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Festigung der Willens zm Gemeinschaft. Dr. Ley vor den Amtswaltern der DBF. Seit einigen Tagen fand inLeipzig eine Reichs- tagung der DAF. -Amtswalter statt. Auf der Schlußtagung sprach Reichsorganisationsleiter Dr. Ley, der in einer Schlußansprache aus den Wert der Arbeit der Amtswalter hinwies und sagte, bis her habe man die Hauptaufgabe der DAF.-Tätigkeit darin gesehen, den deutschen Arbeiter für den Gemeinschafts- gedanken zu gewinnen. Diese Tätigkeit sei von einem vollen Erfolg gekrönt. Jetzt gelte es vor allem, den in den deutschen Arbeitern erweckten Willen zur Gemeinschaft zu erhalten. Fugen groß wie reetaffen/ Ein dänisches Seeungeheuer an Land gespült. Eine Art Loch-Reß-Uns»h-uer ist nach einer Meldung aus Kopenhagen bei oer Insel Sejrö an Land getrieben worden. Es handelt sich um einen Riesenfisch, der 3 Meter lang und ebenso breit ist. Die Augen des Fisches sollen so groß wie Tee tassen und das Mauk von der Größe eines 10-Liter- Eimers sein. In der Form erinnert er an einen großen Heilbutt; diese werden jedoch höchstens fünf Zentner schwer, während das dänische Ungeheuer über 20 Zentner wiegt. Nach dem dänischen Professor Adolf Jensen handelt es sich um eine Art Klumpfisch. Vie „dösen Sücke der Angeklagten". Berlegenheitsgestammel der litauischen Presse zum Mcmel> länderprozcß. Wie Kownoer Blätter melden, soll der Memelländerprozeß am 21. Januar bestimmt fortgesetzt werden, da der Gerichtsvorsitzende und alle An geklagte von ihrer Grippe genesen sind. Bemerkenswert für die weitere Behandlung des Prozesses in der litauischen Presse ist, daß die Behauptung von dem bewaffneten Aufstand der Memelländer nicht mehr erwähnt wird. Da in dieser Hinsicht die Ver nehmung der ersten 18 Hauptbelastungszengcn nicht den geringsten Anhaltspunkt brachte, stellt der halbamtliche „Lietuvos Aidas" nunmehr allen Ernstes die törichte Behauptung auf, daß die Belastungszeugen bei der Verhandlung von den Angeklagten stark „hypnotisiert" würden (!). Manchen Zeugen sehe man es geradezu an, daß sie lieber in den Erdboden vor dem Richter versinken möchten, als Unangenehmes über die 120 Angeklagten aus zusagen, deren böse Blicke sich auf sie konzentrierten. Dieser Auffassung schließen sich auch die anderen Blätter an. In Wirklichkeit kann der Zeuge bei der Verhandlung weder die Angeklagten noch deren Blicke irgendwie sehen. Er sieht nicht einmal die Verteidigung, sondern muß sich vor dem Richter so aufstellen, daß sich alle übrigen Prozeß- beteiligten direkt hinter seinem Rücken befinden. Kurze pvlriifche Nachrichten. In dem Prozeß gegen die Eifenbahnbeamten, die an geklagt waren, das Eisenbahnunglück bei Rostow verschuldet zu haben, wurde ein Beamter zum Tode durch Erschießen verurteilt. Acht Angeklagte erhielten Gefängnisstrafen von drei bis zehn Jahren. Ein Angeklagter wurde freigesprochen. * Der Allgemeine Gewerkschaftskongreß von Frankreich hat durch einen einstimmigen Beschluß seines Verwaltungskomitees gegen die kürzlichen Hin richtungen in der Sowjetunion Protest er hoben. * Die Zahl der Streiks in England hat im Jahre 1934 einen Rekord tief st and erreicht, wie er noch niemals dagewesen ist, seit darüber überhaupt eine Statistik geführt wird. Wieder emRotsnmt-Serbrechen gesühnt. Der unmittelbar nach der Machtübernahme verübte kommunistische Feuerüberfall auf das SA.-Heim in der Frintroper Straße in Essen hat jetzt vor dem Volks gerichtshof in Berlin seine gerechte Sühne gefunden. Der Volksgerichtshof verurteilte die dre: Haupttäter des ver suchten Mordes: Saage >> zu iS, A b r o m? it zu 14 und Sonnack zu 13 Jahren Zuchthaus. 