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hatten, schien sich eine gewisse E n tsp^a n n u'n g dürch- zusetzen und eine Aufwärtsbewegung nach Überwindung gewisser stimmungsmäßiger Hemmungen und des Kapital mangels schien bevorzustehen. Dissen optimistischen Som- merträumen, die sich auch noch bis in den Herbst fort setzten, folgte bei Beginn des Winters ein Erwachen der Enttäuschung. Die geradlinige Entwicklung schlug in eine neueDepressionswelle aus. Das mit November einsetzende starke Anwachsen der Arbeitslosigkeit brachte eine spürbare Verminderung des Arbeitseinkommens, dessen niederdrückender Einfluß auf den Markt der Ver brauchsgüter nicht ausbleiben konnte. Diese Beschleunigung des Koniunkturrückganges muß in erster Linie mit einer erneuten Anspannung des Geld marktes in Verbindung gebracht werden. Der einheimische Kapitalmarkt verharrte weiter in dem Zustand stark ver ringerter Aufnahmefähigkeit, den er schon seit langem zeigte, und der Zufluß von AuslandsgeldöNt stockte nach wie vor. Denn auch im Ausland, das bis-dahin einen gewissen Höhepunkt wirtschaftlicher Konjunktur aufwies, bahnte sich eine Konjunkturabschwächung an, die für das in die internationalen Wirtschaftszusammsnhängc stark verflochtene Deutschland doppelt fühlbar wurde da sie hier eine schon seit längerer Zeit stark geschwächte Wirtschafts verfassung vorfand. Die ausländischen Industrien, be sonders auch die amerikanische, die ihre Abfatzmoglichkeiten im eigenen Lande eingeengt und verringert sahen, traten immer mehr als preisünterbietende Konkurrenten Deutsch lands auf dem Weltmarkt hervor, und der Augenblick, 'm dem Deutschlands Exportmöglichkeiten fühlbar ver ringert und aufgehoben werden, scheint nicht mehr fern zu sein. Die deutsche Ware ist mit der Lohnquote, den Steuern und sozialen Abgaben so stark belastet, daß ihre Stellung im internationalen Preiskampf stark geschwächt erscheint. Außer diesen rein wirtschaftlichen Hemmungs momenten liegen aber noch stimmungsmäßige Depressionserscheinungen vor, deren drückender Einfluß nicht unterschätzt werden darf. Unsicherheit und Pessimismus beeinflussen in hohem Maße den Tätigkeitsgrad der Wirtschaft zurzeit ungünstig. Inwie weit sie berechtigt sind, das soll uns der Verlauf des Jahres 1930 zeigen, und es hat bisher den Anschein, als ob sie nicht ganz unberechtigt sind. Der Bericht des Kon junkturforschungsinstituts .stellt fest, daß im vergangenen Jahre den Schwierigkeiten, die zu einem Konjunktur rückgang drängten, E n t l a st u n g s m o m e n t e gegen überstanden, die bisher ein verhältnismäßig langsames Tempo des Abschwungs ermöglichten. Die jüngste Ent wicklung, namentlich Vie jüngste finanzpolitische Entwick lung, läßt freilich befürchten, daß diese Entlastungs- Momente an Wirksamkeit verlieren. Der Jahresbericht der Industrie- und Handelskammer Berlin beginnt mit der pessimistischen Feststellung: Seit dem mit der Stabilisierung der Währung Ende 1923 der deutschen Wirtschaft die Voraussetzungen einer geordneten Betätigung wiedergegeben waren, hat sie noch kein Jahr von gleicher Ungunst erlebt wie das nun ablaufende. Dieser traurigen Behauptung dürften sich ein großer Teil unserer Leser, die die Nöte dieses Jahres am eigenen Leibe erlebten, anschließen. Wir können wirklich dem Jahre 1929 keine Träne nachweinen und sehen es ohne Trauer im Meer der Ewigkeit verschwinden. An der Jahreswende hoffen wir ja alle, einem tiefwurzeln den optimistischen Zuge des Menschenherzens folgens, daß eine tatsächliche „Wend e" auch in unserem Schicksal eintreten werde. Und da wir ja selten^ zufrieden sind, so gehen unsere Hoffnungen ans eine Umkehr zum Besseren, eine Wendung, die uns auf den Weg zur Zufriedenheit führt. Wir wissen es, dieser Hoffnungsstern hat uns schon oft getäuscht, und doch möchten wir ihn in unserem Leben nicht