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MsdrufferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Stadls rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr r 20 Npsg. —-Vorgeschriebene Erscheinungstage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen -Annahme durch Ferurus Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 men nur keine Gewähr. —————————————————————————————————— —— — Feder Aadattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber jn Konkurs gerät. Rationale Tageszeitung für Landwirtschofi und EM« LZLSSSi WExbi-n w, «usorun u. k-,n Anspruch aus Li°,°rung d°r Z-iMng oder Kürzung des D-zug-pr-is-b. SiüLl-ndung -mg^°°E-"SchriWüch- ersolgt nur. wenn Rückporto beilieg». » ' Nr. 14 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 17. Januar 1935 Kehraus an der Saar. Man kann es sich kaum vorstellen, daß angesichts des absolut eindeutigen Abstimmungsergebnisses im Saar gebiet es noch irgendwelche maßgebenden politischen Persönlichkeiten gäbe, die mit „technischen Be denken* die rasche Rückgliederung des gesamten Ge bietes an Deutschland aufhalten wollten! Denn das letzte Dorf hat ja mit überwältigender Mehrheit für Deutschland gestimmt. Diesem Ergebnis hat der Völker bundsrat aber laut dem Saarstatut des Versailler Ver trages „Rechnung zu tragen* bei seiner Ent scheidung. Es besteht also für ihn gar nicht die Möglich keit — leider ist man schon genötigt, solchen Andeutungen entgegenzutreten —, über den „durch die Abstimmung der Bevölkerung ausgedrückten Wunsch* etwa durch Ab trennung auch nur eines Teiles des Gebietes einfach zur Tagesordnung übergehen zu wollen. Denn an diesem Ergebnis läßt sich nichts drehen und deuteln! Das hat einen festen Strich durch gewisse strategische und wirt schaftliche Wünsche gemacht, die vor der Abstimmung sehr deutlich geäußert wurden. Der Wille der Bevölke rung hat dem ein lautes und hartes Nein! entgegen gerufen und — die Väter und Hüter des Versailler Vertrages in New Aork, London und Paris sind doch bevorzugten Väter und Hüter des „demokra - tischen W e l t g e d a n k e n s*, aus dem ja auch die allerdings bisher nur gegen Deutschland angewandte ^dee des Selbstbestimmungsrechts der Völker und damit dre der verschiedenen „Volksbefragungen* entsprang. Wir Deutsche können es uns daher gar nicht vorstellen, daß dem so klar dargeleglen Wunsche des Saarvolkes rasch und unbedingt Rechnung zu tragen London und Paris, d H. der Völkerbund, auch nur einen Augenblick zögern sollte. Vielmehr gilt jetzt nur noch der dritte „Fall* des Saarstatuts, der nämlich, daß der Völkerbund für das ganze Saargebiet „die Vereinigung mit Deutsch land beschließt* und daß es Sache des Völkerbundes sei, nicht bloß „für die Wiedereinsetzung Deutschlands Sorge zu tragen", sondern dies dem Wunsche der Bevölkerung entsprechend, auch aufs rascheste zu tun! Auch ans einem andern Grunde ist es notwendig, diesen „Übergangszustand* möglichst zu verkürzen, wofür sich namentlich der englische Außenminister Sir Simon einsetzt. Denn zu den Geschlagenen des 13. Ja nuar gehört auch — die Regier ongskommission des Saargebietes, und an deren Spitze steht der Engländer Knox. Außerdem ist die englische Regierung schon sehr ungern an die Entsendung der „Polizei"truppen ins Saargebiet herangegangen, — und an der Spitze aller ausländischen Truppen steht ein englischer General! Man weiß in London ganz genau, wie die Saarbevölkerung über Mister Knox denkt, und aus all dem ergeben sich Spannungen, die der englischen Regierung jetzt, nach diesem Abstimmungsergebnis, natürlich noch unange nehmer sein müssen als früher. Außerdem hat sich für die Regierungskommission und die fremden Truppen, d. h. also für die beiden englischen Chefs, eine starke Er höhung der Verantwortung daraus ergeben, daß der bis herige „Blitzableiter", nämlich die Abstimmungs komm i s s k o n, ihre Aufgabe beendigt hat und von der Bühne abgetreten ist. Von Einzelheiten abgesehen hat diese Kommission im Saargebiet ein ganz gutes Andenken hinterlassen. Aber was soll denn nun werden, wenn sich derartige Ereignisse abspielen wie erst die Verhaftung von Emigranten, die zur Landespolizei gehören und einen Putsch versuchten — englische Truppenoffiziere nahmen sie fest —, und dann bald darauf die Enthaftung durch den Polizeidirektor Heimburger, der doch nicht ohne Rücksprache mit Mister Knox derart gehandelt haben kann! Hier geht ein Treiben vor sich, das in schärfstem Gegensatz steht zu dem Willen von neun Zehnteln der Saarbevölke- rung. Uno die letzte