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Neichseisenbahnrat nachteilig bemerkbar gemachi. Niere sächsische Bahnhöfe, Anlagen und Brücken seien reparatur bedürftig und der Reichsbahnpräsident Dorpmüller habe kürzlich die alsbaldige Erteilung größerer Aufträge nach Sachsen zugesagt. Die Negierung setze sich für Aufrecht erhaltung und Wiederbelebung der sächsischen Waggon- indnstrie ernsthaft ein, zumal nach deni bei Perreich- lichung der Eisenbahn getroffenen Staatsvertrag so viele Aufträge nach Sachsen gelangen sollen, als die frühere sächsische Eisenbahn erteilt haben würde. Daß öffentliche Auftraggeber wie z. B. Kommunalbehörden ihre Arbeiten in erster Linie sächsischen Produktionsstätten zukommen lassen, sei der Negierung ein dringliches Anliegen. — Einer größeren Anzahl Betriebsstillegungen konnte ent- gegengearbeitet werden, und neue Industrien wurden in Sachsen anzusiedeln versucht. — über ihre künfti gen Absichten äußerte die Regierung, sie werde die be währten alten Maßnahmen fortsetzen und weitere Hilfen in die Wege leiten. Diese seien namentlich dort nötig, wo große Industriezweige, die gewissen Landesgebieten das wirtschaftliche Rückgrad geben, zu verfallen drohen. Die Harmonika- und Streichinstrumentenindustrie im Gebiete von Klingenthal und Markneukirchen z. B. sei für die Eigenart des sächsischen Wirtschaftslebens von besonderer Bedeutung, desgleichen das Glashütter Uhren- und Feinmechanikergewerbe. In jedem Einzelfalle könne der Staat allerdings nicht eingreifen, Empfindliche Schäden zeigten sich dort, wo durch Konzernbildungen die in Sachsen gelegenen Unternehmungen zur Stillegung verurteilt würden. Die Frage, wie hier abzuhelfen sei, bilde den Gegenstand ernster Untersuchungen und Prü fungen in der Regierung. Vyrds erfolgreicher Mm über das SWÄaM 2500 Kilometer zurückgelegt. Die Newyorker Blätter melden, daß Commander Byrd mit seinen drei Gefährten von seinem erfolgreicher Flug über den Südpol wohlbehalten nach seiner zurückgekehrt sei. Die Flugdauer habe ungefähr Ü Stunden betragen, die zurückgelegte Strecke 2500 Kilo Meter. Die „New Aork Times", die als erste Meldung vom Südpol einen Funkspruch Byrds, der genau über dem Südpol abgesandt worden war, veröffentlichte, hebt ir den Überschriften hervor, daß das Flugzeug einen nahezu 4000 Meter hohen Gletscherpatz überfliegen mutzte, und daß das Südpolargebiet eine gewaltige Hochebene dar stelle, an deren Rande vereiste Berge zu sehen seien. Dei Proviant des Flugzeuges mutzt« zum Teil abgeworfen werden, damit die nötige Höhe zur überguerung der Hochebene erreicht werden konnte. Ganz Amerika folgte dem Südpslflug mit größtem Interesse. Präsident Hoover hat Byrd und seinen Begleitern durch Funkspruch seine besten Glückwünschc übermittelt. Man hat das Südpolgebiet, den antarktischen Erdteil, der wahrscheinlich größer als Europa ist, den sechsten Erdteil ge nannt. Selt der Südpolexpedition des Engländers Ernest Shackleton, die im Jahre 1916 nach dem Untergange der im Weddellmeer vom Eis zerstörten „Endurance" zu Ende ge gangen ist, hatte kein Forscher mehr den Weg nach dem süd lichen Polargebiet genommen, mit Ausnahme des kurzen Streifzuges der „Quest" (1921/22), bei welchem Shackleton in Südgeorgien den Tod fand und neue Forschungsergebnisse nicht zutage gefördert wurden Der Grund solcher Zurück haltung ist zweifelsohne in den gewaltigen Kosten, die die Forschungsfahrten in so schwer zugängliche Gegenden ver ursachen, zu suchen. Commander Byrd, dei jetzt den Süd pol überflogen hat, soll einzig für die Organisation und den Transport seiner Expedition bis zur Operationsbasis am Rande der großen Eisbarriere eine Million Dollar ausgegeben haben. Im Hintergründe sieht man den Schatten Henry Fords I Byrd, der bekanntlich 1927 den Atlantischen Ozean über flog, und der schon vorher, am 9. Mai 1926, von Kingsbai aus den Nordpol überflogen hatte, rechnete, als er, von zahl reichen Wissenschaftlern begleitet, zum Südpol aufbrach, mit wenigstens drei Jahren Aufenthalt (zwe, Überwinterungen) in den unwirtlichen Gegenden der Antarktis Er suchte sein Arnold Merten's Modell Roman von Anna Fink Lopxngdt bx I'rs.n LuuL kioL, vrssäsn-I,MbegLSt, Lrainerstr. 