missen, denn er gibt uns den Mut zum tapferen Vorwärtsschreiten trotz aller Wolken und Hindernisse, die Kraft zu einem mutigen „Dennoch!", deren wir im kom menden Jahre dringend benötigen werden, um uns durch zusetzen gegen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, deren Schatten am Beginn des neuen Jahres den Glanz des Hoffnungssternes nicht nuerheblich trüben. Dr. S. Schiffe in Seenot. Folgeerscheinung des Sturmes. Während des im Kanal herrschenden Sturmes wurde an der Küste der Grafschaft Kent ein vom Unwetter offen bar stark mitgenommenes Schiff beobachtet. Von Deal in England ans eilte ein Rettungsboot dem Schiff zu Hilfe, bei dem ec- sich um einen dreimastigen Motorsegler aus Ha mburg handelte, der anscheinend durch den Sturm an die englische Küste verschlagen worden war. Das Deck des Seglers war mit Trümmerstücken besät, die in wirrem Durcheinander über die Nieling hingen, so daß die Mann schaft des Rettungsbootes den Namen des Schiffes nicht feststellen konnte. Die Kommandobrücke und die übrigen Deckaufbauten waren schwer beschädigt Der Kapitän des Seglers lehnte die angebotene Hilfeleistung ab. - Bei der Hafenbehörde von B r e st ist ein Notsignal des Schiffes „Aghia Farina" eingetroffen, das 150 Meilen 'üdwestlich von Ouessant mit gebrochenem Steuerruder l reibt. Ein Schlepper ist zur Hilfeleistung ausgelaufen. — 'Ein polnischer Dreimaster befindet sich fünf Meilen von Fensmark ebenfalls in Seenot. Ein Motorrettungsschifs ist zu seiner Hilfeleistung abgegangen. Das verheerende Großfeuer im Duisburger Jnnenhafen, das ein sechsstöckiges Lagergebäude mit großen Vorräten an Getreide und Mehl vernichtete. Trotz des Einsatzes sämtlicher Duisburger Wehren und mehrerer Feuerlösch boote konnte das Gebäude nicht gerettet werden. Der Schaden wird aus eine Million Mark geschätzt. Die Vorkommnisse auf Kreuzer „Emden" Erklärung des Reichswehrmini st eriu ms. Die Akten über die Vorgänge auf dem Kreuzer „Emden", die in der Presse als Meuterei bezeichnet wurden, sind nun im Reichswehrministcrium eingegan gen. Zn den Behauptungen der kommunistischen Presse über angebliche Meutereien wegen Dienstschikanc und über einen vorzeitigen Abbruch der Weltreise des Kreuzers „Emden" wird über den tatsächlichen Sachverhalt von seiten des Reichswehrministeriums mitgeteilt: Schon im Sommer sei beschlossen worden, noch vor Weih nachten nach Deutschland zurückzukehren. Von einem vor zeitigen Abbruch der Weltreise könne infolgedessen keine Rede sein. Am 13. Oktober hätten sich einige dienstfreie Matrosen zusammengesetzt und beträchtlich dem Alkohol zugesprochen. In betrunkenem Zustande Hütten sie dann Vie Internationale gesungen. Einer der Matrosen habe daraushin ein rotes Taschentuch hcrvorgeholi und es an einer Stelle, die nicht zum Hissen von Flaggen bestimmt sei, mit einer Leine in die Höhe gezogen. Von einem Niederholen der Flagge des Kriegs schiffes könne selbstverständlich nicht gesprochen werden Das Kriegsgericht, das in öffentlicher Sitzung getagt habe, habe festgestellt, daß es sich nicht um eine Meuterei gehandelt habe, sondern lediglich um Ausschreitungen in der Trunkenheit Wegen Ungehorsams gegen den Reichswehrminister, der das Singen parteipolitischer Lieder verbiete, und wegen Verstoßes gegen allgemeine Vorschriften seien zwei der Angeklagten als dann zu fünf Wochen Arrest verurteilt worden. Der dritte Angeklagte wurde freigesprochcn. Jagd auf Alkoholschmuggler. Drei Schmuggler getötet. Die amerikanischen Prohibitionsbehörden gehen jetzi gegen den Alkoholschmuggel im ganzen neu-englischen Küstengebiet mit vermehrter Energie vor. In Newport wurde von ihnen das zum Alkoholschmuggel benutzte Motorrennboot „Black Duck" am Eingang zum Hafen überrascht. Die Schmuggler versuchten unter dem Schutz des Nebels zu entfliehen. Bei der Verfolgung wurden drei Leute von der