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Händler aus der Kapkolonie, die hier oben, wo in dem gras reichen Ngamiland die Rinder billig waren, Vieh aufkauften, um es durch die Wüste nach Transvaal zu schaffen und dort mit gutem Gewinn wieder abzusetzen. „Wie gesagt, Pieters", wandte sich der Aeltere an seinen Begleiter, „gestern morgen lieferten die Bakalahari die letzten 206 Damararinder ab. Wir haben jetzt 1000 Haupt zusammen und können heute gegen Abend ausbrechen. Nur bleibt die Frage: Welchen Weg nehmen wir?" „Ich weiß, Ihr geht lieber über Okwa nach Lobatsie", entgegnete Pieters, „aber ich möchte doch lieber direkt nach Palapye ziehen. Wir gewinnen vier volle Tage, und Ihr wißt, Bouman, Zeit ist Gew." „Gewiß, wenn wir wirklich Wasser finden!" „Der Buschmann gestern versicherte bestimmt, daß beide Wasserlöcher gefüllt sind, und dann ist doch keine Gefahr." „Nein, dann nicht. Wenn der Schwarze sich nur nicht irrt! Aber Ihr mögt recht haben, vier Tage sind vier Tage. Ich bin einverstanden, wir gehen nach Palapye", schloß Boumann. — Kurz vor Sonnenuntergang brach man auf. Voran die beiden Buren, hinter ihnen, von einem Dutzend eingeborener Treiber bewacht, die 1000 Rinder. Man marschierte des Abends und des Nachts, tagsüber wurde wegen der unerträg lichen Sonnenglut gerastet. Die ersten Tage ging alles nach Wunsch, dann, am fünften, km die Enttäuschung: Die Wasser stelle Lehuititang, auf die man gerechnet hatte, war trocken; si. enthielt kaum etwas feuchten Schlamm. Der Buschmann hatte gelogen! Was nun? Die Lage war ernst, Umkehr unmöglich. Es galt, in Eilmärschen die nächste, drei Tagereisen entfernte Wasserstelle zu erreichen. Also vorwärts durch den glühenden Sand! Schon zeigten einzelne Tiere Zeichen von Erschöpfung, aber Schonung gab es nicht. Durch hohe, dichte Staubwolken, die in Augen und Nüstern drangen, mußten sie vorwärts, dem rettenden Wasser entgegen. — „Seht Ihr dort rechts die drei auffallend rot gefärbten Klippen?" fragte am Abend des achten Tages Bouman seinen Begleiter. „Wir sind jetzt nahe der Wasserstelle; es mögen noch etwa 20 Kilometer sein. Wir müssen uns jetzt trennen. Wenn die ganze Herde zugleich ankommt, können wir die Tiere nicht halten, sie würden sich in das flache Wasser stürzen, und nicht die Hälfte bekäme genug. Ich reite jetzt mit dem einen Teil voraus. Nach einer guten Stunde, wenn sie getrunken haben, kommt Ihr mit dem Rest nach. Ich lasse Euch vier Nigger hier. Das muß genügen." „Schön, Bouman", entgegnete Pieters, „nur beeilt Euch, die Tiere sind schon halb verrückt vor Durst. Gut, daß der Wind auf das Wasser zu steht, sonst könnten wir etwas er leben." — Bouman winkle acht Eingeborenen, diese sonderten die Hälfte der Herde ab, und der Trupp setzte sich in Bewegung. Nach wenigen Stunden war die „Pfanne" erreicht, eine flache Mulde in dem gelbbraunen Kalkstein. Welches Glück, sie war reichlich mit dem kostbaren Naß gefüllt! Gierig drängten die ausgedürsteten Rinder nach vorn. Nur mit Mühe konnten die schwarzen Treiber sie mit Hilfe langer Stöcke so weit bändi gen, daß nicht die ganze Herde in das Wasser trat und damit dieses für den folgenden Trupp ungenießbar machte. In langen, durstigen Zügen tranken Mensch und Tier. Plötzlich erscholl die schrille Stimme eines Eingeborenen: „Achtung, Herr, die anderen Tiere kommen!" Bouman richtete sich auf. Pieters sollte doch eine Stunde Abstand halten, und jetzt waren kaum zehn Minuten vergangen. Verwundert blickte er nach Westen. Dort erhob sich eine schnell heran kommende Staubwolke, dumpfes Gebrüll erklang aus ihr, und im nächsten Augenblick stürzte, wahnsinnig vor Durst, der Rest der Herde heran. Der Wind War umgesprungen die Tiere hatten auf mehr als 20 Kilometer das Wasser gewittert und sich von den wenigen Treibern nicht halten lassen. Mit rot unterlaufenen Augen, alles vor sich nieder stampfend, rasten sie wie eine lebende Mauer auf die Wasserstelle zu, die friedlich trinkenden Ge fährten mit sich fortreißend. Im nächsten Augenblick bot die Pfanne ein furchtbares Bild. Tausend Rinder wälzten sich in dem flachen Wasser, rücksichtslos mit den Hörnern gegen einander wütend. Rippen krachten, Knochen brachen. Die langen, scharfen Hörner rissen den im Wege Stehenden Hals und Flanke auf. Das Blut spritzte hervor. Was fiel, wurde erbarmungslos zu Boden gestampft. In wenigen Minuten war das eben noch braune, aber doch einigermaßen reine Wasser eich mit blutigem Schlamm gefüllter