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Wilsdruffer Tageblatt : 26.11.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192911268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19291126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19291126
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-11
- Tag 1929-11-26
-
Monat
1929-11
-
Jahr
1929
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 26.11.1929
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und Tanks bis hinter die chinesische Stellung bei Hailar vvrgegangcn sind und die rückwärtigen Verbindungen der Chinesen abgeschnitten haben. Schwere Kämpfe in diesem Frontabschnitt sind im Gange. Die Sowjetstrcit- kräfte halten nun, wie man glaubt, das ganze Gebiet westlich der Khinganberge. Diese Ereignisse, verbunden mit schweren finanziellen Opfern der Nankingregierung, sollen nunmehr den auf ständischen General Feng veranlaßt haben, seine Offensive gegen die Nankinger Regierung in Mittelchina einzustellen und die Truppen zurückzuziehen. Dadurch werden die Regierungstruppen entlastet, und es sollen Versuche im Gange sein, alle Kräfte Chinas gegen die drohende In vasion durch Rußland zusammenzufassen. Weiteres Vorstoßen russischer Truppen. Nach den letzten Meldungen aus Peking dauert die sowjetrussische Offensive an Die Rote Armee ist bjs Tsagen vorgestoßen, hat mehrere Bahnhöfe und zwei Flugzeugparks mit sämtlichen Flugzeugen zerstört und 8VVV Mann chinesischer Truppen entwaffnet. Bei den mandschurischen Truppen er folgen zahlreiche Desertionen. Das Begräbnis Memenceaus. In aufrechter Stellung. Ministerpräsident Tardieu hat der Einsargung Clö- menceaus beigewohnt. Die Beisetzung findet in einem kleinen, 32 Kilometer von La Roche-sur-Bon entfernten Wäldchen statt. Als Grabstein wird ein dem ehemaligen Ministerpräsidenten von griechischen Freunden gewidmeter und seit Jahren an Ort und Stelle befindlicher Gedenk stein dienen. Die französische Regierung hat ungeordnet, daß zur Stunde der Beisetzung in ganz Frankreich Artillerie-Ehrensalven abgegeben werden. Clemenceau erklärte noch kurz vor seinem Ende, daß er kein Staats begräbnis wünsche, sondern in aufrechter Haltung neben seinem Vater in seiner Heimat beigesetzt werden möchte. Ferner hat er verlangt, daß man ihm die alte Soldatenmütze, die er seit dem Kriege ständig trug, seinen Stock, einige Feldblumen, die er im Kriege in vorderster Linie gepflückt hatte, und ein Säckchen Erde vom Fort Douaumont mit in den Sarg gebe. Die Leiche wurde in der Nacht mittels Autos noch Mouchamps in der Vendee geschafft, wo Montag früh die Beisetzung stattfand. Das eröffnete Testament Clomenceaus enthält die Bestimmung: „Keine offizielle Zeremonie, nur meine An gehörigen sollen mich zu meiner letzten Ruhestätte ge leiten." Angesichts dieser Bestimmung des Testaments hat sich die Regierung darauf beschränkt, anzuordnen, daß sämtliche öffentlichen Gebäude die Fahnen auf Halbmast setzen. Es find außerdem zwei Kundgebungen im Par lament vorgesehen. Einige Zeit weilten am Totenbette der Präsident der Republik, die Präsidenten von Senat und Kammer, Außenminister Briand, viele andere Minister, Parlamen tarier sowie Vertreter von Wissenschaft und Kunst. Das letzte Werk Clemenceaus, das den Titel „Größe u«d Elend eines Sieges" trägt, ist von ihm gerade noch sertiggestellt worden. Das Werk