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10. Ägyptens König Fuav besucht Bertin. 14. Unterzeichnung des Konkordatsvertrages zwischen Preußen und dem Vatikan. 17. Professor Dr. Kahl, der hervorragende Rechtslehrer und Politiker, feien den 80. Geburtstag. — Der Segelflieger Ferdinand Schulz kommt bei einem Absturz seines Flug zeuges ums Leben. 28 Die Reichsregierung erläßt anläßlich der zehnten Wieder kehr des Tages, an dem das Versailler Diktat unterzeichnet werden mußte, einen Aufruf an das Volk, in welchem sie sich gegen die Kriegsschuldlüge wendet. 29. Der Boxkampf Schmeling--Paolino, in dem Schmeling Sieger bleibt, bringt ganz Amerika aus dem Häuschen. Juli. 9. Im Georgskanal zwischen Großbritannien und Irland geht ein englisches Unterseeboot unter; 22 Mann der Be satzung finden den Tod. 13. In Brüssel wird das deutsch-belgische Markabkommen unterzeichnet. 14. Die ersten Probeflüge des „0o X" haben zufriedenstellende Ergebnisse. 16. Ter Ozeandampfer „Bremen" tritt die erste Fahrt nach Amerika an und gewinnt das Blaue Band des Ozeans. — Der Dichter Hugo von Hofmannsthal erliegt bei der Nach richt vom Selbstmorde seines Sohnes einem Gehirnschlag. 18. Rußland bricht die Beziehungen zu China ab. 22. Uber ganz Mitteleuropa liegt tropische Hltze. — Schwere Erkrankung des Reichskanzlers Müller 26 Der Haag wird zum Konfcrcnzort bestimmt. 27. Poincarö tritt zurück und wird als Ministerpräsident durch Briand ersetzt. 30. Bei einer Grubcnexplosion im Waldenburger Steinkohlen revier finden 30 Bergleute den Tod. August. 1- »Graf Zeppelin" fliegt nach Amerika. — Bombenattentate in Lüneburg. 6- Im Haag wird die Konferenz eröffnet. 10. Der Zeppelin kehrt aus Amerika zurück. — In Berlin wird die Reklameschau eröffnet. 13. Austausch der Ratifikationsurkunden (Konkordat) zwischen Preußen und dem Heiligen Stuhl w- „Graf Zeppelin" beginnt seine Weltfahrt und landet vier Tage später in Tokio 2o. In Düsseldorf werden zwei Kinder ermordet aufgefunden; es beginnt damit eine Serie furchtbarer Bluttaten. 29. Der Zeppelin landet nach 21tägtger Weltfahrt in Lakehurst. -0. Unterzeichnung der Haager Vereinbarungen. Die Rhein lande sollen bis Ende Juni 1930 endgültig geräumt sein. September. 1. Bombenattentat am Reichstagsgebäude. 4. „Graf Zeppelin" kehrt von seiner Weltreise nach Friedrichs hafen zurück 6. Gegen das Regierungsgebäude in Lüneburg wird ein Bombenattentat verübt. l1. Aufdeckung des Komplotts der Bombcnattentäter; zahl reiche Verhaftungen in Holstein und in Berlin. 12. Der Wortlaut des gegen den Noung-Plan gerichteten Volks begehrens wird bekanntgegeben. 26. Verschmelzung der Deutschen Bank und der Disconto-Ge- sellschast. 27. Durch den Kreditbetrug der Brüder Sklarek wird Berlin um viele Millionen geschädigt. 29. Einreichung des Volksbegehrens mit dem Kennwort „Frei heitsgesetz" Oktober. 3. Plötzlicher Tod des Reichsaußenministers Dr. Stresemann. 6. Die Leiche Dr. Stresemanns wird unter ungeheurer Be teiligung der Bevölkerung von Berlin in feierlicher Weise beig'esetzt. 8. Bei einer Schiffskatastrophe an der norwegischen Küste finden 40 Personen den Tod. 8. In den Sklarek-Skandal wird neben zahlreichen Beamten der Stadt Berlin auch der Oberbürgermeister Böß ver wickelt 18. In Wilhelmshaven wird der neue Kreuzer „Leipzig" vom Stapel gelassen. . 19. Das Reich erwirbt die Aktienmehrheit des Filmkonzerns „Emelka". 20. In Innsbruck wird der der Tötung seines Vaters be schuldigte Student Halsmann zu vier Jahren Kerker ver urteilt 21. „No X" macht mit mehr als 160 Personen einen andert halbstündigen Rundflug. 