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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Postscheck: Dresden 2640 Wilsdruff-Dresden Teleqr.-Adr.: „Tageblatt Nr. S — 94. Jahrgang durch Klage eingczogcn werden gerat. alle anderen Stände des Älllsdruffer Äeznrö n>. . N a ch wei! u n a r-W e d ü t> r i'20 Sipjg. — üDorsetcheicbene Anzeigenpreise lau! auslicgcndcm Taris Nr. « nnn»,ie!i>r'il berücksichiiar. — Anzeigen - Annahme Trscheinungsiage und Plazuarschrijren werden nach MogOch.-N orrua-ncrnrgr. b»r die RiMsksil der F e r n s p r e ch e r: N»nt Wilsdruff Nr. 6 ---An^u^ ^-^7- ^-7 "Utz oder der Auszragged« » «andur. jrd^'ei'Befte^r^^: Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend hagrer dem °Ansp?uch°^-üs''Lieserung der Zeitung oder Kürzung der Dczugspr-is-s. Rüchs-ndung -ingcsaNÜicr Schrrststuche D« Wi,-dn,ff°r Tag^s-tt ift7-7°zu7B-risff-n..ich«ng der amtlichen P>>°nn.machung°n der «m.^ de» Siadt- ra"- zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behordlichersctts seü'mmre «in.. Montag, den 7. Jami« 1935 Anier fremder Fron. Während an der Südwestgrenze des Reiches die Saar deutschen sich zur Entscheidungsschlacht für die endgültige Rückgliederung ans Mutterland sammeln, ist im äußersten Nordosten, im M em e l g e b i et, wieder einmal einer der schweren nationalpolitischen Kämpfe im Gange, unter denen dieses bedauernswerte Gebiet seit der Unterzeich nung des Versailler Diktats zu leiden hat. Die neue Serre von besonders schweren Rechtsbrüchen und Verfolgungen, die die Litauer im vergangenen Jahre mit der rechts- wisrigen Verjagung des Direktoriums Schrecker ein- lciteten, gedachte die litauische Regierung und rm beson deren ihr Vertreter in Memel, der chauvinistische Gouver neur Dr. Navakus, die Krone aufzusetzrn in Gestalt eines nach Art der Moskauer Schauprozesse aufgezogenen großen Gerichtsverfahrens gegen 126 Memel- de»tsche, die der Geheimbündelei und des bewaffneten Umsturzversuches beschuldigt werden. Der bisherige Verlauf dieses unglaublich töricht und ungeschickt auf gezogenen Prozesses hat sich bis jetzt als eine riesige Blamage des litauischen Gouverneurs und des Memeler Kriegskommandanten und als politische Niederlage der litauischen Regierung entwickelt. Die Geschichte des Mcmellandes feit 1923, der Be setzung durch Litauen, ist ein e in z i g e r K r e u z w e g. Die Autonomie ist heute, vor allem durch die litauischen GewaltmaßUahmen der letzten zwei Jahre, so durchlöchert, daß es keine Übertreibung mehr ist, wenn man sagt: sie besteht nicht mehr. Für diese Autonomie aber, für dieses uneingeschränkte Recht der Selbstverwaltung, haben vier Großmächte, nämlich Frankreich, England, Ita lien und Japan, eine völkerrechtlich bindende Garantie übernommen, die sie in feierlicher Form ver brieften. Im Endeffekt haben sie mit ihren gelegentlichen Demarchen keinen anderen Erfolg gehabt, als den, daß Litauen heute unter völliger Nichtachtung seiner vertrag lichen Verpflichtungen (Versailler Vertrag, Völkerbunds satzung, Memelstatut, Memelabkommen der Mächte, Haager Entscheidungen) mit dem angeblich autonomen Memelland umspringt, wie man es etwa früher schlimmstenfalls mit ein er aufrühre rischen Kolonie tat. Seit 1926, also seit nunmehr acht Jahren, steht das Memelgebiet unter dauern dem Kriegszustand. Der Kriegskommandant ist die rechte Hand des Gouverneurs bei allen Nechtsbrüchen, Vertragsverletzungen und Gewaltmaßnahmen gegen die Memelregierung und den Memelländischen Landtag. Noch nicht ein einziges der rechtmäßig gewählten memel- ländischen Parlamente hat es bis zu seiner verfassungs mäßigen Lebensdauer von drei Jahren gebracht — alle wurden vor Ablauf dieser Frist durch litauische Gewatt- maßnahmen aufgelöst. - - Seit fast einem Jahr treibt der Gouverneur Dr. Nava- kas nun dieses unwürdige Spiel, dem Lande eine rein litauische Regierung aufzwingen und den Landtag zu einem Vertrauensvotum veranlassen zu wollen. An gesichts der Mehrheitsverhältnisse bleibt ihm nichts anderes übrig, als entweder den jeweiligen Landtag noch vor der