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Nationale Tageszeitung für ^andwirtschast und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 ^br. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzuglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- sUI U. gegen. Im Falle höherer Gewalt,, od. sonstiger " ' ' - ' Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Na ch wci s u n g s-G e b ü h r 20 Rpfg..— Vorgeschrietzene Erscheinungstagc und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen - Annahme bis vormittags 10 Uhr. 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Bestimmtes über die Absichten, die Laval bei seinen Londoner Besprechungen verfolgt, ist bisher nicht ver lautet, doch vermutet man in Pariser politischen Kreisen, daß sie mit den vorläufig ergebnislos verlaufenen Be- fprechungcn Lavals mit dem polnischen Außenminister Ober st Beck in Genf in Zusammenhang stehen. Dieser soll Laval nochmals zum Ausdruck gebracht haben, daß sich Ler Standpunkt der Warschauer Regierung zum Ostpakt nicht geändert habe. Auch von Deutsch land nimmt man in Paris an, daß die Reichsregierung ihren Standpunkt zum Ostpakt auch nach Kenntnis der kürzlich überreichten französi schen Rote nicht ändern wird. Das einzige positive An gebot, das Deutschland Frankreich zu machen habe, sei ein deutsch-französischer Nichtangriffspakt nach dem Muster des deutsch-polnischen Vertrages. Lavals Bemühungen werden fetzt anscheinend dahin gehen, Deutschland und Polen noch um- zn stimmen, und er versucht es zu diesem Zweck mit allerlei Druckmitteln. So läßt der Quai d'Orsay immer wieder erklären, daß Frankreich nach den Er gebnissen von Genf bereit sei, auch ohne Deutsch land und Polen den Ostpakt mit Rußland allein zu schließen. Jn diesem Falle, so verlautet in Paris in drohendem Tone, werde Frankreich aber in der Abrüstungs- srage eine sehr unnachgiebige Haltung cinnehmcn. Ja man läßt sogar durchblicken, daß es in Nom zu einer entsprechenden Verabredung zwischen Lavalund Mussolini gekommen sei, und die fran zösischen Minister wollten jetzt auch in London einen Bei tritt der englischen Regierung zu einem solchen Schritt be treiben. Der Zweck der Aussprengung solcher Gerüchte ist sehr durchsichtig. Man will versuchen, Deutschland unter einen gewissen Druck zu setzen, um es den französischen und sowjetrussischen Wünschen geneigt zu machen. Die Stellungnahme Deutschlands zum Ostpakt hat aber mit der Abrüstungsfrage nicht das mindeste zu tun, und die Verquickung der beiden Fragen durch Frankreich bedeutet einen verwerflichen Versuch, die Willensentschließung Deutschlands durch unsachliche Mittel zu beeinflussen, die sich aber als durchaus untauglich erweisen dürften. Litwinow wird den Besuch der französischen Staatsmänner in London mit einigem Mißtrauen be trachten, besteht doch die Gefahr, daß die neue, von Laval zwar in glühenden Farben gepriesene französisch russische Freundschaft einer Belastungsprobe ausgesetzt wird. Der Abschluß der römischen Pakte konnte Litwinow gleichfalls schon befremden, weil Laval das eben erst mit Moskau getroffene Abkommen schon bei der ersten Gelegenheit, Wo es hätte angewendet werden müssen, ein fach überging und den Vertragspartner vor dem Abschluß des neuen Paktes nicht „konsultierte*. Neben dem Ostpaft standen in Genf die römischen Ab machungen über die österreichische Unabhängigkeit im Vordergrund des