wird nicht gleich als Buch erscheinen, sondern zunächst in der Wochenschrift „L'Jllustration". Rücktritt der belgischen Kabinetts Brüssel, 26. November. Das belgische Kabinett ist am Montagabend zurückgetreten Brüssel, 26. November. Der Rücktritt des Kabinetts Icäpar ist nicht ganz überraschend gekommen. Der Ministrrrat stand cm Montagnochmittag vor der Notwendigkeit, endgültig den Gesetzentwurf über die Fiamisierung der Universität Gent zu be raten, ober die der liberalen Partei angehvrenden Minister baten, die Entscheidung um einige Tge zurückzustellen. Am nächsten Sonntag findet der liberale Parteitag statt, der über die Stellung- nahme der liberalen Minister zu entscheiden hat, die bekanntlich die vom Ministerpräsidenten Iaspar vorgeschlagene Linigungsfor- mel angenommen haben. Die liberalen Minister fürchteten nun, daß sie auf ihrem Parteitag in der Minderheit bleiben könnten und wollten Zeit gewinnen. Aber Ministerpräsident Iaspar bestand daraus, cm Montagabend um 21 Uhr einen neuen Ministerrat abzuhallen, um eine endgültige Entscheidung herbeizuführen. Da eine Einigung nicht zu erzielen war, beschloß das Kabinett zuriick- zutreten. Das Düsseldorfer Bassel. Wieder eine neue Spur Die Untersuchungen der Kriminalpolizei in Düsseldors scheinen sich nunmehr nach einer ganz bestimmten Richtung hin zu erstrecken. Aus dem Wirrwarr von Alhstifikatlonen und Denunziationen hat sich dank der zielbewussten und energischen Arbeit der Kriminalisten aus Düsseldorf und Berlin eine Spur herauskristallisiert, die möglicherweise bald zu der Verhaftung des Mörders führen kann In Düsseldors wurden von Polizeibeamten weiterhin Streifzüge durch alte entlegensten Teile der Stadt unternommen. Dabei wurde auch von den Beamten das Bild der ermordeten Hausangestellten Hahn vorgezeigt. Es haben sich neuerdings bei dem Leiter der Mordkom mission zwei junge Leute gemeldet, die eine ziemlich genaue Beschreibung des mutmaßlichen Täters geben konnten. Diese beiden Zeugen bekunden, daß sie am Sonntag, den 11. August — dem Tage, an dem die Hahn er mordet worden ist —, die Hahn nachmittags in der Zeit zwischen 1 und 6 Uhr in dem Ausflugslokal Stindelmühle bei Duisburg in Begleitung eines Mannes gesehen haben. Es handelt sich um einen mittelgroßen, blonden Mann, der eine Hornbrille trug. Mit diesem Mann ist die Hahn zu sammen in Richtung nach Pappendeel davongegangen. In dem Ausflugslokal wurden am Nachmittag von Amateurphoto- graphen Aufnahmen gemacht, darunter auch die Hahn mit ihrem Begleiter. Rach diesem Bilde fahndet jetzt die Polizei. Ein iniernaiionaler Beirüger. Sauerbrey erneut verurteilt. Der Frankfurter Bankier Siegfried . Sauerbrey stand wegen Dokumentenfälschung und Falschmeldung in Prag erneut vor Gericht. Sauerbrey hatte sich hier als Rudolf Seeger gemeldet und führte einen aus diesen Nomen lauten den Paß bei sich. Die Photographie war ausgewechselt und der Sicmpel des Frankfurter Polizeiannes sowie das Geburtsdatum waren gefälscht Sauerbrev wurde zu drei Monaten Kerkerhaft, verschärft durch drei Fosten verurteilt. Die dreiwöchige Untersuchungshaft wird angerechnet. Nach Abbußung der Strafe erfolgt Ausweisung Sauerbreys. Klein- Nscbricitten Internationale Kriegergedenkfeier. Hamburg. Die am Totensonntag aus dem Ohledorfer Friedhof vom Reichsverband deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener