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Wilsdruffer Tageblatt : 05.11.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192911052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19291105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19291105
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-11
- Tag 1929-11-05
-
Monat
1929-11
-
Jahr
1929
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 05.11.1929
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Ltmbil-ung -er Aeichsregierung. Wird Dr. Curtius definitiv ernannt? Für Mittwoch, den 6. November, sind die Führ"! der Regierungsparteien vom Reichskanzlei Müller zu einer Konferenz zusammcnberufen worden. In manchen Kreisen wird angenommen, daß in dieser Sitzung endgültig die Bestellung des Ministers Dr. Curtius zum Neichs- außenminister als Nachfolger Dr. Stresemanns vereinbart werden soll. Somit müßte auch schon ein Ersatz für Dr. Curtius im Reichswirtschaftsministerium, das Dr. Curtius bisher verwaltete, gefunden sein. Das Zent rum soll allerdings noch an besonderen Wünschen festhalten. Es möchte bekanntlich seinen Vertreter aus dem Reichs- iustizministerium zurückziehen, dafür aber an anderer Stelle entschädigt werden. Die Volkspartei möchte in das Reichswirtschaftsministerium ihren Angehörigen, den Abgeordneten Albrecht, entsenden. In der Besprechung soll auch über die Frage des Reichstagszufammentritts verhandelt werden, der für Anfang Dezember genlant ist. Vielleicht würde der Reichstag dann zunächst über den durch das Volks begehren geforderten Gesetzentwurf beraten. * Die Einzcichnungcn für das Volksbegehren betrugen nach den bis Montag eingelaufenen Meldungen 4 146 342, was also 10,04 Prozent der gesamten Stimm berechtigten betrüge. In folgenden Wahlkreisen hat das Ergebnis eine Änderung erfahren: Niederbayern 19 404 Stimmen gleich 2,44 Prozent, Berlin 95 636 gleich 6,21 Prozent, Breslau 164 296 gleich 13,32 Prozent, Liegnitz 110 602 gleich 14 Prozent, Thüringen 240 837 gleich 16,34 Prozent, Süd-Hannover und Braunschweig 143 516 gleich 11,02 Prozent, Düsseldorf-Ost 29 371 gleich 2,01 Prozent, Baden 32 305 gleich 2,16 Prozent und Oberbayern- Schwaben 68 904 gleich 4,28 Prozent. Der Führer der Deutschvölkischcn Freiheilspartei, Wulle, hat den Reichsausschuß für das Volksbegehren aufgefordert, die einverstandenen Parteien im Reichstag zu einem Antrag zu veranlassen, daß die Unterzeichnung einer für Deutschland bindenden Verpflichtung auf der Grundlage des Young-Planes erst nach vollzogener Räumung des Rheinlandes erfolgen dürfe und daß das Abkommen außer Kraft tritt, solange deutsches Gebiet wieder besetzt oder die Unantastbarkeit des deutschen Ge bietes irgendwie verletzt wird. Neue Geheimkonten der Sklareks. Zuwendungen an „Schuster", „Schimmel" und „Hammel". In den letzten Tagen ist es der Berliner Polizei und scr Staatsanwaltschaft gelungen, Aufzeichnungen über Veheimkonten der Gebrüder Sklarek zu finden, durch die nicht nur die drei Brüder, sondern auch Mitglieder der Berliner Stadtverwaltung und städtischer Behörden aus das allcrstärkstc kompromittiert werden. Die Sklareks haben, um die Namen prominenter Kunden oder guter Freunde zu verschleiern, sich bei der Bezeichnung der Konten verschiedener Decknamen bedient. Hinter der Bezeichnung „Gustav" hat man einen leitenden hohen Beamten der Berliner Stadtverwaltung zu suchen, wäh rend hinter der Bezeichnung „Hammel" sich ein Be amter der Stadtbank verbirgt, dessen Konto allerdings nicht allzu hohe Beträge ausweist. Für den kommu nistischen Stadtrat Gäbel hatte man den Namen „Gabrie l" gewählt, während der kommunistische Stadt rat Degner den Decknamen „D o l ch" erhielt. Für den Bürgermeister Schneider wählten die Sklareks das Pseudonym „Schuster". Das Konto des Stadtbank- sirektors Schmitt wurde mit „S chimme l" bezeichnet. Stadtrat Degner hat monatlich 2000 bis 