40 Grad Kalis in AGA. Schneestürme und starke Kälte. Eine starkeKälte im Nordwesten der Vereinigten Staaten hat dazu geführt, daß das Thermometer stellen weise bis auf 40 Grad unter Null sank. Im Staate Washington mußten die Schulen ge schlossen werden. Heftige Schnee st ürme haben weite Landstrecken unter dichten Schneemassen begraben. Aus mehreren Orten wurden wieder Todesfälle durch Erfrieren gemeldet. Die Kältewelle dehnt sich zur Zeit weiter nach Osten aus. Auch aus Neu-Eng- land werden starke Schneefälle gemeldet. Infolge riesiger Eisstauung liegt der größte Teil der Niagarafälle trocken. Schneeverwehungen in Südslawien. Infolge Schneeverwehungen in Süd slawien treffen die Kurswagen aus dem Süden und Osten in Wien nur mit großen Verspätungen ein. Sie kommen zumeist erst so spät an die Grenze, daß sie den Anschluß versäumen und erst mit dem nächstfolgenden, mehrere Stunden später verkehrenden Zug befördert werden können. 7 Grad unter Null in Nom. In Mittelitalien hat sich die ungewöhnliche Kälte noch verschärft. In der Nacht zum Sonntag wurden u. a. in Perugia undRom7Grad unterNull festgestellt. Der strenge Frost hielt — eine Seltenheit — in Rom sogar den ganzen Sonntag über an und steigerte sich noch gegen Abend. TragischerAbflhluß einer Kameval-seier. Leichtfinniges Vorgehen beim Photographieren mit Blitzlicht fordert 12 Verletzte. JnEssen-Bredeney ereignete sich in der Nacht beim Photographieren mit Blitzlicht ein schweres Unglück. Beim Abbrennen des Blitzlichtes fing ein Vorhang Feuer, das im Augenblick auf die gesamten Raumdekorationen Übergriff. Zwölf Personen wurden durch herabfallende brennende Dekorationsstücke verletzt, davon zwei schwer. Es gelang der Feuerwehr, den Brand nach einstündiger Arbeit zu ersticken. Hierzu erfährt man: Ein Bankdirektor hatte in seiner Wohnung eine Karnevalsfeier veranstaltet. Die Räume waren mit Girlanden und Papierblumen aus geschmückt. Bei einer Blitzlichtaufnahme hatte man in unbegreiflicher Fahrlässigkeit das Blitzlicht unter einem Vorhang entzündet. Der Vorhang fing Feuer und einige Augenblicke später stand der mit leichten Papiergirlanden ausgeschmückte Raum in Hellen Flammen. Als die Feuer wehr erschien, war das Mobiliar in den drei Wohn räumen vollkommen ausgebrannt. Zwei Tote bei einer Gasexplosion. In Harburg-Wilhelmsburg führte ein Selbstmordversuch in einem Hause der Feldstraße zu einer schweren Gasexplosion. Das Gebäude wurde derart in Mitleidenschaft gezogen, daß es geräumt werden mußte. Eine Hausbewohnerin hatte in selbstmörderischer Absicht den Gashahn in der Küche geöffnet. Das aus strömende Gas hatte sich dann an dem brennenden Herd feuer entzündet. Die von der Explosion xmsgeschreckten Nachbarn fanden die Wohnungsinhaberin mit ihrer fünf jährigen Tochter tot unter zertrümmertem Mauerwerk. Durch eine eingedrückte Wand wurde auch eine Frau in der Nachbarwohnung so schwer verletzt, daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Alts Verzweiflung sich in den Suppenkessel gestürzt. Schreckenstat eines Strafgefangenen. — Kurz vor der Entlassung aus dem Gefängnis. Paris. Auf eine eigenartige Weise hat ein Straf gefangener im Gefängnis von Puy de Dome Selbst mord begangen, indem er sich in einen mit kochen der Suppe gefüllten Kessel stürzte. In dem Kessel wurde die Mittagssuppe für die Insassen des Ge fängnisses zubereitet. Der Sträfling hatte sich durch tadellose Füh rung ausgezeichnet, so daß die Gefängnisbehörden mit seiner Rückkehr in ein geordnetes Leben nach Abbüßung seiner siebenjährigen Gefängnisstrafe rechneten. Er hatte aber kürzlich erfahren, daß seine Frau, die er liebte, die Scheidung durchgesetzt und außerdem die beiden Kinder zugesprochen erhalten hatte. Das hat ihn zu dem Ver- zweiflungsschritt geführt. Mei der Hamburger LvWgrLlMer verhaftet. Von den drei Tätern, die in der vergangenen: Woche bei einem ü b erfa ll auf eine Reismühle in Hamburg 10000 Mark an Lohngeldern erbeuten konnten, waren in Bad Nauheim zwei bald nach dem