Verantwortung dafür trägt eben der Präsident der Regierungskommission, der sich ja auch kaum irgendwelchen Illusionen darüber hingibt, wie die Bevölkerung über ihn denkt und darüber, daß er eben nur noch mit Hilfe der Bajonette und — der schier über menschlichen Geduld des Saarvolkes „regiert*. Eine glänzende Probe hat diese Geduld zur Bewunderung der Welt am 13. Januar bestanden. Aber man dürfte in London Zweifel hegen, ob es gerade zweckmäßig ist, daß ein Engländer diese Geduld nun noch Kr längere Zeit in Anspruch nehmen sollte! Diese B e wunderung der Wett, die in zahlreichen aus ländischen Pressestimmen zum Ausdruck kam, sollte eigent lich auch begleitet sein von einer gewissen Verwunde rung Wir meinen hier nichi das Erstaunen der Welt über die Wucht und Größe des Abstimmungsergebnisses, sondern die eigentlich doch recht naheliegende Verwun derung der — Leser dieser ausländischen Presse darüber, daß sie von ihr über die wahre Stimmung des Saarvolkes doch so grenzenlos falsch unterrichtet worden sind. Obwohl die Berichterstatter dieser Presse sich massen haft im Saargebiet aufhielten. Trotzdem die zahllosen Meldungen, die tendenziös und daher gerazu grauen haft falsch waren. Herrn Matz Braun glaubte Nur eine Gleichberechtigung! Hitler über das politische Saar-Ergebnis. DK Welt muß die Konsequenzen ziehen. Der Führer und Reichskanzler gewährte dem Korrespondenten der Hearst-Presse, Pierre Huß, folgen des Interview: Frage: Was halten Sie, Herr Reichskanzler, von dem Ergebnis der Saarabstimmung? Der Führer antwortete: Das Abstimmungsergeb nis erfüllt mich, wie jeden einzelnen meiner Mitarbeiter, mit unendlichem Stolz auf das deutsche Volk. Es ist zugleich eine nachträgliche Verurteilung des Friedens vertrages von Versailles von wahrhaft geschichtlichem Ausmaß. Denn in diesem Vertrag wurde dieses Gebiet von Deutschland gerissen mit der Behauptung, es lebten in ihm 150 000 Franzosen. Nach fünfzehnjähriger Herrschaft des Völkerbundes und damit letzten Endes doch Frankreichs wurde nunmehr festgestellt, daß nicht 150 000, sondern knapp 2000 Fran zosen in diesem Gebiet ansässig sind, d. h. auf 1000 Saar einwohner kommen noch nicht einmal vier Franzosen. Kann man sich da wundern, daß ein Vertrag, der aus so unwahren Argumenten aufgeb aut ist, der Menschheit kein Glück und keinen Segen zu bringen vermag? Frage: Werden die Sozialdemokraten oder auch Kom munisten des Saargebiets und andere nichtnationalsozialistische Saarbewohner, die für Deutschland gestimmt haben, künftig wegen ihrer früheren politischen Haltung irgendwelche Schwie rigkeiten zu befürchten haben? Der Führer antwortete: Ich habe vor sechzehn Jahren mit sechs Mann meinen Kampf um Deutsch land begonnen, d. h. also meinen Kampf um das deutsche Volk. Die Zahl meiner Anhänger und damit der An hänger der nationalsozialistischen Bewegung des neuen Staates ist seitdem auf nahezu 39 Millionen g e - stiegen. Glauben Sie, daß alle diese Menschen früher etwa keine Parteizugehörigkeit gehabt hatten? Nein, sie alle rechneten sich einst zu irgendeiner Bewegung. Sie sind mühevoll- und langsam der nationalsozialistischen Idee erobert worden. Und diesen Kampf um die Seele unseres Volkes geben wir auch heute nicht auf. Wir fragen daher nie, was der einzelne früher war, sondern nur um das, was er heute sein will. So ist es uns gelungen, die sich befehdenden deutschen Parteien aufzulösen und eine wahrhafte Volksgemein schaft herzustellen. In ihr leben ehemalige Kommunisten und Zentrumsanhänger heute in gemeinsamem Kampf für den nationalsozialistischen Staat, das neue Reich. Ein Teil dieses Reiches aber ist das Gebiet an der Saar, und ein Teil unseres Volkes sind dessen Bewohner. Frage: Sie Haben, Herr Reichskanzler, oft erklärt, daß nach der Beilegung der Saarfrage das letzte Hindernis für freundschaftliche Beziehungen mit Frankreich beseitigt sein würde. Haben Sie angesichts Ihrer unermüdlichen weiteren Verfolgung dieses Zieles im Interesse des Weltfriedens einen konkreten Plan im Auae? man alles aufs Wort, und erst als die Stimmen gezählt wurden und sich die Zettel „für Deutsch land* zu Bergen türmten, neben denen das Häuflein der anderen fast verschwand, — erst da hat .man sich schnell umgestellt. Denn den deutschen Auf klärungen glaubte man vorher mcht. Aber ein Gutes hat diese Presse doch — allerdings sehr ungewollt — dnrch ihre Stellungnahme erreicht: Zeile um Zeile hieß es, daß dieser Kampf um die Saar „für oder gegen Hiller* gehe. Für oder gegen den deutschen Nationalsozialismus also. Der heiß ersehnte Sieg der Statusquoler hätte — so wurde in der Aus- landspresse immer wieder herausgearbeitet — eine persönliche Niederlage Hitlers und des Natio nalsozialismus bedeuten sollen. Na und nun, ihr Herren?! Von so manchem unter ihnen hätte man schon bei der Stimmenzählung frei mit Wilhelm Busch sagen können: „Sein Gesicht wird lang und länger, Seine Miene bang und bänger.