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MlsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Sipfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 R^ch»,' Pfennig, die 3gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebüur 20 Steichspfenuige. BOr- geschriebe-neErscheinung-- rage und Platzvarschrtfte« werden nach Möglichkeit rn sv re m er : Amt Wilsoruft 9tr. 6 berücksichtigt. Anzei-e«- annahme bis norm.10 Ubr. — — - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattansprech erlischt, wenn der Betrag dnrch Klage eingezogen werden muß oder derAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeige» nehmen alIe Bermittlun gsfteIlen ent«reaen. ^r,n«>klcktiE erscheint an allen Werktagen nachmittag!» 5 tthr. Bezugspreis: Bei Abholung in «^chgftss,. Uc un„ Au.o°d-st,ll,n 2 RM. im b.> ' nft-Uunt durch »» B°ltn 2,ZV AM., d-^ftd-st-llung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umqeaend n'5m F-.. °°Un« »cm-i,. irn-s °°-r d'in A«,pruch ouf LG<-rung ^Zmüng°d'°KIirjungd» B.zug.p«il«. - ^ü-to.nduno -in.-I-ud'-r SchnfiMch- ns»lg< nur, m-°u P°rI° bnU-gi. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 193 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruff- Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 20 August 1929 Tritt der Reichstag bald zusammen? Der Reichstag wurde Anfang Juli in die Sommer ferien geschickt, nicht mit der sonst üblichen Voraussetzung, erst im Spätherbst wieder zusammenzutreten. Angesichts der außenpolitischen Lage und anderer dringender gesetz licher Maßnahmen erhielt der Präsident die Ermächti- gung, das Haus nach eigenem Ermessen zusammenzu berufen. Man rechnete damiß daß der Reichstag im August, spätestens Anfang September wieder zu sammentreten müsse. , Seit Anfang des Jahres hatte in Paris der Sach verständigenausschuß getagt und endlich den Young-Plan fertiggestellt. Trotz vieler Schönheitsfehler und trotz vieler Bedenken auf allen Setten hatten sich die betreffen den Regierungen im allgemeinen auf den Boden des Planes gestellt, so daß man annehmen konnte, die Ver handlungen zwischen den Regierungen selbst würden sehr schnell verlaufen. Es gab da aber zunächst das große Hindernis, daß man sich über den Beginn dieser Ver handlungen nicht einigen konnte. Dazu kam der Re gierungswechsel in England, der neuen Aufenthalt brachte. Dieser schien Frankreich gar nicht so un angenehm zu sem, kam man doch um die unangenehme Pflicht herum, sich möglichst rasch über den Endtermin der Rh einland besetzun g äußern zu müssen. Nun schleppen sich augenblicklich die Verhandlungen im H a a g zögernd weiter. Möglicherweise gehen sie aus wie das Dornberger Schießen, um in anderer Form im September wahrend der Völkerbundtagung aufzuleben. Aus den Haagverhandlungen läßt sich m>o zurzeit noch nicht übersehen, wann der Rcichs- S Z^er zusammentreten soll. -nm die Stellungnahme des Parlaments Nei»3^u "g-Plan noch in der Ferne liegt, so hat der ratnnoÄ? Umwänden genug dringenden Be- 'Aff, der seine frühere Einberufung rechtfertigen de? in erster Linie die Frage der Neso?m Schmerzenskind i " "<5* l' cherung. Welches bab^ m.>,"° das d"bei bisher geübte Verfahren ist, großer ^eil de^n?^ genügend erfahren. Ein vis bei der Balancierung aelührt ans^ Defizits in ihm werden zurück- gefuhrt auf ine Zuschußsummen, welche die Arbeitslosen versicherung erforderte. Durch eine Reihe Provisorischer Maßnahmen hat man es verhindert, daß das durch diesen Gegenstand in der Neicbskasse entstandene Loch nicht großer wurde, Liese Maßnahmen haben aber große Un- w.'ndi^^scki.'