21 (35. Fortsetzung) Sie ging an die Kiste, in der sie ihren Vorrat au frischem feuchten Ton hatte, holte sich einen Klumpen heraus und begann eifrig daran zu kneten und zu formen. Sie bekam heiße Backen vor Eifer und war ganz in ihr Werk verliest. Nach zwei Stunden erst hörte sie auf, nahm einen nassen Lappen, umhüllte ihre Arbeit behutsam damit, um sie vor dem Eintrocknen zu schützen und stellte sie dann fort. Es war, als sei ein Druck von ihr abgefallen, so leicht und froh fühlte sie sich jetzt. Sie zog ihren Arbeitsmantel aus und wollte gerade hinunter zu ihren Eltern gehen, als die Tür geöffnet wurde und ihr Bruder hereinkam. „Rate einmal, wo ich jetzt herkomme!" fragte er lustig. „Aus der Schule?" meinte seine Schwester. „Ach, Du, heute ist doch Mittwoch, Du hast auch, seit Du unter die Künstler gegangen bist, alle Zeitrechnung verloren. Mutter jammert auch immer, du wärst kaum noch unten zu sehen, stäkest den ganzen Tag hier oben. Ich machte es an Deiner Stelle genau so. Nein, ich bin bei Deinem Lehrer gewesen. Wir haben uns famos unterhalten, bald zwei Stunden. Er sagt, Du machtest fabelhafte Fortschritte. Er sei ganz erstaunt darüber." „Wirklich?" fragte Gertrud verwirrt und sah sehr glück lich aus. „Kriege ich nun ein Stück Schokolade für meine gute Nachricht?" fragte Ser Kleine listig und sah seine Schwester von der Seite an. „Wenn ich noch welche habe?" lachte diese und suchte in einer Schublade sehr bereitwillig danach. Sie war froh, baß es bereits dunkel wurde, sodaß Eduard nicht sah, wie ihr das Blut in die Wangen schoß. NsHWide Sima! m Mkdmff Wd wMUd I halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Agentur für Versicherungsgesellschaften Wilhelm, Berthold, Feldweg 283 O. Altwarenhändler Mickan, August, Berggasse 229. Anzeigen-Annahme Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29, 6 (auch für auswärtige Zeitungen). Auto-Reparaturwerkstatt Zobel, Alfred, Friedhofstraße 150 L. »-»- 430. Autovermietung (Kraftdroschke) Fischer, Fritz, Meißner Straße 266. 104. Otte, Richard, Markt 13/14 (Hotel weiß. Adler), k-«- 405. I Badeanstalt Stadtbad, Pächter Erich Hausmann, Löbtauer Straße. Bank- und Wechselgeschäfte Girokasse und Sparkasfe, Rathaus, tz-r- 1 und 9. Wilsdruffer Bank, e. G. m. b. H., Freiberger Straße A Nr. 108. s-P 491. 8 Bildhauerei und Steinmetzwerkstatt Kirsten, Willi, an der Fifcherhütte. Botenfuhrwerk Ilfchner, O, tto, Bahnhofstraße 12-". »-»- 534. Buchbinderei Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. 6. Buchdruckcrei Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. s^> 6. Färberei und Reinigung, Plifseepresserei, Hohlsaum und Schnurstichnäherei Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. Fahrrad- und Nähmaschinenhandlungen mit Reparaturwerkstätten Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. Marschner, Fritz, Dresdner Straße 234. Ambach: Zeller, Oswald, Nr. 7. s Arbeitsgebiet vornehmlich in oen Sektoren oder Quadranten (aus Vorschlag des englischen Forschers Markham haben die Geographen das Südpolargebiet in vier Sektoren oder Quadranten, deren jeder 90 Längengrade umfaß:, geteilt) des Rotzmeeres und des Südviktorialandes, „gegenüber" Neusee land und Australien. Seine Operationsbasis hatte er in der Walfischbat angelegt, einer Ausbuchtung im wetten Gletscher der „Roßbarriere", von wo 1911 auch Amundsen zur Erobe rung des Südpols auszog. Sein ursprünglicher Plan war, vom Rordrand der großen Eismauer nach Süden zu starten, den Pol zu überfliegen, sodann in der Richtung Rordwestwest über dem Weddellmeer zu kreisen, um nach mindestens