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Wilsdruffer Tageblatt : 15.07.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192907156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19290715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19290715
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-07
- Tag 1929-07-15
-
Monat
1929-07
-
Jahr
1929
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.07.1929
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Kriegsgefahr im Kernen Osten? Russische Protestnote an Nanking. Nach amtlichen Meldungen hat die Sowjetregierung dem chinesischen Geschäftsträger in Moskau eine scharfe Protestnote wegen der Besetzung der chinesischen Ost bahn, der Ausweisung der 200 Sowjetbeamten und Schließung der sowjetrussischen Verwaltungsgebäude zur Weiterleitung nach Nanking und Mulden übersandt. In der Note wird das Vorgehen der Chinesen als himmelschreiend und als grobe Verletzung der russisch- chinesischen Verträge bezeichnet. Die Sowjctregierung verweist auf den außerordentlichen Ernst der Lage. Die Note erinnert schließlich an das Wohlwollen, das Sowjet rußland China gegenüber stets gezeigt habe. Kriegsstimmung in Rußland. Wie aus Moskau weiter gemeldet wird, hat das Vorgehen der chinesischen Behörden gegen die sowjet russischen Bürger in Charbin in der gesamten Sowjet union große Empörung hervorgerufen. In allen größeren Städten wurden Riesenversammlungen ab gehalten, in denen die Sowjetregierung aufgefordert wurde, gegen China die energischsten Maßnahmen zu er greifen. In den angenommenen Entschließungen wird zum Ausdruck gebracht, daß die Arbeiter bereit seien, im Kriegsfälle bis aus den letzten Mann sich dem Vaterland zur Verfügung zu stellen. Sus rilMe MmM. Moskau, 14. Juli. Dem chinesischen Geschäftsträger ist eine Note der Sowjetregierung überreicht worden. Darin wird die sofortige Einberufung einer Konferenz zur Regelung aller die chinesische Ostbahn betreffenden Fragen, Aufhebung aller mit der chinesischen Ostbahn zusammenhängenden „Willkürmaßnahmen" durch die chinesischen Behörden und Freilassung aller verhafteten Rusten vorgeschlagen. Die Svwjetregierung fordert Antwort auf ihren Vorschlag innerhalb von drei Ta^n, da sie sonst mit ande ren Mitteln die gesetzmäßigen Rechte der Sowjetunion wahren müßte. „Marschall Pilsudskt" verunglückt. Neuyork, 14. Juli. Das polnische Ozeanflugzeug „Mar schall Pilsudski", das am Sonnabend früh in Paris gestartet war, ist bei einem Landungsversuch auf der Azoreninsel Graciosa am Sonnabend abend zerstört worden. Der Flieger Idzikowski wurde dabei getötet, sein Begleiter Kubala verwundet. Die polnischen Flieger wollten zunächst auf Fayal landen, entschlossen sich aber dann, nach Graciosa weiter zu fliegen, um dort die Landung zu versuchen, da in Fayal die Landungsmöglichkeit zu schlecht war. Der französische Ozeanflug abgebrochen. Paris, 14. Juli. Die Franzosen Costes und Bellonte, die gestern in Le Bourget zum Transozeanfluge aufgestiegen waren, haben in der Nähe der Azoren kehrt gemacht und sind Sonntag um 9.25 Uhr auf dem Flugplätze von Villacvublay eingetroffen. Vorläufig keine Flugversuche des „Do. X" Friedrichshafen, 14. Juli. Bei einer Sitzung mit seinen Ingenieuren teilte Dr. Dornier mit, daß in den Vermes sungsinstrumenten Fehler vorhanden seien, so daß vorläufig keine weiteren Flugversuche unternommen würden. Das Flugschiff wur de vor der Flugzeugwerst in Altenrhein verankert. Gin deutscher Generaldirektor aus Ost- Oberschlefien ausgewiesen Kattvwitz, 15. Juli. Wie die polnische Peste berichtet, hat der technische Generaldirektor der Bismarckhütte, Kaltenborn, von der Polizeidirektion Kattowitz die Aufforderung erhalten, innerhalb 10 Tagen, spätestens bis zum 21. Juli, das polnische Staatsgebiet zu verlasten. Das Organ des Woiwoden, die Polska Zachodnia, erklärt hierzu, das alle Vermittlungsversuche seitens des deutschen Generalkonsulat