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Schiedsspruch über den Mameliarif und über das Mehr- heiisabkommen für den Ruhrbergbau als verbindlich erklärt. Die Studentendemonstration in Berlin. Berlin. Nach einer Mitteilung des Polizeipräsidenten wurden insgesamt els Personen, die an der Kundgebung eines Teiles der Studentenschast teilgenommen hatten, darunter zwei in Mütze und Couleurband, zwangsgesteüt und der Ab teilung l eingeliesert. Sie werden sich wegen Verletzung des Bannkreisgesetzes, wegen tätlichen Angrifjes und wegen Widerstands zu verantworten haben. Zum Erfurter Bankiersmord. Erfurt. Wie wir zu der Vergiftungsangelegenhcit beim Bankhaus Heinrich Ullmann in Erfurt weiter erfahren, hat die Firma in engster Verbindung mit dem vor einigen Tagen in Konkurs gcralenen Bankgeschäft Philipp Wolfs-Magdeburg gestanden. Unter dem Eindruck der Mitteilung von dem bei diesem Konkurs erlittenen Verlust sollen die Brüder Ullmann Sen Bcichlup, zu ihrem letzten Schritt gefaßt haben. Außerdem besteht die Vermutung, daß das Bankhaus Heinrich Ullmann doch seit einiger Zeil unter Kapitalmangel gelitten hat. Winterwettei auf der Schneekoppe. Hirschberg. Am Freitag wurden von der Schneekoppe zwei Grad Kälte und ein Zentimeter Schnee gemeldet. Auch in den vergangenen Tagen hat es im Riesengebirge verschie dentlich geschneit bei Temperaturen unter und uin 0 Grad herum, doch war der Schnee nicht liegengeblieben. Die ge schlossene Schneedecke aus der Schneekoppe im Sommer ist eine sehr seltene Erscheinung. Fünf Straßen durch Rohrbruch überschwemmt. Myslowitz. Durch einen Rohrbruch wurden hier fünf Straßen unter Wasser gesetzt. Der Schaden ist sehr hoch, da es sich vorwiegend Um Geschäftsstraßen handelt. Der Rohr bruch ist daraus zurückzuführen, daß die Rohre, die gespült werden sollten, durch den zu starken Druck an den Muffen aus einanderrissen. Notlandung eines Verkehrsflugzeuges. . Remagen. Zwischen Remagen und Kripp mußte das Ver kehrsflugzeug v. 1605 der Deutschen Lufthansa wegen Störung in der Brennstoffzuleitung notlanden. Die Landung verlies trotz des schlechten Wetters glatt. Das Flugzeug befand sich aus dem Fluge von Zürich über Frankfurt und Köln nach Essen. Der neue Danziger Völkerbundlommissar. Danzig. Freitag empfing der Oberkommissar des Völker bundes, Gras Gravina, die Vertreter der Danziger Presse. In seiner Ansprache betonte er, daß die mannigfachen Schwierig keiten in Danzig die Urheber der Verträge veranlaßt hätten, einen internationalen Kommissar einzusetzen. Graf Gravina verwies auf die Äußerung Mussolinis über die Möglichkeit der Abänderung der Verträge, betonte aber, daß es sich heute darum handele, aus der Grundlage der heute bestehenden Ver träge in friedlicher und dem allgemeinen Wohl nützlicher Arbeit zusammenzuwirkcn. Das Flugzeug der Frau Gentry abgestürzt. Roosevelt Field. Das Flugzeug, mit dem Frau Gentry und Frau Jensen einen neuen Rekord im Dauerfliegcn auf stellen wollten, ist Freitag abgestürzt. Frau Gemry wurde ge tötet, Frau Jensen schwer verletzt. Schweres Explosionsunglück in Chile. Antokagastn (Chile). Während der Vorbereitungen für eine Sprengung erfolgte im Bergwerk von Chuquigamata eine Explosion, bei der acht Personen getötet und sechzehn verletzt wurden, davon fünf schwer. Zwei Tote bei einer Explosion. Kalkutta. Infolge einer Erplosion in der Jutespinnerei von Gondalpara würden zwei Personen gelötet und vier verletzt. Mittelmeerreise Briefe eines jungen