zwanzigstündigem Flug auf den Shetlandinseln oder auf dem Ludwig-Philipp-Land niederzugehen. Im Laufe dieser etwa 2500 Kilometer langen Fahrt wollte Byrd seststellen, ob der sechste Erdteil, wie vielfach angenommen wird, aus zwei großen Inseln besteht. Wenn diese Feststellung gelungen sein sollte, wäre eines der wichtigsten geographischen Pro bleme, die dort unten noch zu lösen bleiben, geklärt. Das Risiko des Fluges war natürlich sehr groß. Vierund- zwanzia Stunden Dauerflug in Gegenden, wo die meteoro Sie merkte erst jetzt, wie sehr ihr an der Anerkennung Arnolds gelegen war. Selten hatte Eduard ein so großes Stück Schokolade erhalten wie heute. Merten ging mit großen Schritten in seinem Atelier ans und ab. Zwischendurch musterte er kritisch seine letzte Arbeit, die allerdings vorläufig nur ein Entwurf war. Sie stellte einen weiblichen Akt dar. Merten schüttelte den Kopf: „So wird das nichts!" murmelte er vor sich hin. „Ich müßte mal wieder ein Modell haben. Es ist zu schwer, ganz die lebendige Anschauung zu entbehren." Mißmutig warf er sich auf seinen Diwan und begann eine Zigarette zu rauchen. Er hatte so gern diese angefangens Arbeit beenden wollen. Denn nächste Woche sollte er ja zu seinen Freunden reifen. Richtig, — daß er nup nicht vergaß, es Gertrud Thorwaldt mitzuteilen. Unwillkürlich blieb er bei diesem Gedanken stehen. Er müßte ihr für die Zeit seiner Ab wesenheit eine größere Aufgabe stellen, damit sie weiter arbeiten konnte. Es war wirklich allerhand, was das Mädchen innerhalb kurzer Zeit bei ihm gelernt hatte. Merten war ehrlich ge nug, anzuerkennen, daß in Gertrud ein ziemlich starkes Talent steckte. Sie war so überraschend schnell voran gekommen, wie es ohne eine offensichtliche starke Begabnng gar nicht möglich gewesen wäre. Was wohl aus ihr werden würde? — Wahrscheinlich doch nicht allzuviel. Merten traute einer Frau nicht die Ausdauer zu und das Durchhalten, das un bedingt zum Erfolge gerade in künstlerischer Arbeit ge hört. Schließlich würde sie eines Tages heiraten und ihre ge samte künstlerische Arbeit an den Nagel hängen. Wie alle Frauen. logischen Verhältnisse sprichwörtlich raschen Schwankungen unterworfen sind, in Landstrichen, wo selbst im „Sommer" — für das Südpolgebiet ist der November der Sommermonat — die Stürme mit entsetzlicher Gewalt von einer Minute zur anderen losbrechcn können, das will schon etwas heißen. Die Expedition Douglas-Mawson, die 1911 auf Viktorialand arbeitete, hat Orkane „säuseln" hören, deren Windstärke 187 Kilometer in der Stunde erreichte. Unter solchen Umständen, bei denen jede Landung so gut wie ausgeschloffen war, und wobei das Flugzeug noch den starre» Wall der antarktischen Alpen überfliegen mutzte (einige Gipfel sind fast so hoch Wie der Montblanc), um das König-Haakon-Plateau, wo der Pol auf 3120 Meter Höhe lieg«, zu erreichen, mußie man um das Gelingen des Fluges große Besorgnisse hegen Man mußte aber unter allen Umständen den tollkühnen Mut, mit dem Byrd sich trotzdem an die Aufgabe gemacht hatte, be wundern, und daß der Flug gelungen ist, wird man überall in .der Welt mit Genugtuung begrüßen. Mitteilungen über die wissenschaftlichen Ergebnisse des Fluges werden nun wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Deutsches Reick Deutscher Dank an die Internationale Kinderhilfe. Der Reichsinnenminister hat an die Internationale Vereinigung für Kinderhilfe in Genf zu deren zehn jährigem Bestehen ein Glückwunschschreiben gerichtet. Er übermittelt darin die Versicherung der Dankbarkeit und Hochschätzung für die von ihr geleistete Arbeit, besonders sofern sie auch dem deutschen Volke zugute ge kommen ist. Die Internationale Vereinigung hat un bekümmert in einer Zeit, in der unter der Nachwirkung des Krieges Gegensätze und Feindseligkeiten unter den Völkern die Wiederherstellung internationaler Be ziehungen sehr schwer «nachten, ein internationales Werl zur