nunmehr zwecklos sein würden, da endlich dem Wunsche der polnischen Arbeiterschaft Rechnung getra gen und der antipolnischen Arbeit des Generaldirektors und -er zahlreichen deutschen Beamten bei der Bismarckhütte ein Ende be reitet worden sei. Reichstag erst wieder im Herbst? Wegen der verspäteten Regierungskonfcrenz. Als der Reichstag in die Ferien ging, wurde an gekündigt, daß er in der zweiten Hälfte des August wieder zusammentreten würde, um die neuen Repara - tionsgesetze zu verabschieden und um u. a. auch die Reform der Arbeitslosenversicherung zu be raten. Es wurde damals angenommen, daß die politische Konferenz schon Mitte Juli beginnen werde. Die Konfe renz ist aber inzwischen bis zum 6. August hin ausgeschoben worden und man rechnet mit einer Konferenzdauer von drei bis vier Wochen. Die Regie rungskonferenz dürfte sich also bis gegen Ende August hinziehen. Mn 2. September beginnt die Tagung des Völkerbundes, an der diesmal mit dem Reichs außenminister auch der Reichskanzler teilnehmen wird. Wenn also die Ratafikation des Voung-Planes nicht bis zum 1. September möglich sein sollte, dürfte der Reichstas er st im Herb st zusammenberufen werdcm Das größte Wirischastsproblem -er Gegenwart. Die Internationale Handelskammer zum Doung-Plan. Die Tagung der Internationalen Handelskammer in Amsterdam faßte zum Doung-Plan folgende Ent schließung: „Die Kammer stimmt in vollem Umfange dem Schritt zu, der das größte Wirtschaftsproblem der Gegenwart an erkannten Wirtschaftssachverständigen an- vertraut hat. Aus einer Betrachtung des Noung-Plans als einer Einheit hat die Internationale Handelskammer mit großer Befriedigung die Ansicht der Sachverständigen ersehen, das Reparationsproblcm aus dem Gebiet des politischen Meinungsstreits herauszunehmen und Wirtschaftliche Formen zu finden, um zu einer Lösung zu kommen. Die Kammer drückt die Hoffnung aus, daß über den Houng-Plan baldige wohlwollende Erwägungen stattfinden mögen und daß als Ergebnis eine endgültige und vollständige Regelung des Problems erreicht werden möge." In dieser Entschließung steckt jedenfalls nichts, was auch derjenige nicht unterschreiben kann, der den Doung- Plan als solchen ablehnt. und das ist immerhin ein Er folg, den die deutschen Abordnungen mit Befriedigung mit nach Hause nehmen können. Schul- unä firimattrtt in Kaufbach Seit Wochen bereiteten sich Gemeinde und Schule unseres freundlichen Nachbarortes Kaufbach vor, das 125jährige Bestehen der Schule festlich zu begehen. Das gab ein geschäftiges Treiben in der vorigen Woche: ein Hämmern und Zimmern, ein Nähen und Flicken, ein sieben und Proben. Reisig wurde herbeigeholt, Girlanden und Kränze gewunden. Mit strahlenden Gesichtern und Feuereifer waren die Kleinen bei der Sache. Sie konntens kaum erwarten. Ja, die Vorfreude, die ist doch das Schönste. Nun herrschte Jubel. Reisitzgeschmückte Pforten entboten an den Dorfeingängen denrMnkommenden ein „Herzlich willkommen" als Gruß. Girlanden zierten die Dorfstraße und die Häuser wa ren mit Fähnchen nud Kränzen geschmückt. Schulfest, das Fest der Kleinen. Wer wollte sich da ausschließen. Wird nicht inmitten ju gendfrohen Treibens die Erinnerung an Vergangenes wieder wach, das Alter wieder jung? 125 Jahre besteht die Schule. Wahrlich, Grund genug, ein Fest der Schule zu feiern, an dem Jung und Alt teilnahm, sind es kamen ihrer viele von nah un fern, die früher oder später einmal zu Füßen der Kaufbacher Lehrer gesessen. Die Schule zu Kaufbach hat ihre Geschichte, die in der von dem Festausschuß unter Schulleiter Leonhardt herausgegebenen Festschrift neben vielem anderen Wissenswerten des Ortes für die Mit- und Nachwelt festgehalten ist. Wir brach ten mit Genehmigung des Verfassers in der letzten Nummer un seres Blattes einen kleinen Ausschnitt davon. Das Fest wurde eingeleitet am Sonnabend durch einen Begrüßungsabend, der ganz den Charakter einer frohen Wiedersehensfeier trug. War