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Regen verwischt worden. Die Täter haben, soweit fest- gcstellt werden konnte, anscheinend auf Nädern die Flucht ergriffen. Die Reichsbahndirektion Magdeburg hat auf ihre Ergreifung eine Belohnung von 10 0 0 Mar! ausgesetzt. * Zugzusammenstoß bei Herne. Aus Essen wird amtlich mitgeteilt: Am 16. November um 8 Uhr abends ist eine nach Wanne ausfahrende Loko motive einem Eilzug am Westende des Bahnhofs Herne in die Flanke gefahren. Zwei Personenwagen sind entgleist. Bis jetzt haben sich zehn Reisende mit geringfügigen Verletzungen gemeldet. Sie haben sämtlich ihre Reise fortsetzen können. Die Ursache des Unfalls ist noch nicht geklärt. Eine Untersuchung ist eingeleitet. Die Aendening der Krankenversicherung. Einspruch der Deutschen Arbeitgeberverbände. Die Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände teilt mit, daß der in der Pressenotiz über die am 11. No vember erfolgte Besprechung im Neichsarbeitsministerium zur Abänderung der Krankenversicherung enthaltene Satz, daß gegen eine Erhöhung der Persicherungspflichtgrenze in der Krankenversicherung entsprechend der jetzigen Kauf kraft der Mark von keiner Seite Einwendungen erhoben worden seien, den von der Arbeitgeberseite mündlich ab gegebenen Erklärungen nicht entspreche. Die beteiligten Arbeitgeberverbände hätten bereits vor der Besprechung schriftlich in einer Eingabe dem Reichsarbeitsministerium gegenüber zum Ausdruck gebracht, daß sic einen Grund für eine bereits jetzt wieder vorznnchmende Erhöhung der Vcrsicherungspflichtgrenze in der Krankenversicherung nicht anerkennen können, nachdem diese erst im Jahre 1927 auf 8600 Mark festgelegt worden ist. Die Entwicklung seit dem Jahre 1927 gebe ihres Erachtens keinen Anlaß dafür, schon jetzt eins weitere Erhöhung der Versicherungspflicht grenze durchzuführen. Eine Erhöhung der Versicherungs- pflichtgrenze würde grundsätzlich eine Ausdehnung des Personenkreises in der Sozialversicherung bedeuten, gegen die in Übereinstimmung mit weiten Bevölkerungskreisen die Arbeitgeberseite schwerwiegende grundsätzliche Be denken geltend gemacht hat. Dieser Standpunkt ist auch namens der vertretenen Arbeitgeberverbände mündlich im Neichsarbeitsministerium bei der Besprechung am 11. No vember eingenommen worden. Hierzu teilt das Neichsarbeitsministerium mit, daß in den Erklärungen der Arbeitgeber in der Besprechung am 11. November kein Protest gegen die Wiederherstellung der Friedenspflichtgrenzc gefunden werden konnte. Richtig ist, daß die Arbeitgeber sich gegen die Überschreitung der Friedenspflichtgrenzc mit Entschiedenheit ansgesproch- haben. Zweck und Ziele -er ZauernvollshoHMe Eine Rede des preußischen Landwirtschaftsministers. Bei der Eröffnung der Bauernvolkshochschule in Neiße schilderte der preußische Landwirtschaftsminister Dr. Stecher Zweck und Ziele der Bauernvolkshochschule. Durch die Wir kungen des Krieges und der Nachkriegszeit seien in der Land wirtschaft neue