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MdmfferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Wilsdruff-Dresden TeleW.-Adr.: .Amtsblatt* Postscheck: Dresden 2640 Sie Wüte WUMM frei Die Trikolore auf dem Eyrenbreitstetn «iedergeholt Die französische Flagge auf dem Ehrenbreitstein ist am Sonnabend vormittag 11.15 Uhr unter großen Feier lichkeiten niedergeholt worden. Anwesend waren der Präsident der Interalliierten Rheinlandkommission, die beiden Oberkommissare und ein französischer General. Eine Ehrenkompagnie leistete die Ehrenbezeugungen. Nach dem Niederholen der französischen Flagge aus dem Ehrenbreitstein marschierten die Truppen nach den« Moselgüterbahnhof, wo sic in bereitstehende Züge verladen wurden. Um 12.55 Uhr setzte sich der Truppentransport nach Metz hin in Bewegung. Später folgte eine Auto kolonne von 6V Wagen auf dem Wege nach Mainz. Der Abmarsch der französischen Truppen vollzog sich in voller Ruhe. Es waren nur wenige Neugierige zugegen. Die zweite Zone umfaßt an wichtigen Städten: Kob lenz, Aachen, Stolberg, Eschweiler, Düren, Euskirchen, Geilenkirchen, Heinsberg, Erkelenz, Jülich, Monschau und Schleiden. Die Bevölkerung der zweiten Zone beobachtete die letzten Vorbereitungen zum Abmarsch mit besonderer Genugtuung. Was der Abzug der Besatzung für das be freite Gebiet bedeutet, davon sollen einige Zahlen für die Stadt Aachen einen Anhalt geben. Die Höchstzahl der Truppenstärke betrug in Aachen etwa 9000 Mann; der Durchschnitt in den letzten Jahren etwa 4000. Die Höchst ziffer der beschlagnahmten Räume belief sich auf ungefähr 2750, dazu kamen noch mehr als 1000 Privatquartiere. Im ganzen sind der Stadt Aachen 31 Millionen Reichs mark Besatzungskoften entstanden. Die Bilanz der Be- setzungszeit verzeichnet 23 Tote, die 17 Witwen mit 26 unmündigen Kindern hinterlassen. Auch die Ausweisung von 334 Beamten und Angestellten mit ihren Familien steht in trüber Erinnerung. Eine Kundgebung des Oberpräsidenten. Der Oberpräsident der Rheinprovinz, Dr. Fuchs, hat anläßlich der Befreiung der zweiten Zone eine Kund gebung erlassen, in der er der Deutschen gedenkt, die noch in der dritten besetzten Zone wohnen, denen er die baldige Stunde der Freiheit wünscht. Er dankt der Reichsregie rung für die von ihr betriebene Befreiungspolitik und der Bevölkerung für die würdige Haltung, die sie in den langen Jahren der Besetzung gezeigt habe. Die Kund gebung schließt: Heute sehen wir die dunkelste Strecke des einst endlos erscheinenden Weges hinter uns. In dieser großen Schicksalsstunde geloben wir, auch weiterhin treu zu Regierung und Volksvertretung zu stehen, sie in ihrer auf restlose Räumung und Rückgabe deK.„Saargebietes gerichteten Politik nachdrücklichst zu unterstützen. Nur aus freiem deutschen Boden können Frieden und Wohlfahrt gedeihen. Der AMM zum Volksentscheid. Der zweite Akt der politischen Bewegung, die mit dem Volksbegehren in die Wege geleitet worden ist, ging im Reichstag vor sich und ist vorüber. Er spielte sich so ab, wie es erwartet wurde: der Reichstag lehnte mit einer sehr großen Mehrheit den Gesetzentwurf ab, der dem Volksbegehren zugrunde lag. Infolgedessen hat unmittelbar nach dieser Beschlußfassung des Reichstages der Reichsinnenminister offiziell den Termin für den Volksentscheid auf den 22. Dezember angesetzt. Und da nach der Entscheidung der Negierung jener Gesetz entwurf verfässungsändernden Charakter besitzt, müssen am 22. Dezember mehr als 20 Millionen deutsche Wähler sich für ihn aussprechen, um ihm zur Annahme zu ver helfen. Im Reichstag ist eine Stellungnahme über diese Ansicht der Reichsregierung nicht herbeigeführt worden, so daß also der Artikel 76 der Reichsverfassung in Kraft tritt: „Soll auf Volksbegehren durch Volksentscheid eine Verfassungsänderung beschlossen werden, so ist die Zu stimmung der Mehrheit der Stimmberechtigten erforder lich.