veranstaltete Gefallenengedenkfeier fand in diesem Jahre unter Teilnahme von Konsularvertrctern der Vereinigten Staaten, Englands, Frankreichs, Belgiens, Polens, Japans und Österreichs statt. Thüringischer Oberregierungsrat verschwunden. Weimar. Oberregierungsrat Dr. von Samson-Himmelst- jerna vom thüringischen Justizministerium wird seit einigen Tagen vermißt. Er war in letzter Zeit stark überarbeitet. Ein Unglücksfall scheint nicht ausgechlossen zu sein. Die Immunität Dr. Göbbels aufgehoben. Berlin. Der Geschästsordnungsausschuß des Reichstages hob die Immunität des Abgeordneten Dr. Göbbels (Nat.- Soz.) auf, um seine Strafverfolgung wegen öffentlicher Be leidigung zu ermöglichen. Der Antrag auf Aufhebung der Immunität des Abgeordneten Feder (Äat.-Soz.) wurde ver tagt. Ein Ehrenmal von Bubcnhänden beschmutzt. Jena. Bei der Weihe des auf dem Hainberg errichteten Ehrenmals für die Gefallenen der Stadt Jena, ernes großen Mauerringes, mutzte man die Entdeckung machen, daß das Bauwerk von Bubcnhänden geschändet worden war. Die Ringmauer ist mit roter Farbe besudelt worden. Trotz aller Anstrengungen ist es nicht gelungen, dis Farbenflecke vor der Einweihung zu entfernen. Die Saarverhandlungen. Paris. Die für Montag angesagte Sitzung der deutschen und der französischen Saardelegation in Paris hat nicht stattgefunden, doch wurden Einzelbesprechun- gen unter den verschiedenen Delegationsmitgliedern geführt. Rcvolvcrnnschlag in der PrterSkirche. Rom. In der Peterskirche ist am Sonntag abend von einer Frau ein Attentat aus den ehemaligen Apostolischen Vikar für Schweden, Monsignore Smith, versucht worden. Als die Chorherren von St. Peter sich in die Sakristei be gaben, versuchte eine junge Schwedin den Vikar Smith zu erschießen, indem sie einen Revolver dreimal auf ihn ab drückte. Die Waffe versagte indes. Monsignore Prinz Georg von Bayern, der ebenfalls Chorherr von St. Peter ist, ent waffnete die Angreiferin, die beim Verhör jede Auskunft ver weigerte. Ausweise wurden bei ihr nicht vorgefunden; man nimmt an, daß es sich um eine Geistesgestörte handelt. Reform der Preußischen Dtaatsbvnk. Berlin. Der Hauptausschuß des Preußischen Landtages nahm am Montag die Vorbereitung des Gesetzes über die Um gestaltung der Preutzenbank (Seehandlung) in Angriff Kinanzminister Dr. Höpker-A schoss befürwortete die Vorlage, die vor allem drei Punkte neu regeln soll: Die haus- haltsrechtUche Stellung der Staatsbank, die Prüfung ihrer Ge schäfte und die Rechtsverhältnisse der in der Staatsbank täti gen Personen. Die Befürchtungen des Beamtentums, daß ein Schlag gegen das Berufsbeamtentum erfolgen solle, seien gegenstandslos. In den Rhein gestürzt. Köln. Ein vom Hasen kommender Fünftonnenlastwagen durchbrach das Geländer und stürzte in den Rhein. Der Wagen, der mit 10 0 Zentner Kleie beladen war, hatte bei ziemlich schneller Fahrt ein Rad verloren. Der Fahrer und Beifahrer, die mit dem Wagen in den Rhein gestürzt waren, konnten nur dank des niedrigen Wasferstandes gerettet Werden, mußten jedoch mit schweren Verletzungen in das Bürgerhospital gebracht werden. Das Lastauto ist vollständige zertrümmert. RauSübersall in einem VeWMen Schloß. Arnsberg (Westfalen). Einen verwegenen Rnubüber- satt führten drei bewaffnete Männer im Schloß Wocklum aus. Sie drangen mit dem Ruse „Hände hoch!" in den Kasscnranm ein, und während zwei