Schwierigkeiten aufgetaucht. Der Bauer soäe nicht mehr bloß produzieren, sondern auch wie ein Kaufmann denken und rechnen und auf seiner Scholle fast alle Funktionen eines modernen Unternehmers ausüben. Gegenüber diesen ver änderten Verhältnissen sei der deutsche Bauer innerlich un gerüstet gewesen. Hier türmen sich groß und verantwortungs- schwer die hohen Ausgaben der Bauernhochschule auf. Sie müsse den Bauer verantwortungsbewußt Einblick nehmen taffen in das komplizierte Räderwerk der Wirtschaft. Sie müsse ihm den Platz in der Volkswirtschaft anwciscn, der ihm aus Grund seiner physischen, soziologischen und kulturellen Bedeutung zukomme. Sie müsse ihm jene geistige Beweglich keit vermitteln, die es ihm gestattet, dem rasch dahineilenden Leben im gleichen Tempo zu folgen und von höherer Marie und aus erweitertem Blickselo die Dinge des Lebens zu betrachten. Durch den Hinweis aus die Zusammenhänge des wirtschaftlichen Geschehens, die Verzahnung seiner Wirtschaft mit der übrigen Volkswirtschaft und deutscher Wirtschaft mit der Weltwirtschaft muß er zu lebendigem Gemeinschaftsgefühl und praktischer Mitarbeit in Gemeinde, Kommune und Staat angeregt werden. Ihm, der vielfach grübelnd beiseitestand, mutz ein vernehmliches „Hinein in den Staat!" zugerufen werden, „hinein, weil sonst ohne dich und dann vielleicht auch gegen dich über die Dinge deines Berufs standes entschieden wird". „Hai der Kerl starke Knochen Lokaltermin in Sachen Lampel. Die Breslauer Neuesten Nachrichten melden: Die drei Angeschuldigten Lampel, Schwenninger und von Beulwitz wurden von Neiße aus im Auto zum Lokaltermin nach Wackenau gebracht, wo sich in einer Scheune das Grab Köhlers befindet. Das Grab war halb geöffnet. Guts arbeiter standen mit Lampen am offenen Grab, als die drei Angeschuldigten hereingeführt wurden. Lampel und Schwenninger waren stark erschüttert, während Beulwitz seine Kaltblütigkeit bewahrte und ausrief: „Donner wetter, hat der Kerl starke Knochen!" Der Schädel Köhlers weist über dem rechten Schläfenbein eine schwere Verletzung auf, die von einem Schlag mit einem schweren Gegenstand herrühren muß. Lampel erklärte iin Verlaufe des Lokaltermins: „Es war eine lebensgefährliche An gelegenheit. Wir waren in Notwehr. Wenn es ein ge meiner Mord gewesen wäre, hätte ich längst Selbstmord begangen." Schwere Zusammenstötze an der russisch- chinesischen Grenze Moskau. Nach einer russischen Meldung aus Chabarowsk versuchte ein chinesisches Bataillon am 13. November bei Po- granitschnaja die Sowjetgrenze zu überschreiten. Es wurde jedoch von Sowjct-Grenztruppen zurückgeschlagen. Bei den Drtschinskwerken beschossen chinesische Soldaten wiederum die Sowjet-Grenzposten, die die Angreifer zur Einstellung des Feuers zwangen. Gefangene berichten, daß auf chinesischer Seite weitere Kavallerie und Infanterie bei Mischansu z u s a m ck e n g e z o g e n würden, um große aktive Operationen im Sowjet Küstengebiet einzulciten. In Mischansu nur, bereits sechs Kavallerieregimenter cingetroffen, zwei Bri gaden sind unterwegs. Außerdem befinden sich dort einige Hunden Weißgardisten, die systematisch Einfälle in bas ^oNyetgebie, verüben. 