das eine Freude und ein Händeschütteln zwischen Lehrern und ein stigen Schülern, zwischen Freunden und Bekannten, die sich teil weise jahrzehntelang nicht mehr gesehen hatten. Das geräumige Zelt auf der Festwiese hinter dem Gasthofe konnte die Teilnehmer kaum fassen. Mitglieder der Wilsdruffer städtischen Orchesterschule eröffneten den Abend mit flotten Weisen und statteten ihn auch sonst angenehm aus. Ein eigens zu diesem Zwecke gebildeter Da menchor sang unter Oberlehrer Leonhardts Leitung einige schöne Volkslieder. Meist dieselben jungen Mädchen erfreuten dann auf der nebenan errichteten Tanzdiele mit einem exakt ausgeführten Tiroler Reigen, der ihnen wie ihrem Führer (Otto Knepper- Wilsdruff) viel Anerkennung eintrug. Einen von Lehrer Fritz Leonhardt verfaßten Vorspruch brachte Fräulein Schuhertgut zu Gehör, einen Heimatgruß G. Zieschangs ebenso Fräulein Füllkrug. Bürgermeister Knötzsch hieß im Namen der Ge meinde alle und besonders die von auswärts Gekommenen herzlich willkommen, dankte für das zahlreiche Erscheinen und wünschte allen geineinsam fröhliche Stunden. Den Gruß der Schule entbot freudigen Herzens Oberlehrer Leonhardt, der nun seit 30 Jahren die Kinder Kaufbachs in die Schule kommen und aus ihr gehen sah. Er blickte zurück auf seine segensreiche Kaufbacher Lehr tätigkeit, gedachte der Hundertjahrfeier der Schule und erzählte, wie es nun zum heutigen Feste kam, ihm ein schönes Gelingen wünschend. Schriftliche Wünsche hatten Oberlehrer Kühne-Wils- drufs und Schulrat Feldmann-Meißen übermittelt. Im Namen des Vereins für Natur- und Heimatkunde sprach Oberlehrer G e r- Hardt - Wilsdruff tiefempfundene Worte. Die Erinnerung, so führte er aus, ist bas einzige Paradies, aus dem uns niemand vertreiben kann. Erinnerung führt uns auch heute zusammen im Schul- und Heimatfeste. Diese Art Feste erheben, wir sollen sie hegen und pflegen, auch in der kleinsten Gemeinde. Die Heimat bewegung ist ja in unserer Gegend besonders ausgeprägt. Heimat- sammmlung und Heimatbeilage des Wilsdruffer Tageblattes sind beredte Zeugen dafür. Viel Forscherarbeit ist geleistet worden und noch zu leisten. Neben Oberlehrer Kühne sind es vor allem Zwei Kaufbacher, die sich um Heimatpflege und Heimatforschung be sonders verdient gemacht haben: G. Zieschang und Oberlehrer Leonhardt. Beiden am heutigen Abend ganz besonders für ihre Heimatarbeit zu danken, sieht der Verein als seine Ehrenpflicht an. Ein begeistert aufgenommenes Hoch unterstrich die herzlichen Wünsche für einen sonnigen Lebensabend beider Männer. Beson dere Freude erweckte bei allem die sieberreichung eines von Maler meister Edwin Schindler gemalten Bildes des alten Schulhauses unter Glas und Rahmen. Die Gebrüder Schindler machten es der Schulgemeinde zum Geschenk in Erinnerung an die Lehrertätigkeit ihres unvergeßlichen Vaters und ihre in Kaufbach verlebten schö nen Kinderjahre. Fräulein Lotte Schindler wußte durch ein drucksvolle Worte das Gedenken an ihren Großvater neu zu be leben. Ein gemeinsam gesungenes Kommerslied atmete, wie alle anderen Worte und Darbietungen den Geist echter Heimatliebe. Der Festsonntag brachte bereits in den frühen Morgenstunden neue Schären von Teilnehmern. Nachdem Wilsdruffer Orchester schüler mit schneidigen Marschweisen den Anbruch der Festlich keiten verkündet, versammelte man sich um 7 sihr zur Morgenandacht am Ehrenmale, das dem Fremden Kunde gibt von den elf «Söhnen der Gemeinde, die für Ehre und Heimat ihr Herzblut opferten. Die elf Pyra- miden-Eichen haben sich zu prächtigen Bäumen entwickelt und geben der Anlage ein eindrucksvolles Bild. An dem Gedenksteine hatte die Fahnendeputation des Wilsdruffer Militärvereins Auf stellung genommen. Die Kapelle begleitete den Chvralgesang der zahlreichen Gemeinde und dann sprach Pfarrer Heber- Kessels dorf bezugnehmend auf das Jubiläum und im Gedenken an die Gefallenen über den Spruch Salvmonis: Ich liebe, die mich lie