. Aber dort sollte man den weiterer im „Times"-Artikel nicht beiseitelegen, für Deutsch- land bedeute Gleichberechtigung, daß „es vonAnfane an an der Erörterung über die künftige Stabilisierung Europas auf gleichem Fuße teilnehme". Dieser deutliche Wink an die Londonei Adresse lehnt es aber zugleich auch noch ab, daß mar dort versucht, nun der angeblichen „Einigungsformel" sü, diese Verhandlungen gemäß Deutschland in die Gensei Zwangsjacke zu stecken. Indem man fordert, Deutsch land „müsse zum Völkerbund zurückkehren, um von seiner militärischen Vertragsverpflichumgen befreit zu werden"! Zum mindesten darf das deutsche Volk nach den bisheriger Genfer Erfahrungen eine kleine, aber selbstverständlich« Vorleistung verlangen. Denn so sehr wir auf die Lom doner Beratungen blicken und das kür Eurova Sckwer- Die Londoner Gespräche. Die ersten Unterredungen zwischen den französischen und englischen Staatsmännern in London haben statt- gcfunden. Flandin und Laval haben dem englischen Ministerpräsidenten Mac Donald und dem Außenminister Sir John Simon die französische Auffassung zu den Problemen, die man vorher auf diplomatischem Wege erörtert hatte, noch einmal dargestellt. Es ergibt sich aus allen französischen und englischen Pressemeldungen, daß in Paris über den Kreis der zu behandelnden Fragen und auch über die Richtung der Auseinandersetzungen eine Vereinbarung erzielt worden ist, daß aber die französische Regierung sich Vor behalten hat, ihren Standpunkt zu jeder einzelnen Frage noch einmal zu erörterst und offenbar auch zu verteidiaen. über das Ergebnis der Verhandlungen, die bis Sonnabend, abend dauern, soll eine amtliche Mitteilung erst nach Beendigung aller Besprechungen herausgegeben werden. Flandin und Laval in London. Die Ankunft der französischen Minister in London. Flan din (mit rundem Hut) im Gespräch mit dem englischen Außenminister Simon (Zylinder), daneben (ohne Hut) MacDonald, links im Vordergrund vor der Waggon- tür Laval. Ser Erfolg de- deutsch-polnischen Patte-. DerGrundsatz der direktenVerständigung. Der polnische Außenminister Oberst Beck ent wickelte im Sejm-Ausschuß sein mit großem Interesse er wartetes Exposs über die Außenpolitik Polens. Am aus führlichsten äußerte sich Minister Beck über das Ver. hältnis zu Deutschland. Vor einigen Tckgen, führte er aus, hat die Berliner und die Warschauer Presse mit Recht auf die Bedeutung des Jahrestages des deutsch-polnischen Nicht angriffspaktes hingewiesen. Der in ihm enthaltene Wille zur Besserung der Beziehungen hat den Weg ge öffnet zur Regelung vieler praktischer Fragen. Am sicht barsten zeigt sich das in der Beendigung des Zollkrieges. Landwirtschaft, Handel, Industrie und gegenseitige Be ziehungen zur See kehren allmählich in Geleise des natür lichen Austausches zurück. Diese Erscheinungen haben wiegende ihres Ergebnisses würdigen, — das, was jenseits unserer Nordostgrenze, nämlich im Memelgebiei vor sich geht, verlieren wir doch nicht aus dem Auge. Um so weniger, als gerade und erfreulicherweise von eng lischer Seite erklär! worden ist, daß das Verhalten Litauens einen überaus schweren Rechtsbruch nach dem anderen darstelle! Auch SirSimon, Englands Außen minister, sitz! am Londoner Verhandlungstisch. Er ist vor einigen Tagen im Unterhaus von einem Mitglied der Opposition gefragi worden, ob er über die Vorgänge im Memelgebiet unterrichtet sei. Die Amwort bewies, daß Srr Simon, der Vertreter der englischen Garantiemacht Die Besprechungen zwischen den britischen Minister» und ihren französischen Kollegen in London haben der ganzen Freitag angedauert. Nach der Begrüßungsrede mit der MacDonald die Erörterungen eröffnete, uni der Antwortrede Flandins, die eine allgemeine Dar