Besatzung des Schmugglerbootes getötet und einer verletzt. Weiter wurden zwei Schmugglerfahrzeuge aufgebracht, deren Besatzung recht zeitig mit Hilfe der Schiffsboote an die Küste geflüchtet war. Ein in England registriertes Schmugglerschiff wurde in Brand gesteckt. Personenauto in den Rhein gestürzt. Zwei Tote, zwei Schwerverletzte. Eil? mit fünf Personen besetztes Mietsauto sauste am Hasenkops von Emmerich die steile Böschung hinunter und stürzte in den Rhein. Der Zollbeamte Arndt und ein Fräu lein Baumann konnten nur als Leichen geborgen werden, während zwei weitere Insassen mit lebensgefährlichen Ver letzungen ins Krankenhaus geschasst wurden. Neue schwere Llnruhen auf Samoa. Zahlreiche Tote und Verwundete. Nach Berichten aus London sind in Apia aus Samoa er neut ernste Unruhen ausgebrochen, in deren Verlaus ein weißer und zwei eingeborene Polizisten getötet wurden. Zwei weiße Polizisten und 30 Mitglieder der Eingeborenenpolizei wurden zum Teil schwer verletzt. Die Ruhe ist angeblich in zwischen wiederhergestcllt worden, doch mußten umfangreiche Vorkehrungen gelrossen werden, da die eingeborene Bevölke rung außerordentlich erregt ist. „Es lebe die Revolution!" Hissung einer indischen Nationalslagge in Lahore. Anläßlich der Eröffnung des Indischen Nationalistischen Kongresses erfolgte als symbolischer Eröfsnungsakt die Hissung der sogenannten indischen Nationalslagge. Etwa 30 000 Inder, darunter auch 5000 Frauen, wohnten der Szene bei, die mit dem Ruse „Es lebe die Revolution!" ausgenommen wnrdc. Schließlich durchbrachen die Zuschauermassen den P o l i z e i k o r d o n. Bei vielen war die Erregung so über mächtig, daß sie besinnungslos zu Boden sanken. — Der lei tende Ausschuß des Kongresses nahm nach zehnstündigen Be ratungen de» Antrag Gandhis an, in dem bekanntlich Ein treten für die vollständige Unabhängigkeit Indiens gefordert wird. Meine Nackricktrn Das Zentrum und die Haager Konferenz. Berlin. Der Vorstand der Zentrumsfraktion des Reichs tages trat am Montag vormittag zu einer Aussprache zu- samm, in der in der Hauptsache Fragen besprochen wurden, die mit der Haager Schlußkonferenz im Zusammenhang stehen. An der Aussprache nahm auch der Vorsitzende der Deutschen Zentrumspartei, Abgeordneter Prälat Kaas, der inzwischen von seinem Aufenthalt in Rom wieder in Berlin eingetrofsen ist, teil. Berufung gegen das Schweidnitzer Urteil. Schweidnitz. Der Oberstaatsanwalt in Schweidnitz hat gegen das Urteil des Erweiterten Schösfengerichts in Schweidnitz wegen Versammlungssprengung Berufung ein gelegt. Vier Opfer einer FümMentragödie. Solothurn. In der Nacht Hai der 44jährige Eigentümer eines Konfektionsgeschäftes in Solothurn, Hans Roth, aus bisher unaufgeklärten Gründen seine beiden Kinder, Mädchen im Alter von sieben und zehn Jahren, seine Frau und sich selbst erschossen. Man fand die vier Leichen in den Schlaf zimmern aus. Die Kinder wiesen je zwei, die Frau vier und der Mann einen Pistolenschuß auf. Der Tod muß bei allen vier Personen sofort einbetreten sein. Noth erfreute sich großer Beliebtheit und führte ein glückliches Familienleben. Eröffnung der Danzig-Ausstellung in Barmen. Barmen. Unter zahlreicher Beteiligung der Vertreter des öffentlichen Lebens des Wuppertales wurde in der Barmer Ruhmeshalle die vom Deutschen Auslandsinstitut in Stuttgart ins Leben gerusenc „Danziger Ausstellung" in An wesenheit des Vizepräsidenten des Danziger Senats, Gehl, und des Senators Kurowski eröffnet. 