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v»e«.c vL» s^ul^ vk^S^l/f,'^^ vl^TIUcL -voo ök/^^7rx V^.-Soo ve»« /vkvLnrz«t.kk ^?L6 ZkL?7L In der NeryayrsnaHt. Geschichtliche Erinnerungen von Th. von Rommel. Beim Klange der Neujahrsglocken, mit dem dampfenden Punschglas in der Hand, tritt man dem beginnenden Jahre meist voll Hoffnungen und guter Vorsätze entgegen. Aber wenige der Radaumacher in der silvesterlichen Straße wissen, daß all der traditionelle Lärm eigentlich den „bösen Geistern" gilt, die in dieser Nacht losgelasjen sind, und wer beim Blei- ! gießen einen Blick in die Zukunft tun will, denkt nicht daran, , daß er damit die Hausgeister auffordert, mit eigenen Händen das zerschmelzende Metall in bedeutsame Formen zu bringen. Ob, wie und warum die Dämonen und Geister sich an den heutigen Kalender halten, können wir natürlich nicht ' wissen, denn vor dem 16. Jahrhundert stand der Termin des .eigentlichen Jahresbeginnes nicht überall fest, die Kirche feierte Wohl das Fest der Beschneidung Christi als das „Große 'Neujahr", doch ward auch Mariä Verkündung (25. März) sowie der Weihnachtstag als Jahresbeginn angesehen. Bei den Juden, die jetzt bereits das 5690. Jahr überschritten .haben, bestimmte Moses (3. Mos. 23, 24. 4. Mos. 29) den Monat Ethanim (Ende Sept.) dafür, und sie nannten das Fest auch „Sabbath des Blasens", weil die vorgeschriebenen Brandopfer durch Posaunenschall eingeleitet wurden. Die Römer opferten dem Janus, dem zweigesichtigen Gotte, der mit bejahrten Zügen nach der Vergangenheit, mit jugendlichem Ausdruck nach der Zukunft blickte und von dem -unser Januar den Namen hat. Die Mitte Dezember ein- . setzenden Saturnalien verband man mit der Feier, wobei seit .etwa 494 v. Ehr. große Ausgelassenheit und Volksbelustigung herrschte, denn zu dieser Zeit durften die Sklaven es sich an -ihrer Herren Tafel Wohl sein lassen, während in den Tempeln -zahllose Wachskerzen brannten und die Kinder mit Ton- und ! Wachspuppen beschenkt wurden. Auch die Parsen kannten das -Neujahrsfest, No-Ruz genannt, und feierten es tagelang, wie - es die Chinesen heute noch halten. Für die letzteren ist es seit ! Jahrhunderten die einzige große Festzeit, eine volle Woche -wird in ausgiebigster Weise gelärmt, gegessen und getrunken, , gebetet und gefaulenzt. Hauptsächlich rückt mau den auch dort -drohenden Dämonen mit allen Mitteln zuleibe; schließlich -verbrennt jede Familie ihren eignen „Hausgott" und ersetzt -ihn durch einen neuen. Chinas Zeitrechnung beginnt schon -2697 Jahre vor der unseren und zerfällt in Zyklen von je -60 Jahren, deren jeder einen besonderen Namen bekommt. 1923 fing der 78. Zyklus an, der jetzt im 7. Jahre steht und -immer mit der Fruhjahrs-Tag- und Nachtgleiche anhebt. — Es ist begreiflich, daß Neujahrsnacht und Neusahrstag vielfach zu wichtigen Unternehmungen ausersehen werden. -Und wenn es nur eine Verlobung ist, die symbolisch den An- j sang neuer Zeit andeutet. Eine wehmütig-frohe Silvesterfeier bescherte das Jahr 1816 dem alternden Goethe: Seine Christiane war im Juni gestorben, und ihr Tod hatte seines Sohnes August Verlobung mit Ottilie von Pogwisch ermöglicht, die bisher von der adels stolzen