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Januar 1935 Ehrliches Spiel. soll sich im Saargebiet das unehrliche Spie! wrederholen, das der Völkerbund mit Deutschland trieb, als es um die oberschlesische Entscheidung ging? Damals hatte auch der Völkerbund diese letzte Entscheidung in Händen und die Verantwortung vor der ganze« Welt. Und Lloyd George, der als englischer Minister präsident doch schließlich einigen Einfluß aus jene Ent scheidung gehabt haben dürfte, hatte feierlich vor dem eng lischen Parlament zugesagt, daß in der oberschlesische» Frage Deutschland gegenüber ein „kair p!szs", ei» „ehrliches Spiel" getrieben werden sollte. Wi« ehrlich das war, hat die Welt, haben vor allem wii Deutsche ja dann erfahren, als namens des Völkerbunds- rales eine internationale Kommission unter Vorsitz des Chinesen Wellington Koo die nene Grenze quer durck Oberschlesien zog und die wertvollsten Teile von Deutsch land abschnitt! Soll ähnliches jetzt wieder vorbereitet werden im Saargebiet, wo ja der Völkerbundsrat auch di< formell letzte Entscheidung zu fällen, wo er aber vor aller« nicht bloß formell, sondern tatsächlich durch die dortig« Regierungs- und die Abstimmungskommission auch gestern, heute und morgen die Verantwortung zu trage« hat? Die letzteVerantwortung lastet mithin auch auf ihm für das, was im Saargebiet nun an mehr als nur Auffallendem jetzt, ein paar Tage vor der Abstim mung, vor sich gegangen ist und vor sich geht. Das Deutsch land voy heute ist nicht mehr das von 1921. Aber auch der Völkerbund hat den damaligen Reiz der Jugend längs eingebützi und durch sein unehrliches Spiel in der ober- schlesischen Entscheidung die Illusionen zum großen Tei! auch in jenen Kreisen Deutschlands zerstört, die in dieser« Geschöpf des Präsidenten Wilson den Führer in ein« kommende Zeit der allgemeinen Versöhnung hinein er blickten. In den seither verstrichenen Jahren und ganz besonders 1933 sind wir Deutsche dann gründlich unk restlos von solchen Illusionen geheilt worden. Und i« Genf selbst macht man sich darüber auch kaum noch etwas vor, w o dort die Entscheidungen fallen, ob vor oder ob — binterdenKulissen Eine sehr weit rechtsstehende Pariser Zeitung wandt« sich kürzlich wegen eines bestimmten Vorganges in be merkenswerter Weise gegen die schlecht gespielte Auf regung, mit der die sonstige französische Presse die deut schen Anstrengungen für die Abstimmung und für dir Rückgliederung des Saargebietes verfolgt. Es handel« sich doch, so erklärt jenes Pariser Blatt, beim Saargebiet umeinen Teil D e u ts ch l a n d s, der bis zum Zeit punkt einer definitiven Entscheidung nur der treu händerischen Verwaltung des Völkerbundes unterstellt worden ist. „E i n T e i l D e u t s ch l a n d s" — wir wollen mit dieser Erkenntnis eines Franzosen schon ganz zusrieden sein, um so mehr, als sie nun auch ganz offen ausgesprochen wurde! Wir aber müssen hinzu- sügen, daß wir uns in Deutschland unter einer „treu händerischen Verwaltung" etwas wesentlich anderes vor stellen als es das ist, was das Saarland unter der Regie rungskommission seit langem erlebt hat und wir Deutschen von außen her mit ansehen mutzten. Und was vor allem jetzt, so kurz vor den Entscheidungstagen tm Saar gebiet, sich zugetragen hat auf Veranlassung der Regte- rungskommission, deren Ausführungsorgan die Landes polizei ist. Oder glaubt denn in der ganzen Welt auch nur ein einziger Mensch, diese Landespolizei hätte ganz allein von sich aus die wie eine Bombe einschlagende Matz- nahme getroffen, ihre Polizeikräfte aus dem Gebiet links der Saar restlos zurückzuziehen und zum Zeichen dafür, daß sie nicht so bald wiederkommt, die Grenzwachtbäuser zum Teil zuzunageln? Der zuständige Polizeidirektoi Heimburger hat neugierigen Ausfragern gegenüber 4 — in Worten: vier — verschiedene „Gründe" für sein« Maßnahmen in jenem Teil des Saargebietes bart an der lothringischen Grenze angegeben, jedesmal einen anderen Grund, — aber der richtige war wohl kaum unter jenen vier! Kann das Ausland — von uns Deutschen wollen wir hier gar nicht reden — auch das noch als ein „ehrliches Spiel" ansehen oder gar als solches bezeichnen? So oft und auch jetzt wieder, im Anschluß an die Ver einbarungen in Nom, hörte man es