22. Der Reichspräsident gratuliert Edison zum 50jährigen Jubiläum der Glühlampe. 23. In Frankreich wird das Ministerium Briand gestürzt. Ministerpräsident wird nach mehrtägiger Krise Tardieu. 25. Die Newyorker Börse verzeichnet infolge katastrophaler Kursstürze eine große Panik. 26. Der Dichter Arno Holz gestorben. 2». Tod des Fürsten Bülow, ehemaligen Reichskanzlers. November. 2- Das Volksbegehren wird nach den Ergebnissen der Abstim- . Mung für angenommen erklärt. » Tod des Prinzen Max von Baden, des letzten Reichs kanzlers der Kaiserzeit. — In England stürzt ein deutsches Verkehrsflugzeug ab; sieben -Personen finden den Tod. 8. Der Dramatiker rzampel wirb unter deni Verdacht des Fememordes verhaftet. 11. Dr. Curtius wird Reichsaußenminister, Dr. Moldenhauer Reichswirtschaftsminister. 12. Thomas Mann erhält den Nobelpreis für Literatur. — Aljechin siegt über Bogoljubow und behält die Schachwelt meisterschaft 13. In Bonn stirbt Frau Subkow, ehemalige Prinzessin von Preußen. 14. Veröffentlichung des Statuts der in Baden-Baden begrün deten Bank für internationalen Zahlungsausgleich. 15. Der englische Minister Snowden lehnt schroff die Rückgabe des in England beschlagnahmten deutscher Eigentums ab. 17. Die Kommunalwahlen in Preußen, Sachsen und Hessen zeigen ein bemerkenswertes Anwachsen der nationalsozia listischen Stimmen. 21. In Paris beginnen die Saarverhandlungen. 24. Clemenceau gestorben. 30 Der Reichstag lehnt das Volksbegehren ab. — Byrd be hauptet, den Südpol überflogen zu haben; mehrere Forscher bezweifeln es. Dezember. 1. Eindrucksvolle Feier am Deutschen Eck anläßlich der Be freiung der zweiten Rheinzone. 2. In Eydtkuhnen trifft der erste Transport ausgewanderter deuischstämmtger Russen ein. 3. Zwölf Abgeordnete erklären ihren Austritt aus der Deutsch- nationalen Volkspartei. 5. Der Leipziger Kaufmann Tetzner wird in Straßburg wegen eines unerhörten Mordes und Versicherungsbetruges ver haftet. — Besuch des italienischen Kön.gspaares beim Papst. — Reichsbankpräsident Dr Schacht veröffentlicht eine unerwartete Denkschrift gegen den Noung-Plan. 8. Schwere Stürme in England und auf dem Atlantik. 9. Der Nuntius Pacelli, der in Rom zum Kardinal ernannt werden soll, verabschiedet sich in feierlicher Weise vom Reichspräsidenten. — Der Staatsgerichtshof urteilt, daß die Verleihung von Titeln, wie sie in Bayern vorgekommen ist, nicht mit der Reichsverfassung im Einklang stehe 10. Der Reichstag beschließt für den Heiligen Abend den Fünf- uhrschluß der Ladengeschäfte. — Der Sächsische Landtag schafft den 9. November als gesetzlichen Feiertag ab. 11. Graf Christian Stolberg-Wernigerode wird wegen fahr lässiger Tötung seines Vaters zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. — Die aus der deutschnationalen Reichstags fraktion ausgeschiedenen Abgeordneten bilden eme „Deutschnationale Arbeitsgemeinschaft". — Bei einer Meuterei in der amerikanischen Strafanstalt Auburn wer den acht Personen getötet. 14. Der Reichstag spricht der Regierung das Vertrauen aus. 17. Bei einem Bergwerksunglück in Oklahoma finden 62 Berg leute den Tod 19. Durch Urteil des Staatsgerichtshofes wird bestimmt, daß die Teilnahme von Beamten an einem Volksbegehren zu lässig ist — Bei Flugzeugabstürzen finden in Tunis zwei Südafrikaflieger und in der Mark Brandenburg zwei deutsche Flieger den Tod. 20. Der Papst verläßt zum erstenmal den Vatikan, um in der Laterankirche eine stille Messe zu zelebrieren. 