Interesses, und Rumänien und die Türkei zeigen sich verschnupft darüber, daß ihnen der Beitritt zu den Abmachungen über den Donauraum erst in der zweiten Reihe offenstehen soll. Diese Unzufrieden heit nützt Litwinow für seine Zwecke aus, um Freund Laval durch rumänische Kanäle unter Druck zu fetzen und seine Ostpaktpläne zu fördern. Das Knäuel von Pakten, das Frankreich über Europa gespannt hat und in dessen Maschen jetzt auch Sowjetrußland herumfingert, wird immer verwirrter, und es wird immer verständlicher, daß der Führer der deutschen Außenpolitik wenig Lust verspürt, sich in diesen brodelnden Hexenkessel zu stürzen. Solange der Völker bund in seiner jetzigen Gestalt, solange das Versailler Diktat besteht, wird die Tendenz aller und jeder „Genfer Politik" dahin zielen, Deutschland in seiner Abhängig keit und Unfreiheit zu erhalten. Daß diese „Genfer Politik" an ihrem auspofaunten großen Ziel der Be friedung und Sicherheit Europas weit vorbeigeschossen hat, beweist die ständige Zunahme der europäiMen Ner vosität und Unzufriedenheit, das wachsende Mißtrauen zwischen den Völkern und die steigende Furcht vor einer plötzlichen Explosion. Das ist die Atmosphäre, die der Siaatskunst der „Liga der Nationen", an deren Spitze Frankreich marschiert, geschaffen Hai. In Vieser Luft kann kein Volk, vor allem Deutschland nicht, auf die Dauer leben. Adolf Hitler Hai immer wieder erklärt, daß Deutsch land keine imperialistischen Pläne versolgt und bereit ist, mir allen Nachbarstaat«« friedliche Verträge abzuschlicßen. Deutschland will keine uferlosen Rüstungen und wünscht eine gesunde wirtschaftliche Zusammenarbeit der Nationen. Eine erfolgreiche zwischenstaarliche politische Arbeit aber kann es sich nur dann versprechen, wenn die Voraus- s^nc Ehre und die Vernunft aller verlangt, geschaffen ist: die völlige Aufhebung der Diskriminierung durch Versailles. AM-VerMW für iw HMerk Neues Leben im Handwerk. Die Führer des Handwerks im Berliner Preußenhaus. Im Plenarsaal des Prenßenhaufcs in Berlin fanden Führcrbcsprcchungen des Ncichsstandcs des deutschen Handwerks statt. Dabei wurden wichtige Mitteilungen zu der Neuordnung des Handwerks gemacht. Reichsbank- präsident Dr. Schacht und Reichshandwcrksführcr Schmidt hielten aus diesem Anlaß bedeutsame Reden. Nm allen Handwerkern Gelegenheit zu geben, die beiden Reden anzuhörcn, wurden diese auf Wachsplatten aus genommen und im Laufe des Abends durch.den Dcutsch- landsender übertragen. Die Auslese der Tüchtigen im Handwerk. Eine Rede von Dr. Schacht. Auf der Führerkundgebung des Reichsstandes des deutschen Handwerks im Preußenhaus hielt Reichsbank- präsidenr Dr. Schacht folgende Ansprache: Meine sehr geehrten Herren Handwerksmeister! Durch die heute erlassene Verordnung der Reichsregierung wird der vom Handwerk seit langem gehegte Wunsch nach dem sogenannten großen Befähigungsnachweis endlich er füllt. Damit wird die selbständige Ausübung des Hand werksberufes nunmehr an die Ablegung der Meisterprüfung geknüpft. Hierzu spreche ich Ihnen und in Ihnen dem gesamten deutschen Handwerk meine herzlichen Grüße und Wünsche aus. Der Entschluß, der zu der heutigen Ver ordnung geführt hat, ist nicht leichtherzig gefaßt wor den. Er gründet sich auf die n a t i o n ä l s o z i a - listische Auffassung vom Handwerk. Diese Auffassung ist ebenso weit entfernt von der libera- listischen Idee völliger Gewerbefreiheit, wie