^ die Reform unbedingt not ¬ wendig erscheint. Um ernen ungestörten Verlaus der späteren Ncichstagsar^ z« ermöglichen, wäre baldig- Klärung erwünscht. Zur Erledigung der Arbeitslosen- Eine andere von den Parteien ebenso umstrittene Frage und zur Erledigung drängende Angelegenheit ist diejenige des Gesetzes zum Schutze der Repu blik. Während die Opposition hier keinen besonderen Wert auf das Wiederaufleben dieses oder eines ähnlichen Gesetzes legt, tritt ein Teil der Regierungsvarteien sehr energisch für eine baldige Ersetzung des im Reichstage mangels einer Zweidnttelmaiorttät gefallenen Gesetzes durch ein neues ein. Gerade wegen der Meinungsver schiedenheit wäre es im Interesse des inneren Friedens dienlich wenn der hier vorhandene Zündstoff möglichst bald unschädlich gemacht würde. Wenn das Thema aus der öffentlichen Diskussion verschwände, so bedeutete das schon einen Gewinn. Man wird allerdings sagen, daß es besser ist, erst den Voung-PIan unter Dach und Fach zu bringen, weil ttne Erörterung über innenpolitische Probleme leicht eine Krise Hervorrufen könnte. Eine solche will man ver meiden. Das haben die Regierungsparteien bezüglich des Arbeitslosenproblems zugesägt. Eine ähnliche Abmachung ließe sich auch beim Gesetze zum Schutze der Republik treffen. Ob das geschehen wird, steht dahin, immerhin könnte eine plötzliche Einberufung des Reichstages kaum überraschen. „Graf Zeppelin" in Tokio. Der Jubel der Japaner. Im Fernen Osten, im Bannkreis der japanischen Hauptstadt Tokio, ist „Graf Zeppelin" zu kurzer Rast auf seiner Weltfahrt niedergegangen. Als er am Montag mittag unter dem endlosen Jubel der Bevölke rung von behenden japanischen Soldaten, die zu diesem Zweck vorher besonders ausgebildet worden waren, in die Luftschiffhalle gezogen wurde, da empfing mtt weitgeöffneten Toren ein Landsmann den Weit gereisten. Stand doch die japanische Zeppelinhalle früher auf märkischem Sande in Jüterbog, von wo aus ste nach dem Kriege als Reparationsleistung nach Japan gebracht worden war. Der Jubel in dem festlich geschmückten Tokio war unbeschreiblich. In den Straßen wehten überall neben den japanischen Fahnen die Farben des Deutschen Reiches. Vor der deutschen Botschaft staute sich eine be- l jeder keim MmWe des MmmMM Die Haager Besprechungen Haag. Im Oranje-Hotel kam Ministerpräsident Briand mit Reichsaußenminister Dr. Stresemann am Montag nach mittag zusammen. Wie es heißt, hatten beide eine Aussprache über die Räumungstermine, die Frankreich Deutschland ein räumen zu können glaubt. Nach der Aussprache zwischen Briand und Stresemann war eine Zusammenkunft aller an der Räu mung interessierten Mächte vorgesehen. Die Sitzung fand auch tatsächlich in dem Hotel statt, tn dem die englische Delegation ihren Sitz hat. Es nahmen an ihr teil: Briand, Huvsmans, Henderson und Dr Stresemann, letzterer in Begleitung des Ministers für die besetzten Gebiete, Dr. Wirth. Die Unterredung dauerte eine Stunde und betraf tm wesentlichen, nach Mitteilung eines Teilnehmers, Sie mit der Räumung zusammenhängenden finanziellen Fra gen sowie die Prozedur, die nach Erledigung des dem Ju- ristenkomilee erteilten Auftrages anzuwenden wäre. Bei dieser Prozedur handelt es sich um die Frage der Feststellung ser Vergleichskommission Diese wird bisher im Schoße des Juristenkomitees geprüft, das ebenfalls im Laufe des Montags nachmittags seine Arbeiten fortsetzte. Eine erneute Zusammenkunft der betreffenden Außenminister ist für Mittwoch vorgesehen, um sich niit den bis dahin zu erwarten den Vorschlägen des Juristenkomitecs zu befassen Das Juristenlomitee wird Dienstag wieder zusammentreten. Jur Unterredung Briand-Stresemann Haag, 19. August. Die Unterredung zwischen Stresemann und Briand dauerte am Montag nachmittag über eine Stunde. An der Unterredung nahmen außer den beiden Ministern ledig lich die Dolmetscher der beiden Abordnungen, Pros. Hesnard und Dr. Schmidt, teil. Nach Ausgang der Unterredung wurde entge gen dem Gebrauch keinerlei Mitteilung von irgendeiner Seite ge macht. Unmittelbar im Anschluß daran begann im Grand Hotel sodann die seit Sonnabend verschobene Besprechung der Be satzungsmächte, die der amtlichen Bekanntgabe der Räumungs mächte dienen