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vakin. Manch schöne Stunde schlug mir einst, Ich höre den Klang noch heute, Der summt und schauert durch mein Gemüt Wie verhallendes Glockengeläute. Und manchen Trost und manchen Traum Hab ich zu Grabe getragen; Ein großer Friedhof ward davon. Ich sehe die Male ragen. Nun tret ich still von Mal zu Mal Und sinne, was es bedeute, Im Herzen tief vom verlornen Glück Das verhallende Glockengeläute. Hermann Allmers. IS Jahre Semmeringbahn. Die offiziellen Festveranstaltungen zum Jubi läum der Semmeringbahn, die am 17. Juli ihren 50. Geburtstag feiert, haben in Österreich schon vor mehreren Wochen stattgefunden. Am 17. Juli dieses Jahres sind drei Vierteljahr hunderte vergangen, seitdem die Semmeringbahn, die erste Gebirgsbahn der Welt, eröffnet wurde. Bis zur überschienung des Semmerings bildeten die Alpen das stärkste Verkehrshindernis zwischen dem Norden und dem Süden Europas. Wohl bestanden gute Gebirgsstraßen, die den Übergang nach Italien ver mittelten, doch die Eisenbahn hatte den Weg über die Alpen noch nicht gefunden. Zu den als Übergang be sonders stark benutzten Pässen aber gehörte schon im Altertum und das ganze Mittelalter hindurch der Sem mering, die tiefste Einsattelung der südöstlichen Alpen Niederösterreichs aus einem der Raxalpe und dem Schneeberg vorgelagerten Bergzug. Es lag nahe, de« vielbefahrenen Paß auch sür die Anlage des ersten Schienenweges von den österreichischen Kronländern nach dem damals noch zu der einstigen Donaumonarchie ge hörigen Venetien vornehmlich ins Auge zu fassen, um so mehr, als nördlich und südlich des Passes, von Wien brs Wiener-Neustadt und von Mürzzuschlag bis Graz, schon ausgebaute, leistungsfähige Linien bestanden, denen eben nur noch der Semmeringdurchstich als wichtigstes Binde glied fehlte. Ende 1841 wurde auch dessen Inangriff nahme beschlossen. Mit der Ausführung des gewaltigen Entwurfs, für den es ein Vorbild überhaupt nicht gab, wurde der Ingenieur im Ministerium der öffentlichen Bauten Dr. Karl Ghega betraut. Ghega ist der geistige Schöpfer der Semmeringbahn und als solcher der her vorragendste Bahnbrecher auf dem Gebiet der Gebirgsbahnen geworden. Die Semmering linie ist eine der schönsten Gebirgsbahnen Europas, ihr Bau stellt ein Wunderwerk dar, das für zahlreiche ähnliche Anlagen vorbildlich geworden.ist. I»cacy zorgsatttgster Prüfung des Projekts wurde der Bau, der die Ausführung von 15 Tunnels und 32 großen gemauerten Brücken und Viadukten vorsah, im Herbst 1848 mit 16 000 Arbeitern begonnen und bis zum Sommer 1854 vollendet. Die Gesamtlänge der massigen Stütz- und Futtermauern umfaßt nicht weniger als dreizehn Kilometer. Diese außergewöhnlich hohe Ziffer — sie wurde nicht einmal bei der Gotthard-Durchtunnelung wieder erreicht — und die Tatsache, daß der zehnte Teil der ganzen Anfahrtsrampe auf Kunstbauten entfällt, hat der Semmeringbahn den Namen der „Gemauerten Eisen bahn" eingetragen. ES war eine gewaltige Leistung, die in jenen Jahren verrichtet wurde. Weder im Tunnelbau noch in der Be wältigung unzugänglicher Berglehnen besaß man da mals die Erfahrungen, die dem Ingenieur heute zu Ge bote stehen. Vieles mußte erst erfunden, versucht, erprobt werden; von Anwendung des wichtigsten technischen Hilfsmittels der Neuzeit, des elektrischen Starkstroms, war noch keine Rede. Dessenungeachtet haben Ghega und Einiges über Frostschäden und über die Behandlung srostgeschiidigter Gehölze. Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz schreibt: Eines ihm an Strenge und Dauer gleichenden und für die Pflanzenwelt so verhängnisvollen Winters, wie es der zuletzt ver gangene war, können sich selbst hochbetagte und von Jugend aus mit der Natur verbundene Leute nicht erinnern. Wohl hatten wir Jahre, wie 1870,1874 und 1879, in denen das Thermometer einen ähnlichen, ja zuweilen noch größeren Tiefstand zeigte, aber er war vorübergehend und wich bald erträglichen Kältegraden. Die schweren Frostschäden des vergangenen Winters trafen nicht etwa Pflanzen, die wir als kälteempfindlich kennen und dem gemäß schützen, sondern eine große Zahl solcher Baum- und Straucharten, die sich bei uns durch viele Jahrzehnte als völlig winterhart bewährt hatten. Besonders stark haben die immer grünen Gehölze gelitten, soweit ihre Zweige nicht unter hohe Schneedecke eingebettet waren. Nadelhölzer verschiedenster Art und Herkunft, sowie Buchsbaum, Ilex, Rhododendren, Efeu usw. sind von dem grimmen Frost ganz vernichtet oder doch bis in das aste Holz hinein beschädigt worden. Bei immergrünen Bäu men und Sträuchern ist das Wort „erfrieren" nicht in jedem Falle zutreffend. Es ist meist richtiger, von einem „vertrocknen" zu sprechen. Die grünen Blattgebilde scheiden auch im Winter durch ihre Spaltöffnungen Feuchtigkeit aus; diese kann, wenn der Boden tief gefroren ist, von den Wurzeln aus nicht ersetzt werden: die Pflanze „verdurstet". Manche Gewächse, z. B. Rhododendren, suchen die Wasserabgabe an die Luft durch Einrollen ihrer Blätter zu vermindern. Der Pfkanzenbesitzer sollte Pfleglinge mit immer grüner Belaubung vor Eintritt des Winters reichlieb bewässern, den Boden in ihrer Umgebung frostfrei zu erhalten suchen. Aber nicht nur unter unseren „wintergrünen" hat der Wintertod Ernte gehalten, auch viele Laub Hölzer sind ihm zum Opfer gefallen. Besonders schwer ist der Obstbau betrof fen. Abgesehen von den in Sachsen nicht überall winterfesten Pfir sich- und Aprikosenbäumen sind fast sämtlich freistehende Süß kirschen, viele Apsel- und Birnensorten, auch Pflaumenbäume in Gärten und auf Plantagen vernichtet. An den Landstraßen ist oft auf kilometerlangen Strecken kein Obstbaum verschont geblieben. Ich ganzen Lande sieht man nur selten einen Walnußbaum, den der harte Winter nicht zugrunde gerichtet oder mindestens dem Absterben nahe gebracht hätte. Sogar einzelne, an den Landstraßen stehende Pyrami den-Pappeln sind vollständig erfroren. Traurig sieht es auch im Innern der Städte aus. Viele kostbare Gehölze der ösfentlichenAn lagen haben den Winter nicht über dauert; auch lange Reihen der in den Straßen angepflanzten ausländischen Bäume sind vernichtet. Die berühmte Nadel holzsammlung des Pillnitzer Schloß gartens, einst die Freude des Königs Albert, hat manchen Verlust zu be klagen. Unsere Friedhöfe glichen sonst am Iohannisfeste wei ten Rosengärten, ist doch Dresden die Stadt, in der die Rosen zucht aus besonderer Höhe steht; diesmal fehlten auf fast sämt lichen Hügeln die prächtigen Rosenbäumchen. seine Mitarbeiter ein Kulturwerk ersten Ranges ge schaffen, von dem Rosegger mit Recht sagt: „Was be deutet ein siegreicher Feldzug oder ein erobertes König reich gegen solche Tat!" Die geniale und kühne Anlage, die Großartigkeit der einzelnen Kunstbauten und nicht zuletzt der Zauber der durch den Bau erschlossenen Alpen welt haben die Semmeringstrecke zu einem Wall fahrtsort der Fachleute, der Naturfreunde und Reisenden aus aller Herren Ländern gemacht. Die natürlichen Schwierigkeiten vergrößerten sich, je