von der reaktionären Idee einer überlebten Zunftver- fassung. Solange die gewerbliche Technik an das Handwerkszeug gebunden war, und die Maschine noch nicht ihren Siegeslauf angeireten hatte, hat die strenge mittelalterliche Zunftverfassung ihre Berechtigung ge habt und ist Hanptträgerin hervorragender handwerk licher Leistungen gewesen. Mit dem Hochkommen der ma schinellen Fabrikation und Massenerzcugungen mußte das Handwerk noigedrungen eine Einengung erfahren. Aber es war sicherlich eine der wirtschaftspolitischen Übertrei bungen des liberalistischcn 19. Jahrhunderts, wenn man mit der unvermeidlichen Einengung des Handwerks auch seine berufliche Organifation verfallen ließ und durch Einführung schrankenloser Gewerbcfreihcit das handwerkliche Können herabminderte. Wenn es auch selbstverständlich war. daß man Lokomotiven Flugzeuge, Automobile und anderes nicht handwerksmäßig Her stellen konnte, so hätte man doch nicht vergessen dürfen, daß alle moderne Industrie aus dem Handwerk und seinem fachlichen Können ihren Ursprung genommen hat. Man durfte nicht hoffen, die gewerbliche Leistung auf ihrer Höhe halten zu können durch Pfuschcrtum und maschinellen Massenschund. Gerade im Interesse einer hochqualifizierten Industrie muß es liegen, das handwerkliche Können zu erhalten und weiterzubilden. Erst der nationalsozialistischen Regierung ist es Vor behalten geblieben, die gesetzgeberischen Konsequenzen aus dieser Erkenntnis zu ziehen. Die jetzige Verordnung bringt die eigentliche Sicherung des Leistungsprinzips im Handwerk. Nun endlich bringt die heute veröffentlichte Verordnung den sogenannten großen Befähigungsnachweis, wonach nur derjenige in die Handwerksrolle eingetragen wird, der die Meisterprüfung abgelegt bat oder die Be fugnis zur Anleitung von Lehrlingen besitzt und nur, wer in die Handwerksrolle eingetragen ist, ein Handwerk als stehendes Gewerbe ausüben darf. Was bedeutet nun diese Verordnung für das Handwerk? Sie soll ein Ansporn sein zur Erreichung einer hohen Leistung, ohne daß jedoch irgend jemandem der Weg hierzu ver sperrt wird. Die Meisterprüfung wird der Maßstab für die Auslese der wirklich Tüchtigen im Handwerk sein. Sie muß hohe Leistungen fordern, darf aber nicht dazu benutzt werden, den Zugang zum Handwerk unbillig zu erschweren. Meine Herren, das weitere Schicksal der Verord nung ist in Ihre Hände gelegt. Das hohe Vertrauen, das Ihnen damit entgegengebracht wird, werden Sie da durch rechtfertigen, daß Sie im Geist unseres Führers Adolf Hitler den wirtschaftlichen und nationalen Aufbau Deutschlands auch im Handwerk durch zähe, opferwillige Mitarbeit vollenden helfen. Oer Reichshan-werksmeLster über die Neuregelung Nach der Rede Dr. Schachts führte Reichshandwerks meister W. G. S ch m i d t u. a. folgendes aus: Der Reichswirtschaftsminister hat jetzt die „Zweite' und „Dritte Verordnung über den vorläufigen Aufbai des deutschen Handwerks" erlassen. Von jetzt ab if die Meisterprüfung grundsätzliche Voraussetzung sür die selbständige Ausübung eines Handwerks. Dei Redner schilderte dann die geschichtliche Entwicklung dei Frage der Verufsausweise von der Neichsgewerbcordnuntz 1869 bis zur Handwerksrolle 1929 und fuhr fort: Durck die nationalsozialistische Revolution hat die Handwerks- gesetzgebung eine ungeahnte Belebung und zweifellos auck ihren Höhepunkt erreicht. Erst der nationalsozialistisch, Staat hat den unerfreulichen