legung des französischen Standpunktes war, befaßte sick die Konferenz sofort mit den Kernfragen, wobei die Sach verständigen auf beiden Seiten naturgemäß eine wichtig« Rolle spielten. Hohe Beamte des britischen Foreign Offic« wurden ständig zu den Besprechungen hinzugezogen. Mau nimmt an, daß eine eingehende Erörterung übei die Bedingungen stattfand, unter denen ein Nüstungs- beschränkungsabkomme.n in Europa erzieb werden könnte, das Deutschland Gleichberech tigung bieten würde, das Reich in den Völker bund zurückbrächte und zugleich das Sicherheits verlangen Frankreis und aller anderen Länder gewähr leiste. Die letzte Frage umfaßt unvermeidlicherweise das Problem einer britischen Garantie, das naturgemäß ve- trächtliche Schwierigkeiten bietet. Sonnabend früh fallen die Besprechungen wieder ausgenommen werden. An zuständiger englischer Stelle übte man am Freitaa abend noch starke Zurückhaltung und beschränkte sich auf eine allgemeine Umschreibung der zu verhandelnden Ge genstände, was darauf schließen läßt, daß sich konkrete Lösungsformen zur Stunde offenbar noch nicht abzuzeich- nen beginnen. Es wurde aber erneut darauf hingewicsen, daß unbeschadet des schließlichen Verhandlungsergebnisses nichts beschlossen werde, was den Anschein erwecken könne, als ob Deutschland vor vollendete Tatsachen gestellt wer den solle. Amtliche Mitteilung über die Verhandlungen. Nach Beendigung der englisch-französischen Verhandlungen am Freitag veröffentlichte das Foreign Office folgende amtliche Mitteilung: „Ministerpräsident MacDonald, Baldwin, Sir John Simon und Eden hatten heute in der Downing Street Nr. 10 eine Sitzung mit dem französischen Ministerpräsi denten Flandin und dem Außenminister Laval. Die beiden Sitzungen am Vor- und Nachmittag galten einer allgemeinen Prüfung der Hauptfragen der euro päischen Politik. Die Minister werden die Prüfung dieser verschiedenen Probleme in der nächsten Sitzung, die für Sonnabend nachmittag augesctzt ist, fortsctzcn, so daß am Vormittag. private Besprechungen stattfinden können. Sie waren über den Geist freundschaft lichen Vertrauens erfreut, in dem der Gedanken austausch stattfand und weiter stattfinden wird." neben ihrem materiellen Ausdruck im Wirtschafts leben beider Staaten auch unzweifelhaft weitgehende psychologische Bedeutung, denn auf diesem Wege hat die breite Masse beider Länder die Möglichkeit, sich der Bedeutung der politischen Ent scheidungen beider Regierungen bewußt zu werden. Innerhalb der Regierungen hat dieser Kontakt seinen Ausdruck in den Besuchen hervorragender politischer Persönlichkeiten gefunden, sei es in dem Besuch halboffiziellen Charakters wie bei der Anwesenheit von Minister Goebbels, sei es in einem Privatbesuch wie dem jetzigen des preußi schen Ministerpräsidenten Göring. In allen Verhand lungen, die wir im letzten Jahre mit Deutschland über technische Fragen geführt haben, hatten wir die Möglich keit, viel guten Willen der deutschen Negierung festzu stellen. Ich bin überzeugt, daß die deutsche Regierung dasselbe auf unserer Seite hat beobachten können. Das ist ein sehr realer Erfolg unseres Vertrages. Der Grund- des Memelstatuts, eine bemerkenswerte geringe Ahnung von dem hat, was nachgerade die ganze Welt weiß: daß die Litauer über das von vier Großmächten garantierte und im Genfer Völkerbund feierlich registrierte Memclstatut schon längst zur Tagesord- nung übergegangen sind. An die Londoner Adresse dürfle die deutsche Willcnsmeinung zu richten sein, daß auch hierin, um die Äußerung Lord Lothians zu ver- vollständigen, der Nationalsozialismns eben eine Gleichberechtigung erst darin sieht, daß „der Erniedri- gilng deutscher Volksgenossen ein Ende bereits" wird. Die deutsch-MW VerMigW