Abstimmung aufzulösen, oder, wie er es seit dem Herbst vergangenen Jahres zu tun pflegt, die Beschluß- unfähigkcit des Landtages durch Verhaftungen memel deutscher Abgeordneter usw. herbeizuführen. All dies ist lediglich Vorbereitung für den von Litauen auch heute noch nicht aufgegebenen Plan einer Annexion des Landes. Wie man in der politischen Literatur Litauens lesen kann, beispielsweise in dem Buch des Ost juden Wolsonek „Das Memelproblem", beansprucht Litauen heute noch ganz Ostpreußen bis zur Weichsel! Es macht ihm in seinem Größenwahn nichts aus, daß nicht einmal das Gebiet der heutigen Republik Litauen geschichtlich litauischer Boden ist. Der zur Zeit schwebende Kownoer Prozeß gegen die 126 Memeldeutschen wurde von Litauen im vergangenen Herbst anhängig gemacht in der Hoffnmrg, daß die euro päischen Großmächte mit den zur Entscheidung drängen den großen Problemen der Abrüstung, der Gleichberechti gung Deutschlands, der Saarfrage, der Mittelmeerfrage, der Donaufrage usw. anscheinend so stark beansprucht sein würden, daß sie — zumal um den Zeitpunkt der Saar abstimmung — für nichts anderes zu haben sein würden und daß Litauen in dieser Zeit die Vorbereitungen zu einer Einverleibung des Memellandes in dieser oder jener Form treffen könnte. In Kowno hat man sich zu nächst insofern geirrt, als die vorhin genannten Garantie mächte des Memelstatuts kurz hintereinander zwei diplo matische Demarchen in Kowno unternahmen und über dies durch ihr Juristenkomitee die schweren Rechtsbrüche Litauens gegenüber dem Memelland feststellen ließen, und im übrigen wird es sich ja zu erweisen haben, ob Kowno nicht auch noch andere schwerwiegende außen politische Faktoren außer acht gelassen Hal. Ob Litauen noch im allerletzten Moment einlenken und dem Memel- land die Autonomie uneingeschränkt wicdcrgcben wird, lann man nach dem bisherigen Verlauf der Memcl- LciMchte hEEn. A- R- Die Saar ist deutsch und Wird es dleiden! 350 000 Saarländer demonstrieren für Deutschland. — Die Nur wenige Tage trennen uns noch von der Saa r- abstimmung am 13. Januar. Die Nähe dieses bedeutungsvollen Ereignisses drückte sich am Sonntag in den zahllosen Kundgebungen aus, die im ganzen Reich stattfandcn und einmütig im Zeichen der Saar und ihrer politischen und wirtschaftlichen Rückgliederung standen. Die bedeutsamste Veranstaltung war die gewaltige Massenkundgebung der Deutschen Front auf dem Wackeuberg in St. Arnual bei Saarbrücken, ans der der Führer der Deutschen Gcwerkschastsfront, Peter Kiefer, und der stellvertretende Landcsleiter der Deutschen Front, Nictmann, sprachen. In der im reichen Flaggenschmuck prangenden Rcichshauptstadt fand aus Anlaß des Saartages die Eröffnung der großen Saarausstcllung im Reichstage statt. An der Eröffnungsfeier, deren Höhepunkt die Rede des Rcichspropaganda- ministcrs Dr. Goebbels bildete, nahmen auch die aus dem europäischen und dem überseeischen Ausland ge kommenen, in Berlin weilenden Saardeutschen teil. Die Ausstellung gibt ein lebendiges, absolut zuverlässiges Bild von Land und Volk an der Saar, von den geschicht lichen und wirtschaftlichen Ereignissen. Deutsch ist das Bild des Landes, das uns anspricht aus Berg und Tal, Wald und Flur, Dorf und Stadt, Kirche und Denkmal. Sie alle reden immer wieder von deutscher Vergangenheit und der tiefen Verbundenheit der Saar mit dem Mutter land. Am Abend fand im Berliner Sportpalast eine Riesenkundgebung statt, auf der der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Nud 0 lfHeß, noch einmal aus die Bedeutung des 13. Januar hinwies. Die Riesenkundgebung auf dem Wartenberg. Die Kundgebung auf dem Wackenberg war die größte und eindrucksvollste Veranstaltung des deutschen Saarvolkes für das deutsche Vaterland. 