soll. «k Roch Kei« MMWiemin Haag, 19. August. Die für Montag angekündigte Be kanntgabe der Räumungstermine ist ausgeblieben. Ein fester Zeitpunkt für die Bekanntgabe der Räumungsdaten ist nicht an gesetzt worden. Der französische Ministerpräsident Briand hat in der Sonnabendunterredung Stresemann die Bekanntgabe des französischen Räumungstermin für Montag zugesichert. Von Sei ten der deutschen Abordnung wird über die Montagunterredung zwischen Stresemann und Briand, in der mit großer Spannung die Bekanntgabe der fanzösischen Stellungnahme in der Rhein- landräumung erwartet worden war, lediglich milgeteilt, daß kei nerlei Bekanntgabe über den Inhalt der Unterredung gemacht werden könnte. Frankreich verschleppt -lavviWg die MvMU Haag, 19. August. Von Seiten der deutschen Abordnung wird die trotz der Ankündigung Briands am heutigen Montag nicht erfolgte Bekanntgabe des französischen Räumungstermins damit begründet, daß die französische Regierung im Falle einer vorzeitigen Bekanntgabe ihrer Räumungstermine auf große in nerpolitische Schwierigkeiten stoßen würde und die Stellung des französischen Kabinetts aus das ernsthafteste gefährdet werden könnte. Jedoch läßt man offen, ob nicht Briand möglicherweise Stresemann die französischen Räumungstermine vertraulich be reits mitgeteilt habe. Demgegenüber wird von französischer und belgischer Seite übereinstimmend erklärt, daß Briand weder in der Unterredung mit Stresemann noch in der Viermächte-Bespre- chung irgendwelche Mitteilungen über die französischen Räu mungstermine gemacht habe. — Man steht somit vor der Tat sache, daß die französische Regierung die Bekanntgabe ihrer Räu mungstermine infolge richtiger Weiterführung ihrer bisherigen Haltung nach wie vor verschleppt. Die Stockung, die in den poli tischen Verhandlungen der Konferenz seit den letzten Tagen be steht, wird hierdurch aufs neue in schärfster Weise gekennzeich- M net. Für die französische Regierung ist die Nheinlandräumung le diglich ein Teil der Gesamtregelung sämtlicher schwebenden poli tischen Fragen, d. h. der Saarfragen, der Rheinlandkontrolle und neuer finanzieller deutscher Lasten in Ausdehnung des Boung- planes. Die Rheinlandräumung wird, wie dies mit jedem Tage deutlicher zutage tritt, von Frankreich zu einem politischen Han delsgeschäft gemacht. Demgegenüber steht die bisherige Auffaf- sung der Reichsregierung, daß die Rheinlandräuung bedingungs los sofort und unabhängig von der Annahme und Durchführung des Poungplanes sowie unabhängig von der Regelung der Saar frage zu erfolgen habe. Dar Haager MsWel für ÄeuWM aicht lSvger erträglich Haag, 19. August. In den Montag-Abendstunden verliest sich in allen Konferenzkreisen das Empfinden, daß der heutige Montag eine neue Verschärfung der Lage gebracht hat. Während bisher ausschließlich die Finanzkrise die Kvnferenzarbeiten be herrschte, ist mit dem heutigen Montag die politsche Frage aufs schärfste in den Vordergrund gerückt. Die von Briand nicht ge haltene Zusage, den Räumungstermin bekanntzugeben, hat für die deutsche Abordnung eine schwere, fast unerträgliche Lage geschaf fen. In den deutschen Kreisen wird Briands Haltung als unehr lich und unwahr bezeichnet. Das Vertrauen, das von gewißen deutschen Stellen bisher Briand entgegengebracht worden ist, hat sich von neuem als irrtümlich und unbegründet erwiesen. Die deutsche Regierung wird jetzt aus der durch Briand geschaffenen Lage die notwendigen Schlüsse ziehen müssen, wenn sie über haupt noch auf dieser Konferenz eine Klärung der Räumungs- srage in der einen oder anderen Hinsicht erreichen will. Die fran zösische Regierung wird jetzt vor die endgültige Entscheidung ge stellt werden müßen, ob sie überhaupt ehrlich an eine Räumung des Rheinlandes denkt, oder ob weitere Verhandlungen als nutz los anzusehen sind. Auch in vielen Kreisen der anderen Abordnun gen empfindet man die französische Haltung in der