3« Zeichen der KMimalinWen Das Ergebnis in Wilsdrusf 6:5:2 Der Wahltag zeigte auch in unserer Stadt das gewöhnliche sonntägliche Bild, nur in den Nachmittagsstunden war bei dem naßkalten Wetter mehr Begängnis wie sonst. Während die Wahl berechtigten gegenüber den letzten Stadtverordnetenwahlen um 16o zugenommen hatten, gaben doch nur 24 mehr ihre Stimme ab. Die Partei der Nichtwähler gewinnt auch in unserer Stadt immer mehr Anhänger. Während nämlich im Jahre 1924 noch 90,5 Pro zent wählten, waren es 1926 noch 86 und gestern nur 81,5 Pro zent. Im Rathause wählten von 1135 (1069) Wahlberechtigten 920 (920) und zwar 424 (372) die Liste Zienert, 305 (317) die Liste Zschoke und 173 (207) die Liste Gerhardt. 18 Stimmzettel waren weiß oder durchstrichen abgegeben worden. Im Verwaltungsgebäude machten von 1559 (1465) Wahlberechtig ten 1275 (1251) von ihrem Wahlrecht Gebrauch und zwar gaben ihre Stimme 550 (508) der Liste Zienert 478 (463), der Liste Zschoke und 207 (223) der Liste Gerhardt. Hier waren unbegreiflicherweise wieder 40 weiße und ungültige Stimmen ab gegeben worden. Einer enthielt die Bemerkung: ,,Schönes Ge schäft, ich mach mit, der Gehalt machts!", ein anderer „Musik instrumentensteuer weg!", ein dritter das Wort „Tum", sollte wohl ,Dumm" heißen. Das Ergebnis an sich ist das allgemein er wartete. Die Ueberläufer zur Beamtenliste bei der letzten Wahl haben sich z. T. zur Bürgerliste zurückgefunden. Die Linke konnte ein Mehr von ganzen drei Stimmen buchen. Die Beamten haben trotz Einbuße von 50 Stimmen gegen die Wahl von 1924, die man mit in Betracht ziehen muß, immer noch ein Plus von ziemlich 50 Stimmen. And wäre das Höchstzahlensystem bereits bei der vorigen Wahl angewandt worden, dann hätten die Beamten den dritten Sitz ia gar nicht erhalten. Man kann also allgemein sagen: es ist alles beim Alten geblieben. Anschließend an die Auszählung der Stimmen trat der Wahl ausschuß unter Vorsitz von Bürgermeister Dr. Kronfeld zur Ermittelung des Ergebnisses zusammen. Darnach entfielen auf die Liste Zienert 6, die Liste Zschoke 5 und die Liste Ger hardt 2 Sitze. In das neue Stadtparlament ziehen sonach zunächst ein vom Wcchlvorfchlag Zienerl: Dachdeckermeister Willy Zienert, Rechtsanwai?Alfred Hofmann, Landwirt Hugo Zimmer mann, Fabrikbesitzer Emil Ruppert, Tischlermeister Robert Geißler und Tischlermeister Georg Heeger; von der Liste Zjchoke: Buchhändler Max Zschote, Tischler Richard Jähne, Monteur Max Lindner, Möbelmaler Max Kirsch und Haus frau Dora Bombach ; von der Liste Gerhardt: Oberlehrer Otto Gerhardt und Oberinspektor Heinrich Lehmann. Das neue Kollegium wählt Anfang nächsten Jahres den neuen Stadt rat. Soweit er dem Kollegium entnommen wird, rücken die näch sten Kandidaten auf der betr. Liste nach. So ist es zweifellos, daß Prokurist Kraft wieder