* Diesen Entscheid über den verfassungsändernden Charakter hat die Reichsregierung mit dem 8 4 des im Volksbegehren angenommenen Gesetzentwurfs begründet. Dieser 8 4 ist ja auch bei der Abstimmung im Reichs tag Gegenstand langwieriger und in ihren politischen Folgen vorläufig noch nicht übersehbarer Ausein andersetzungen innerhalb der deutschnationalen Reichstagsfraktion selbst gewesen. Das kam zum Aus druck, als im Reichstag über den 8 4 abgestimmt wurde. Abgesehen von neun Abgeordneten dieser Partei, die aus Krankheits- und sonstigen Gründen überhaupt der Sitzung fernbleiben mußten, haben sich 14 Abgeordnete beim 8 4 der Stimme enthalten. Darunter befanden sich z. B. Dr. Schiele, der Führer des Reichslandbundes, Lambach vom Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband, Hartwig und Hülser, die in der christlich-sozialen Arbeiterbewegung eine führende Rolle fpielen, der Berliner Universitäts- Professor Dr. .Kötzsch, ferner Industrielle wie Dr. Rade macher, Dr 'Lejeune-Jung. Ebenso stimmten der frühere Innenminister von Keudcll, die bekannten Ab geordneten von Lindeiner-Wildau, Schlange-Schöningen und der in letzter Zeit wegen seines Konfliktes mit dem Parteivorsitzenden vielgenannte Abgeordnete Treviranus nicht für den 8 4- Die Mitglieder der Christlichnationalen Bauernpartei enthielten sich bei der Beschlußfassung über das Gesetz durchweg überhaupt der Stimme, während die anwesenden Nationalsozialisten insgesamt für den Gesetz entwurf stimmten. Die Sensation des Tages ivaren weniger die — er wartete — Ablehnung des Gesetzentwurfs als die Vor- Sänge innerhalb der Deutschnatioualen Volkspartei; das vom Vorsitzenden dieser Partei, Geh. Rat Dr. Hugenberg, angekündigte Ausschlußverfahrcn gegen den Abg. Tre- biranus hat jetzt zu einer Solidaritätserklärung der Ab geordneten Lambach, Hülser und Hartwig für den mit Ausschluß bedrohten Fraklionskollegen geführt. Das hat des weiteren Veranlassung dazu gegeben, daß zum Diens tag der Vorstand der Deutschnationalen Polkspartei einberufen worden ist, der über den Antrag auf Ausschließung des Abgeordneten Tre- vrranus befinden soll Es ist selbstverständlich, daß man m politischen Kreisen der Entwicklung dieser Krise mit größtem Interesse zusieht, da sie durchaus nicht nur eine persönliche, sondern eventuell auch eine für das deutsche Parteileben der nächsten Zukunft überaus bedeutsame Entscheidung treffen wird. Montag, den 2MS»ember 1S2S Der neue Regierungspräsident in Koblenz ist der Vizepräsident beim dortigen Oberpräsidium, von Sybel, dem zunächst die kommissarische Verwaltung der Regierungspräsidentenstelle übertragen pmrde. Er ist ein Enkel des bekannten Geschichtschreibers gleichen Namens. Hindenburgs Gruß an das Rheinland Gedenken der Irenen rheinischen Bevölkerung Aus ein an den Reichspräsidenten gesandtes Tele gramm des Oberpräsidenten der Rheinprovinz, in dem Hindenburg von der Befreiung der zweiten Zone Mit teilung gemacht wurde, erwiderte der Reichspräsident: „In der Stunde, da die Räumung der zweiten Zone beendet und diesem Gebiet die Freikeit wiederaeaebe« iü. Nationale Tageszeitung für die Fandwirtschast, Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend er-.»