21. Loubet, ehemaliger Präsident von Frankreich, gestorben. — Der Reichstag nimmt das „Sofortprogramm" der Regie rung an und 'beschließt außerdem die Erhöhung der Agrar- zölle. 22 Der Volksentscheid ergibt 5 825 082 Stimmen für das „Frei heilsgesetz", das somitHescheitert ist. — Rücktritt des Reichs finanzministers Dr. Hilferding und seines Staatssekretärr Dr. Popitz. — Der Reichstag geht nach einer Nachtsitzun? in die Weihnachtsferien. Jahreswechsel. Ein Jahr ist um, Du merkst es nicht, In langen Sätzen rast das Leben. Wer gestern sah Dir ins Gesicht, Ist heute schon dem Tod ergeben. Bereit sein, heißt das letzte Wort, Du darfst den Abstand nicht verlieren. Erst wirf Dich selber von Dir fort, Dann bist Du einer unter vielen. Erst trinke Not bis auf den Rest, Dann darfst Du auch in Freude trinken, Denn erst wer selber sich verläßt, Wird so im Ueberfluß versinken. Das Jahr ist um, das Jahr hebt an, Wir wollen neu mit ihm erstehen. Mag werden, was dann werden kann, Wir wollen ihm entgegen sehen. Von altersher hinab — hinauf, Nach Sonne kommt auch wieder Regen. Doch denk im atemlosen Lauf, Es geht ums Letzte: um den Segen! Heinrich Zerkauten. So hab ich Liebste M gesunden Roman von Margarete Elzer. 81. Fortsetzung. (Nachdruck verboten). vielleicht tun wir ihm doch unrecht. Gerade heute fand ich sein Benehmen gegen Xaver sehr offen und herzlich." „Soll mich freuen, wenn Xaver da eine böse Er fahrung wirklich erspart bliebe." , „Ich glaub' es jetzt sicher!" / „Kommen die beide heute abend zu uns?" „Nein, Vater!" Und nun fiel es Gundula doch wie eine Last auf Ae Seele, daß sie -en Vater allein lassen wollte. Der Alte hörte sofort an ihrem Atem, daß sie beklommen war: „Na, Gundel, was hast du denn auf der Seele?" aber auch alles, Vater." „Also dann raus damit!" Vock versprochen^ ^agd! Ziegleder hat ihm einen „Und da willst du wohl mit?" „Erraten! Für mein Leben gern, Vater, wenn du dich einmal mit der alten Marianne behelfen könntest." Reichherger graute zwar vor den todeinsamen Stunden, aber er nahm so viel Opfer von seinem Kinde, daß er nicht mit der Miene zucken durfte, wenn sie einmal eine kleine Ausspannung haben konnte. Er drückte ihren Kopf fest an seine Brust und redete ihr zu: „Natürlich gehst du. vckh komme mit Marianne doch ganz wundervoll aus. Schmeichelnd küßte ste des Vaters Hände. Und er war stolz und froh, daß er sich die kleine Komödie ab gerungen hatte, denn er wußte, daß Gundula auf keinen Fall gegangen wäre, wenn ihm nur der ge ringste Seufzer entflohen wäre. . Dieweil Gundula daheim beim Vater saß, waren j Xaver und Berty rüstig ausgeschritten zum Lohnecker hof. — Berty hatte seinen Gedanken dann nachgehangen, und erst nach einer ganzen Weile das Schweigen ge brochen: „Fräulein Reichberger ist eigentlich eine fabelhafte Frau!" Diese Bewunderung tat Xaver nur zum Teil wohl. Irgendwo in dem Winkel seiner Seele aber schlum merte ein unkontrolliertes Gefühl, das ihn schmerzte bei dem Gedanken, den jetzt Bertys Worte weckten. Es wäre doch wirklich nicht von der Hand zu wei sen, wenn Berty sich ganz ernsthaft für Gundula inter essieren könnte. Die beiden könnten recht gut zu einander passen. Und offenbar verstanden sie sich doch auch überraschend gut. Xaver konnte freilich nicht ahnen, daß dies Verständnis nur der Aehnlichkeit ihres Kummers und Unglücks entsprang. Für ihn lag es jedenfalls durchaus im Bereich des Möglichen, daß Berty und Gundula sich einmal finden könnten. Die tiefe Niedergeschlagenheit, die sich seiner be mächtigt hatte, führte er einzig und allein auf Inges Abreise zurück. Er war froh, seinem