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MsdmfferTageblatt Nat^nale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D« »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktags nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der BeschSftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten L,3U AM., bei Postbestcllung 2 AM. zuzüglich Abtrog- „ gebühr. Einzelnummern IbRpfg.AIlcPostLnftalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PostbotcuundunsereAus. tra,erund DeschLftsftellen nehmen zu jeder Zeit Be. stellungcn entgegen. ImFallchöherer Gewalt, Krieg odersonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch ausLieserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Aücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto b-iliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- pfennig, die 3gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebükr 20 Reichvpfennige. 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Wo alles haßt, sich gegenseitig in die Haare gerät und neben platonischen Beteuerungen friedfertigster Ab sichten keine Gelegenheit vorübergehen läßt, um irgend einen Streit vom Zaun zu brechen, da kann natürlich auch die akademische Jugend unserer Tage nicht still halten. In den ehrwürdigen Hallen der deutschen Hoch schulen tobt der Kamps zwischen Verbindungs- und Nicht verbindungsstudenten, zwischen Republikanern und Nicht republikanern, zwischen deutschen und ausländischen Studenten und was diesen gleichgesetzt wird. InBerlin sind die hohen akademischen Behörden dabei, die Vor gänge vom 12. November zu untersuchen, die Schuldigen festzustellen und danach entsprechende Sanktionen festzu setzen, um mit der berüchtigt gewordenen Sprache der Franzosen zu reden. In H all e ist es wieder einmal, in folge einer Maßregelung durch den preußischen Kultus minister, zu Straßenkundgebungen der staatlich nicht mehr anerkannten Allgemeinen Studentenschaft gekommen, Wei! sie sich vor den ministertreuen Kommilitonen benachteiligt fühlten, und selbst in Bingen, also sozusagen immer noch im Angesicht der fremden Besatzungstruppen, haben die Angehörigen einer akademischen Fachschule einen regel rechten Streik begonnen, weil die Hochschulleitung im Einverständnis mit der zuständigen hessischen Regierung ihren Farben- und bunten Mützen-Ansprüchen nicht will fahren will. Bringt man sich dazu die Vorgänge an den Hochschulen von Wien undPrag, von Brünn und Preßburg, von Warschau und Lemberg in Er innerung, so steht man auch hier vor einer internationalen Erscheinung, der vielleicht irgendwelche gemeinsamen oder doch gleichartigen Ursachen zugrunde liegen. Ist es eine ansteckende Krankheit, die in den verschiedensten Ländern die jugendlichen Geister befallen hat? Oder ungestillter Tatendrang, der sich, auch auf die Gefahr von Verstößen gegen die akademische Ordnung, Luft machen muß? Oder verdirbt das schlechte Beispiel, das jetzt vielfach von den „Alten Herren' im öffentlichen Leben gegeben wird, die guten Sitten des Heranwachsenden Geschlechtes? Soviel scheint jedenfalls, bei aller Unsicherheit über die treibenden Kräfte, die hier am Werk sind, festzustehen, daß die akade mischen Bürger für das allgemesne Verlangen nach gegen seitiger Abrüstung in den gesellschaftlichen und sozialen Kämpfen der Gegenwart noch nicht gewonnen sind, ob wohl, was Deutschland betrifft, unsere Schuljugend ja nun schon seit zehn Jahren, den Vorschriften der Weimarer Verfassung entsprechend, nach den Grundsätzen der Ver söhnung und der Völkerverständigung erzogen wird oder erzogen