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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilskruster Tageblatt- eychemt an allen Werklagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monallich r,— SiM. srei Haus, bei Postbcstellung l.M RM. zuzüglich BesteUgslv. Einzelnummern lv Rpsg. Alle Postanstallen und Post- kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung -ingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Na chweisungs-Gebühr r 20 Rpfg. — Vorgeschriebene Erscheinungstage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen. Annahme durch Fernruf öl-arm«: Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 mcn mir keine Eewabr. kl sicher Raballanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber jn Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amishauptmannschaft Meisten, des Stadl rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 18 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 22. Januar 1935 Die Erzeugungsschlachi. Wenn die deutsche Landwirtschaft sich jetzt wieder, wie alljährlich, zu ihrer „Heerschau', nämlich zur „Grünen Woche' rüstet, so geschieht es diesmal im Sinne einer ganz besonderen Aufgabe. Nicht so sehr auf das zurück zu blicken und zur Darstellung zu bringen, was erreicht ist, soll der Hauptzweck der diesjährigen Ver anstaltungen sein, sondern die „Heerschau" ist gleichsam ein Aufmarsch zum Kampf. Denn der Reichsnährstand hatte sich nicht bloß den ständischen Ausbau des deutschen Bauerntums als der Grundlage des nationalsozialistischen Deutschlands zum Ziel gesetzt, sondern die nicht minder wichtige Aufgabe des Reichsnährstandes ist es, dahm zu gelangen, daß dis Ernährung des deutschen Volkes in ihren lebenswichtigen Teilen durch die Erzeugung auf eigener Scholle sichergesteM wird. Dazu be darf es aber einer Steigerung der augenblicklichen Gesamterzeugung um 15 bis 20 Prozent; auf einzelnen Gebieten, wie dem der Fetterzeugung, ist eine erheblich größere Vermehrung notwendig, dafür ist aber in anderen lebenswichtigen Teilen der Agrarerzeu gung der Bedarf durch die Eigenproduktion voll gedeckt oder diese geht noch über den einheimischen Bedarf hinaus. Jn den letzten Monaten stand das Interesse der Öffentlichkeit an den politischen Entwicklungen sowie an den Fragen der Rohstoffversorgung und des Preises so sehr im Vordergrund, daß die Arbeit vielleicht zu wenig beachtet wurde, die der Reichsnährstand still, aber energisch in Angriff genommen hatte und ebenso energisch weiterführt. Auf der zweiten Reichsbauerntagung in Goslar hatte der Reichsbauernführer und Neichsernäh- rm>rsminister Darrä zur „E r z e u g u n g s s ch l a ch t" aufgerufen und einen „Schlachtplan' vorgelegt, der organisatorisch bis in die kleinsten Einzelheiten hinein aus gearbeitet war. Das letzte Dorf, der letzte Bauer soll — und wird — herangeholt und fsir die Erreichung des Zieles eingesetzt werden: zu einer Vermehrung aller landwirt schaftlichen Erzeugnisse zu gelangen, soweit sie durch die Arbeit deutscher Hände aus deutschem Boden gewonnen werden können. Und unter dem Zeichen dieser Aus gabe, deren Bewältigung nun schon angepackt worden ist gemäß dem großen „Schlachtplan", unter dem Zeichen der „Erzeugungsschlacht', stehen die Veranstaltungen der „Grünen Woche'. Jn welchem Umfange hierbei zunächst die Aufklärungsarbeit durchgeführt wird, mag eine knappe Zahl zeigen: die Kreisbauernschaflen veran stalteten während des Winters in allen deutschen Dörfern — rund 60 000 — je acht „Sprechabende'. Schon diese