die Beamten mit schutzsertigem Re volver in Schach hielten, raubte der dritte aus der Kasse einen Betrag von 000 Marl, woraus die Räuber entstohen. Der Be sitzer Graf Landsberg verfolgte sic und gab mehrere Schüsse auf sie ab, ohne sie jedoch zu tressen. Bevor noch das alarmierte Iserlohner Überfallkommando eingetroffen war, hatten ein Obrrlandjäger von Balve und ein Forstbeamter die Räuber auf dem Wege nach Mellen eingeholt. Die Räuber eröffneten sofort Feuer aus die Verfolger, die die Schüsse er widerten. Zwei der Räuber wurden durch Schüsse kampfunfähig gemacht und der dritte ergab sich. Bier Frauen verbrannt. Paris. Ein verheerendes Großseuer zerstörte das Aplendid-Theater in Santiago in Chile Während der Vor stellung stand plötzlich der Vorhang in Hellen Flammen, dte an der Bühnenausstattung reiche Nahrung fanden. Im Zu schauerraum brach eine Panik aus, alles drängle nach den Ausgängen und bald entstand eine wilde Flucht Vier Frauen stürzten zu Boden, während die Menge schonungslos über sie hinweg das Freie suchte Als das Theater bis auf die Grund mauern niedergebraunt war. fand man die verkohlten Leichen der vier Frauen unter den Trümmern. Eine große Anzahl von Verletzten mutzte sich in ärztliche Behandlung begeben. Konferenz für Zeitungstransporl. London. Die Europäische Konferenz für Zettungstrans- portsragen wurde eröffnet. Aus der Konferenz sind sechzehn europäische Länder vertreten, außerdem der Weltpostverband, Vie Jnternatioyale Eisenbahn- und der Internationale Lust schisserverband, ferner der Verein englischer Zeitungsverleger sowie einige deutsche und auswärtige Zeitungsvertriebs häuser. Der Vorsitzende erklärte, Deutschland besitze 3812 Tageszeitungen und 4309 Wochenschriften, England 2400 Zeitungen, die Schweiz 2000 Zeitungen und in Dänemark ent falle aus je drei Einwohner eine Zeitung. Die Welt sei heute undenkbar ohne Presse. Die Arbeiten der Konferenz werden eine Woche dauern. Hus unserer keimst Wilsdruff, am 26. November 1929. Merkblatt für den 27. November. Sonnenaufgang 7°° !s Mondausgang 3" Sonnenuntergang 15"° !! Mondunlergang 14°° 1914: Ernennung Hindenburgs zum Generalfeldmarschall. WeihnachLswünsche -er Geschäftsleute. Es sind Wünsche, die jedes Jahr wiederkchren und jedes Jahr wiederholt werden müssen, da sie von Dezember zu Dezember immer wieder in Vergessenheit geraten. Man kann den Tag, an dem der Weihnachlseinkaus in Fluß kommt, mch: genau bestimmen. Eines Morgens sagt man sich eben: „Heute fange ich zu kaufen an!" Schade nur, daß die meisten dieses „heute" bis dicht vor Weihnachten verlegen, so daß dann m den Geschäften ein plötzlicher Andrang und ein heilloser Wirrwarr entstehen kann. Wer kann es da dem Kaufmann verdenken, daß er den Kops verliert und ost nicht weiß, wie er die Kundschaft zufriedenstellen kann, zumal da jeder Kunde Souderwünfche hat und extra gut bedieut sein will? Darum ergeht als erster Weihnachtswunsch der Geschäftsleute die Bitte: „Ihr seid uns alle gleich lieb, aber kommt nicht alle aus einmal! Das muß aber unbedingt geschehen, wenn ihr alle erst ein paar Tage vor Weihnachten mit den Käufen beginnt. Fangt doch, bitte, früher an, in eurem Interesse, in unserem Interesse und vor allem im Interesse unserer ums Weihnachtsfest herum schwer ge plagten Angestellten! Wie wollt ihr in Ruhe umer den auslicgenden Waren eine gediegene Auswahl treffen