Raubüberfall fest genommen worden. Ein Flucht versuch des einen Banditen war von kurzer Dauer. Er konnte bei dem Einkauf eines Mantels wenige Stunden später wieder verhaftet werden. Seine Festnahme wurde durch eine Rundfunkmeldung ermöglicht. Die Fahn dung nach dem dritten Täter dauert an. Mimische Grenzwächter im Kampfe mit Schmugglern. Im Passeiertal (Südtirol) unweit der italienisch- österreichischen Grenze kam es in der Nacht zu einem Zu sammenstoß zwischen italienischen Grenz wächtern und zwei österreichischen Schmugglern. Auf den Anruf der Grenzpolizei gaben die Schmuggler mehrere Revolverschüsse ab und suchten über die Grenze zu entfliehen. Die Grenzwächter schossen nun aus die Flüchtlinge, wobei einer der Schmugg ler tödlich getroffen wurde. Der andere konnte nach längerer Verfolgung gefaßt und verhaftet werden. KommmstisKe Kundgebung in Paris. Die Saarkommunistcn blieben zu Hause. Die „große Kundgebung", die in Paris die marxistisch-kommunistischeEinheitsfront unter der Schirmherrschaft der Liga für Menschenrechte und unter dem Motto „Kampfgegendiefaschisti- schen Vereinigungen" einberufen hatte, fand vor einigen lausend Anwesenden statt. Die Kundgebung selbst verlief ohne Zwischenfälle. Von den Führern derfaar- ländischen Separatisten war niemand erschienen. Der französische Innenminister hatte, wie erinnerlich, eine Anweisung erteilt, nach der den Saaremigran - ten jede Einmischung in die französische Innenpolitik verboten ist und sie nicht das Recht haben, auf öffentlichen Kundgebungen in Frankreich zu sprechen. Aaiienüberfaü aus Moskauer ASA.« Botschaft Die amerikanische Botschaft in Moskau sucht einen Kammerjäger, der eine Armee von Ratten vertreibt, die sich in einer Art von organisiertem Überfall dort Quartier verschafft haben. Die Botschafts- räume sind in einem neuen und modernen Gebäude unter gebracht. Kürzlich wurde jedoch ein alter Bau jenseits der Straße niedergerissen, nnd in Scharen siedelten die obdachlosen Ratten aus den des alten indas neue Gebäude der Botschaft über, wo sie sich sehr heimisch zu fühlen scheinen. orxax ^kirren,wcev/cu (23. Fortsetzung.) Ein feiner Mensch, ihr Chef, der sich ohne herzliche Verbindung mit seinen Jungen nicht wohlfühlte. Die beiden Primaner, anders oder einzeln wurden sie hier im Regiment nicht genannt, fegten im Sturm lauf durch sieben Buden. „Falkenburg! Blauer Anzug!" Natürlich hockten Albert und Hans von Einem wieder am Klavier. Doppeltes Kommando: „Falkenburg!" Einem fuhr von seinem Stuhl in die Höhe, ans dem er im Reitsitz gesessen hatte, die Lehne in beiden Fäusten. Er war ein Junge von beträchtlicher Länge, breit und stark gebaut wie ein Mann, dabei hatte er ein rechtes Kindergesicht mit einem kecken Profil und zwei ganz besonders warm dreinschauenden Augen. Er sah die beiden Primaner bittend an und ging dann auf den Zehenspitzen zu Albert, der mit tief ge senktem Gesicht am Klavier saß nnd phantasierte, ein Ohr den Klängen zugeneigt. Albert hatte nichts von dem Kommando gehört. Der Schlußsatz des Geigenspiels damals bei der Mut ter Beerdigung gab ihn nicht frei. Er war zu stolz und köstlich gewesen, als daß ihn Albert hätte vergessen können. Der Knabe hatte ihn schon oft gesucht, und ein mal mutzte er ihn finden. Die Seele lauschte, die Finger suchten, der ganze Körper war eingestellt als Empfänger der Töne. Die Gestalt erschien noch zarter als sonst, die Beine hilflos, die Hände und Finger viel zu groß, ebenso der Kopf, dazu das schmale, bleiche Gesicht von blauschwar zem Haar umrahmt, die Augen weit geöffnet. Hans Einem hatte, wie schon oft, still dabei gesessen. Der kleine. Kamerad schien ihm etwas ganz Beionderes, etwas Unverständliches. Seitdem Albert da war, hatte sich Hans nie wieder ans Klavier gesetzt. Was wollte er da, wie konnten seine ungelenken Finger Melodien