ins Kollgium kommt. Neu tritt wie der hinzu Rechtsanwalt Hofmann. Nicht wieder zur Wahl stand auf der Sozialdemokratischen Liste wogen »Krankheit Schlosser Albert Rebs. An seine Stelle tritt nach der Stadlratswahl La gerarbeiter Wilhelm Gabler. Das neue Kollegium tritt mit Anfang des neuen Jahres seine Tätigkeit an, hoffentlich immer zum Wohle der Stadt und seiner Bewohner. * Die Ergevniffe im Awtsgerichtsbezirk W'lsdruff In 17 Gemeinden unseres Bezirkes fand überhaupt keine Wahl statt, weil man sich auf eine Liste geeinigt hatte, die die bis herigen Verhältnisse wiederbringt und zwar in Birkenhain, Burk- hardswelde, Groitzsch, Helbigsdorf, Kaufbuch, Kleinschönberg, Lampersdorf mit Lotzen, Limbach, Neukirchen, Roitzsch, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach b. M., Steinbach b. K., Tanne berg und Unkersdorf. Grumbach: Landwirte 4 (5), Mittelstand 4 (4), Soz. 5 (4). Kesselsdorf: Arbefter 5 (6), Landwirte 2 (2), Mittelstand 4 (3). Klipphausen: Landwirte u. Gewerbetreibende 5 (5), Soz. 4 (4). Herzvgswalde: Bürger!. 8 (7), Mittelstand 2 (2), Arbeiter 3 (4). Höhndorf: Landvolk 3 (4), Mittelstand 3 (1), Arbeitnehm. 1 (2). Rvhrsdorf: Bürgerlich 6 (6), Soz. 3 (3). Weistropp: Bürger!. Volksgemeinschaft 6 (5), Soz. 3 (4). Blankenstein: Landwirte 3 (4), Hausbes. und Gewerbetreibende 3 (2), Arbeitnehmer 1 (1). Braunsdorf: Bürger!. 7, Soz. 2, Komm. 2. Pohrsdorf: Bürger!. 5 (5), Soz. 4 (4). Wildberg: Bürger!. 2 (3), Soz. 3 (2), Komm. 2 (2). Taubenheim: Bürger!. 5 (5), Soz. 4 (4). Mohorn: Bürger!. 9 (10), Linke 6 (5). Oberwartha: Bürger!. 5 (5), Linke 4 (4). * Weitere Ergebnisse. Dresden: SPD. 29 (27), KPD. 7 (9), ASP. 1 (3), Nat.-Soz. 3 und die untereinander verbundenen bürgerl. Listen 36. Leipzig: Soz. 27 (26), Ver. Bürgerl. 29 (22), Komm. 9 (14), Komm. Opposition 1 (—), Volksrecht 3 (6), Demokr. 3 (4), Nat.-Soz. 3 (1). Chemnitz: Deutschnat., Deutsche Volkspartei, Wirtschaftspartei u. Haus- und Grundbesitz (Listenverbindung) 22, Soz. (Listen verbindung mit der Komm. Opposition) 21, Komm. 9, Dem. 2, Nat.-Soz. 6, Christl. Volksdienst 1. Plauen: Wirtschaft!. Vereinigung 16 (18), Soz. 13 (12), Volks rechtspartei 2 (5), Nat.-Soz. 12 (5), Dem. 2 (2), Komm. 9 (12), Wirffchastspartei 2 (1), Altsoz. — (1), Mieterpartei 2 (2), Christl. Gemeinschaft 1 (2), Christ!. Bolksdienst 2 (—). Annaberg: Bürgerl. 26 (22), Linke 9 (IS). Aue: Bürgerl. 16 (13), Linke 11 (14). Bad Schandau: Bürgerl. 11 (10), Linke 4 (5). Bad Elster: Bürgerl. 12 (9), Linke 3 (6). Bautzen: Bürgerl. 21 (19), Linke 14 (16). Bischofswerda: Soz. 6 (6), Komnt. 1 (2), Mittelst. 8 (7), Festbe soldete 4 (4). Coswig: Bürger!. 8 (7), Linke 7 (8). Coßmannsdorf: Bürgerl. 4 (4), Linke 7 (7). Crimmitschau: Bürgerl. 14 (13). Linke 13 (14). Dippoldiswalde: Bürgerl. 10 (10), Linke 5 (5). Döbeln: Bürgerl. 16 (15), Linke 17 (18). Freiberg: Soz. 11 (11), Wirtschaftsp. 6 (9), Deutsche Volkspartei 5 (4), Deutsch». 5 (6), Hausbesih 2 (3), Komm. 2 (2), Dem. 1 (2), Nat.-Soz. 5. Frankenberg: Bürgerl. 