2500 Mark von den Gebrüdern Sklarek erhalten. Das Konto „Gabriel" weist noch höhere Summen auf, und der Be amte mit dem Decknamen „Schimmel" hat Zuwendungen erhalten, die die Bezüge der beiden ebengenannten Per sonen ganz erheblich überschreiten. Das Konto „Gustav" weist im wesentlichen die Summen auf, die für gelie ferte Kleidungsstücke an sämtliche Familienmit glieder eingesetzt worden sind. Daneben finden sich aller dings noch Aufzeichnungen über größere Summen. Die Geheimkonten werden vom Untersuchungsrichter jetzt unter Zuziehung gewiegter Sachverständiger und erfahrener Kriminalisten weiter nachgeprüft. * Schwere Angriffe gegen den Berliner Verkehrsdirekior. Von der kommunistischen Presse werden in gewissem Zusammenhang mit der Sklarek-Assäre schwer wiegende Vorwürfe gegen den Stadtverordneten B r o l a t, den jetzige» Direktor der Berliner Verkchrsgesellschaft, er hoben. Die Vorwürfe beziehen sich auf die Tätigkeit Bro kats als Direktor der Berliner Brennstosfge- s e l l s ch a f 1 in den Jahren 1924/25. Bei der Belieferung städtischer Anstalten und Siedlungen sollen nach diesen Vorwürfen minderwertiges Holz und Kohlen abgegeben worden sein, während die Rechnungen über wertvolles Material ausgestellt worden seien. Direktor Brolat hat sich auf Grund dieser Vorwürfe an den Aufsichtsratsvorsitzenden der Brennstoffgesellschaft, Siadtrat Dr. Treitel, gewandt, und dieser hat sofort eine Untersuchung in die Wege geleitet. Direktor Brolat selbst bestreitet auf das allerentschiedenste, von irgend welchen Betrügereien Kenntnis gehabt zu haben. Wie weiter bekannt wird, schwebt gegen Brolat be reits bei der Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachtes der passiven Bestechung im Zu sammenhang mit dem Sklarek-Skandal. Die Teilnahme an SchuiversaffunMeiern. Entscheidung des preußischen Staatsministeriums. Por der diesjährigen Verfassungsfeier erging eine Verfügung des Provinzialschulkollegiums Berlin-Lichter felde, in der Eltern, die ihre Kinder von den Schul verfassungsfeiern am 11. August fernhielten, die Ent fernung der Kinder von der Schule in Aussicht gestellt wurde. Die deutschnationale Landtagsfraktion bat das Staatsministerium in einer Kleinen Anfrage um Aus kunft, ob es diese Verfügung billige. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, wird diese Frage vom preußischen Kultusminister bejaht. Die weitere Frage, aus welche rechtliche Grundlage sich die angekündigte Maß regel des Provinzialschulkvllegiums stütze, wurde vom Minister mit dem Hinweis aus die 'Anstaltsordnung be- antworler. Eine deutsche Expedition verschollen. Von Indianern gefangen? Die deutsche Indianer-Expedition des Südamerika forschers Dr. A. W. Ade Bäßler, die Mitte Mai d. Js. ausreiste und Ende November wieder in Europa ein treffen sollte, ist gemäß den letzten in Buenos Aires vor liegenden Nachrichten verschollen. Reisende, die vom Gran- Chaco kommen, berichten, sie hätten von Eingeborenen gehört, daß Europäer, unter denen sich auch Leute mit sonderbaren Apparaten befänden, von Indianern über fallen und gefangen wurden. Da Dr. Bäßler mit seinen Filmapparaten diese gefährliche Gegend passiert haben muß, nimmt man an, daß es sich um die deutsche Expe dition handelt. Dr. Bäßler steht im 40. Lebensjahr und entstammt einer Leipziger Familie. Er war lange Jahre im diplomatischen Dienst tätig und wandte sich nach dem Kriege völkerkundlichen Studien zu. Englands Arbeitslosigkeli. Macdonald wieder im Unterhause. In der Montagssitzung des Unterhauses wurde Pre mierminister M a c d o n a l d, als er zum ersten Male seit seiner Rückkehr aus Amerika wieder den Saal betrat, herz lich begrüßt. Im weiteren Verlauf der Sitzung kündigte Schatzkanzler Snowden die Einsetzung eines Aus schusses aus Finanz- und Wirtschaftssachverständigen und Geschäftsleuten an, der Vorschläge zur Entwicklung des Handels und der Industrie und zur