Bezeichnung sagt, in welchem Sinne die Aufklärung darüber erfolgt, wie die landwirtschaftliche Erzeugung gesteigert werden kann; man beschränkt sich nicht auf d en Vortrag, sondern jeder der Versammlungsteilnehmer soll seine Fragen und seine Erfahrungen darüber zur Sprache bringen können. Eine Zusammenarbeit der An gehörigen des Bauernstandes also wird mit dieser Auf klärungsaktion herbeigeführt werden; — eine Zusammen arbeit in der Praxis und für die kommende Praxis! Das vergangene Jahr Hai dem deutschen Bauernstand nach Jahren der guten Ernten die Augen wieder einmal dafür geöffnet, daß die Natur ihm ihre Gunst auch ein mal in einem sehr viel geringeren Maße zuwenden kann. Aber auch darauf mutz er sich einstellen, wenn er die Auf gabe erfüllen will, die Ernährung des deutschen Volkes in ihren lebenswichtigen Teilen endgültig zu sichern. Diese Ernährungs-Sicherung hat aber nun keines wegs einen bloß nationalwirtschaftlichen Zweck, sondern — wenn man sie als eine Sicherstellung genügender Er zeugung betrachtet — auch der Verbraucher selbst hat davon einen gar nicht hoch genug zu schätzenden Vorteil: den eines gleichmäßig bleibenden Preis- u i v e a u s. Es ist ja, volkswirtschaftlich gesehen, gar nicht richtig, daß der Konsument das allergrößte Interesse an „möglichst niedrigen Preisen' für die Agrarerzeugnisse hätte. Denn wenn — um überhaupt von der Hand in den Mund vegetieren zu können — die Landwirtschaft ihre Erzeugnisse mehr oder weniger weit unter Selbstkosten preis abgeben mutz, dann verkümmert sie derart, datz dies die gesamte Volkswirtschaft, nicht zuletzt also die Ver brauchermassen selbst sehr deutlich zu spüren bekommen. Und sehen wir uns die Sache wieder von einer noch anderen Seite an, die übrigens gerade in der „Erzeu- gungsschlacht" sehr stark berücksichtigt wird: Wenn die Landwirtschaft arbeiten kann zu Preisen, bei denen sich diese Arbeit bezahlt macht, so kann sie ihre Erzeugung ausdehnen und damit aber auch zahlreiche bisher brach liegende Arbeitskräfte bei sich aufnehmen. Das ist in sehr großem Umfange schon geschehen, und wenn z. B. das im Dezember vorigen Jahres saisonmäßig einge tretene Ansteigen der Arbeitslosenziffer längst nicht so groß war wie 1933 oder gar 1932, so rührt dies daher, datz die Landwirtschaft in erheblichem Maße die von ihr auf genommenen Arbeitskräfte bei sich behielt und auch während des Winters weilerbeschäftigte. Die Vermehrung der Erzeugung, wie sie nun in der „Erzeugungsschlacht' herbeigeführt werden soll, verlangt aber an sich schon eine Vermehrung der hierfür eingesetzten Sowjetrullilcher Einbruch in ckie Politik Europas. Nach Abschluß der Besprechungen in Genf anläßlich der Versammlung des Völkerbundsrates zwischen den Ministern Frankreichs, Rußlands, Österreichs, der Kleinen Entente, des Balkanbundes und Polens setzt in ganz auf fallender Weise eine anscheinend einheitliche Presseregie ein, um durch Meldungen und Artikel in den ausländischen Zeitungen, Deutschland und Polen zur Annahme des Ostpaktes zu veranlassen. Die Blätter wissen allerhand zu erzählen über den Inhalt und Erfolg der zahlreichen Genfer Besprechungen; aus allen Berichten aber spricht die einheitliche Absicht, Deutschland durch Versprechungen oder durch Druck in den Ost Pakt zu bringen. Der Genfer Sonderberichterstatter der „Times' be richtet, der österreichische Außenminister habe in Genf die Ansicht geäußert, daß die Wirksamkeit der Nicht einmischungsverträge, die von Frankreich und Italien vor geschlagen würden, nur von der von