verlassenen Hause am Abend entfliehen zu können, und konnte die Stunde dazu kaum erwarten. Zu seinem Staunen verließ ihn die merkwürdige Unruhe auch nicht als er zwischen Berty und Gundula den schmalen Pfad zu seiner Jagdhütte Hinanstieg. Oben angekommen, fanden sie dann Ziegleder schon vor. Er gab ihnen genau Auskunft, wo sie auf den Bock stoben konnten, und machte ihnen aber auch die unangenehme Mitteilung, daß er für die heutige Nacht auch Wilderer erwartete. Er hatte so seine Helfer im Dorf, die ihm verrieten, wenn einer der berüchtigten Schwarzjäger für die Nacht etwas plante. Sie hatten noch geraume Zeit, bis sie aufbrechen mußten. Berty nutzte sie, um sich faul in das Heu im Haberboden zu graben. Gnndula und Xaver saßen Amnestie der Herzen. Neujahrsgedanken von Walter Bloem. Wohin steuern — nein: wohin treiben wir?! Zwischen Skylla und Charybdis, zwischen Faschismus und Bolschewismus reißt das Wogengebraus des entfessel ten Ozeans Schicksal das allzu schwer belastete Schiff Deutsch land in wolkenverhangene Zukunft. Diktatur fordert der Radikalismus von rechts und links! Hier die Diktatur der Masse, dort, da der starke Mann sich nicht einstellen will, die Diktatur einer tatentschlossenen Minderheit. Der Rus zur Sammlung nach der Mitte verhallt wie das Gewimmer eines Kindes im Meeressturm. Seltsam: dies ärger als jemals zerklüftete Volk leistet dennoch, zähe, verbissen angespannt, eine Wiederaufbauarbeit, welche die Bewunderung der Außenwelt nicht minder er zwingt als die vier Jahre unseres bewaffneten Widerstandes gegen alle fünf Kontinente. Wer begreift diesen Widerspruch? Wer diese Deutschen, die selber ihre schlimmsten Feinde sind? Die, was sie ein trächtig schufen und schaffen, durch Zwietracht immer wieder zerstören? Ist es denn so ganz unmöglich, daß wir uns zusammen finden, wo wir doch zusammen gehören? An der Spitze unseres Volkes steht von einer kleinen Mehrheit gewählt, von einer überwältigenden heute an erkannt, ein Mann, dessen ragende, nahezu schon mythisch« Größe vor allem doch darin besteht, daß in ihm das deutsch« Schicksal, die deutsche Notwendigkeit gleichnishaft verkörpert ist. Immer wieder mahnt seine machtvolle, feierlich schlicht« Rede zur Eintracht, jeder zollt ihm Beifall, so gut wie nie mand folgt seiner Mahnung. Soll das ewig so bleiben? Können wir es mit hilflos niederhängenden Armen anjehen, daß wir, nach so viel ge meinsamer Tat, rettungslos dem Grauenvollen, Unnenn baren zutreiben, das uns den Rest geben, unser Dasein als Nation austilgen müßte? Haben wir denn nicht ein großes Gemeinsames, das uns allen gehört, uns allen heilig ist, über die Klüfte der Welt anschauungen und Staatstheorien hinweg? Wir haben es: die Nation. Ein Nationalist zu sein — das gilt sür weite Kreist des deutschen Volkes heute schon fast als ein Schimpfwort erscheint ihnen als Ausdruck einer unbelehrbaren Rückstän digkeit und Verranntheit. Freilich: nur im deutschen Volk. Alle anderen Völker, soweit unvoreingenommener Blick ihr Wesen uns erschließt, sind national, sind nationalistisch bis in die Knochen. Wü allein haben uns einreden lassen, haben uns gegenseitig ein geredet, der Vaterlandsbegriff gehöre einer überwundener Geistescpoche der Menschbeit an. Darum, weil wir uns das große Gemeinsame, das uns allen gehört, haben entwerten und entweihen lassen, darum können wir nicht zueinander finden — darum werden wir, in kleine und große Gruppen zerfetzt, ein wehrlostr Spielball der vielerlei Theorien, Dok trinen, Phantastereien und Hirngespinste, die