Weihnachtsbeilage zum Wilsdruffer Tageblatt -7 Z § o ie Vacht wird kalt, die Welt wird stumm, Der Wintertod geht schweigend um; /Er zieht das Leintuch weiß und dicht Der Erde übers Angesicht — Schlafe - schlafe. Du breitgewölbte Erdenbrust, Du Statte aller Lebenslust, Hast Dust genug im Lenz gesprüht, gm Sommer heiß genug geglüht, -Nun komme ich, nun bist du mein, Gefesselt nun im engen Schrein — Schlafe - schlafe. Die Winternacht hängt schwarz und schwer, ghr Mantel fegt die Erde leer, Die Erde wird ein schweigend Grab, Ein Ton geht zitternd aus und ab! Sterben - sterben. Da horch - im totenstillen Wald Was für ein süßer Ton erschallt? Da, steh - in tiefer, dunkler -Nacht Was für ein süßes Licht erwacht? As wie von Kinderlippen klingt's, Von Ast zu Zst wie Flammen springt's, Vom Himmel kommt's wie Engelsang, Ein Flöten- und Schalmeienklang: Weihnacht! Weihnacht! -Und stehe — welch ein Wundertraum: Es wird lebendig Gaum an Gaum, Der Wald steht aus, der ganze Hain Zieht wandelnd in die Stadt hinein; Mit grünen Zweigen pocht es an: »Tut aus, die sel'ge Zeit begann, Weihnacht! Weihnacht!« Da gehen Tür und Tore aus, Da kommt der Kinder gubelhauf, Zus Türen und aus Fenstern bricht Der Kerzen warmes Lebenslicht. Gezwungen ist die tote Vacht, Zum Leben ist die Liev erwacht, Der liebe Gott blickt lächelnd drein, Des laßt uns froh und fröhlich sein! Weihnacht! Weihnacht! Ernst von WildenbruH. Verlag Fr. Zillessen (Heinrich Beenken)