Großmutter Ottiliens verwehrt worden. Welche Hoff nungen für die Zukunft des geliebten Sohnes mag der greise Dichterfürst in das neue Jahr hinein getragen haben! Eine furchtbare Neujahrsnacht dagegen verbrachte der unglückliche Kaiser Maximilian von Mexuo; am 31. Dezember 1866 erhielt er Kenntnis von der Depesche Napoleons III., Wonach alle Franzosen — Soldaten wie Nichtsoldaten — Oesterreicher und Belgier, sofort heimwärts befördert werden sollten. Das hieß ihn jedes Beistandes berauben, und da er sich weigerte, sich in einem Gepäckwagen der französischen Armee nach Europa zurück bringen zu lassen, begann in jener Neujahrsnacht das Trauerspiel seiner letzten Lebensmonde. Eine der folgenschwersten Unternehmungen einer Neu jahrsnacht war sicherlich die Zusammenkunft der Bewohner von Schwyz, Uri und Unterwalden 1308, der am 6. Januar die Gründung der Schweizer Eidgenossenschaft folgte. In den Marschen lebt eine mit den Schweden zusammen hängende Neujahrserinnerung, nämlich die von 1712, als der Schwedengeneral Magnus von Steenbock den Dänenkönig Friedrich IV. bei Gadebusch geschlagen hatte, sich aber in die Marfchengegenden zurückziehen mußte, weil die Russen und Sachsen ihn hart bedrängten. Er feierte den Beginn des Jahres 1713 in einem Gehöfte bei Tetenbüll mit seiner« wilden Gesellen und war eben im Begriff, auf die geplante Ein äscherung der Ortschaft und Plünderung der Gegend einen Trrnkspruch auszubringen, als plötzlich eine Mädchenhand ihm den Becher aus der Hand nahm und Martje Flor, die Tochter des Hofes, ihm das Versprechen der Schonung abrang. Ihre Reinheit und Schönheit sollen ihn gerührt und an seine eigene Tochter erinnert haben. Und noch heute hebt der Marschen bewohner beim Klang der Neujahrsglocken das Glas und spricht nur den Namen „Martje Flor" dabei aus, als Dank erinnerung und Toast. Die bemerkenswerteste Neujahrsnacht für uns Deutsche aber bleibt die von 1813, als der alte Feldmarschall Blücher bei Kaub, Mannheim und Koblenz Truppen über den Rhein setzen ließ, die Verfolgung der Franzosen aufzunehmen. Den Uebergang bei Kaub leitete der „greise Jüngling" persönlich, eine gefährliche und zugleich politisch bedeutsame Tat. Auf Rundfunk Leipzig (Welle 365,8), Dresden (Welle 317,1). Mittwoch, 1. Ian. 8: Leipzig: Turmblasen. Trompeter-Bund, Leipzig. » 8.25: Meißen: Porzellan-Glockenspiel der Frauenkirche in Meißen. » 8.35: Chemnitz: Orgelkonzert aus der Jakobikirche in CHmnitz. * 9: Gera: Morgenfeier. « 11: Leipzig: Prof. Dr. Dries b: Der Mensch als Gestalter der Zukunft. » 11.30: Dresden: Konzert. Dresdener Philharmonie. » 13: Altenburg: Konzert des Mmburger Mandolinen-Orch. O 14: Weimar: Johannes Schlaf liest eigene Dichtungen. « 14.30: Dessau: Kammermusik des Des« fauer Streichquartetts. O 15: Stadttheater Halle a. S.: Königs- l.nder. Musikmärchen in drei Bildern. Musi» von Humperdinck. s> 18: C urt: Konzert des Erfurter Motettenchors. » 19: Jena: Lulu von Strauß und Torney liest aus ihren Balladen. » 19.30: Leipzig: Neujahrs-Eewandhauskonzert. Dirigent: B. Walter. Ge- sang: Marguerite Perras. Orgel: G. Ramm. Reger: Fantasie und ^uge für Orgel über den Choral „Wie schön leuchtet der Morgensterns — Mozart: Motette für Sopran. — Bruckner: TiFomc Nr. 5. » 21.30: Leipzig: Vertreter der jungen Genera tion am Mikrophon. » 21.45: Weimar: Heiteres Konzert. Brahms: Liebeslieder-Walzer. Gesungen von Elsbeth Bergmann-Reitz, Thea Wagner, B. Häberl, X. Maug. « 22.45: Leipzig: Pressebericht. ! 