werden soll. Aber es ist überhaupt merkwürdig, wieweit auch sonst die Welt der Tatsachen hinter den guten Absichten dieser Verfassung zurückbleibt. Im Sinne ihrer Väter hätte es doch gewiß gelegen, wenn die jetzigen Regierungen mit der Geheimnistuerei der früheren Zeit von Grund auf gebrochen hätten. Aber siehe da: Mit Polen ist kürzlich ein sogenanntes Liquidationsabkommen ge schlossen worden, dessen Einzelheiten der deutschen wie der polnischen Öffentlichkeit beharrlich vorenthalten werden. Ebenso hat man die Verhandlungen mit dem Generalgewaltigen des schwedischen Zündholz- Monopols im verschwiegenen Kämmerlein durch geführt, und nicht minder geheimnisvoll sind die deutsch- französischen Konferenzen verlaufen, in denen es zu einigermaßen merkwürdigen Vereinbarungen über das deutsche Verkehrsnetz im Rheinland und in der Pfalz gekommen ist. In der Eifel wie in der Pfalz bürd die beteiligte Bevölkerung jetzt in der Weise von diesen Abmachungen in Kenntnis gesetzt, daß plötzlich, bald hier, bald da, Scharen von Bahnarbeitern erscheinen, Vm Schienenstränge, Verladerampen und bestimmte Gleis- Me abzubrechen, auf daß nur ja das bis an die Zähne .bewaffnete Frankreich sich über unsere strategischen Zu- ANftsabsichten nicht weiter zu beunruhigen braucht. Dar über hinaus scheint durch diese Geheimverträge, nach ^wissen Kammeräußerungen der Herren Briand und ?ardieu zu urteilen, neben der militärischen Dauerkontrolle >M besetzten Gebiet nun auch noch eine Verkehrsüber wachung gleicher Art eingcräumt worden zu sein, ein Vor gang, der, wenn er sich wirklich bestätigen sollte, vom deutschen Volke schwerlich ruhig hingenommen werden wird. In acht Tagen tritt ja, wie man weiß, derReichs- tag wieder zusammen und dann wird sich die Regierung wohl endlich zu der sehr notwendigen Aufklärung über- alle diese reichlich merkwürdigen Dinge entschließen müssen. Deutscher dauer und deutsches Volkstum Führertagung des Reich slandbund-s. fand eine zweitägige Führertagung des Vain-v , "Fundes unter dem Leitgedanken „Der deut,che Minis^ ? das deutsche Volkstum' statt. Präsident Relchs- wics Schiele eröffnete die Versammlung und um vratti>^ ^vorstehenden schweren Entscheidungskampfc gesunde für die Landwirtschaft hin. Nur eine Uerbüraeu "dwurtschaft kann die Zukunft Deutschlands - Heimstätten- und Siedlunasvolitik sind die Die Eisenbahnen im Rheinland Keine Beschränkung der rheinischen Sahnen. Amtliche Erklärungen. Mehrfach war in der letzten Zeit in der Öffentlichkeit die Rede von gewisfcn Beschränkungen, denen das rheinische Bahnwesen auch nach der Räumung unter worfen bleiben sollte. Der Botschafterkonferenz der En tente sollte angeblich ein dauerndes über wachungsrecht eingeräumt sein in der Weise, daß künftig in der demilitarisierten Zone kein Bahngleis, keine Brücke, keine Laderampe gebaut werden könnte, ohne daß nicht zuvor die Botschasterkonferenz Genehmigung erteilt hätte. Diese Besorgnis ist nach der jetzt in Berlin her ausgegebenen amtlichen Mitteilung unbegründet. Bereits in einer früheren Veröffentlichung sei darauf hingewiesen worden, daß die Botschafterkonferenz weder rechtlich noch tatsächlich die Befugnis in An spruch nimmt, Deutschlands Freiheit zur wirtschaftlichen Entwicklung des Eisenbahnsystems in der demilitarisierten Zone zu beeinträchtigen. Wie behauptet wurde, hätten die deutschen Vertreter im Haag der Beeinträchtigung der deutschen Eisenbahnfreiheit im Rheinland zugestimmt. Das ist also nicht wahr, abgesehen von dem im Versailler Vertrag ausgesprochenen Verbot, militärische Zwecke mit diesen