uns überzeugen wollen, das Heil könne nur kommen von der Vergewaltigung eines Teiles unseres Volkes durch den andern — statt aus dem einzigen Weg, auf dem große Menschengemeinschaften ihr Schicksal gestalten und meistern können: auf dem Wege der opferbereiten Verständigung! Wollen wir nicht endlich begreifen, daß der bisherige Irr weg uns nicht weiter führt — außer ins Verderben? Wollen wir nicht diese Schreckgestalten, die uns immer tiefer in die Zerrüttung hineinführcn, zum Teufel jagen? Wollen wir uns nicht endlich durchringen zur großen Amnestie der Herzen? „No mossiksksosio," geloben die Griechen einander, wenn sie nach heftigen inner- oder außenpolitischen Kämpfen sich zum Versöhnungsfeste vor den Altären ihrer Volksgott- heitcn vereinigen. „Nicht gedenken zu wollen des Bösen." Wäre das nicht ein herrliches, wär's nicht das rettende Neu- jahesgelöbnis für unser zerklüftetes Volk? Selbst eine siegreiche Diktatur könnte sich nur empor recken aus dem Graus eines brudermörderischen Kampfes, kann nur bestehen durch schonungslose, zu immer weiter wütendem Brudermord entschloßene Schreckensherrschaft. Wen grauste nicht vor solchem Zukunftsbild? Wer sehnte sich nicht, dem Strudel zwischen Skylla und Charybdis zu entrinnen? Entschließen wir uns! Richten wir ein neues Ideal auf! Jene Lehren, die uns aufschwatzen wollten, aus Kampf und Entzweiung könne jemals etwas anderes hervorgehen als neue Zerrüttung, endloses Ringen und am Ende das Chaos des Urbeginns — bekennen wir, daß wir sie alle durch schaut haben als das, was sie sind — als Irrwahn und Lüge! Dann wird dies Neujahr heraufführen, was einzig uns retten kann — das wahre Jahr des Heils — das neue Jahr der großen Amnestie der Herzen! nebeneinander vor der Hütte und träumten in das Tal hinab. Es war ein so friedvolles Bild, wie sich die Dämmerschatten langsam in das breite Bett des Tales legten. Gundula fand dann zuerst Worte: „Schön, Xaver! Wunderschön! Ich hänge fv mit allen Fasern meines Herzens an meiner Heimat, trotzdc>> sie mir so viel schon genommen hat. Kannst du d verstehen?" „Ehrlich gesagt, Gundel, ich bin anders, ganz ander geartet. Ich könnte niemand nie und nimmer ver zeihen, wenn mir weh geschähe. Frauen empfinden da vielleicht überhaupt weicher, aber ich könnte z. B. nicht verzeihen, wenn ich hintergangen würde, und ich müßte die Gegend hier hassen, wenn sie mir so viel geraubt hätte, wie dir. Ich würde wahrscheinlich an deiner Stelle die Berge da drüben nicht mehr sehen können und müßte mir eine andere Heimat suchen." Es legte sich wie einer eiserne Hand um Gundulas Stirn. Es war als überfielen sie bange Ahnungen. Wie ein Druck legte es sich auf ihr Herz und sie konnte nur beklommen atmen. Xaver sah ihr ernstgewordenes Gesicht. „Das kannst du in deiner Güte auch nicht verstehen, Gundel. Und du brauchst nicht so angstvoll und zu kunftsbang da hinunter zu schauen. Mir kann nichts geschehen. Ich habe meine kleine Inge. Ich weiß nicht, ob du mich begreifen kannst, wenn ich dir jetzt gestehe, daß über alles Glück über ihren Besitz mir doch das Ge fühl geht, daß ich sie glücklich mache. Es ist ein so wun derbares Gefühl, wenn sich ein Mensch sagen darf, daß er einen anderen Menschen glücklich macht. Weißt du, das hebt einen über sich selbst hinaus. In diesem Ge fühl ist man gütig ohne Grenzen. Alles würde ich leichter wieder missen können als dies unendlich be glückende und stolze Gefühl. Darin vertraust du auf dein Glück, auf dich selbst und auf den Menschen, den dn beglücken darfst." (Fortsetzung folgt.)