Mädchens, indiskreterweise veröffentlicht von G. W. Beyer. Berlin, den 5. Mai 192.. Liebste Lotte, einzige Freundin! Ach, wüßtest Du, wie unglücklich ich bin. Die Welt hat keinen Reiz mehr für mich. In ein Kloster würde ich mich vergraben, wenn ... wenn es dort Dauerwellen und Seiden strümpfe gäbe Mein Vater hat meinem Rudolf das Haus verboten! „Meine Tochter ist zu gut für den Lassen!" Mein Rudi ein Lasse? Er mit seinem niedlichen Menjoubärtchen und dem wunderbaren Hosenschnitt, mein Rudi, der das R so schön rollen konnte, wenn er Rrrenate flüsterte^ „Nein", habe ich getrotzt, „ich lasse ihn nicht!" Da hat dieser Un mensch, der sich mein Vater nennt, die Achsel gezuckt: „Bitte. Danu hast Du aber von mir nichts mehr zu erwarten. Nicht soviel, um Dir einen Lippenstift davon zu kaufen." Kannst Du Dir solche Herzlosigkeit denken? Was soll ich machen? Meinen Rubi rmfgeben? Und der Lippenstift? Ach Lotte, ich bin so unglücklich. Laß mich weinen, weinen, nur weinen. Deine tiefunglückliche Renate. Nachschrift. Weißt Du nicht ein gutes Mittel gegen gerötete Augenlider? An Bord der „Treuenbrietzen", den 12. Mai 192.. Liebste Lotte! Wir schwimmen auf hoher See. Es^ging alles so rasch. Ich konnte Dir gar nicht erst schreiben. Eines Morgens kam mein Vater zu 'mir. „Bitte", sagte er und gab mir eine Ansichtskarte. Ich las. Von Rudi: „Beste Grüße von der Baumblüte im Werder. Wie geht es?" Und darunter stände „Unbekannterweise grüß! Rose Kohl." Schuft! Und Rost Kohl heißt sie noch dazu! Jetzt kann er sein R rollen lassen „Rrrosenkohl." — „Erledigt", habe ich meinem Vater nur geantwortet. Da hat er mich auf die Stirne geküßt. .Weitz: Du, er ist ein wenig altmodisch. „Liebes Kind, zur Beloh nung darfst Du eine Mittelmeerreise machen. Uebermorger geht der Dampfer." Ach Lotte, mir wird so übel Sollte mich die Aufregung der letzten Tage krank gemacht haben. Er war doch gan nett und hatte so ein schönes Schnurrbärtcben. Ich bin krank, o, so krank! Lotte, bewahre mir ein gutes Andenken, wenn... Deine Renate. * Im Hafen von Neapel, den 18. Mai 192.. Liebste Lotte! Fürchterliches habe ich durchgemacht. Ich konnte mick- gerade noch nach meinem Bett schleppen und klingeln: „Den Arzt!" Nach einer Ewigkeit kam er. Groß wie ein Ochse Er sah mich nur kurz an: „Stewardeß, bringen Sie der Dann den Eimer." Gehaßt habe ich ihn in diesem Augenblick. Zwe Tage lang war mir sterbenselend. Als es so ziemlich vor über war, ließ er sich melden. Ich machte mich rasch schön hatte gerade noch den Lippenstift in der Hand, als er eintrat „Ah, wieder gesund? Ihre Lippen blühen ja in rosigen Jugendprangen." Unerhört! Na, er verstand meinen Blick und empfahl sich bald. Der Golf mit dem Vesuv ist sehr nett. Beinahe so schm wie auf den Ansichtskarten. Ich gehe aber nicht an Land Ich kenne so recht niemanden an Bord. Allein mag ich nich gehen, und der Amerikaner, der mir seine Begleitung an bot, hat dauernd Kaugummi zwischen den Zähnen. Ich werd lesen. Es grüßt Dich herzlich Deine Renate. Nachschrift: Den Lippenstift will ich doch ins Waffe: werfen. Kairo, den 24. Mai 192.. Liebste Lotte! Gestern sind wir auf die große Pyramide geklettert. Au' dem Wege dorthin habe ich neben dem Amerikaner sitzen und sein dummes Geschwätz anhören müssen. Nachher wollte er mir beim Klettern helfen. „Danke m habe ich gesagt. Sc laut, daß es der Arzt über mir hören mußte. Denkst Du, der hätte sich nach mir umgesehen? Er war ganz in den Dienst einer mittelalterlichen Witwe vertieft. Ich