Bahnen zu verbinden. Oie rechtliche Grundlage für die gesamte Frage bildet der Artikel 43 des Vertrages von Versailles, der Deutschland bekanntlich die Beibehal tung von Mobilmachungsvorbereitungen in der demilitarisierten Zone untersagt. Selbstverständlich konnte es sich nicht darum handeln, die Rechte und Pflich ten, die einerseits für die in der Botschafterkonferenz ver tretenen Regierungen, andererseits sür die deutsche Re gierung aus dieser Bestimmung folgen, zu ändern, son dern nur darum, ihren Umfang und ihre Bedeutung klarzu st eilen. Dies ist geschehen. Eine Mobil machungsvorbereitung liegt nur dann vor, wenn ein mit dem Vorwande wirtschaftlicher Interessen begründeter Bahnbau in der Tat militärischen Zwecken dient. Nur Beschwerderecht. Die in der Botschafterkonferenz vertretenen Regierun gen haben nach Artikel 43 auch in Zukunft nur das Recht, bei der deutschen Regierung Beschwerde zu erheben, wenn sie glauben, den Nachweis führen zu können, daß es sich um eine derartige Bahnanlage handelt. Dieser Grundsatz ist auch in der Fassung der geschehenen Vereinbarungen zum Ausdruck gekommen. Sie Saar im französischen Parlament. Vertrauen für die Regierung. Mehrere radikale Abgeordnete von rechts und links stellten Anträge über die Saarfragen. Franklin- Bouillon erklärte, Briand habe eine Gefahr ver meiden wollen, aber jetzt sei es zu spät. Er habe geglaubt, daß die Saarverhandlungen nicht eingeleitet werden wür den, bevor nicht Frankreich durch Anwendung des Aoung- Plans den guten Willen Deutschlands habe feststellen können. Der Zusammentritt der deutschen und der fran zösischen Saardelegation stehe im Widerspruch zu den Er klärungen der Regierung. Briand antwortete, daß er sich erst vor einigen Tagen vor der Kammer vollkommen ausgesprochen habe und daß diese seine Darlegungen ein mütig billigte. Franklin-Bouillon habe Behauptungen aufgestellt, die er, Briand, nur bedauern könne. Er be klage es, daß die wiederholten Interventionen Franklin- Bouillons die Folge haben könnten, im Lande eine Be stürzung auszulösen und Zweifel über die Außenpolitik der Regierung aufkommen zu lassen. Nachdem die anderen Abgeordneten die Anfrage über die Saarfrage eingereicht und ihre Gründe, die anderer Art sind als die Franklin-Bouillons, dargelegt hatten, stellte Ministerpräsident Tardieu die Vertrauens frage, um eine Vertagung der Erörterung der Interpella tionen über das Saarproblem auf unbestimmte Zeit zu er reichen. Die Kammer stimmte ihm mit 337 gegen 224 Stimmen zu und faßte einen entsprechenden Beschluß. Sie geMWen EnMnödeuWek Erklärung gegen Snowden. Das Londoner Blatt „Financial News" versffeu! licht eine Erklärung der Gesellschaft der in England ent eigneten Deutschen zu den Ausführungen Snowdens im Unterhaus. Darin heißt es: Snowdens Erklärung ist ebenso unbefriedigend wie die Haltung der voran gegangenen Regierungen zu dieser Frage. „Wenn die Vereinigten Staaten 100 Prozent freigeben können, Süd afrika 95 und Japan 70 Prozent, soll Großbritannien dann aus seine 10 Prozent stolz sein?' Zum Schluß nimmt die Erklärung Bezug auf die von Snowden nicht berücksichtigte ständige Verstimmung der deutschen öffent lichen Meinung und die Aufrechterhaltung der Bitterkeit der Kriegs- und Waffenstillstandsperiode durch die bri tische Arbeiterregierung und stellt sest: „Es ist nicht zu spät für die britische öffentliche Meinung, eine sym pathischere Haltung einzunehmen und die Herausgabe des Überschusses an die enteigneten deutschen Besitzer herbei zuführen.' beiden Pfeiler wirklich sozialer Bevölkerungspolitik. Be