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MsdmfferTageblait Nationale Tageszeitung tue Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. frei Haus, bei Postbestellung 1.80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- boten, unsere Austräger u. ___ , .. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Wochenblatt fUk Wilsdrufs U. UMflkaeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt.Krregod. sonstiger — > ' - — Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder gerat. alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks durch Fernruf übermtt. Rernsvrecker' Amt 5: Für d.e Nichtigkeit der men nur keine Gewähr. -O " " I Lr)lLS0rUss O letten Anzeigen üderneh. ».ischu wenn der Ve,r°n dueed Kinne einne.nnen 21u^eb^°jn°"«°^ Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amishauptmannschaft Meisten des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt' Nr. 10 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 12. Januar 1935 Bar dm Anbruch der MdeltMiidc Das ist der Tag! . . . Nach vielen Leiden Soll deutsches Schicksal sich entscheiden In deutschem Land; Gefesselt war es und gebunden, Es blutete aus tausend Wunden Und überwand. Und überwand und hat getragen Die Wunde, die ihm ward geschlagen Durch manches Jahr. Fest hielt es gegen Feind und Fehle, Deutsch blieb das Herz, deutsch blieb dieSeele, Deutsch blieb die Saari Und allem Trug und allen Tücken Gelang es nicht, zu unterdrücken. Was täglich neu Den Lebenden die Toten riefen Aus deutscher Gräber dunklen Tiefen: Bleibt deutsch und treu! Laßt euch nicht von Verrat umgarnen Und laßt euch vor Verrätern warnen, Seht hell und klar! Sehr hell und klar in all dem Streiten, Daß schon von je, zu allen Zeiten Deutsch ist die Saar! In Nord und Süd, in Ost und Westen Schart sich um euch ein Wall der Besten, Euch stets zu Nutz, In festem Ring um euch geschloffen Hat sich, was deutschem Blut entsprossen, Zu Schutz und Trutz! Um dich nicht fremdem Joch zu beugen, Du Saarvolk, um für dich zu zeugen Ehrhaft und wahr, Kam über Länder, über Meere, Kam trotz der Zeiten Not und Schwere Der Brüder Schar! Das ist der Tag! Das ist die Stunde! So werde uns denn frohe Kunde Bald offenbar! „Um Treue Treue!" soll es klingen, In fernste Gaue soll es dringen: Deutsch sei die Saar! Deutsch ist die Saar! „Mach's gut, Kamerad!" Mobilmachung — Deutschlands treueste Söhne — In schweigendem Hoffen. Nun rollten aus allen Teilen des Reiches die Züge hinüber ins Saargebiet. Schweigen lag schon jetzt über ihnen. Schweigen und — Entschlossenheit. Und leise summten zum rhythmischen Takt der Wagenräder die ge schlossenen Lippen das Lied: „Deutsch ist die Saar, deutsch immerdar!" Es ist eine Mobilmachungsfahrt, denn die Saarländer draußen in der Welt und überall im Reich sind mobil gemacht worden zum Kampf für die alte Heimat. Und wie einst in den Augusttagen 1914 fuhren diese Deut schen, die nichts anderes tun wollten als ihre selbstverständliche Pflicht erfüllen gegenüber dem großen deutschen Vater land, hin zu ihrem Ziel an die Grenze, umjubelt, begrüßt, von herzlichsten Wünschen begleitet durch jene, die ver urteilt sind, diesem Kampf nur zuzu schauen. Und auch wenn durch diese Mobilmachungsfahrt die Saarländer im Takt der Eisenbahnräder hineingeführt werden in einen unblutigen Kampf, wenn sie nicht über deutsches Land hinaus Vordringen, so haben auch sie, wie da mals in jenen ernsten und nie ver gessenen Tagen unsere Soldaten, nun die Aufgabe, den Feind von der Heimat fernzuhalten, ihn zu schlagen! Ihn zu besiegen mit der Waffe des Stimm zettels. Schweigend, wie es das Gebot ist. In Pflichterfüllung gegenüber der engeren Heimat und dem großen Vater lande, wie es ihnen das Blut gebietet. Sie wissen ja, worauf es ankommt. Ebenso, wie sie das neue Deutschland be jahen, wollen sie gerade ihm das Saar land zurückerobern. Als wir einst aus dem inneren Deutschland gen Westen fuhren hinweg über Deutschlands