ben und die mich frühe suchen, die finden mich. Bürgermeister Knötzsch legte für die Gemeinde einen großen Lorbeerkranz nieder, für einen unbekannten «Spender tat es Oberlehrer Leon hardt. Choralgesang beschloß die frühe Feierstunde und die Ka pelle intonierte das Lied vom guten Kameraden. Von 10 sihr ab spielte die Kapelle an verschiedenen Stellen einige Konzertstücke, während bereits die letzten Vorbereitungen für den F e st z u g getroffen wurden. Der Himmel hatte sein freundlichstes Gesicht aufgesteckt, als sich nach 1 sihr der Zug unter Marschmusik von Fausts Gut ab nach dem Oberdorfe in Bewegung setzte. Die Fest teilnehmer waren inzwischen zu einer Menge angewachsen, wie sie das sonst stille Dörfchen kaum je gesehen hatte und noch immer hatte der Zustrom kein Ende. Mit aufrichtiger Begeisterung wur de der Festzug begrüßt, der in seinen Hauptteilen die vier Jahres zeiten verkörperte. Mit frischem Grün und Blüten zog der Früh ling ins Land. Schnitter und Schnitterinnen kündeten arbeitsreiche Sommerzeit, früchteschwer nahe der Herbst und Weihnachtsmann und Schneefpvrt taten den Winter kund, sind dazwischen fand sich überall Gelegenheit, des Landmanns schwere Arbeit rechte Würdi gung angedeihen und des Dörfchens bekannte Personen aufmar schieren zu lassen. Daß dabei die SeMmel-Pietzschen nicht fehlen durfte, die mehr als 50 Jahre den Kaufbachern tagtäglich die Semmeln bringt und sich dort ein gewißes Heimairecht erworben hat, braucht eigentlich garnicht besonders erwähnt zu werden. Es gewährte innere Freude, das alte Mütterchen mit ihrem ebenso alten Wagen inmitten Iugendlust marschieren zu sehen. Viel Mühe und Kleinarbeit war auf -ie ganze Ausgestaltung verwandt worden. Auf dem Festplatze hinter dem Gasthofe fand der Zug sein Ende. Hier hatte schon lange vor seinem Eintreffen der letzte «Stuhl seinen Herrn gefunden. Reges Leben und Treiben herrschte und nur zu schnell verrann die Zett, die mit Vogelschießen, Spie len, Turnen und allerhand Belustigungen ausgefüllt war. Mit einem Lampionzug schloß die schöne Feier, die allen Teilnehmern noch lange in schöner Erinnerung bleiben wird. „O, daß Erinne rung dran des Alltags Arbeit künftighin verschöne!" MM Nie größte Reichsverwaliung. Fünfzig Jahre Reichsfinanzministerium. Fünfzig Jahre besteht das Reichsfinanzministerium, das frühere Reichsschatzamt. Seit dem Kriege ist es die größte Reichsverwaltung. Zu seinem Bereich gehören 76 000 Beamte, 11 000 Angestellte und 4000 Arbeiter. Aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des Reichs finanzministeriums hat Reichspräsident v. Hinden burg einen Erlaß an den Reichsminister der Finanzen gerichtet, in dem er auf die Aufgaben und die große Be deutung des Ministeriums hinweist und zugleich dem Reichsfinanzministerium und sämtlichen Beamten wärm sten Dank und Anerkennung ausspricht. Ser ungarisch-tschechische Aolenkrieg. Ungarn lehnt ab. Dem tschechischen Gesandten in Budapest ist die A n tw o r t n o t e der ungarischen Regierung auf die am 8. Juli überreichte tschechische Note wegen des Grenz zwischenfalles überreicht worden. In der Note werden sämtliche tschechischen Forderungen grundsätzlich ab gelehnt. Von tschechischer Seite waren bekanntlich Frei lassung des verhafteten Eisenbahnbcamten, ausreichende Garantien für Beachtung des Grcnzabkommens in der Zukunft und amtliche Entschuldigung der ungarischen Regierung verlangt worden. Wie aus Prag verlautet, ist es selbstverständlich, daß diese Antwort die tschechoslowakische Regierung nicht zu befriedigen vermag. Sie könne von ihren Forderungen nicht abgehen und werde dies auch in der Antwort note zum Ausdruck bringen. iteber hunderi Dörfer unier Wasser. Große Überschwemmung in Ostgalizien. Das seit einigen Tagen durch starke Regengüsse ver ursachte Steigen der Flüsse in Ostgalizien, insbesondere der Gebirgsflüssc, die ihre Quellen in den Ostkarpathen haben, hat große Überschwemmungen, hauptsächlich