sonders im Osten muß die Rentabilität der bäuerlichen Betriebe wiederhergestellt werden. Unsere innere Politik muß grundsätzlich Umstellung erfahren, soll die Landwirt schaft und damit Deutschland nicht dem Untergange geweiht sein. über „Geburtenrückgang und die bevölkerungs politische Bedeutung des Landvolkes' sprach Oberregie- rungsrat Dr. F. Burgdörfer. Das deutsche Volk habe aufgehört, ein wachsendes Volk zu sein Die Stadt- bevölkerung sterbe von innen heraus ab; nur durch die Zu wanderung vom Lande bleiben die Städte erhalten. Wenn die Städte aber andauernd als gewaltige Säugpumpen auf die Landbevölkerung wirken, so droht diese auch zu veröden. Dem muß abgebolsen werden. Eine gesunde Wirtschaftspolitik in bezug auf die Landwirtschaft sei hier die beste Bevölkerungspolitik Professor Dr. Münzinger behandelte die „Rück wirkungen der Wirtschaftslage der bäuerlichen Betriebe auf die Erhaltung der Bauernfamilie'. Gerade auch der kleine Bauernbetrieb werde durch die bestehende Agrarkrise ge- iroffen, wenn es auch nicht nach außen hin so merkbar werde. Die erzwungene Anspruchslosigkeit des Bauern darf nicht zu einer immerwährenden Erscheinung werden, ,ie darf nicht zu einer zwangsmäßigen Lebensgewohnheit ausarten AilSWNderuW-ElMMr Das Autzenkommiffariat antwortet zusagend Kvwno, 22. November. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist am Freitag abend der erste Zug mit 1200 deutschen Kolonisten aus Moskau in Richtung Deutschland abgegangen. Der zweite Zug wird wahrscheinlich Sonnabend abend Moskau verlassen. Die deutschen Kolonisten beabsichtigen, vorläufig in Königsberg zu bleiben. Der deutsche Geschäftsträger in Moskau, von Twardowski, hat beim Außenkvmmissariat weitere Schritte unternommen, um die Auswanderung der deutschen Kolonisten aus der Sowjet- Union zu beschleunigen. Das Verbot der OGPU. für die Ausstellung der Pässe für die deutschen Kolonisten ist auf Befehl des Rates der Volkskom missare, der sich grundsätzlich sür die Auswanderung der deutschen Kolonisten ausgesprochen hat, aufgehoben worden. VandileMersall auf den SiWon-SrienkeMeß. Bulgarische Banditen werfen Bomben. Zwischen der bulgarisch-serbischen Grenze und der Ortschaft Zaribrod überfielen bulgarische Banditeu auf offener Strecke den Simplon-Orientexpreß und plünderten die Passagiere aus. Zwei Reisende sollen ge tötet worden sein. Den Räubern fielen große Geld beträge in die Hände. So lauteten die ersten Nachrichten über diesen neuesten Streich bulgarischer Straßenräuber. Später wurden fol gende Einzelheiten über den unerhörten überfall bekannt: Als der Zug etwa zwei Kilometer von Zaribrod entfernt war, explodierte unter dem Speisewagen eine Bombe. Unter den Reisenden, die gerade beim Abendessen waren, entstand eine Panik. Einige Minuten später explodierte eine zweite Bombe, diese unter dem Gepäckwagen. Der Zug wurde angehalten. In diesem Augenblick wurden aus dem Dunkel der Nacht Gewehrschüsse ab gefeuert. Dem Heizer gelang es, unbemerkt die Lokomotive aüzukoppcln und davonzufahren, um Hilfe herbeizuholen. Die Zug beamten löschten inzwischen alle Lichter, und auf ihren Nat legten sich alle Passagiere auf den Boden, um nicht dem Feuer ausgesetzt zu sei«. Die Räuberbande, die mindestens zwanzigKöpfestark gewesen sein dürfte drang in den Gepäckwagen und in die Schlafwagen ein, bedrohte die Reisenden mit vorgehaltenem Revolver und nahm ihnen die Wertsachen ab. Bei einem Hand gemenge sollen dann zwei Passagiere erschossen worden sein. Eine dritte Bombe, die sich nicht entzünde batte, fand man später auf.den Schienen. Als de