Sumpf, in dem tote und sterbende Rinder zu Haufen lagen, aus dem das Wasser aber verschwunden war. Die beiden Weißen mit ihrem Dutzend schwarzer Treiber waren machtlos. Kaum hundert Tiere konnten sie nach einiger Zeit zusammen treiben, mit denen man die Reise fortsetzte. Noch 40 davon gingen ein, bevor nach weiteren fünf Tagen durch die erbarmungslose Sonnenglut Palapye erreicht war. — „Wir hätten doch lieber nach Lobatsie gehen sollen", äußerte Bouman zu seinem Gefährten, als beide, selbst zu Tode erschöpft, mit ihren 60 ausgemergelten, sich mühsam vorwärts schleppenden Rindern, dem Rest der stolzen Herde, in die alte Negerhauptstadt einzogen. „Das kommt davon, wenn man sich auf Buschmänner verläßt. Jetzt können wir beide wieder von vorn anfangen!" Die Brücke Skizze von Martha Griem. Schwer und dicht lag der Nebel über dem Wasser. Die Sirenen heulten schaurig durch die Nacht, und fern rasselte ein Anker dumpf in die Tiefe. Heinz Littow ging mit eingezogenen Schultern frierend am Ufer entlang. Müde setzte er einen Fuß vor den anderen, als würde er vorwärts geschoben. Die Augen starrten in der Nebel und suchten die Brücke; sie mußte ganz nahe sein, doch man sah sie nicht. Und leise staunte er in sich hinein, wie vor sichtig er ging, um in der Dunkelheit nicht zu fallen. Es wai ja doch gleich alles vorbei. Bis zur Brücke noch, — danv würde er sich mit geschloffenen Augen gleiten lassen ir graue Nebel — in dunkle Wasser — ins Nichts. So jung war er noch, so siegend jung — und würde doch niemals siegen. Er hatte das Ziel nicht erreicht. Und er würde auch im nächsten Jahr das Examen nicht bestehen, weil ei den gestellten Anforderungen einfach nicht gewachsen war. Dat wußte er. Das Schlimmste aber war, daß niemand ihm hals niemand ihn zu anderen Aufgaben, anderen Zielen führte. Sc blieb nur der eine Weg, den der Vater ihm selbst gezeigt Er hörte sie noch, die harten Worte: „Wenn Du durchfällst wenn Du mir die Schande antust, Junge, schlage ich Dies tot. Du brauchst gar nicht erst heimzukommen." Hein- krampfte die Hände zusammen. Gut denn, er würde nich heimkommen, jetzt nicht und nie mehr. Die Wellen klatschten unheimlich gegen das Land, di< Nebelhörner heulten immerfort. Es war eine schaurige Me lodie, die nicht das Lied des Lebens sang. Aber sprach da nicht jemand? Waren denn Menschen hie: draußen außer ihm? Vor der Brücke lag ein Kahn, von dorl mußte es kommen. Vielleicht war der Schisser mit seine: Frau noch auf Deck. Jetzt hörte man deutlich eine Männer stimme. Rauh und brüchig klang sie und doch gütig zugleich „Eines mußt Du mir versprechen, Erika, Du darfst nie Wiede: jedes Wort auf die Goldwaage legen. Himmel, man sagi manchmal etwas im Zorn und meint es doch gar nicht so/ Heinz hielt den Atem an und schloß die Augen; langsam ließ er den Kopf in den Nacken sinken. Wie etwas Unfaßbares, Unerhörtes kamen die Worte auf ihn zu und umklammerter ihn, daß ihm alles Blut jäh zum Herzen strömte. So stanl er lange und wartete — auf irgend etwas, auf ein Weitere- Wort. Doch alles blieb still. Die beiden Menschen waren woh längst in ihre Koje hinunter gegangen. Da strich sich Heinz Littow wie erwachend über die Stirr und ging mechanisch der Brücke zu. Willenlos setzte er sich au die Stufen, von denen er ins Uferlose gleiten wollte. „Man sagt manchmal etwas im Zorn und meint es ga: nicht so." — Galt das nicht ihm, gerade ihm? Langsam sprack er es vor sich hin, immer wieder, bis er es endlich ganz be griff und er den Worten tief auf den Grund sah. Da wußü Heinz, daß er einen falschen Weg gegangen war. Schmerzlick und doch erlöst blickte er in die Fluten unter der Brücke. Die Nebelschwaden wurden schwächer. Der Morgen graute. Heinz Littow ging den Weg zurück, den er gekommen war; als ein Gesunder, mit starkem Wollen. Der Vater öffnete ihm selbst die Tür. Eine durchwachte Nacht lag hinter ihm, eine Nacht, die nur immer wieder den einen schrecklichen Gedanken barg: Er tut sich ein Leid an, und ich bin schuld daran, ich allein. — Derb Packte er seinen Jun gen an den Schultern und schüttelte ihn: „Daß Du mir weuigstens keine Dummheiten gemacht hast!" Weiter sagte er nichts. Heinz Littow aber fühlte zum ersten Mal, daß Derb heit oft nur versteckte Liebe ist, und daß nun alles gut werden würde. brauchbares Metall gaben. Das Metall ist später Bronze genannt worden. St 's O 2- 8 o L 8 St -- St ' >o S S 8-S) 8 8c- LS) 8 ov 8 o -O Q 8 St 8 § L «2 «> Q — S<v -n o- 'S G 8O-Z - D 8 S s - § 8 8 8 sÄ