23- Schallvlatten. Donnerstag, 2. Jan. 10.50: Dr. Hedda Dänzer-Vanotti, Karls» ' ruhe: Gute Vorsätze einer Hausfrau. S 13.15: Schallvlatten. G 14: Bücherbesvrechung. O 14.30: Geschichten- und Liederstunde jur die Jugend. » 16: Dr. Schiller: Der Sternenhimmel im I».. uar. » 16.15: Dr. Lehmann: Verkehrsunfälle. » 16.30: Kon zert. Leipziger Funkorch. Werke von Händel, Dittersdorf, Mozart und Beethoven. » 18.30: Spanisch. » 19: I. Kretzen: Konjunktur und Saison am Arbeitsmarkt. » 19.30: Konzert. Kapelle Aqunte. » 20 30: Breslau: Sinfoniekonzert. Schles. Philharmonie. Haydn: Sinfonie C-dur. -- Hans Zielowsky: Dreikönigslegende: Mano singt — S. Prokofjeff: Klassische Sinfonie D-dur. » 22.10: Zeit Wetter. » 22.30: Briefe und Dichtungen Kriegsgefallener. Mittwoch, 1. Januar. Berlin W. Welle 418. — Berlin O„ Magdeburg, Stettin Welle 283. 8.25: Von der Frauenkirche in Meißen: Porzellanglocken» spiel, 4- 8.55: Stundenglockenspiel der Potsdamer Garnison- kirche. * 9.00: Morgenfeier. 4° Anschl.: Glockengeläut des Ber liner Doms. 4- 11.00: Aus dem Bach-Saal: Orgelkonzert. Walter Drwensli. 4- 11.30: Nus Dresden: Suiien und Ballett- musikcn. Dirig.: Th. Blumer Die Dresdener Philharmonie. 4- 13.00: Mittagskonzert. 4° 15.00: Volksmärchen. Sprecher: Liesa Tetzner. 4- 15.30: Neujahrsunterhaltung (Schallplatten konzert). 4- 16.00: Östliche Dichtungen (Nachdichtungen von Hans Bethge.» Sprecher: Hans Bethge 4 16.20: Unterhal tungsmusik. 4- 18.10: Aus Breslau: Das Dorf spricht." Eine Dichiung für den Rundfunk von Werner Rothe. 4- 18.40: In tendant Dr. H Flesch: Rundfunk im neuen Jahr. 4- 19.05: Vollstüml. Berliner Komponisten Korthscher Männerchor. 4 19.35: Jakob Haringer liest eigene Dichtungen 4- 20.00: Sende spiel: „Carmen." Oper in vier Teilen von Georges Bizet. Das Berliner Funkorchester. 4- Danach bis 1.00: Tanzmusik. Deutsche Welle 1635. 8.25: Porzellanglockenspiel von der Frauenkirche i« Meißen. -4 9.00: Morgenfeier. 4- 11.00: Aus dem Bach-Saal: Orgelkonzert (Waller Drwenski). 4- 11.30: Suiten und Ballett- musiken. Die Dresdener Philharmonie. 4- 13.00: Mittags- konzert (Paul-Godwin-Quimett). 4- 15.00: Jugendstunde (Volksmärchen). 4° 15.30: Neujahrsunterhaltung (Schallplatten konzert). 4° 16.00: Östliche Dichtungen. 4- 16.20: Unterhaltungs musik. 4- 18.10: Breslau: „Das Dors spricht." Eine Dichtung s. d. Rundfunk von Werner Rothe. 4° 18.40: „Rundfunk nn neue» Jahr? 4- 19.05: Volkstüml. Berliner Komponisten. Korthschel Männerchor. Dirig.: Konrad Korth. 4- 19L0: Leipzig: Aus dem Gewandhaus: Sinsoniekonzert. 4- Danach bis ÜLÜ: Tanze musil. Donnerstag, 2. Januar. Berlin W. Welle 418.- Berlin Q, Magdeburg, Stettin Welle 283. 15.20: Schädlingsbekämpfung in Haus und Hof. Dl. - Kochs: Das Verderben der Obstkonserven durch Pilze und - Bakterien. 4° 15.40: Oberstudiendir. Prof. Dr. Ronneburger: Humor in der deutschen Dichiung. 4- 16.05: Ernst Schäffer: Was den Deutschen in Schottland auffällt. 