Verwendung der über schüssigen Arbeitskräfte ausarbeiten soll. Thomas gab eine allgemeine Darlegung der Lage des Arbeitsmarktes und betonte, daß er niemals behauptet habe, im Besitze eines Zaubermittels gegen die Arbeitslosigkeit zu sein. Dieses sei keine zeitweilige Erscheinung, die mit zeit weiligen Mitteln bekämpft werden könne. Sein Ziel sei, festzustellen, wie durch Aufwendung öffentlicher Gelder Be- schäftigungsmöglichkciten geschaffen werden können, wie man den Ausfuhrhandel aufhelfen und damit die In dustrie beleben könne und wie die großen Hilfsquellen des Reiches zur Erreichung dieser Ziele herangezogen und ''wickelt werden können. Sie Nase der beschlagnahmten dentschen Eigentums in England London, 5. November. Die Ablehnung der englischen Re gierung, das beschlagnahmte deutsche Eigentum sreizugeben, wird, wie verlautet, von deutscher Seite noch nicht als endgültig ange sehen. In den nächsten Tagen dürften weitere deutsche Schritte erfolgen, deren Form allerdings noch nicht feststeht. Es liegt Grund zur Annahme vor, daß es der englischen Regierung in die ser Frage an gutem Willen nicht fehlt, obwohl die Form der eng- lichen Ablehnung einer gewißen Schärfe nicht entbehrt. Zusammenstoß mit dem OnenteMeßzug. Drei Tote, mehrere Verletzte. Sonntag ereignete sich bei der Station Reichenburg in Steiermark ein Eisenbahnunglück. Als der Orientexpreß zug aus der Station fuhr, stieß er in der Nähe der Brücke, sie über die Sau führt, mit einem Güterzug zusammen. Die Ursache des Zusammenstoßes war ein zu früh ge- ,gegebenes Abfahrtssignal für den Güterzug. Obwohl der Lokomotivführer des Orienlexpreßzuges sofort Gegen dampf gab, war der Anprall so heftig, daß der Güterzug den Damm Hinunterrollle. Der Lokomotivführer und zwei Heizer des Lastzuges wurden aus der Stelle getötet, während es im Expreßzug nur einige Leichtverletzte gab. Der Beamte, der durch ein falsches Signal den Zusammen stoß verursacht hatte, wollte Selbstmord verüben und wurde in hoffnungslosem Zustande nach dem Krankenhaus über- geführt. Kleine NackriÄen Zwei Feuerwehrleute durch Rauchgase getötet. Köln. In der Einheitspreisniederlassung in Köln-Ehren- feld brach ein Kellerbrand aus, der bald einen großen Umsang annahm. Die Feuerwehr mußte, um an den Brandherd her anzukommen, einen Teil des Futzbodenbelaas aufschlagen und außerdem einen Teil des Glasdaches durchschlagen, um dem Rauch Abzug zu verschaffen. Bei den Löscharbeiten wurden zwei verheiratete Feuerwehrleute durch Rauchgase getötet, ob wohl sie mit Gasschutzmasken ausgerüstet waren. Zusammengewachsene Zwillinge. Aachen. In einer hiesigen Krankenanstalt wurden Zwillinge geboren, die am Unterleib zusammengewachsen sind und zusammen drei Beine haben. Wie versichert wird, soll das Zwillingspaar durchaus lebensfähig sein. Mit dem Knüppel zu Tode geprügelt. Erkelenz <Reg.-Bez. Aachen). In der benachbarten Ort schaft Hückelhoven wurde vor einiger Zeit das zweieinhalb- lährige Söhnchen des Bergmanns Josten ermordet. Die Er mittlungen haben ergeben, daß die Geliebte Jostcns das Kind mit einem Knüppel zu Tode geprügelt hat, als Josten im Bergwerk arbeitete. Der Vater, gegen den sich zunächst der Bedacht gerichtet hatte, steht anscheinend mit der Tat in keiner Verbindung. Er hatte sich vielmehr mit seiner Frau, von der er getrennt lebte, wieder ausgesöhnt. Ein Baden-Badener Stadtrat in Italien verhaftet. Karlsruhe. Der Oberbürgermeister der Stadt Baden- Baden hat die telegraphische Mitteilung erhalten, daß der Stadtrat und praktische Arzt Dr. Hübner in Ravenna von den italienischen Behörden verhaftet wurde. Wie es heißt, befand sich Dr. Hübner in Begleitung einer Engländerin, über die Gründe der Verhaftung ist noch nichts bekannt geworden. Die Stadtverwaltung hat die deutsche Botschaft in Rom telegraphisch um Intervention gebeten, die auch zugesagt wurde. In Baden-Baden nimmt man an, daß