Zustand beseitigt, das manche anderen Länder Europas gerade auf Grund deutschen Gedankengutes in der Handwerksgesetzgebuno weiter gegangen waren als das Reich. Eine große Gefahr gebannt. Gerade in der Wirtschaftskrise sind Ungelernte ohn « dienötige Sachkenntnis und das erforderliche Verantwortungsgefühl ins Handwerk geströmt und haben neue selbständige Handwerksbetriebe eröffnet; noch Henie ist das Handwerk zu 20 Prozent übersetzt. Die nicht vor- gebildcten „Handwerker" reißen durch unlauteres Ver halten in großem Umfange die Aufträge an sich. Auch die Schwarzarbeiter und Gelegenheitsarbeiter untergruben das wirtschaftliche Dasein des geschulten Handwerks meisters. Hätte jetzt nicht der Gesetzgeber eingegriffen, dann hätte dem ehrbaren Handwerk das immer weitere Absiuken und .schließliche Verschwinden gedroht. Diese Gefahr ist durch die neue Verordnung gebannt. Zum selbständigen Betrieb eines Handwerks als stehendes Gewerbe wird nur zugelassen, wer in die Hand werksrolle eingetragen ist. Es dürfen nur diejenigen Handwerker eingetragen werden, die für das von ihnen betriebene oder für ein verwandtes Handwerk die Meister. Prüfung oder eine als Ersatz dafür anerkannte Prüfung bestanden haben oder die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen in einem dieser Handwerke besitzen, über die Eintragung muß dem Handwerker stets eine Bescheini gung, nämlich die Handwerkskarte, ausgestellt werden. Wer den selbständigen Betrieb eines Handwerks als stehendes Gewerbe anfängt, muß gleichzeitig mit der An zeige bei der Gewcrbcpolizcibchörde die von der Hand werkskammer ausgestellte Handwerkskarte vorlegcn. Die Übertretung der Vorschriften wird bestraft; es kann sogar die widerrechtliche Fortführung eines Be triebes polizeilich verhindert werden. Übergangsvorschriften. Mit den Übergangsvorschriften will der Gesetzgeber in weiser Mäßigung Härten der neuen Regelung ver meiden. Die Übergangsbestimmungen gelten zunächst für natürliche Personen, die schon in die Handwerksrolle ein getragen sind; diese bleiben eingetragen; wenn sie aber erst nach dem Jahresanfang 1 9 00 geboren und außer dem nach dem Jahresanfang 1 9 3 2 eingetragen worden sind, dann müssen sie bis Ende 1939 die Meister prüfung nach holen, sonst werden sie in der Hand- werksrollc gelöscht; damit ist ihnen die Möglichkeit eines selbständigen Handwerksbetriebes genommen. Meisterprüfung und Handwerks karte vorgeschnehen. Wichtige Regelung für die Neuordnung des Handwerks. Zwei für das deutsche Handwerk besonders wichtige Verordnungen sind im Reichsgesetzblatt veröffentlicht worden. Es handelt sich um die Zweite und Dritte Ver ordnung über den vorläufigen Aufbau des deutschen Handwerks. Die Zweite Verordnung bestimmt, daß die Handwerkskammern nach dem Führergrundsatz geleitet werden und der Aufsicht des Reichswirtschafts ministers unterstehen. Die Dritte Verordnung schreibt vor, daß jeder Hand werker, der einen selbständigen Betrieb leiten will, die HandwerkSkartc besitzen muß. Die Handwcrkskarte erhält uur, wer in die Handwcrksrolle einer Handwerkskammer eingetragen ist. Diese Eintragung wiederum wird durch den Meisterbrief, also das Meistcrpriifnngszcngnis, bedingt. Die Meisterprüfung kann nnr abgelegt werden, wenn die notwendigen Lehr- und Gesellenjahre und das Zeugnis über die bestandene Gesellenprüfung nachgewicsen werden. Der Meistertitel selbst setzt ein L e b e n salter