weiter der Bau fortschritt, ins Ungeheure. Stellenweise veränderten die gewaltigen Erdarbeiteu die ganze Land schaft; aus tiefen Tälern wuchsen riesenhafte Mauern und Pfeiler bis zu 50 Meter Höhe empor, die dann un vermittelt in unerhörter Wucht dastanden. Bald braust der Zug hoch an der Brust einer bewaldeten Berglehne entlang, bald sehen wir rechts in der Fahrtrichtung steil aufragende Hänge und links in jähen Wänden und Schutthalden niederstürzende Abgründe, bald zucken zwischen den Tunnels der Weinzettelwand in raschem Wechsel blendende Blitze herein, denn durch große Löcher, Ausschnitte und Galeriebogen flutet Helles Tageslicht mit märchenhaften Bildern: Abgrund, Schlucht mit Hellem Sträßlein und silberig schäumendem Bach in der Tiefe. Die Ausblicke wechseln von Minute zu Minute, jeder Tunnel ist der Rahmen zu einem anderen Bild. In kaum einer Stunde hat uns die Bahn um 500 Meter cmporaehoben, 900 Meter über dem Meere. Was soll ich mit den frostbeschädigten Gehölzen anfangen, die meinen schönen Garten verunstalten und dem Besucher ein trübes „memento mori" zuzuraunen scheinen; wie steht es um meine Zier sträucher, um meine noch im letzten Sommer reichtragenden Obst bäume? Sv frage ich den Gärtner. Mancher wird mir vielleicht empfehlen, die beschädigten Gehölze kurzerhand zu beseitigen und Ersatz aus einer guten Baumschule zu schassen. Aber das, was ich mit Sorgfalt gepflanzt und mit Treue gepflegt habe, von Jahr zu Jahr schöner werden sah, ist mir lieb geworden. Was kann ich tun, um vielleicht noch einiges zu retten? Der erfahrene Fachmann wird dem Gartenbesitzer raten müssen, die frvstbeschädigten Gehölze zunächst auf ihrem Platze zu belassen und abzuwarten, ob nicht dieNa 1 ur Hilst. Jedenfalls ist vor allzuraschem Abhauen der kranken Pflanzen zu warnen. Durch vorsichtiges Anschneiden von Stamm und Zweigen läßt sich untersuchen, ob das Gehölz endgültig verloren ist. Oft entspringen bei anscheinend völlig erfrorenen Holzgewächsen aus sogen, schla fenden Augen an starken Aesten oder auch am Stamm frische Triebe. Man lasse diese Neubildungen sich ungestört fortentwickeln und schneide nur die äußeren, als tot erkannten Zweigspitzen zu rück. Man lockere die Erdoberfläche um den Stamm oder Strauch, spritze die Pflanzen während der trockenen und heißen Zeit in den Morgen- und Abendstunden, sorge für hinreichende Bewässerung der Wurzeln und helfe dem Wachstum durch mäßige Gaben auf gelösten Kunstdüngers, z. B. Florasalz — etwa 3 Gramm aus einen Liter Wasser — nach. Vor der allgemeinen Anwendung des von einem „Praktikus" empfohlenen Begießens mit „Salzlauge" — jedenfalls ist Kochsalz gemeint — möchten wir dringend ab raten. Das völlig abgestorbene Holz sollte man nach und nach aus schneiden, damit sich die neuentstandenen Triebe bis zum Herbste an Licht und Luft gewöhnen und vor Wintersanfang gut abge härtet find. Während der Kälteperiode schütze man die noch etwas empfindlichen Zweige gegen unmittelbare Sonnenbestrahlung. Viele Rhododendren und andere immergrüne Gehölze haben den diesmaligen furchtbaren Winter ohne Schaden überdauert, weil sie im Schutze von Baulichkeiten standen und dadurch allzujähen Temperaturwechsel entzogen waren. Solcher Standort gewährte allerdings nur den in Deutschland gezogenen Pflanzen Schutz, während z. B. aus Holland stammende Pflanzen auch nicht vom Erfrieren verschont blieben: eine Mahnung an alle Pflanzen- freunde, ihren Bedarf nicht durch ausländische, sondern durch hei mische, auf deutschem Boden