hätte ihm doch einen besseren Geschmack zugetraut. Und um seinell willen habe ich Stift und Puderdose weg geworfen! Uebrigens weiß ich jetzt seinen Vornamen: Hans. Dn Schiffsliste hat es mir verraten. Die habe ich damals in Neapel studiert. Was da nicht alles darin steht! Vierhundert Passagiere sind an Bord, darunter vierundachtzig Witwen Weißt Du, das sind alles solche Kreaturen wie die von de: großen Pyramide. Immer muß man sich ärgern. Morgen kommen wir wieder an Bord. Ich brenne vw Ungeduld auf meine Geburtstagspost. Schluß für heute. Deine Renate. An Bord der „Treuenbrietzen", den 27, Mai 192.. Liebste, beste Lotte! Ich hätte Dir soviel zu erzählen und habe doch keine Zeit. In zehn Minuten will er mich zum Tennis auf dem Sonnendeck abholen. Vielen Dank für Deine Geburtstags wünsche. Als ich gestern in den Salon kam, stand ein fürch terlicher Strauß Orchideen auf meinem Tisch. Darin steckte die Karte des Amerikaners. Gleich darauf kam ^er selbst an „Gratuliere!" — „Danke", sagte ich und ließ ihn stehen. Was hat der Mensch in der Passagierliste nach meinem GeburtstaL herum zu schnüffeln! Da fand ich auf meinem Teller, Hale unter der Serviette versteckt, ein Sträußchen Maiglöckchen. Das konnte nur von ihm sein. Wie aufmerksam! Deutschc Maiglöckchen, woher mag er sie haben? Wozu doch nicht di: Passagierliste gut ist! Und am Abend ließ er mir zu Ehren eine Bowle ansetzen. Leider konnte er. den Amerikaner nich! ausschließen. Der ist fürchterlich entgleist. Hat auf mein Wohl ein Glas „reines Wasser" geleert. Dä hättest Tr meinen Arzt hören müssen: Es täte ihm leid, daß er Herrn Smith's reines Wässerchen trüben müsse, doch er erlaube sich dem auf mich ausgebrachten Toast durch ein Glas gutdcutschei Maibowle erst Kraft und Wirkung zu verleihen. Er ist doch ein l... Da kommt er, um mich abzuholen. Gruß Renate. -r- Konstantinopel, den 3. Juni 192.. Liebste Lotte! Ich möchte die ganze Welt umarmen. Kein Mensch kann so glücklich sein wie ich. In seinen Armen habe ich gelegen! Niemand an Bord weiß etwas davon außer dem Amerikaner. Und der wird schweigen. So ein unverschämter Mensch! Ich ging abends noch ein wenig auf Deck spazieren. Do war der Kerl auf einmal da. Wollte mir seine Begleitung aufdrängen. „Danke" wehrte ich ab. „Nein, Sie müssen mich anhören, mein Fräulein. Ich liebe Sie!" Dieser Kerl mit dem ewigen Kaugummi! „Belästigen Sie mich nicht!" Da wollte er mich küssen. Ich schrie. Und Plötzlich war „er" da, packte den Amerikaner beim Kragen und warf ihn in eine Ecke. Ich wurde beinahe ohnmächtig vor Aufregung. War es da nicht ganz natürlich, daß er als Arzt zusprang und mich stützte? Er hat meine Schwäche nicht mißoraucht, mich nicht einmal geküßt. Ach Lotte, ich bin so unendlich glücklich! Ich habe mir schon mein Brautkleid ausgedgcht. Und unsere Wohnung habe ich schon in Gedanken möMert. Er muß große, wuch" tige Möbel für sein Herrenzimmer haben. Er ist so ein Hüne ein himmlischer Hüne. Deine überglückliche Renate. * Athen, den 7. Juni 192.. Liebste Lotte, einzige Freundin! Es ist alles aus. Er hat mir das Herz gebrochen. Jni Piräus kam eine junge Dame an Bord. Er hat sie mir vorgestellt: „Meine Frau." Ich habe das Schiff verlassen und fahre nach Hause. Ob ich Deutschland noch lebend er> reiche? Deine riefunglückliche Renate. . Die Deutsche Lufthansa an Schmeling. Die Deutsche Lufthansa kabelte an das deutsche Generalkonsulat in New- york: „Für Max Schmeling: Beglückwünschen Sie zum her vorragenden