eine Personen- verwechselung vorliegt. Wiederausrollung des Falles Jakubowski. Neustrelitz. Wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, hat die hiesige Strafkammer in Sachen Jakubowski aus Antrag des Verteidigers das Wiederaufnahmeverfahren zugelassen. Sobald das Urteil gegen die Familie Nogens vom Reichs gericht bestätigt sein wird, wird die Strafkammer prüfen, ob das Todesurteil gegen Jakubowski aufrcchtzuerhalten ist oder nicht. Meuterei in einem rumänischen Zuchthaus. Bukarest. Im Zuchthaus zu Dofteana, wo sich 34 Sträf linge seit mehr als einem Monat im Hungerstrerk befinden, ist eine Meuterei ausgebrochen, an der sich jedoch nur einige Sträflinge beteiligten. Die Meuterei steht in keiner Ver bindung mit dem Hungerstreik, sondern ist daraus zurück zuführen. saß drei Sträflingen, die.in eine andere Strafanstalt aolransporuerl wervcn waren, lyre Wertsachen map aus gehändigt wurden. Die Zuchthausleitung ließ ein starkes Aufgebot von Polizeibeamten kommen, mit deren Hilse die Überführung der drei Sträflinge ohne weiteren Zwischenfall durchgestthrt wurde. 10,05 Prozent für Volksbegehren. Berlin. Im Lause des Montags hat sich die Prozentziffer der Eintragungen siir das Volksbegehren von 10,04 auf 10,05 Prozent laut den weiter eingegangenen Meldungen erhöht. Das Urteil im Talmud-Prozeß. Nürnberg. Das Schwurgericht Nürnberg verurteilte den Abgeordneten Hauptlehrer a. D. Julius Streicher wegen Religionsvergehens, begangen durch die Presse, zu zwei Monaten Gefängnis und den Buchhändler Karl Holz wegen fortgesetzten Religionsvergehens, begangen durch die Presse, zu drei Monaten 15 Tagen Gefängnis. Buchdruckereibesitzcr Hilz wurde sreigesprochen. Die Angeklagten hatten die jüdische Religionsgemeinschaft in Artikeln des Stürmer durch falsche Wiedergabe von Talmudstellen beleidigt. Annahme des Schiedsspruches in der Grotzschifsahrt. Hamburg. Der Schiedsspruch im Lohnstreit zwischen den Reedereien und den seemännischen Berufsverbänden, der eine 5)4-Prozentige Erhöhung der bisherigen Tarifsätze für die Dauer von 23 Monaten Vorsicht, wurde einstimmig an genommen. Ein Kindesmörder zum Tode verurteilt. Meseritz. Das hiesige Schwurgericht verurteilte den 25-jährigen Landwirtssohn Bruno Machus aus Schweinert- Hauland, Krs. Schwerin a. d. W^ der am 15. Juni d. I. sein drei Monate altes uneheliches Kind in Schwerin a. d . W. erdrosselt hat. zum Tode. Udrzal mit der Kabinettsbildung betraut. Prag. Der Präsident der Republik hat den bisherigen Ministerpräsidenten Udrzal mit der Kabinettsbildung betraut. Die deutsch-polnischen Wirtschaftsverhandlungen. Warschau. Die Verhandlungen über das deutsch-polnische Wirtschaftsabkommen sind in Warschau wieder ausgenommen worden, nachdem in den letzten Wochen Vorbesprechungen über Art und Umfang des Abkommens stattgefunden hatten. König Georg wieder in London. London. König Georg, dessen Gesundheitszustand aus gezeichnet ist, Hai sich von Sandringham nach London begeben, wo er Staatsgeschäste erledigen wird. Hus unserer fleinist Wilsdruff, am 5. November 1929. Merkblatt für den 6. November. Sonnenaufgang 7°' ii Mondausgang 12-" Sonnenuntergang 16-°!! Monduntergang 1V° 1771: Alois Senefelder, Erfinder des Steindrucks, geb. Wer kann Arbeitslosenunterstützung erhalten? Arbeitslosenunterstützung kann erhalten, wer arbeitsfähig, arbeitswillig, aber unfreiwillig arbeitslos ist und die Anwart schaft erfüllt hat. Diese Voraussetzungen haben in der Novelle vom 15. Oktober 1929 zum Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung eine Reihe von wichtigen Klärungen, Ergänzungen und Abänderungen erfahren; so ist bestimmt, daß in Zukunft der Antrag eines Arbeitslosen aus Arbeitsunter stützung nicht mehr wegen Arbeitsunfähigkeit abgelehnt werden varf, wenn ihm eine andere öffentliche Versicherungsein- richiung, insbesondere die Invalidenversicherung, eine Rente, z B. eine