Heilung der Jugend von den Schäden des Krieges aufgerichtet. Sie hat damit nicht nur Tausenden von Kindern Hilfe gebracht, sondern auch der seelischen Über windung des Krieges durch den Geist gegenseitiger Ver antwortung und Pflichtbereitschaft gedient. Gegen die Kriegsschuldlüge. Der Deutsche Reichskriegerbm.'o „Kyffhäuser", dem in über 30 000 Vereinen mehr als drei Millionen ehemaliger Soldaten angeschlossen sind, fordert in einer soeben er schienenen Bekanntmachung seine Vereine auf, im Januar bei den Gedenkfeiern des Reichsgründungstages erneut gegen die Kriegsschuldlüge Protest zu erheben und durch ein eindrucksvolles Bekenntnis zum deutschen Gedanken die Front gegen die zersetzenden Erscheinungen im Innern des Landes zu stärken. — Der Kyffhäuserbund wendet sich in dieser Kundgebung darüber hinaus an alle Deutschen, da der Kampf um die deutschen Tributzahlungen erneut in erschreckender Weise den Zwiespalt im deutschen Volle gezeigt hat. Aus In- und Ausland Prag. Der Prager Stadlrat beschloß, eine Straße in Prag nach Clemenceau zu benennen. Washington. Der Vorsitzende des amerikanischen Haus haltsausschusses, Senator Hawley, erklärte, daß der Kongreß gleich am Ende der ersten Woche seiner Winrerlagnngcn die Ermäßigung der Einkommensteuer um 160 Mil lionen Dollar bewilligen werde. Erprefferbrisse in der Bombenangelegenheii. Der Briefschreiber sucht Geld zu erschwindeln. Die Ehefrauen der in der Bombenangelegenheit ver hafteten Hofbesitzer Vick-Rönne und Becker-Rottorf er hielten Erpresserbriefe, iu denen ihnen mitgeteilt wurde, daß sie gegen Einsendung von 250 bzw. 600 Mark ihre Männer vor dem Zuchthaus bewahren, ja sogar ganz frei bekommen könnten. Wenn das Geld nicht pünklich zur Stelle sei, werde das gesamte Belastungsmaterial der Staatsanwaltschaft in Altona übergeben werden. Als Briesschreiber wurde der Arbeiter Brysch in Lüneburg ermittelt und verhaftet. Es scheint jedoch, als wenn er mit der Bombenangelegenheit selbst nichts zu tu« hat, sondern sich durch seine plumpen Erpresserbriefe NM die Not der Frauen zunutze machen wollte. „Klatsch!" machte es und ein Brief knallte auf den Fuß boden, den der Postbote zu dem schmalen Schlitz in der Aielierküre hinein geworfen hatte. Arnold Merten sprang auf und hob den Brief auf. Er besah nachdenklich die Adresse und mußie sich erst sammeln, bis er bemerkte, daß der Brief von seiner Mutter , war. Ganz deutlich erkannte er ihre feinen und etwas ' zarten Schriftzüge. Er machte ihn auf und überflog ihn rasch. Sie schrieben sich selten, er und seine Mutter^ Jeder wußte von dem anderen, Laß er schwer zu kämpfen hatte, um Lie nötigsten Existenzmittel zu verdienen. „Weshalb wollen wir uns damit das Leben schwer machen, daß wir uns gegenseitig etwas vorklagen", hatte seine Mutter gesagt, als er das letztemal bei ihr gewesen! war. Und er hatte ihr recht geben müssen. So schrieben sich ' die beiden nur, «Senn etwas Besonderes vorlag. J-m allgemeinen brachte Merten immer die Weihnachts tage bei seiner Mutter zu. In diesem Briefe nun teilte sie ihm mit, daß ihre leidende Schwester plötzlich einer Lungenentzündung erlege» sei und daß sie die Weihnachtsfeierjage bei einer Freundin verbringen wolle, die sie schon seit langer Zeit eingeladen habe, bei ihr ein paar Wochen zu verbringen. „Das paßt ja hervorragend", dachte Arnold bei sich, „daß ich diesmal bei Gras Münsterberg eingeladen bin." Merten hing sehr an seiner Mutter. Aber am liebsten hätte er ihr das Leben schön und leicht gemacht und weil ihm das nicht möglich war, zeigte er sich - nicht gern bei ihr. Denn ihr dürftiges Dasein war ein." dauernder Vorwurf für ihn, Saß er es materiell noch nicht' weiter gebracht hatte. War er nicht bei ihr, so erschien iHv« seine strenge Kunst eine hinreichende Entschuldigung, und deshalb waren seine Besuche bei ihr sür ihn immer eine höchst zweischneidige Angelegenheit. (Fortsetzung folgt)