17 (16), Linke 14 (15). Freital: Bürgerl. 12 (13), Linke 25 (24). Heidenau: Bürgerl. 8 (8), Linke 17 (17). Kötzchenbroda: Bürgerl. 11 (10), Linke 9 (9), Mieter 1 (3), Freier Mittelstand 2 (Beamte und Ang. 1). Kamenz: Bürgerl. 12 (11), Linke 9 (10). Lommatzsch: Bürgerl. 9 (8), Linke 6 (7). Löbau: Bürgerl. 14 (13), Linke 9 (10). Liebstadt: Bürgerl. 8 (6), Linke 1 (3). Mittweida: Soz. 11 (9), Komm. 2 (3), Volksgemeinschaft 3, Ver. wirtschtl. Liste 3, Volksr. 1 (1), Hausbesitzer 3 (3), Wirtschp. 1, Nat.-Soz. 1 (3). Niedersedlitz: Bürgerl. 7 (6), Linke 6 (7). Nossen: Bürgerl. 9 (8), Linke 6 (8). Oelsnitz i. V.: Bürgerl. 13, Linke 12 (bisher starke sozialistische Mehrheit mit komm. Bürgerm.). Pirna: Bürgerl. 14 (17), Linke 21 (18). Pennrich: Bürgerl. 6 (6), Anke 1 (1). Rabenau: Bürgerl. 6 (6), Linke 7 (7). Radeberg: Bürgerl. 10 (9), Linke 11 (12). Radebeul: Bürgerl. 10 (6), Gemeinschastsliste 2 (Mittelstand 5), Linke 10 (12). Roßwein: Bürgerl. 9 (10), Linke 10 (9). Siebenlehn: Bürgerl. 8 (7), Linke 5 (6). Scharfenberg: Bürgerl. 4 (4), Soz. 3 (2), Arbeiterliste 2 (3). Schwarzenberg: Bürgerl. 15 (17), Linke 12 (10). Tharandt: Bürgerl. 8 (7), Linke 5 (6). Weinböhla: Bürger!. 13 (12), Linke 6 (7). Zittau: Soz. 9 (8), Wirffchastspartei 6 (7), D.-N. und DVp. 3 (4), Festbesoldete 2 (4), Demokraten 4 (4), Komm. 1 (2), Christl. Vvlksdienst 2 (0), Nat.-Soz. 2 (0). Zwickau: Bürgerl. 28 (25), Linke 21 (24). * Die Polizei a«f dem Posten. Die Reichshauptstadt zeigte am Sonntag das typische Bild eines großen Wahltages. Propaganda- auios von Parteien verschiedenster Richtungen fuhren unter Fahnenschwenken und leidenschaftlichen Rufen durch die Straßen. Werber eilten von Haus zu Haus und warfen in die Briefkästen ihre gedruckten Mahnsprüchc: „Hast du schon gewählt? Die Partei, die uns die Rettung bringt, steht unter Nummer Sowieso." Ein Regen von Meldezetteln ergoß sich auf das Pflaster. Besonders die Brennpunkte des Ver kehrs — Potsdamer Platz, Hallesches Tor, Alexanderplatz u. a. m. — waren zeitweise weiß übersät. Die Straßeu- reinigung hatte alle Hände voll zu tun Aber erst recht die Polizei! Es galt, Zusammenstößen der zahlreichen Werbe-Umzüge vorzubeugen. Die Demonstrierenden, denen gewöhnlich eine kleine Musikkapelle mit lautem Tsching-Dara vor anmarschierte, waren durchweg von Polizeiaufgeboten be gleitet. Polizeistreifen im Kraftwagen eilten durch die Stadt und die ständigen Straßenposten waren verstärkt Außerdem stand vor jedem Wahllokal ein Polizeiposten, um das Austragen politischer Meinungsverschiedenheiten auf den im Gesetz vorgesehenen Weg zu beschränken. So un begründet war ja die Befürchtung nicht, daß dieser oder jener Heißkopf versuchen könnte, seine allein richtige politische Über zeugung dem lieben Mitbürger einzu prügeln. Hier herrscht Ordnung! Soweit sich bisher übersehen läßt, war die Wahlbeteiligung sehr rege. Hoffen wir also, daß „die richtigen Leute an die Spitze kommen"! Die Wahlen im Reiche verliefen ebenfalls