Ersolg. Stellen schon jetzt Flugschein für Triumphluftreise von deutschem Landungshafen nach Berlin zur Verfügung." Dempsey will mit Schmeling boxen. Dempsey hat er klärt, daß er im Februar nächsten Jahres mit Max Schmeling um den Weltmeistertitel boxen wolle. Schmeling wird vorher allerdings erst Sharkey überwinden müssen. Der Große Sommerpreis, ein Steherrennen über 100 Kilometer in drei Läufen, der am 2. Juli in Chemnitz aus getragen wird, wird von Krewer, Möller, Lewanow, Schindler, Hille und Thollembeek bestritten. Im Fliegerrennen starten vier ehemalige Weltmeister. Weiblichkeit. Von Dorothee Goebeler. Die Frauenmode wird wieder weiblich. In allen Modeberichten liest man es, ein Blick in die Auslagen der Geschäfte belehrt uns, daß es vorbei ist mit dem „Herrenschnitt". Es flattern Schleifen und Bänder Volants bauschen sich, der Glockenrock senkt sich in Falten. In den Kreisen, die bei der Vermännlichung der Frau nicht mittun wollten und mochten, jubelt man auf: „Wieder weiblich!" Mit den Worten weiblich und unWei bl ich ist in den letzten Jahren viel herumgeworfen worden. Un- weiblich nach jeder Richtung hin haben manche, viele die Frauen von heute gescholten. Was ist nun eigentlich weiblich und was ist unweiblich? Das Wesen der „Weiblichkeit" festzustellen ist nicht so leicht, wie es aus sieht. Man kann sie wohl mit dem Herzen empfinden, aber kaum mit dem Verstand zergliedern. Weiblichkeit lieg! um die Frau wie etwas Holdes und Liebenswürdiges. Eine Handbewegung, ein Gruß, ein Sichniederneigen zu einem Kinde kann Weiblichkeit verraten. Sie ist der Frau beste Eigenschaft. Aber ist sie nun eigentlich au Äußerlichkeiten gebunden? Die Großmütter der jetzigen Großmütter taten be- Die Letzten von der Barke „Helene" Roman von Otfrid v. Hanstein. 7. Fortsetzung Nachdruck verboten Die Matrosen wurden heraufgerufen. Alle zusammen räumten die Trümmer fort, warfen sie in den See hinab und verbreiterten die neue Oeffnung. Der Stollen war breit genug'. Dann ward das Faß unter die Mauer gegraben und di« Zündschnur gelegt. Alle fühlten sich erschöpft. Das war die letzte Anstren gung, zu der sie sich fähig hielten. Sie stiegen wieder in den Zylinder. Hilpert entzündete di« Schnur. Sie schlossen den Deckel. rlbeles sah nach seiner Leuchtuhr. ?ckcht genau Mitternacht. Zehn — zwanzig — dreißig — fünsunddreißig - vierzig." Wieder ein Knall! Diesmal aber geringer. Die Explo- sionsjlelle war za auch weiter weg. Und dann erhob sich ein Pfeifen, ,o jchrill und gellend, daß alle Herzen erbebten. Gleichzeitig umtobte sie gurgelndes Tosen. Der 3yl>"der, in dem sie eingeschlosscn waren, ward vom Boden gehoben, Ichlug wieder herunter, pendelte nach rechts und links, und es schien, als ob Hunderte von Schmiedehäm mern wuchtig auf ihm dröhnten. Die ruckweise Bewegung, der furchtbare Lärm wuchsen von Sekunde zu Sekunde. Hilpert faßte Abeles Hände. „Wenn der Haken nicht ausreißt, ist's aus mit uns." Zwecklos, daß er zu sprechen, zu schreien suchte, wer Hütte ihn hören können. Ein furchtbarer Ruck! Soweit es möglich war, wurden die zwölf Menschen durcheinander gerüttelt. Fast in der gleichen Sekunde gab es einen furchtbaren Anprall, ein wildes Auf- und Nieder taumeln. Diesmal war die Spitze eingeklemmt. Der Hintere Teil schlug wild umher. Dann ein Schrappen und Rücken nach allen Seiten, dann wieder lautes Gepfeif und Geheul. Wer noch nicht ohnmächtig war, hatte die Empfindung, der Zylinder würde pfeilschnell vorwärts gerissen. Bisweilen