gewachsene Erzeugnisse zu decken, sie stehen ja den fremden an Wert mindestens gleich. Wie schon eingangs erwähnt, siüd so grimmige Winter, wie der letzte, in unseren Gegenden außerordentlich selten. Darum lasse sich niemand durch den Schaden, den er unseren Gärten brachte, abschrecken, seine Verluste an schönen, bei uns im allge meinen als durchaus winterhart anzusehenden Gehören gleicher oder ähnlicher Art zu ersetzen. F. B. Auf Bahnyof Semmering sehen wir das prächtige Ghega-Denkmal, das die Erinnerung an den Schöpfer des großen Werkes lebendig erhält, wie die Standbilder auf dem Brenner und dem Arlberg das Andenken Etzels und Lotts. Mit der Einfahrt in den Haupttunnel verlassen wir das Land Niederösterreich. Der Tunnel gehört nicht einmal zu den großen seiner Art und doch war er lange Zeit der längste Eisenbahndurchstich der Erde. Nach wenigen Minuten gleiten wir glatt und lind in die sonnige Steiermark hinein, die um vieles höher liegt als die Nordseite des Semmerings — erst jetzt sind wir in den Alpen. Hier ist alles frischgrün, wasserreiche blitzende Bäche durchziehen das Hochtal. Am Steinhaus und an Jauern, zwei anmutig an mattengrüne Berghalden gelagerten Dörflein, geht's in jagender Fahrt mit 1 : 50 - Gefälle vorüber. Spital, das freundliche Alpendorf am Fuße des Hohen Stuhleck, im Mittelalter Hospiz und Zufluchtsstätte für die Palä stinapilger, bleibt zurück. Zwischen pochenden Eisen hämmern und stattlichen grünübersponnenen Landhäusern geht's talwärts in herrlicher Verglandschaft, bis der Zug einfährt in Bahnhof Mürzzuschlag, dem Endpunkt der eigentlichen Semmeringbahn. Von Mürzzuschlag verläuft die seit dem Kriege internationale Strecke, dem Lauf der Mur folgend, über Bruck, Graz, Marburg, Laibach, durch den Karst nach Triest an den Ufern der blauen Adria. Franz Lotzen. Ich warte auf Dich Roman von Fr. Lehne. Nachdruck verboten , Klärchen, er kommt schon heute abend! Eben Nachricht! Er läßt Sie auch schön grüßen!" schwenkte die rundliche Frau Pastor Hammer- Brief in der Hand und blickte mit freude- .Augen aus ihrem Küchenfenster in den Nachbar- m großes, schlankes Mädchen damit be- schaft-gt war, einige Tauben zu rupfen. Schon heute, Frau Pastor?" . A?iU^e.ne drehte sich rasch um, während ein freu- diges Rot über ihr Gesicht lief. „Da freuen Sie sich gewiß sehr! sagte sie und tat einige Schritte nach der niedrigen Mauer hin, die die Nachbargrundstücke trennte, um besser sprechen zu können. „Es ist ein bißchen überraschend, Fräulein Klärchen, wo Andreas doch vor ein paar Tagen geschrieben, er käme erst nächste Woche! Sein Zimmer ist ja schon fertig, — schon längst Er Ai* dem Essen — ich bin nun heute gar nicht auf dem Mant gewesen, und die Aufwartung ist schon fort. —- Was kocht man denn morgen zum Sonntag?" „Frau Pastor, wenn ich Ihnen die drei Tauben hier anbieten dürfte — und Sie machen eine Dose Spargel oder Erbsen dazu auf, dann sind Sie gleich fertig und brauchen nicht den ganzen Vormittag in der Küche zu stehen!" „Nein, nein, Fräulein Klärchen, das kann ich doch nicht annehmen " , „Warum nicht, Frau Pastor- Sehen Sie, wie schön die Tauben sind — wie Hähnchen so groß — und nur siebzig Pfennig das Stück —" . , Das junge Mädchen hob aus der Schussel, die sic im Arm hielt eine schon gerupfte Taube empor, deren volles, rosig gelbliches Fleisch verlockend genug aus,ah. „Ich lasse Sie Ihnen gern ab, Frau Pastor! Für uns hätten sie doch nicht gereicht — und dem Herrn Doktor wer den sie schmecken! Ich mache sie Ihnen gleich