Räumungs frage als ein unehrliches Spiel mit Deutschland. Die französische Taktil liegt ossen auf der Hand. Man will nach bisher jahrelang geübten Methoden die Entscheidung über die Hauptfragen der Konferenz bis auf die letzte Stunde hinauszuschieben, um dann Deutschland in die Zwangslage zu bringen, entweder weitgehende Zugeständnisse in allen großen Fragen machen zu müßen oder die Verantwortung sür einen Abbruch der Verhandlungen auf sich zu nehmen. Die Versuche Frankreichs, Deutschland in eine derartige Stellung zu bringen, treten jetzt deutlich hervor. In den finan ziellen Fragen will man in einer Schlußsitzung der deutschen Re gierung eine Reihe von Forderungen vorlegen, die auf Abände rung des Houngplanes in der Richtung neuer Lasten für Deutsch land hinauslausen. Das gleiche Spiel wird man in den poli tischen Fragen treiben. Die Haltung Briands in der Räumungs frage hat heute mit einem Schlage die französische Taktik klar ausgedeckt. Die Verquickung der Räumungsfrage mit 'der finan ziellen Frage, die von Frankreich systematisch seit dem ersten Tage der Konferenz betrieben wird, kann aus deutscher Seite nur auf das allerschärfste und energischste abgewiesen werden. Die deut sche Oeffentlichkeit muß jetzt an die deutsche Regierung die For derung richten, daß sie endlich Klarheit schasst. England drSngt ans Abbruch im Haag London, 19. August. Der schleppende Verlauf der Haa ger Finanzverhandlungen Hal dazu geführt, daß nun die Geduid in englischen Kreisen langsam zu Ende zu gehen droht. Es besteht eine ausgesprochene Stimmung dafür, daß Snowden nach London zurücktehren sollte, wenn auch der nun von den Sachverständigen unterncmmene Versuch, die englischen Forderungen zu befriedi gen, wiederum ergebnislos sein sollte. Ob diese Stimmen an Zug kraft zunehmen, hängt im wesentlichen von dem weiteren Verlauf der Haager Verhandlungen ab. Aber es kann lein Zweifel be stehen, daß die Kreise, denen ein Abbruch im Haag nicht mehr so gesährlich zu sein scheint, langsam an Boden gewinnen und Snowden auch für diesen Fall auf eine unerschütterliche Mehr heit der öffentlichen Meinung rechnen kann. sonders große Menschenmenge, und der Flugplatz war dicht mit von überallher herbeigeeilten Menschen besetzt, die mit nicht endenwollenden Jubelrufen den deutschen Luftkreuzer begrüßten, als er nach einigen Schleifen zur Begrüßung der Stadt in majestätischem Fluge sich zur Erde senkte. Die zweite Etappe der großen Weltfahrt des „Gras Zeppelin* ist glücklich beendet: Lake Hurst- Friedrichshafen, Friedrichshafe n—T okio. Auf der letzten Wegstrecke hat Dr. Eckener mit feinem treuen Schiff rund 12 009 Kilometer zurückgelegt und dafür nicht viel mehr als 100 Stunden gebraucht. Eine neue Rekordleistung in der Schnelligkeit der Luftschiffe. Was aber noch weit mehr wert ist, das ist die Erbringung des Beweises, daß das Luftschiff imstande ist, sich einen sicheren Weg unter Umgehung gefährlicher und hinderlicher Luftströmungen und Witterungszonen zu suchen. Wenn Dr. Eckener nicht den ursprünglich ge planten kürzesten Weg nahm, sondern eine nördlichere Bahn einschlug, so geschah es, um, wie der Seemann Riffe und Untiefen umschifft, unzuträglichen Winden und Unwettern aus dem Wege zu gehen. Er wollte den Kampf mit den Elementen vermeiden, und dies gelang ihm da durch, daß er ihnen aus w i ch. Dieser glänzende Erfolg wird die Zuversicht in die Manövrierfähigkeit des Schiffes und seine sichere Führung noch weiter erhöhen und den Glauben an die Zukunft des deutschen Luftschiffes stärken. Tintenfisch und Geishatanze. Die Bewirtung der Zeppelingäste. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" wurde uuter Mithilfe der 500 von der japanischen Kriegsmarine bereitgcstelltcn Matrosen sicher in der Luftschiffhalle Kasumigaura unter gebracht. Nach Erledigung der Zollformalitäten, die nm kurze Zeit in Anspruch nahmen, verlieben die 20 Vasiaaiere