350 000 Saarländer gaben an diesem Tage ihrem unbedingten Willen zu Deutschland Ausdruck. Weit über 150 000 Menschen standen auf dem Platz auf dem Wacken berge, 50 000 auf einem kleineren Platz, 100 000 standen in die ganze Straßenbreite füllenden, viele Kilometer langen Marschkolonnen, ohne bis in die Mittagsstunden auf den Knndgebungsplatz gelangen zu können. Auf allen Bahn höfen des Saargebietes mußten viele Tausende zurück bleiben, allein 15 000 in Neunkirchen, weil an Stelle der 81 angeforderten Sonderzüge die Saar bahnen nur32Züge stellen konnten und trotz stärkster Überfüllung der Züge ein großer Teil der Demonstranten nicht nach Saarbrücken befördert zu werden vermochte. Aber allein durch ihren Willen, nach Saarbrücken zu fahren, haben auch diese Saarländer ihrem Willen zu Deutschland in einer außerordentlich eindrucksvollen Weise Ausdruck gegeben. Hier im Strom der Menge erlebt mau klar und deutlich: Volk will zu Volk, und dieser Witte ist übermächtig und allmächtig. Blutrot war der Strom: Es sollten zwar keine entrollten Fahnen getragen werden, aber was wollte man machen, wenn heißer, heiliger Wille die Hakenkreuzfaünen entrollt. große Saarcusstellung in der Reichshauptstadt. wenn Zchntausende sich entschlossen um diese Fahnen scharten und das Not der Hakenkreuzfahnen umgeben war von dem roten Herzblut der Saarbevölkerung? Auch die Musikkapellen sollten nicht geführt werden. Mer die Be geisterung brauchte Luft. Schmetternde Märsche ertönten, Trommeln und Pfeifen darein, Fanfaren des Jungvolkes gelten, und dumpf grollten die Landsknechtstrommeln. Die Hitler-Jugend marschierte, dann Kriegsopfer, Ge werkschaften, Nationalsozialistischer Frontkämpferbund mit seinen alten Reichskriegsflaggen, der Khffhäuserbund von dessen Fahnen auf rotem Grund schwarz das eiserne Kreuz mahnend grüßte, Turnvereine und die Schützen bünde, Frauen und Greise mit weißem Bart. Der Regen rann, aber die Saarbevö*kerung marschierte! In dieser feierlichen Stunde ergriff als erster das Wort der Führer der Deutschen Gewerkschaftsfront und L a n d e s p r 0 p a g a n d a l e i t e r der Deutschen Front, Peter Kiefer. Peter Kieser: Cs seht um den Friede» In Europa. Peter Kiefer führte u. a. folgendes aus: Wir haben es immer gesagt: Wir tragen keinen Haß in unserm Herzen gegen Frankreich und das französische Volk, wir kennen kein Rachcgefühl, wir wissen nur eins: der Herr gott bat das deutsche und das französische Volk selbst zu Nachbarn bestimmt, und als Nachbarn wollen wir mit den Franzose»» leben aber gleichgeachtet und gleich- b e rck» l l a l D'e Welt must erkennen, dast. wenn w'r den Status guo ablebnen, wir nur der Verständigung dienen zwischen Deutschland und Frankreich und der Be friedung Europas. Wer seiner Christenpflicht genügen wolle, erklärte dem gegenüber der Redner, der könne nicht anders stimme»! als für die Heimkehr zu Volk und Vaterland. Das katholische Volk au der Saar müsse den Beweis liefern, daß die Katholiken an der Saar absolut zuver lässig sind. „Wir »vollen als katholische und evangelische Christen am nächsten Sonntag der ganzen Welt beweisen, daß wir in ewiger Verbundenheit mit unsern Brüdern im Reich unsere Zukunft gestalten »vollen, und daß wir zu den treuesten Söhnen des Vaterlandes gehören. Es gebt um die Verständigung zwischen Deutschland und Frank reich. Es geht um den Frieden in Europa, und es geht um unsere nationale Ehre, und deshalb kommt nur eins in Frage: Alles für unser ewiges Deutschland!" Bürckel spricht am 9. Januar. Der Saarbevottmächtigtc des Reichskanzlers, Gau- leiter Bürckel, spricht nicht, wie ursprünglich gemeldet, am 11. Januar, sondern an» Mittwoch, dem 9, I a - nuar, 20 Uhr, in einer öffentlichen Kundgebung in der Fruchthalle zu Kaiserslautern vor den Vertretern der in- und ausländischen Presse über das Thema: „Am 13. Januar: Den Weg frei zur Verständigung!" Die Rede wird in der Zeit von M l 2? Uhr über alle dentschcn Sender übertraacn Dr. Goebt-r.» crö.sncl d.e Berliner Saarausstcllung. Der Eröffnung der großen Saarausstellung der Reichs hauptstadt in den Wandel hallen des Reichstages ging eine eindrucksvolle Feier in der Krolloper voraus, bei der der Reichspropaganda minister Dr. Goebbels über die Bedeutung der Abstim mung von» 13. Januar sprach. — Dr. Goebbels bei seiner großen Rede. Links vom Rednerpult in der ersten Reihe: der Stellvertreter des Führers, Rudolf Hcß.