in der Auslandspresse, der Führer und Reichskanzler Adols Hitler sollte doch „seinen Friedensworlen auch die entsprechenden Taten als Beweis folgen lassen"; der französische Außenminister Laval sprach ähnliches vor ein paar Wochen aus vor dem französischen Parlament. Wir wollen hier jeden Rück blick darauf unterlassen, wie oft schon dieser Beweis ge liefert wurde. Wir wollen den Blick vielmehr in die nächste Zukunft richten. Sie bringt die Entscheidung tn der Saarfrage letzten Endes doch durch den Völker bund und er bzw. die Großmächte wissen, daß wir bereti sind, mit Hilfe des rückgegliederten Saargebietes aus aller Kraft die Brücke nach dem Westen zu bauen. Aber nur dann, wenn man mit dem Saargebiet und daher auch mit Deutschland ein „wir pw^", ein „ehrliches Spiel", treivt, ehrlicher als vor vierzehn Jahren! JelitsWd lehnt die AilmWe an her Saartagnng der WerMes ah. Oer englische Botschafter beim Reichsaußsnminister, Der englische Botschafter Sir Eric PhippS hat den Reichsminister des Auswärtigen, Frhr. v. Neurath, ausgesucht und angeregt, daß Deutschland als Ratsmitglied an der bevorstehenden außerordentlichen Ratstagung des Völkerbundes teilnehme, auf der die Entschließungen über das Saargebiet aus Grund der Ergebnisse der Ab stimmung gefaßt werden sollen. Der Reichsminister hat den Botschafter wissen lasten, daß die Reichsregierung, nachdem sie ihren Austritt aus dem Völkerbund erklärt habe, sich aus grundsätzlichen Er wägungen nicht in der Lage sähe, die^r Anregung Folge zu geben. Gleichzeitig wurde der englische Botschafter darauf hingewiesen, daß Nachrichten vorliegen, wonach die end gültige Entscheidung über das Schicksal des Saar gebietes erst in einer späteren Ratstagung er folgen sollte, daß aber nach Auffassung der Reichsregie- rnng ernste Bedenken dagegen bestünden, die Entscheidung über das Schicksal des Saargebietes hinauszuzögern, da cs insbesondere für die s a a rl än d i s ch e W i rtf ch a st schwerwiegende Schädigungen mit sich brächte, wenn der ungesunde Zwischcnzustand mit all seinen Unsicherhcitssaktoren über das Matz des dringend Not wendigen hinaus verlängert würde. Oie status-quo-Kroni will die Abstimmung unmöglich machen Nachdem es der statns-quo-Front mißglückt ist, durch Provokationen Zusammenstöße mit den Mitgliedern der Deutschen Front herbeizuftthren, und so eine Lage zu schaffen, die die Abstimmung vielleicht unmöglich machen könnte, greift sie nun angesichts der geschlossenen und ent schlossene Haltung des größten Teiles der Saarbevölke rung zu neuen Mitteln. Die große Angst vor der Abstim mung am kommenden Sonntag hat sie zu einem neuen Verzwciflungsschritt getrieben, durch den sie die Abstim mung nun mit Sicherheit glaubt sabotieren zu können. Nach einwandfreien Ermittlungen plant die Einheits front, auf ein bestimmtes Stichwort hin am Sonntag mittag ihre Beisitzer ans den einzelnen Abstimmungs lokalen zurückzuziehen. Da dann die Wahlvorstände den Bestimmungen nicht mehr entsprechen, und zum Torso würden, wäre damit die Fortführung der Abstimmung unmöglich gemacht. Glücklicherweise ist es gelungen, rechtzeitig hinter diese Machenschaften zu kommen und Schritte vor zubereiten, die auch diese Dinge unmög lich machen. Die status-quo-Front will ihren fein ausgeheckte» Plan mit einer Begründung verwirklichen, die die Schuld der Deutschen Front zuschreibt, und zwar will sie durch Provokateure in den Farben Deutschlands flaggen lassen und dann diese Uebertretung des Flaggenverbotes als neuen Terrorakt und als Uebertretung der Abstimmungsbcstimmungcn auf- zichen. Damit soll dann die Sicherheit der Abstimmung in Frage gestellt sein. Nach dem Motto „Haltet den Dieb" be klagt sie sich dabei schon jetzt über den „Terror" der Deut schen Front und bereitet diesen Schritt für den kommen den Sonntag stimmungsgemäß vor. Sie veranstaltet Presseempfänge für die Nuslandspresse und versucht, ihr schon jetzt einen angeblichen Terror der Deutschen Front zu beweisen. Demgegenüber hat die Landesleitung der Deutschen Front auch auf ihr letztes Recht verzichtet, um auf jeden Fall die Abstimmung ficherzustellen, und Maßnahmen ge troffen, die jeglichen Zusammenstoß mit Mitgliedern der status-quo-Front ausschließen. Der stellvertretende Lan desleiter Nietmann hat folgenden Aufruf erlassen: „Angesichts neuer verzweifelter und vielgestaltiger Anstrengungen der Gegner von Ruhe und Ordnung im Saargebiet, die Durchführung der Abstimmung zu ge_- fährden, oder gar am 13. Januar zu verhinderns sehe ich mich veranlaßt, folgende Anweisungen an die Mitglieder der Deutschen Front ergehen zu lassen: Volksgenossen! 