Schick salsstrom, da brauste aus allen Wagen das Lied hinaus, das im Jahre 1840 ein Deutscher den französischen Angriffsge lüsten entgegengestellt hatte. Nun rollten wieder die Mobilmachungszüge, jetzt die der Saarländer, über den Rhein. Und wieder klang es: „Lieb Vaterland magst ruhigsein!" Noch durften sie es singen. Dann aber, im Saarland auf dem Kampfplatz, wird schweigend gefochten. Und wir, die wir schweigend den Ausgang dieses Kampfes erwarten müssen, wir grüßen die Kämpfer, die in die vorderste Linie gehen, mit demsel ben einfachen, nüchternen und doch so vielsagenden Gruß, mit dem sich damals — wißt ihr's noch, Kameraden? — der Frontsoldat vom Frontsoldaten trennte: „M ach' s gut, Kamerad!" -i- Schweigend werden sie es tun. W»e einst an der Front hart und mit zusam ¬ mengepreßten Lippen gekämpft werden mußte, so hat es der Saarländer gelernt, sich, ohne viel Worte zu machen, dem Schicksal entgegenzustemmen. Ebenso dem, was das Versailler Diktat über ihn verhängte, wie dem Lebensschick sal, das ihm beschieden war. Fast 60 v. H. der Saar- bevölkerung ist mit der Industrie und dem Handwerk tätig. 185000 Mann sind Arbeiter der Faust und des Hirns. Und fast die Hälfte von ihnen steht im Dienst der — französischen Grubenverwaltung! Aber ob wohl Industriearbeiter, so hat der saarländische Bergarbei ter zu vielen Zehntausenden doch nicht den Zusammen schluß mit dem Boden seiner Heimat ganz verloren. Auf einem Fleckchen Erde blieb er ansässiger Arbeiter und fühlte sich daher mit Recht hinausgehoben über die ande ren, die, oft landfremd, zur hin und her flutenden Menge eines wurzellosen „Proletariats" gehören. Er hat sein „zu Hause", weiß, wo das ist und bleiben soll, — und lebt nicht dahin in großen Blocks von Massenquartieren. Ein ausländischer Pressekorrespondent, der die gewaltige Mas senkundgebung am vorigen Sonntag in Saarbrücken mit erlebt hat, schrieb voller Erstaunen, die Männer der „Deut schen Front" hätten ein „kleinbürgerliches Aus sehen" gehabt, während die Teilneh merschaft der Gegenversammlung „Pe netrant rot" ausgesehen hätte. „Kleinbürgerlich", — das wird die „Deutsche Front" als eine Ehrenbezeich nung hinnehmen. Denn verwischt ist im neuen Deutschland und im deutschen Saargebiet der früher so üble Unter schied zwischen „Bürger" und „Arbeiter". Verwischt ebenso wie das Gegeneinander der Parteien. Und sie alle sind Bürger des neuen Staates. In die „Deutsche Front" eingegliedert haben sich die Ar beitermassen, und wie einst, so wird auch jetzt wieder der Arbeiter an der Saar beweisen, daß er „Deutschlands ärmster, aber treuester Sohn" ist. Verboten ist es, mit deutschem Gruß den saarländischen Arbeiter zu grüßen, wenn er zur Abstim mung geht, weil er selbst diesen Gruß nun nicht erwidern dürfte; darum ruft Deutschland seinen ärmsten, aber treuesten Söhnen an der Saar den alten Berg mannsgruß zu: „Glück auf!" * Wir Deutsche im Reich warten nun schweigend, ob ihr's gut gemacht habt, Kameraden! Der 13. Januar 1935 ist zu einem welthistorischen Tag, zu einem Geschehen gemacht worden, das in seinen Wirkungen weit hin- ausgreist über die bloße Abstimmung darüber, ob nun diese 520 000 Menschen sich für oder gegen Deutschland entschei den sollen. Man weiß an der Saar, daß man einen gewaltigen Schritt zu einer Entspannung des unfriedlichen Verhält nisses zwischen Deutschland und Frank reich tut, wenn die Saarfrage durch den überwältigenden Willen der Bevölkerung selbst gelöst wird, zurückzukommen zum Reich. „Die Welt erwartet es", sagte kürz lich der Stellvertreter des Führers mit Recht; denn sie sah, daß das Saargebiet deutsch ist und nicht „penetrant rot", wie die landfremden Elemente es sich wün schen. Und dieses „penetrante Rot" will ja nur den Unfrieden erhalten, d i e Flammen des Gegensatzes wei- terlodcrn lassen. Darum gerade rufen wir jedem unserer Brüder an der Saar ans dem ganzen Reich von Herzen zu: „Mach's gut, Kamerad!" Dr. Pr. Brudervolk kehrt heim.