in der Stanislauer Woiwhdschaft hervorgerufen. Die großen ostgalizischen Flüsse,Prut und Dnjestr sind^nit ihren zahlreichen Nebenflüssen aus den Usern getreten, über hundert Dörfer und kleine Städte stehen unter Wasser. Mehrere Brücken sind weggeschwemmt oder schwer beschädigt worden. Auf verschiedenen Eisen bahnnebenlinien müßte der Verkehr völlig eingestellt werden. Bauernhütten und Scheunen wurden von den reißenden Fluten weggerissen. Mehrere Menschen und viel Vieh sind ertrunken. Der polnische Ministerrat hat beschlossen, 150 000 Zloty für die Hilfsaktion zur Ver fügung zu stellen. Bei Stanislav und Kolomea sind auch einige deutsche Kolonien durch die Überschwemmung jeimgesucht worden. Wilsdruff, am 15. Juli 1929. Merkblatt für den 16. Juli. Sonnenaufgang 4°^ !! Mondaufgang 15" Sonnenuntergang 2W° Monduntergang — 1872: Der norwegische Polarforscher Roald Amundsen geb. Vereinskaffen. Man braucht nicht von vornherein anzunehmen, daß jeder Mensch von Natur ein Schwindler und zu Betrügereien ge neigt sei. Es gibt nämlich auf dieser Welt auch sehr anständige Menschen, denen das Geld der andern, wenn es ihnen irgend wie anvertraut wird, ein Rührmichnichtan ist. Was sollte denn aus Treu und Glauben werden, wenn es anders wäre! Aber es ist schon so, daß Menschen, denen im geschäft lichen Leben oder sonstwie täglich größere Summen durch die Finger gehen und die trotzdem nie auf den Gedanken kommen, sich an fremdem Eigentum zu vergreifen, oft Plötzlich von einem „Rappel" und von einer Gier gepackt werden, wenn sie von irgendeiner Gesellschaft, einem Klub, einem Verband, einem Verein als Verwalter großer Summen bestellt werden und Nachprüfungen ihrer Kassenverwaltung nicht allzusehr zu fürchten brauchen. Das Volk sagt nicht umsonst spöttisch und ironisch „in Kleinigkeiten ehrlich", wobei man zu er gänzen hat: „aber im Verkehr mit großen Geldern kann man die Ehrlichkeit nicht ohne weiteres als gegeben annehmen". Man hat gerade in den letzten Wochen von großen Unter schlagungen bei großen Verbänden gehört: von ungetreuen Kaffenwarten wurden die Kassen, über die sie gesetzt waren, ganz gehörig geplündert. Man braucht nur an die Vorgänge beim Deutschen Sängerbund und bei den Verlagsunterneh mungen der Gewerkschaft der Angestellten zu erinnern, aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der großen Liste der Unterschlagungsfälle und man könnte sie leicht noch verlän gern. Nun werden sich ja Unterschlagungen ehrenamtlich be stellter oder besoldeter Kassenverwalter nie verhüten kaffen, aber es mutz schon gesagt werden, daß.bei manchen Vereinen und Verbänden Kassierern, die Neigung zur Unehrlichkeit haben, das Unehrlichsein nicht schwergemacht wird. Es herrscht oft eine erstaunliche Laschheit und Laxheit in Geld dingen, vielleicht weil ja die Beiträge, die der einzelne ein gezahlt hat, nicht allzu hoch sind, so datz mancher, wenn eine Unterschlagung herauskommt, sich zu seiner Beruhigung sagen mag: „Na, ich persönlich verliere ja nicht viel!" Aber so sollte keiner denken, der zu einer Gesamtheit gehört. Ein Verband ist etwas Geschlossenes, und wenn dem Verbände etwas ge schieht, geschieht es auch dem einzelnen Verbandsmitglied. Kurz und gut: man sollte bei der Verwaltung von Vereins- und Verbandskasten und bei der Nachprüfung der Kassen- Verhältnisse etwas ernster zu Werke gehen, als das ost ge schieht. Es darf aus niemand von vornherein der Schatte» eines Verdachtes fallen, aber seine Sachen mutz nicht nur ver einzelne, sondern auch ein Verband in Ordnung halte»- Darum sollten die Vereinskasten, die das Geld vieler entt halten, besser, als das jetzt vielfach geschieht, kontrolliert wsi' ven. Wer ehrlich ist, braucht eine Kontrolle nicht zu fürchte» und kann sich dadurch nicht gsiränkt fühlen! Schwimmbad Wilsdruff. Wasserwärme im Schwimmbecke» 20 Grad, im Planschbecken W Grad Celsius.
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