war es wie ein Sprung nach gewaltigem Ausstoß. Das währte nur Minuten, aber sie erschienen als Stunden. Hilpert, hinten vor der Klappe, hatte von den Stößen am wenigsten gelitten. Er fühlte etwas an seiner Wange. Es war das Gesicht des Kommandanten, der ihm zuschrie: „Wir sind glücklich hindurch!" „Wir schießen vorwärts, mit rasender Schnelligkeit." „So lang kann doch ein Stollen nicht sein!" „Nach der Leuchtuhr sind es zehn Minuten." „Bei unserer Geschwindigkeit eine Entfernung, die uns längst über die ganze Insel gebracht haben müßte." .„Vielleicht sind wir schon wieder ins Meer hinausge schleudert." „Dann würden wir auf den Grund sinken und nicht geradeaus fliegen. Im Meer gäbe es doch kein Steigen der Wellen." Ein furchtbarer sprungartiger Ruck folgte, dann ein Auf schlagen, das für Minuten auch den beiden die Besinnung raubte. Hilpert kam wieder zu sich. Er lauschte. Alles um ihn herum blieb still. Entweder lagen sie jetzt irgendwo auf dem Meeresgrund oder auf dem Land. Er überlegte. Die Be wegung des Zylinders war vorüber. Oeffnete er, dann kam die Entscheidung. Entweder stürzte das Wasser herein, und sie ertranken alle, oder sie erlebten die Gewißheit der Ret tung. Um ihn herum war alles still. Vielleicht waren die andern schon tot? Entscheidung! Er öffnete die Schrauben des Deckels. Sein Herz klopfte, denn er fühlte jetzt schon Gewißheit. Lägen sie auf dem Meeresgrund, würde der Wasserdruck es ihm unmöglich ma chen, den Deckel zu öffnen, aber es ging ebenso leicht wie dort unten. Mit letzter Anstrengung der erschöpften Kraft stemmte er sich gegen den schweren Deckel; er fiel zurück. Kühle, balsamische Luft wehte. Er kroch hinaus, atmete tief. Ueber sich sah er Sterne und Mond, dicht vor sich einen großen See, der den Zylinder, der sich gedreht hatte und mit der Spitze nach unten lag, noch umplätscherte. „Kapitän! Kapitän!" ! Abeles kroch hervor, halb besinnungslos; aber er kam bald wieder zu sich. „Luft! Luft!" „Schnell! Nehmen Sie sich zusammen, die andern müssen heraus." Er zog den Steward und den Koch an den Beinen her aus. Beide wälzten sich auf dem Strand, der eine lachte, der andere heulte laut. Edith und Grete brachte man in tiefer Ohnmacht heraus. Hilpert und Abeles legten sie auf den Strand. Man sah nicht gleich, ob sie noch lebten. . Der Kopf des Matrosen Schröder erschien in der Oeff nung, er sah sich um und spuckte aus. „Dunnerlüchting, Kaptein, dal war ne Fahrt!" Nun folgten die andern Matrosen. Mosbach und Wol ter, die ganz an der Spitze gesessen hatten, bluteten und wa ren anscheinend verletzt. Während Abeles und Jobs sich um die ohnmächtigen München bemühten, war Hilpert unermüdlich. Er ließ die Polster, Lebensmittel und Werkzeuge aus dem Zylinder räu men und höher auf den Strand bringen. Die Matrosen, bis auf die beiden verletzten Männer, die matt am Ufer lagen, folgten seinen Befehlen wie Schlafwandelnde. Dann sanken alle auf den Strand. Sie waren unfähig zu denken, unfähig sich zu freuen. Sie waren wie Vergif tete, aber sie atmeten frische Luft. Hilpert beugte sich über die Mädchen. Sie atmeten ruhig, sie waren nicht mehr ohnmächtig, sie schliefen. Nach einer Weile sah er, wie Abeles aufstand. Auch er fühlte sich frischer; sie hatten ja beide die besten Plätze, wenn auch nicht aus eigennützigen Gründen, sondern weil sie dicht an der Klappe fein mußten, um sie im rechten Augenblick zu öffnen. Jetzt standen sie nebeneinander am Ufer des großen Sees. (Fortsetzung folgt.)