-» ' nehmen zu jeder Zeit Be- «der Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen dasteht kein Anspruch «es Lieferung d«r gtUm,, »d«r «r-Mn, dr» prell«». - «üLsrudu», SchMdück« MN, »«m Porlo d-Megt. Ziele ver Neichsresorm. Lulhcr Wider: eine „sührungsfähige Reichsregierung". Reichsresorm sprach der ehemalige Sucher im Rahmen der von der Dresdener gemeinsam mit ve Industrie- und Handels- wirlschastswifsenschasttichen Vorträge in führte u. a. aus: - der Deutschen durch Tribute, Steuern und SozlalverpUlchtungen sei so schwer geworden, daß die Auf findung emes Weges zur Entlastung Losung des Tages sei- der Wirtschaft bestehe noch vielfach der Glaube, daß durch vorübergehende, unorganische Eingriffe in die Regelung der öfsenlnwen Ausgaben, wie sie sich mit der Vorstellung von dem ' vv Villa t o r" verbinden, eine Dauergrundlage für die nationale Existenz geschaffen werden könne. Dauerhilfe biete nur eine „meiorm des Reiches an Haupt und Gliedern . Ale Kernsorderung, von der jede Dauer besserung auch aus finanziellem und wirtschastliem Gebiet in Deutschland avyange, sej hie nach einer sührungssähi- gen R e i ch s r e g l e r u li g. Dieses Ziel könne erst nach Be seitigung des unerträglichen Dualismus Reich-Preußen erreicht werden. Aus den Arbeited der Länderkonserenz und den Veröffentlichungen des Bundes zur Erneue rung des Reiches gehe hervor, daß eine Lösung möglick sei, die die preußische Staalskrast dem Reiche erhalte unt gleichzeitig allen Reichsteilen ein entwicklungsfähiges Eigen leben gewährleiste. Daneben müßten die verfassungsmäßigen Rechte, die der Reichspräsident besitzt, dem Volke zum Bewußtsein gebracht werden. Ferner lasse sich die Notwendig keit der Errichtungeinerzweiten Kammer im Reich nicbl länger verzögern. Sie solle der Reichsregieruna eine Stütze sein und dem Reichstag gegenüber jene e m - gedenke ich in Dankbarkeit der treuen rheinischen Bevölke rung. Sie hat in den elf Jahren fremder Besatzung schweres Schicksal erduldet, aber die Treue zum Vater lands in harten Tagen erprobt. Das soll ihr unvergessen bleiben! Allen denen, die im Klange der Freiheitsglockev sich heute zur Erneuerung ihres Bekenntnisses zum Vater lande in dem nun befreiten rheinischen Gebiet ver sammeln. entbiete ich in enger Verbundenheit herzlichst, Grütze. Ich verknüpfe damit die Hoffnung, datz auch den, noch besetzten Teil deutschen Landes bald die Stunde dei Freiheit schlagen möge. von Hindenburg, Reichspräsident:" Auch der R e i chs k a n z l e r hat in einem Telegramn an den Oberpräsidenten der Bevölkerung der befreiter zweiten Zone Dank und Gruß entboten. Auch zahlreich, andere politische Persönlichkeiten haben Glückwunsch, telegramme gesandt. Da auch die Botschafter konferenz alle Ordonnanzen für die zweite Zom außer Kraft gesetzt hat, so hat das Botschaftsregime dori tatsächlich sein Ende gefunden. Oie Befreiungsfeiern. Im Mittelpunkt der eindrucksvollen Besreiungs feiern stand die große mitternächtliche Kundgebung ay Deutschen Eck in Koblenz. Eine Signalrakete auf deu Neuendorfer Ufer und das Aufleuchten der großen Feuer an Rhein und Mosel, begleitet von dem feierlichen Gs läut der zahlreichen Kirchenglocken, verkündeten den Bo ginn der Hefreiungsstunde. All entblößten die Häupter Lautlose Stille trat ein, und in tiefem, drei Minute« dauerndem Schweigen durchwanderten die Gedanken der Verfammelten nochmals die schwere Zeit des Kriegel und die nicht minder schweren Jahre der Besetzung. Wuch tig und eindrucksvoll wie ein Dankgebet drang die erst, Strophe des Liedes „Großer Gott, wir lobe« dich" zum nächtlichen Himmel empor, und wieder tra tiefes Schweigen ein, als Oberbürgermeister Dr. Russel das Wort zu seiner Befreiungsansprache nahm. Nach ihm sprach Reichsminister von Guorard, dei der befreiten Bevölkerung die Grüße der