finden, wenn Alberts Finger suchten, diese schlanken, weißen Gebilde, die nicht aufschlagen und nicht drückten, die sich in die Tasten einfügten, als wären sie mit ihnen zusammen ein einziges Lebewesen? Hans wurde nicht müde, das bewegliche Spiel zu verfolgen, und dabei weckten die Töne die erste Melancholie in dem großen, starken Jungen. Jetzt trat er leise an den Freund, den langen Körper auf den Fußspitzen balancierend, und legte seine Hände behutsam auf die durchscheinenden des Spielenden. Albert schrak trotz der weichen Berührung zusammen. Hans Einem lächelte und hatte einen glühenden Kopf. „Abert, du kommst mir vor wie ein Mädchen, aber das soll dich nicht verletzen. Du bist ganz anders als wir, und ich schäme mich eigentlich vor dir, weil ich ein so großer Kerl bin und nichts gegen dich kann." Albert hielt den Kopf immer noch zur Seite geneigt. Er lauschte den Tönen nach und wußte sich im Augen blick nicht zurechtzusinden. „Ich glaube, aus dir wird ein großer Künstler," prophezeite Hans. Albert Kops fuhr herum. Mit leidenschaftlichem Auf schluchzen umschlangen die Arme und die Hände, die eben unter dem Nachtönen der Musik über die Tasten geglitten waren, den Freund. „Mein Vater, Hans, sag' mir doch, wer war mein Vater? War er ein Künstler? Ja, sag' ja, Hans!" Hans machte sich erschrocken frei, fprang mit zwei Sätzen zur Tür und drehte den Schlüssel um. Im gleichen Augenblick drückte jemand von draußen auf sie Klinke. „Aufmachen, los, in fünf Minuten Abmarsch!" Die Schritte aus dem Flur eilten weiter. Hans Einem war sofort wieder bei Albert, der mit schlaffen Gliedern und zuckenden Gesichtsmuskeln mit ten im Zimmer stand. Behutsam, als fürchtete er, Albert wehe zu tun, strich er über dessen Schultern, dann packte er ihn plötzlich an beiden Oberarmen und bückte sich zu des Freundes Ge sicht hinunter. „Albert, das darfst du nie wieder machen! Du darfst nicht weinen und darfst mich nie wieder umarmen!" Alberts Kopf sank ganz tief herab. Der große, starke Junge redete immer eindringlichere „Versteh mich doch richtig, Albert! Ich hab' dich lieb, ich weiß aber nicht wie. Einen Bruder könnt' ich nicht so lieb haben wie dich, aber das braucht niemand zu wissen, denn die andern lachen. Wenn du weinst, lachen sie erst recht. Und, Albert, wenn einer über dich lachen würde, ich schlitz' ihm die Faust ins Gesicht. Ueber dei nen Vater sprechen wir ein andermal, jetzt müssen wir? fort. Komm!" Albert raffte sich zusammen. Er biß die Lippen so fest aufeinander, daß sie in dem bleichen Gesicht nicht mehr zu sehen waren. Endlich preßte er heraus: „Ich danke dir! Du sollst nie mehr nötig haben, die Tür zu zuschließen." Er ließ den Schlüssel herumschnappen und ging vor dem großen Freund mit schnellen, kurz klingenden Schritten durch den Korridor in sein Zimmer. Dort hielt er das Handtuch unter das eiskalte Wasser der Lei tung und preßte es ins Gesicht, gegen die Augen und Schläfen. Bald stand er mit den Jungen des Regiments Major auf der Plattform der Elektrischen. Die blanken Stahlschlittschuhe blinkten. Die Unter haltung übertönte das Getöse des fahrenden Wagens« Nur Albert schwieg. Dr. Ritter überquerte die Straße. : Die Jungen grüßten, die Hände an die Sportmützen gelegt. Einer neigte sich zu Albert: „Du mußt ein großes Tier sein. Nur wenn Euer Gnaden den Herrn Doktor entlassen, darf er seinen eigenen Weg gehen." Alberts Stirn zuckte. „Bitte, beleidige Doktor Ritter nicht." Obgleich Albert klein von Gestalt war, hatte er sich so hochgereckt, daß er gegen die anderen nicht mehr abstach. So sah Albert wirklich stolz aus. Hans von Einem empfand das in diesem Augenblick und versuchte seine Schultern der Schulterhöhe des Freundes zu nähern. Es war ihm peinlich, so viel größer zu sein. Er dachte an die leidenschaftliche Frage Alberts nach seinem Vater.