können, wenn Dutzende von Käufern und Käuferinnen sich unl denselben Ladentisch drängen? und an diese freundliche Mah nung schließen wir sofort unseren zweiten Weihnachtswunsch an: Wenn ihr wirklich erst am Heiligabend kaufen könnt, so kauft doch wenigstens schon in den Vormittagsstunden dieses Tages, denn der Verkäufer ist sozusagen auch ein Mensch, der an solchem Tage möglichst früh mit dem Geschäft fertig werden nnd nach Hause eilen will zu seiner Familie und zu seinem Lichterbaum. Sind das wirklich unbescheidene und unerfüll bare Bitten und Wünsche?" Und schließlich wäre noch eines zu bemerken: Wer so nett ist, daß er seinen Angestellte» und Arbeitern eine kleine Weihnachtsgratifikation — es kann natürlich auch eine große sein — zukommen läßt, der sollte das auch nicht erst in der zwölften Stunde tun, denn der Be schenkte will sich ja schließlich für das schöne Geld auch etwas kaufen! Und schließlich dieses noch: Kauft in den Geschäften eures eigenen Ortes, schweift nicht erst in die Ferne, um einen Einkauf zu machen, wo doch das Gute so nahe liegt, und den« daran, daß eure engeren Heimatgenossen, daß die Geschäfts leute eures Ortes vielleicht schwer um ihre Existenz ringen müßen, nnd daß ihnen das Weihnachtsgeschäft vielleicht Er satz bieten muß für ein ganzes hartes Geschäftsjahr! -i- Das Kirchenjahr ist vorüber mit dem Totensonntag. Wohl hat dieser Jahresabschluß im bürgerlichen Leben lange nicht die Bedeutung, die der Abschluß des Kalenderjahres hat; dennoch ermchnt er die Herzen, einen Rückblick zu tun. Vorüber ist nun die festlose Zeit. Das neue Kirchenjahr beginnt, und wie die schim mernde Morgenröte das Nahen des leuchtenden Tages verkündet, so schimmert in der nun kommenden Adventszeit auch bas Licht der Christenheit in immer strahlenderem Glanze, der die Erlösung der Menschheit verkündende Stern von Bethlehem. Ortsausschuß für Handwerk und Gewerbe. Der gestrige Sprechtag wurde im „Löwen" abgehalten. Skadtrat Zieneri kam zunächst vus den Ausfall der Stadtverordnetenwahlen zurück und bemerkte, daß die angestrebte Listenverbindung mit den Be amten von diesen nicht eingegangen wurde. Aeber die Zusammen setzung des neuen Stadtrates ließe sich noch nichts sagen. Bei einem Zusammengehen der Bürgerlichen mit den Beamten entfalle auf die Linke ein Stadtratsitz; den Bürgerlichen seien Mei Sitze sicher. Den neuen Gememdeoerordneten stehen auch die Wahlen zum Bezirkstag und diesem die des Bezirksausschußes zu. Der i Bezirksverband verbrauche Mittel, die einfach nicht mehr zu be schaffen seien. Während der Bezirk Freiberg z. B. mit drei Be- ' zirkspslegerinnen auskomme, habe der Bezirk Meißen (außer der Stadl Meißen, die hat selbst 12) 17 Wohlsahrtspflegerinnen, die nach Gruppe 5 wie ein Pvlizeihauptwachtmeifter besoldet wür- ! den. Hier müsse unbedingt weiter abgebaut werden. Mühlenbe sitzer Kirsten - Helbigsdorf, der ebenfalls dem Bezirkstag cm- , gehört, verlangte eine gerechtere Vertretung der einzelnen Be- ' rufsgruppen im Bezirksausschuß und illustrierte an einem Beispiel, was zur Tätigkeit einer Wvhlfahrtsschwester gehört. Auch Ge schäftsführer Klotzsche- Meißen vertrat eine stärker? Vertre tung des Handwerks im Bezirksausschuß, obwohl die Berufs- . Vertretung an sich hier nicht groß ins Gewicht falle. Aber die Vertretung des Handwerkes durch einen Baumeister sei nicht das Richtige. 