pfannenfertig, da ich einmal dabei bin." „Nein, das geht doch nicht, Fräulein Klärchen!" sagte die Frau Pastor mit einem schwachen Widerspruch: denn im Grunde hätte sie das Anerbieten des jungen Mädchens gern angenommen, um dem heimkehrenden Sohn etwas Beson deres vorzusetzen. „Das geht wohl, Frau Pastor. Bitte, sagen Sie weiter nichts darüber. In einer halben Stunde bringe ich Ihnen die Tauben." „Ach Gott, Fräulein Klärchen, Sie sind so gut! Und wenn ich es Andreas sage, daß Sie die Tauben zurecht gemacht haben, dann werden sie ihm noch einmal so gut schmecken." Klärchen errötete und mit Wohlgefallen sah die alte Dame auf das junge Mädchen, das in dem blau und weiß gestreiften Leinenkleide mit den Halbärmeln und der blauen Küchenschürze darüber einen so hausfraulichen und appetit lichen Eindruck machte. Dickes aschblondes, schlicht gescheitel tes Haar, das über den Ohren in Biedermeierschnecken auf gesteckt war, umrahmte ein feines Gesicht mit angenehmen, ruhigen Zügen und einer blütenzarten, gesunden Farbe. Die großen, schöngeschnittenen Augen, von langen, schwarzen Wimpern umsäumt, leuchteten tiefblau wie der Frühlings himmel. Klar und licht und wahr wirkte die ganze Erscheinung dieses jungen Mädchens. „Nun will ich nur schnell noch einen Kuchen rühren ach Gott, der Junge —" ganz aufgeregt war die alte Dame, deren Leben sonst in so ruhigen, gleichmäßigen Bah nen verlief. Klärchen lächelte, und doppelt schnell zupften ihre flinken Finger das weiße Gefieder von den Tauben. Eine halbe Stunde später stand sie in der kleinen Küche der Frau Pastor, am Arm einen Korb, dessen Deckel sie jetzt zurückschlug. Lecker hergerichtet, mit Speck umwickelt, lagen die Tauben auf einem Teller. „So, nun brauchen sie nur in das Bratrohr geschoben zu werden! Und hier, Frau Pastor, habe ich gleich das Ge- müse mitgebracht — Spargel und eine Dose Allerlei —" „Ach Gott, Klärchen — Sie haben es doch aber gleich ausgeschrieben?" fragte Frau Pastor Hammerschmidt etwas ängstlich. „Freilich, dazu bin ich eine zu gute Kaufmannstochter," lächelte Klärchen, „hier sind auch zum Küchen Korinthen und eine Zitrone —" Dann nahm sie ohne weiteres vom Küchentisch eine Schüssel, in der schon ein Stück Butter lag, setzte sich und sing an zu rühren, bis die Butter schaumig war; suchend blickte sie umher — „den Zucker und die Eier, Frau Pa stor " „Ach ja!" rief die alte Dame, sich vor den Kopf schla gend, „sehen Sie, Klärchen, ich wußte doch, daß was fehlte —" und eilfertig trippelte sie nach der kleinen Speise kammer. „Die Hauptsache sogar!" lächette Klärchen, „bringen Sie nur sechs Stück — der Kuchen soll doch gut werden ja, und wenn Sie dann die Korinthen und Mandeln gleich zu recht machen wollen — die bitteren am liebsten reiben —" In glücklicher Aufregung lief die Frau Pastor hin und her, Klärchen Handreichungen tuend, das Feuer schürend und dazwischen von dem Sohne plaudernd und aus dem Brief vorlesend — „sehen Sie, da steht es zum Schluß — und nun noch einen recht schönen Gruß an meine holde Nach barin, das Klärchen —" Den blonden Kopf gesenkt, mit einem dunklen Rot auf den Wangen, hörte Klärchen zu, indem sie ruhig und gleich mäßig mit dem Holzlöffel in der leckeren Kuchenmasse rührte. „Was wird Andreas sagen, wenn ich ihm erzähle, wie selbstlos Sie mir geholfen haben! Allein wäre ich gar nicht fertig geworden." „Wie lange wird der Herr Doktor bleiben?" „Das hat er gar nicht geschrieben! Hoffentlich doch recht lange, wo ich ihn zwei Jahre nicht gesehen habe!" (Fortsetzung folgt?