* Es gibt große und es gibt kleine Propheten, — aber weder zu den einen noch zu den anderen gehören diese Herren der Auslandspreise. Aber sie haben wenigstens dafür gesorgt, daß der Sieg an der Saar nun vor aller Welt als das dastehen oarf, was e? tst: Als der Sieg des deutschen Gedankens, also Adolf Hitlers, in dem sich dieser Gedanke verkörpert. Dr °a-- Der Führer antwortete: Ich habe ost erklärt, daß nach der Rückkehr des Saargebictes Deutschland keine territorialen Forderungen mehr an Frankreich stellen wird. Ich habe diese Erklärung heute vor aller Welt verbindlich wiederholt. Es ist dies ein geschicht lich schwerer Verzicht, den ich damit im Namen des deutschen Volkes ausspreche. Ich tue es, um durch dieses schwerste Opfer beizutragen zur Befriedung Europas. Mehr kann man von Deutschland nicht ver langen. Es liegt nun an der übrigen Wett, die Konsequenzen aus einem solchen Entschluß zu ziehen. Niemals werde ich oder wird das neue Deutsche Reich aber einwilligen in eine Schmälerung der Rechte unseres Volkes. Wir wollen friedlich fern, aber unter gar keinen Umständen ehrlos. Wir sind bereit zu einem sehr großen Opfer, aber niemals zum Verzicht ans unsere Freiheit. Wir lehnen jeden Unterschied zwischen moralischer und sachlicher Gleichberechtigung ab, es- gibt nur eine Gleichberechtigung, und diese Ist das Recht eines souveränen Staates und einer souveränen Nation. Wenn die Welt dieses anerkennt, bedarf es keiner großen Pläne, um den Frieden Europas zu stabilisieren. Frage: Haben Sie, Herr Reichskanzler, nach Ihrem großen Erfolg in der Saarabstimmung etwas zu sagen, was von besonderem Interesse gerade für das amerikanische Volk sein könnte? Der Führer antwortete: Ich hätte an das amerika nische Volk nur eine einzige Bitte zu richten. Millionen amerikanischer Bürger werden seit Jahren und in den letzten Monaten über die Saar das Gegenteil von dem gehört und gelesen haben, was jetzt durch diese freie, offene Wahl bekundet ist. Ich würde glücklich sein, wenn mau dies erkennen wollte, um auch in Zukunft den beruflich internationalen Brunnenvergiftern und Hetzern unserer Emigranten kein Wort mehr zu glauben. So wie sie über die Saar ge logen haben, lügen sie über Deutschland und belügen damit praktisch die ganze Welt. Das amerikanische Volk sollte nur Augenzeugen über Deutschland hören und, wenn möglich, nach Deutschland kommen, um sich das Bild von einem Staat zu machen, für dessen Regime heute die über- wältigendc Mehrheit einer Nation eintritt. Will Frankreich neue Schwierig keiten mache«? Die Ratstagung plötzlich verschoben. — Um den Zeitpunkt der Rückgliederung. Die für Mittwoch angefetzte Ratstagung ist plötzlich verschoben worden. Es verlautet in Völkerbundskreisen, daß gewisse Schwierigkeiten entstanden sind und daß man von neuem über den vorzulegcnden Bericht verhandelt» wie es heißt, auch mit Deutschland. Bisher hatte man in manchen Kreisen des Völker- ' bundes so getan, als ob es völlig genüge, sofort die grundsätzliche Entscheidung über die spätere Souveränität im Saargebiet zu treffen, die Feststellung des Zeit- Punktes der Rückgliederung und vieles andere aber zu verschieben. Diese Sicherheit wird nun nicht mehr zur Schau getragen. Die unerwartete Verschiebung hat im Völkerbunds- Palast große Spannung und Erregung hervorgerufen. * Oie Gründe für die Vertagung Was Frankreich verlangt Die Vertagung der Genfer Ratssitzung über die Rück- gliderung des Saargebietes hat in London einigermaßen überrascht, da nach den im Anschluß an das Bekannt werden des Abstimmungsergebnisses geäußerten amt lichen englischen Verlautbarungen allgemein mit einer kurzfristigen Entscheidung gerechnet werden konnte. Erst in den Abendstunden des Mittwoch gab ein Reuter Bericht über den unvermuteten Rückschlag Auf schluß. Danach haben die Franzosen nicht nur die Frage der Entmilitarisierung des SaarsFbietes aufgeworfen, sondern auch die Zerstörung der angeblichen strategischen Eisenbahnen im Saargebiet und aller Bahnhofsanlagcn gefordert, die für die Entladung von Truppentransport- zügen geeignet seien. Auch gewissen Brücken und Kanälen im Saargebiet sprächen die Franzose» eine strategische Bedeutung zu.