Reichsregierun; überbrachte und der in seiner Rede des Reichsaußen Ministers Dr. Stresemann, des „Wegbereiters deutsche: Freiheit", gedachte. Der Minister schloß seine Aus führungen: Der Glaube an des ungeteilten Deutschlands Zukunf wurzelt in unser aller Herz. Für dieses Deutschland zu Wirker in Freiheit ist unsere stolze Aufgabe. Wir wissen, daß dies, Freiheit noch keine schrankenlose ist, aber wir werden erstreben daß auf dem Weg der Verständigung Recht geschaffen wird das getragen ist von dem Gedanken ehrlicher Rechtsgleichheit Wir wissen auch, daß erst nach der Sonnenwende des nächster, Jahres unsere Brüder und Schwestern der dritten Zone uns in Freiheit die Hände reichen können. Aber der Tag steht fest. Wir wissen, daß um die deutsche Saar noch gerungen wird. Den Volksgenossen der noch besetzten Gebiete, den Volks genossen an der Saar gilt unser Gruß, gilt der Gruß der deutschen Reichsregierung. Wir gehen der neuen Zeit der Freiheit nicht ohne Sorge entgegen. Wtrtschaftsnot drückt uns als Folge des verlorenen Krieges. Des Reiches helfende Hand mutz emgreifen in West und in Ost. Daß ich dafür ein stehen werde, dafür bürgt Ihnen meine Vergangenheit, meine Gegenwart heute in Ihrer Mitte. Lassen Sie mich schließen mit dem grüßenden Wunsch: Gott grüße rheinisches Land! Beethovens „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", oorgetragen von rund 700 Mitgliedern des Mittelrheini schen Sängerbundes, schloß die würdige Feier. In Aachen sprachen Oberbürgermeister Rombach und Reichsminister Dr. Wirth, der zu treuer Zu sammenarbeit aufforderte. Dr. Hirtsiefer begrüßte namens der preußischen Staatsregierung die befreite Stadt. An den Reichspräsidenten sandten die verschiedenen Städte der zweiten Zone herzliche Treugrüße. Oer zweite Tag -er Koblenzer Befreiungsfeier. Nach der eindrucksvollen Feier am Deutschen Eck war der Sonntag dem Dank an diejenigen gewidmet, die zur Überwindung der schweren Jahre der Besetzung in erster Linie beigelragen haben. Besonders eindrucksvoll ver lief der Festakt im Großen Saale der Stadthalle. Hier verstand es Oberbürgermeister Dr. Russell meisterhaft, dem tiefen Empfinden seiner Mitbürger gerecht zu werden. Er umriß noch einmal die Leidenszeit, die Koblenz in den vergangenen elf Jahren durchgemacht hat, gab aber ebenso der festen Zuversicht Ausdruck, daß das getreue Zusammen stehen aller Be völkerungskreise den früheren Wohlstand der Stadt wieder begründen werde. Lebhaften Beifall fand seins Erwähnung des schweren Ruhrkampfes und der siegreich abgewehrten Separatistenbewegung sowie des Huldigungstelegramms an den Reichspräsidenten und die Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Koblenz an den verdienten Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Dr. Fuchs. Auch Kultusminister Dr. Becker, der Gruß und Glückwünsche der Reichsregierung und der preußische'- Akyeigeupreie: die 8 gespaltene Raumzelle 20 Rpfg., die 4 gespaltene Heile der amtlichen Bekanntmachungen 40Reichs- pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Por- geschriebeneEmcheinungs- tage und Platzv»rschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Ami Wilsdrnn Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen- annahme bis vorm.10Ubr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. JederRabattanspruch erlischt, wenn derDetrag durch ... .... _ , Klage eiugezo gen werden muh oder derAustraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen enttzegeu. Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gencyts und des Stadtrats z« Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits gestimmte Blatt. Nr. 279 - 88. Jahrgang '