'Gegen die Aeberspannung der Wohlfahrtspflege sei schwer anzukämpfen, da die Verordnungen nicht zu umgehen feien. Was freilich in Freiberg gehe, das müsse auch in Meißen möglich ! sein. Es liege am Handwerk selbst, durch restlosen Zusammenschluß größeren Einfluß zu gewinnen. Am die Vollständigkeit der Hand werkerrolle bei der Gewerbekammer zu kontrollieren, wird die letz tere ersucht, das Verzeichnis an alle Ortsausschüsse zu senden. An einem Beispiel zeigte der Vorsitzende, wegen welcher Lappalien der Apparat des Arbeitsgerichts beansprucht wird und was dabei her auskommt. Weiter verurteilte er die rigorose Steuereintreibung bei den Kleinbetrieben, während Großbetrieben durch großzügige Steuerniederschläge Riesensummen erlassen würden. Dazu spra4 Schmiedemeister Rode- Grumbach, der an Hand statistischen Materials die gegenwärtige wirtschaftliche Lage darlegte. Zum Schluß nahm Stadtrat Zienert noch Gelegenheit, dem zweiten Vorsitzenden Schlichenmaier anläßlich seines 60. Geburts tags herzliche Glückwünsche zu entbieten und den Anwesenden ein Lebewohl von dem nach Großröhrsdorf verzogenen Mitglied Schneidermeister Knappe zu übermitteln. Neuwahlen zur Industrie- und Handelskammer Dresden. Aw Donnerstag, den 28. November 1929 finden die Neuwahlen zur Industrie- und Handelskammer Dresden statt. Die Stimmabgabe erfolgt im 28. Stimmbezirk Wilsdruff, umfassend den Amtsge richtsbezirk Wilsdruff von 11 bis 14 Ahr im Gasthof „Weißer Adler". Im Silberkranze. Am heutigen Tage feiert Lokomvtivfiihrer Alfred Lehmann mit feiner Gattin das silberne Ehejubiläum Glück auf den Weg zum goldenen! Seinen 85. Geburtstag begeht morgen Mittwoch der frühere langjährige Vorstand des hiesigen Zollamtes, Steuereinnehmer a D. Emil Rodig. Er ist ein Zittauer Kind, trat am 19. Mär» 1866 beim Infanterie-Regiment Nr. 102 als Rekrut ein und wur de am 1. Juli 1874 zum Feldwebel befördert. Er nahm aktiv aw Kriege 1866 teil und hat auch die Schlacht von Königgrätz mitgc- macht. Im Kriege 1870/71 war ihm nur eine passive Rolle zuge teilt. Rodig ist der letzte der in Wilsdruff wohnenden Altveter anen, der 1866 mitgemacht hat. Zahlreiche Orden und Kriegsdenk münzen schmücken seine Brust. Noch ist er wohl und munter, abel die Alterserscheinungen sind auch ihm nicht erspart. Wir wünsche» ihm einen freundlichen sonnigen Lebensabend. Der MEV. „Sängerkranz" hält morgen abend im Anschiß an die verkürzte Singestunde eine Versammlung ab, die über du diesjährige Weihnachtsfeier und andere geplante Veranstaltung^ Beschluß fassen soll. Alle aktiven und passiven Mitglieder werdtt um vollzähligen Besuch gebeten. Von einem Motorrad angefahren. Weil ein ihm entgegc» kommendes Auto nicht abblendete, bemerkte gestern a-bend in sechsten Stunde auf der Ambacher Straße der auf seinem Moto» rad nach Wilsdruff fahrende Biehkastrierer Dostal die ihtt'i Enkel an der Hand führende Frau des Tischlers Preußer ca so spät, daß auch sofortiges starkes Bremsen nicht mehr verbütcb daß die Frau vom Rabe erfaßt wurde. Sie war zunächst sinnungslos, konnte aber dann ihren Meg ohne fremde Hilfe cb nach Hause fortsetzen, wo sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehn^. mußte. Ihr Enkel wie der Motorradfahrer kamen mit da Schrecken davon. Schade, daß man den leichtsinnigen Autofah^ nicht belangen kann.
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