Deutschland gespielten Rolle abhängen würde. Die „Times" bringen eine Meldung aus Paris, daß Laval bei seiner letzten Be sprechung in Genf klargemacht habe, daß die französische Regierung im Falle einer Nichtbeteiligung Deutschlands an dem Ostpakt besondere Vereinbarungen mit der Sowjetregierung und mit der tschechoslowakischen Regierung treffen werde. Es verlautet auch, daß Laval dem polni schen Außenminister Beck mitgeteilt habe, Frankreich werde sein Programm durchführen, selbst wenn Polen die Teilnahme an dem Pakt ablehnen sollte. Auch der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" be richtet aus Genf, Frankreich werde darauf beharren, daß eine Legalisierung der deutschen Aufrüstung davon abhängig gemacht werden müsse, daß Deutschland sich an den römischen Vereinbarungen über Österreich und das Donaugebiet sowie an dem Ostpakt beteiligt. Ähnlich wie die Berichte der englischen Zeitungen lauten die französischer Blätter, die anscheinend von Litwinow und Titulescu ausgeübt werden soll. Die Erläuterungen der ausländischen Zeitungen zu den Verhandlungen in Genf machen den Eindruck, als ob Litwinow und die Vertreter der Kleinen Entente, be sonders aber der -rumänische Außenminister Titu lescu, der sich plötzlich für eine weitere Annäherung an Sowjetrußland ausgesprochen hat, Laval gedrängt haben, auch ohne einen Beitritt Deutschlands und Polens den Ostpakt abzuschließen, wenn sich nicht beide Staaten binnen kürzester Frist zur Mitarbeit bereiterklären. Wahr scheinlich gehören die Meldungen in den französischen Blättern, die sich in dieser Richtung bewegen, zu den Mitteln, mit denen ein Druck auf Laval von Litwinow und Titulescus ausgeübt werden soll. Kaum hat Frankreich Sowjetrutzland den kleinen Finger gereicht und ihm eine Einmischung in europäische Angelegenheiten ermöglicht, so greift es nach der ganzen Hand, um diese nach seinen Wünschen zu lenken. Herr Litwinow ist nicht schüchtern, wie sein ganzes Auf treten in Genf bewies, und die europäischen Staaten werden darauf achten müssen, daß Sowjetrußland seine Einbruchsstelle in die europäische Politik nicht erweitert, um sein bolschewistisches Gift dort einströmen zu lassen. Dem östlichen Kampfruf „Asien den Asiaten!" muß das europäische Echo entgegenschallen: „Europa den Europäern!" Deutschland jedenfalls wird, wie es auch immer kommen mag, fest stehn und treu, wie immer in der Geschichte, auf seiner Wacht im Osten gegen sowjetrussische Machtgelüste und bolschewistische Ver seuchung. Sie Sanemieiiung de« Reiches noch in diesem Jahr. Der Reichsminister des Innern Dr. Frick hat kürzlich mitgeteilt, daß die Neueinteilung des Reiches in 20 Reichs gaue mit etwa je 2 bis 4 Millionen Einwohnern so bald wie möglich zu erwarten sei. Wie dem „Völkischen Be obachter" zu entnehmen ist, wird diese Neugliederung des Reiches nochindiesemJahre erfolgen. Das Blatt schreibt u. a.: „Am 1. März wird die Eingliederung des glücklich wiedergewonnenen Saargebiets vollzogen. Es wird das Jahr der neuen Reichsgemeindeord nung und das der Neugliederung des Reiches in Reichsgaue werden. Eine Jahrhunderte alte Ent wicklung wird damit abgeschlossen und die Sehnsucht aller Deutschen erfüllt. Das einheitliche Deutsche Reich ist im Werden. Dieses einige Deutschland ist die schönste Frucht der nationalsozialistischen Revolution. Sie ist die Voraus setzung für den Aufstieg des Reiches und die Wohlfahrt des deutschen Volkes." Abschluß -er Genfer Ratstagung. Der Völkerbundsrat hat Montagabend seine 84. Ta gung beendet, ohne in den