1. Nach einwandfreien Erkundigungen plant die Ein heitsfront, das Aufziehen von Flaggen am Abstimmungs tag zum Anlaß zu nehmen, ihre Besitzer aus den einzel nen Abstimmungslokalen zurückzuziehen. Wir wissen dar über hinaus, daß die Einheitsfront durch Provokateure das Ausziehen der Flaggen in den Farben unseres Deutschlands vornehmen zu lassen beabsichtigt. Die Abstim mungskommission hat vor geraumer Zeit eine Verordnung erlassen, nach der bis zur Bekanntgabe des Abstimmungs ergebnisses nicht geflaggt werden darf. Für jedes Mitglied der Deutschen Front war und ist es eine Selbstverständlichkeit, daß also in der fraglichen Zeit weder geflaggt noch sonst nationale Symbole gezeigt werden. Wenn trotzdem am 13. Januar Flaggen gezeigt werden, so ist die saardeutsche Öffentlichkeit und sind vor allem die zuständigen Stellen schon jetzt davon unterrich tet, daß cs sich dabei um ein zu durchsichtigten Zwecken systematisch organisiertes Manöver unserer Gegner han delt. Die Mitglieder der Deutschen Front sind angesichts solcher Machenschaften der Gegner nun erst recht im Ge wissen verpflichtet, das Flaggenverbot strengstens einzu- haltcn. 2. Es ist von uns weiter festgcstcllt worden, daß die von der Abstimmungskommission für Plakate freigege benen Tafeln von Angehörigen der gegnerischen Gruppen zerstört oder beschädigt sind, um auch diese Frevcltaten Mitgliedern der Deutschen Front und damit unserer Or ganisation zur Last zu legen. Ich erkläre, daß es sich bei diesen Vorgängen — es handelt sich um die Durchsäguug der Pfosten und völlige Entfernung der Tafeln — um eine bestellte Arbeit der Gegner handelt, zumal nicht niu in einem Fall festgestellt werden konnte, daß Plakattafel« zerstört wurden, während kommunistische Schutzpvsten ihr« eigenen Tafeln bewachten. Ich fordere alle Mitglieder der Deutschen Front auf, unverzüglich der Landesleitung der Deutschen Front Mit teilung über vorkommendeBcschädigungen von Plakattafel« zu machen. Wer so zur Ermittlung des Täters und dessen gerichtlicher Aburteilung beiträgt, erhält eine Belohnung von 100 Francs. Damit habe ich schon jetzt festgestelll, daß die Zerstörung oder Beschädigung von Plakaten als Sabotage unseres felsenfesten Willens gilt, Ruhe und Ord nung im Sargebiet aufrechtzuerhalten. 3. Volksgenossen! Bleibt in den nächsten Tagen, ins besondere aber in den nächsten Nächten, vor der Abstim mung den Straßen fern. Ich ersuche alle Mitglieder der Deutschen Front, die äußerste Disziplin zu wahren, weil der Gegner versucht, Demonstrationen zu inszenieren und dadurch Zusammenstöße herauf,zubcschwören. Ich ersuche weiter, Demonstrationen der Gegner sofort der zuständi gen Polizeibehörde und der zuständigen Stelle unserer Organisation mit Angabe von Zeugen unverzüglich te lephonisch zu melden. Ucberlaßt die Säuberung der Straße von den Ruhestörern und dem Mob der Polizei. 4. Die Kreisleiter, Ortsgruppenleiter, Scktionsleiter, Zellenleiter und Blockwarte sind mir dafür verantwort lich, daß meine Anordnungen zur Kenntnis aller Mitglie der Deutschen Front gelangen und daß diese Anweisun gen auf das strikteste beachtet werden. 5. Wer diesen Anordnungen zuwiderhandelt, stellt sich außerhalb unserer deutschen Volksgemeinschaft und ist als Provokateur zu behandeln. Abstimmungsergebnis über alle Sender der Welt. Die Presse durch die Abstimmung K« kom Mission ausgeschaltet. Die Abstimmungskommission hat grundsätzlich bo schlossen, das Ergebnis der Volksabstimmung im Saav gebiet am Montagabend durch den Mund ihrct Präsidenten Rohde über alle Sender der Weli verkünden zu lassen. Als amtliche Ergebnisse der 83 Al» stimmungsbczirkc werden nacheinander die Einzelcrgct» nissr mit ihren Stimmen sür Deutschland, Frankreich mit den Status qua sowie die ungültigen Stimmen in deutsche: und französischer Sprache bckanntgcgcbcn. Abschlüßen» verkündet Rohde das Gcsamteraebuis.