Invalidenrente, deshalb abgelehnt oder entzogen bat. weil er nicht als arbeitsunfähig, invalide oder berufsuniädig anerkannt werden könne. Ein Arbeitsloser kann also jetzt nicht mehr zu seinem Nachteil von einer Versicherungseinrichtung als arbeitsfähig und von der andern als arbeitsunfähig behandelt werden. Der Begriff der Arbeitslosigkeit ist jetzt im Gesetz festgelegt, und zwar nach drei Richtungen hin: 1. Arbeitslos kann im Sinne des Gesetzes nur sein, wer berufsmäßig überwiegend als Arbeitnehmer tätig zu sein pflegt, also nicht der wirtschaftlich Selbständige, auch nicht, wenn er vorübergehend bezahlte Arbeit verrichtet hat. 2. Arbeitslos ist nur, wer vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhültnisse steht, also nicht der vom Arbeitgeber nur Beurlaubte. 3. Arbeitslos ist nicht, wer den erforderlichen Lebensunter halt durch selbständige Arbeit, insbesondere als Landwirt oder Gewerbetreibender, erwirbt oder durch Fortführung eines vorhandenen Betriebes erwerben oder im Be triebe des Ehegatten, der Eltern oder der Vor eltern, von Abkömmlingen oder Geschwistern den gemeinsamen Lebensunterhalt miterwcrben kann. Bei der Beurteilung ist auf die Tatsache der häuslichen Gemeinschaft und die örtlichen Lebensgebräuche besonderer Wert zu legen. Inhaber von Wandergewerbescheinen gellen in keinem Fall als arbeitslos. Durch diese gesetzliche Begriffsbestimmung ist insbesondere klargestellt, daß die Arbeitslosenunterstützung nicht an Kleinbauern gegeben werden darf, die einen Teil des Jahres als Saisonarbeiter tätig sind, im übrigen aber von ihrem Landbesitz ausreichend leben können. Diese Frage wurde bisher in der Rechtsprechung unterschiedlich beurteilt. Endlich ist die Anwartschaft aus die Arbeitslosenunter stützung erschwert worden einmal dadurch, daß für die erst malige Gewährung seit Bestehen der Arbeitslosenversicherung, also seit dem 1. Oktober 1927, eine Anwartschaft von 52 Wochen statt wie bisher von 26 Wochen vorgeschriebcn ist. Erschwert ist die Anwartschaft auch bei Beschästigungen, die nur mit erheblichen Unterbrechungen ausgcübt werden. Hat die Arbeitszeit des Arbeitnehmers weniger als 24 Stunden in oer Woche betragen oder hat er weniger als vier Stunden am Tage gearbeitet, so werden bei der Berechnung der An wartschaft zwei Tage für einen gerechnet. Tage, an denen ein Arbeitnehmer erwerbsunfähig krank war, können trotz Fort bestehens des Beschästigungsvcrhältnisses bei der Feststellung oer Anwartschaft nicht mitgerechnet werden. * Spätherbst. Etwas Melancholisches liegt um den Spätherbst, so wie er gegenwärtig sich offenbart. Leben und Tod, diese beiden Gegenpole des Weltgeschehens finden in der Uebergangszeit des Spätherbstes eine wunderliche Mischung. Alte Anklänge an ge wesenes, die niemals ganz »erlöschen wollen, stellen eine letzte be scheidene Rückerinnerung her an den Sommer mit allen seinen so rasch verrauschten Freuden. Und das kalte, nüchterne, tote Winter bild, dem wir entgegengehen, blickt hämisch durch diese letzten ver- blasfenden Bilder gewesener Freuden. Man tut gut in diesen Ta gen, mit einem gewissen Teil Fatalismus, d. h. mit der Einsicht, das Leben so nehmen zu müßen, wie es uns vom Schicksal beschert wird, den weiteren Verlauf der Dinge abzuwarten. Vielleicht wirkt der Spätherbst in dieser Hinsicht unbewußt erzieherisch, in dem er auch denjenigen unter uns, deren optimistisches Tempera ment dem tatsächlichen Lauf der Dinge nicht so rasch zu folgen vermag, gewiße eherne Notwendigkeiten des nüchternen Erkennens einhämmert Frau Clara verw. Roßberg ch. Ein sanfter Tod endete heute vormittag Leben und Leiden der Frau Claraverw. Roß - berg. Im Juni feierte sie noch in erfreulicher Rüstigkeit ihren 80. Geburtstag. Mit ihr ging eine Wohltäterin der Armen zur ewigen Ruhe ein. Jahrzehntelang stand fie dem hiesigen Fraucnvcrein
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