27 Personen ertrunken. Sofia. Jetzt erst, mehrere Tage nach der Katastrophe, konnte mit Bestimmtheit festgestcllt werden, daß bei dem Unter gang des bulgarischen Dampfers „Warna", der nach einem Zusammenstoß mit einem griechischen Dampfer im Marmara meer gesunken ist, 27 Personen, und zwar 22 Mann der Be satzung, und fünf Passagiere, ihr Leben eingebützt haben. Durch eine Lawine tödlich verunglückt. Innsbruck. Bei der Ski-Abfahrt vom Zugspitzenplatz wurde der einzige Sohn des Direktors der österreichischen Zog- spitzbahn, der 23jährige Hochschüler Karl Has, von einer Lawine verschüttet. Trotz der sosort eingeleiteten Bergungs arbeiten konnte der Verunglückte nur als Leiche gefunden werden. Albert Michelson gestorben. Chikago. Der Physiker Albert Michelson, dem 1907 der Nobelpreis für Physik zuerkaunt wurde, ist hier gestorben. Michelson, der ein Alter von 77 Jahren erreicht hat, stammte aus Strelno iu Posen. Berühmt' wurde er durch seine Methode, die Geschwindigkeit des Lichtes zu bestimmen; ihr Ergebnis war maßgebend für die Aufstellung der Einsteinschen Relativitätstheorie. / Russisch-chinesische Konferenz in Moskau. Peking. Das diplomatische Bureau der Mukdener Regie rung veröffentlicht eine Entschließung, in der mitgeteilt wird, daß am 25. Januar 1930 in Moskau eine russisch-chinesische Konscrenz eröffnet wird lllWWIlWilllllWlllllllllWIlllWlllllWlilllllWlllllllll^ Sehr geehrder Herr Redakdähr! Heide bin icb wieder selwer da. Da kann keh solcher Meedsinn mehr vorkomm. Ich kanns ja meiner Rohsa och garnich iebel näm, basse ihrn Her zen ma Luft machde, aber wennchersch iebelnäm, .da nimmd di< mirsch wieder iebel un da is alles wieder off den alden Flecke. Nu was sagen Se nu ze der Verübbelei von wegen den web ßen Weihnachten. Am Heilgen Ambd dachte mer noch, mer mißde de Schneeschdiefeln budzen un de Feiertage ieber lag de ganse Schdadt mit Umgebung wieder im scheensden Drecke da. Mir du» bloß de Kinder leid, die off den Schneefall hin schnell ne Rodel' hidsche undern Christboom gelegt gekriecht Ham un die nu off" Schnee warben miede Fraun offs Werdschafdsgeld. Mir hab del Weihnachtsmann wieder das übliche gebrachd: von mein viel Nichden hab jede ehn Sofakissen geschdickd: „Nur ein viertel Stündchen" — nu kann ich wenigstens ehne Stunde ze MiddaS schlafen, damid ich kehne beleidige — un dann die unvermeidliche" Tabakbeutel un Zigarrn, Marke „Glimmerschiefer" (je länger sie glimmt, desto schiefer werd se) un noch so diverses. Darunter ooch ehne Flasche Berger-Biddern und ehne Flasche Urla-Kor". die meine Rohsa gleich mid Beschlag belegt un weggereimt had Sie mehnte, sie wollde bloß verhieben, daß ich ze viel des Gude" genieße. Die dud nehmllch in solchen Sachen immer nur eh" Gläsel kredenzen, also so be a be oder von Weihnackden Z" Aebbelfingsten. Im allgemein kenn mir alle mid den Weihnachden 1929 zc° srieden sein. Ooch de Geschäfdsweld, düde under den große" Geldmangel nadierlich ooch ze leiden had, muß sich überlege" daß es — noch viel schlimmer hädde wern kenn un von diese" Gesichtdsdunnkd aus muß mer das Läm ähm nehm wies Mein Fremd Maxe wollde ich mid ze ehn Radiokonzerd nejB wo am zweeden Feierdag ehn Weihnachdsoradorium gespielt wurde- Der mehnde aber, wenn ich ihm kehn Weihnachtsmoradori um verschaffen kennde, follde ich ihm gestohlen bleim. Das könnt" ich nadierlich nich un nu guckt der Droddel mich bloß noch vo" der Flanke an. Ehne wahre Leidenszeit is jetz wieder fier de Leide a" gebrochen, diede noch steif un fesde an die zwölf Nächde glo§ un nu jeden Draum in dieser Zeid als Wahrheid nehm. Mel"' Rohsa hab ich ja ma mächdig dadervon kurierd. Die had nn" früh ehn gans albern Draum erzähld un nu gesagd, im drillt" Monad däde der Draum in Erfüllung gehn. Ich hab mer d"" Monad gemerkd un hab ihr dann von ehn Fremd ehn gans gs heimnisvollen Brief schreim lassen. Dadrinne schdand, daß an ehn beschdimmten Dag früh um viere in Wald gehn soll an den Dag früh um dreie schänd los, ich dad, als däde an ehner genau .bezeichnete» Schdelle ehn großes Loch gram mm da däde se dann ehn Schatz finden. Wesderhohle wergde se oo« Senator Freverir Sacke» wird Nachfolger des zurückgetreünen amerikanischen schafters Schurman in Berlm.