drei Fragen, die ihn noch be schäftigen und die sich alle auf das Schlichtungsverfahren beziehen, zu einem Abschluß gelangt zu sein. Arbeitskräfte. Und damit tritt die Landwirtschaft nicht bloß als stärkerer „Konsument" von bisher noch Arbeitslosen auf, sondern erhöht auch ihren eigenen Be darf an Betriebsmitteln, Düngestoffen usw. mit ent sprechender Rückwirkung auf die industrielle Erzeugung. Große Erfolge lassen sich hier selbstverständlich nun nicht im Handumdrehen erzielen. Aber trotz der schlechteren Ernte als früher ist die Einfuhr von Lebensmitteln im Jahre 1934 gegenüber der im Vorjahr weiter zurück gegangen. Das deutsche Volk möglichst aus eigener Er zeugung zu ernähren hat ja auch devisenpolitische Ziele im Auge, nämlich hierdurch die Devisen, soweit es irgend gehr, für den Import industrieller Rohstoffe und höchstens noch für Futtermittel frei zu machen. Noch bezahlen wir etwa eine Milliarde Mark an das Ausland sür die Einfuhr von Lebensmitteln; 1928 waren es 4,2 Milliarden Mark! Der Devisen- und damit vorläufig noch der Rohstoffknappheit entgegenzuwirken ist also auch ein Zweck der „Erzeugungsschlacht". Daß hierdurch nicht bloß für die Verbrauchermassen industrieller Fertig- fabrikate, sondern auch für jene Arbeiter, die sie Herstellen, mitgekämpft wird, liegt ja ohne weiteres auf der Hand. Dr. Pr. Aufhebung der Einreisegenehmigung für da« Saargebiet. Die Regierungskommission teilt mit: Auf Grund des Beschlusses der Regierungskommission vom 21. Januar 1935 wird die Verordnung vom 29. No vember 1934 betr. das Erfordernis einer besonderen Ein reisegenehmigung für das Saargebiet für die Zeit vom 27. Dezember 1934 bis 26. Januar 1935 mit sofortiger Wirkung aufgehoben. „Kein Mitgefühl mit den Emigranten!" Eine bemerkenswerte englische Äußerung. Gegenüber den sentimentalen Auslassungen gewisser englischer Blätter über das „Unglück der Saarseparatisten und Emigranten" stellt der Leitartikel der Londoner „Sunday Expreß" die berechtigte Frage: Wer sind die Emigranten, die aus einem Land fliehen, das von nichts anderem als von einer geordneten und diszi plinierten Verwaltung „bedroht" war? Man sollte sich einmal vorstellen, heißt es dann weiter, daß eine englische Provinz nach fünfzehnjähriger Fremdherr schaft endlich die Möglichkeit erhalten hätte, sich für die Rückkehr zum alten Vaterland zu entscheiden. Welche Ge fühle würde wohl die Bevölkerung gegenüber den znm größten Teil eingewanderten Separatisten hegen, die aus eigennützigem Interesse die Wiedervereinigung des Landes mit dem Mutterlands zu verhindern suchten? Der Artikel schließt dann wörtlich: „Kein Mitgefühl sollte verschwendet werden an die, die jetzt von der Saar fliehen. Sic lassen hinter sich ein geeinigtes und treues Volk, das im Begriff steht, freu- digen Herzens seine Wiedergeburt und Erneuerung zu vollenden." Wie notwendig diese Feststellung ist, beweist ein Leitartikel der „Times", der die Emigranten als „arme, bedauernswerte Opfer des unduldsamen Nazigeistes" be klagt. Sehr bemerkenswert ist die Stellungnahme der Lon doner „Daily Mail". Das Blatt weist auf das einigende Band unausrottbarer Vaterlandsliebe hin, das die Deut schen der Saar mit denen von Eupen-Malmedy, Südtirol und besonders von Memel verbinde, Während der „Daily Expreß" in einem Leitartikel fest stem, daß das Mcmelgebiet seit der Zeit des Dcutschrittcr- ordens deutsch sei, und daß cs England nichts angchen würde, wenn Deutschland nunmehr das berechtigte Verlangen nach einer Abstimmung in diesem Gebiet stellen würde.