4° 16.30: Reut Violinmustk. 4- 17.30: Erist Bulowa: Wie die Tiere den Pflan zen helfen und die Pflanzen den Tieren. 4- 1S.00: Ober.-Jng- Siegfr. Hartmann: Technischer Rückblick auf das Jahr 1929. * 18.30: Dr. Adols Grabowski: Der neue Kurs der englischen Regierung. 4° 19.00: Unterhaltungsmusik. 4- 20 00: Wovon mast spricht. 4° 20.30: Sendespiel: „Major Barbara." Komödie W drei Akten von Bernhard Shaw. 4- 22.30: Funktanzunterricht für Fortgeschrittene. Deutsche Welle 1635. 10.00—10.25: Deutsche Volkstänze in Beispielen. * 10.35 bis 10.45: Mitteilungen des Verbandes der Preuß. Land gemeinden. 4- 14.30—15.00: Kinderstunde. Im Autobus zur Eismeerküste. 4- 15.00—15.30: Warum und aus welche Weist sollen wir mit den kleinen Kindern Musik machen? 4- 15.45 b>» 16.00: Wandlungen in der sozialen Gesinnung der Frau. * 16.00—16.30: Aus der Praxis der Jugendbühne. 4- 17.30: Nachmittagskonzert Berlin. 4° 17.30—18.00: Dichtes stunde: Ernst Barlach. 4- 18.00—18.30: Deutsche Mitarbeit t» Brasilien. 4- 18.30—18.55: Spanisch für Fortgeschrittene. 4 18ü5-19.20: Der Nutzen der Landarbeitssorswung für ve* Landwirt. 4- 19.20—19.45: Die Gesahren beim Umgang ma Schußwassen. 4- 20.00: Marek Weber spielt. — Als Einlage- Schlendereien eines Heutigen. 4- 22.30: Funktanzunterrlcht. dem yochgeschwollenen Strome trieben mächtige Eisschollen, als sich die ersten 200 Mann des Dorischen Korps unter dem Major von Brandenburg den leichten Kähnen anvertrautea. Blücher stand am Ufer und harrte gespannt, ob das große Werk gelingen werde. Und als ein donnerndes Hurra weithin durch die Neujahrsnacht schallte und verkündete, daß drüben die französische Zollwache verscheucht und die Landung geglückt war, faltete der ebenso tapfere wie gottesfürchtige Marschall die Hände zum Dankgebet. Nun konnte gleich oberhalb Kaubs die Schiffbrücke geschlagen werden und die gesamte Truppen macht in Frankreich eindringen, den Grundstein zur Macht, zur Einigkeit Deutschlands zu legen. Von Gotthilf. Hochverehrte Tafelrunde! Dieses ist die richt'ge Stunde, Und das Trinken wird zur Pflicht — Oder nicht? Für das Prosit-Neujahr-Wünschen Saugt Begeiferung man aus Mnschen Und berauscht sich radikal Wieder mal. Jahre kommen, Jahre gehen! Find't wer, der sie recht besehen, Nicht, daß eins dem andern gleicht? Sie vielleicht? Kommt ein Jährchen angesprungen, Schmeichelt man dem flotten, jungen: „Nein, wie bist du stramm und straff! Ich bin baff!" Aber wenn es weiterhumpelt, Am Silvester, stark verschrumpelt, Gibt man ihm noch einen Tritt: „Weg damit!" Aufgeräumt wird mit den Restern Jahr für Jahr an den Silvestern, Doch es stimmt dann die Bilanz Nie nicht ganz. Was wir Jänner wichtig nahmen, Meine Herr'n und meine Damen, Das erscheint am Jahresschluß Uns als Stuß. Wer spricht ewig denn von Krisen? Seh n Sie, wie Sie das beniesen! Alles war — Sie wissen's ja — Schon mal da. Wenn wir jetzt die Gläser heben, Trinken wir vereint auf leben Und auf leben lassen auch — Das ist Brauch! Lasset auch im neuen Jahre Euch nicht wachsen graue Haare, Falls ihr sie — mit Pech begabt — Nicht schon habt. Werde bei des Jahres Wechsel Euch zu Golde eurer Häcksel — Hiermit schließ' ich meinen Toast: Prost!