bis in die Abendstunden hinein ruhig. In Westdeutschland war das Wetter kalt und regnerisch, so daß die Wahlbeteiligung dort zunächst sehr schwach war. In Dresden kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Anhängern linksgerichteter Gruppen, so daß die Polizei cingreifen mußte. In Leipzig, wo am Sonntag starke Straßenpropaganda getrieben wurde, war die Wahlbeteiligung außerordentlich hoch. In Schleswig-Holstein verlies das Wahlgeschüft infolge regnerischen und trüben Wetters ziemlich schleppend Magdeburg hatte prächtiges Wahlweiter zu ver zeichnen, so daß die Wahlbeteiligung sehr lebhaft war. In der Provinz Riederschlesien war die Wahl beteiligung recht gut, in Breslau ziemlich zurückhaltend. Hus unlerri' Heimat j Wilsdruff, am 18. November 1929. Merkblatt für den 19. November. Sonnenaufgang 7^ j! Mondaufgang '7'- Sonnenuntergang 16°' j! Monduntergang 1828: Der Komponist Franz Schubert gest. Oer Tod im Ofen. Mit Riesenschritten ist der Herbst ins Land gezogen. Wir sitzen abends um den wärmenden Ofen und ahnen nicht, Wie gefährlich dieser uns sein kann. Die ge ringste Nachlässigkeit oder Unachtsamkeit kann uns zum Verhängnis werden und ist schon vielen zum Verhängnis geworden! Verfügt nämlich der vielleicht den ganzen Sommer über unbenutzte Ofen nicht über genügende Luft zufuhr oder ist diese aus Unwissenheit durch Schließen sämtlicher Klappen des Ofens abgesperrt, so ent wickelt sich im Ofen aus den Kohlen und dem ungenügend vorhandenen Sauerstoff das mit Recht so gefürchtete, un heimliche Kohlenoxydgas, das den ganzen Raum durchdringt, schon bei geringer Konzentration Schwindel, Kopfschmerzen, Stickung und erhöhte Herztätigkeit ver ursacht und bei längerem Einatmen unbedingt den Tod herbeiführt. Die Gefahr dieses Gases ist um so größer, als es nicht durch intensiven Geruch usw. sein Auftreten verrät oder ankündigt. Darum niemals sämtliche Klappen des Ofens schließen und besser überhaupt niemals in ge heizten Räumen schlafen! * Sein 5vjähriges Bürgerjubiläum konnte dieser Tage der Privatus Wilhelm Richter hier begehen. Er steht im 89. Le bensjahre und ist der zurzeit älteste Wilsdruffer Einwohner. Seine Wiege stand in der Lommatzscher Pflege und vor 62 Jahren kam er nach unserer Stadt, die ihm eine zweite Heimat wurde. Die Stadtverwaltung beglückwünschte ihren ältesten Mitbürger, der sich noch erfreulich wohl und munter fühlt. Auch wir wünschen dem langjährigen Leser unserer Zeitung noch einen friedlichen sonnigen Lebensabend. Ehrung. Gestern Sonntag den 17. November brachten Mit glieder der Liedertafel und des Freiwilligen Kirchenchores ihrem Sangesbruder Schlichenmaier (am 17. -November 1869 in Stutt gart geboren) zum 60. Geburtstage ein Morgenständchen. Vor stand der Liedertafel, Kaufmann Otto Wehner, dankte dem treuen Sänger für seine stets bewiesene Treue, auch Kantor Hientzsch a/s Leiter des Freiwilligen Kirchenchores brachte dem einstigen Mi0 begründe! des Chores (April 1894) beste Glückwünsche und baten