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Viel schneller, als eigentlich zu erwarten war, ist der neue englische Ministerpräsident Macdonald außen politisch aktiv geworden. Allerdings hat er dafür gleichzeitig bei der wichtigsten innenpolitischen Streitfrage, nämlich dem latenten Konflikt in der Bergwerksindustrie, eine Menge Pflöcke zurückstecken müssen: von einer Ver staatlichung der Bergwerke ist keine Rede mehr. Insofern war es für Macdonald auch leicht, einen außenpolitischen Vorstoß schon jetzt zu machen, weil auch die Liberalen das unbedingt franzosenfreundliche Verhalten des früheren Außenministers A. Chamberlain nicht billigten, besonders weil durch diese allzu große Intimität mit Frankreich eine deutliche Verstimmung zwischen England und den Ver einigten Staaten eingetreten war. Man muß ein wenig zurückdenken an das unliebsame Aufsehen, das das englisch-französische Marineabkommen überall in der Welt auslöste., um jetzt auch zwischen den Zeilen jener Reden lesen zu können, die von Macdonald selbst, ferner von seinem Außenminister Henderson, dem Nachfolger Chamberlains, und dem neuen amerikanischen Botschafter in London, dem uns Deutschen ja nur allzu gut bekannten „General" Dawes gewechselt worden sind. Dawes ist ja für Macdonald kein Unbekannter, denn der englische Arbeiterführer war ja Ministerpräsident, als 1924 in London die „Dawes-Konferenz" stattfand. Wovon er, wovon Henderson und Dawes sprachen, ist nur eines: Frieden auf Erden! Das würde weiter nicht auf fallen und keinerlei Aufmerksamkeit erregen — es gibt keine Staatsmänner seit Bestehen der Welt, die nicht immer und bei jeder Gelegenheit von der Erhaltung des Friedens reden! — wenn nicht besonders Dawes ganz genaue Vorschläge über eine künftige Ab rüstungskonferenz gemacht hätte. Uber Abrüstung allerdings nur zur See, und dabei macht Dawes die für jeden Engländer zwar schmerzliche, aber nicht mehr zu be streitende Einschränkung, daß zwischen den beiden großen englischsprechenden Völkern „heilig und unverletzlich" das Prinzip der Ftottengleichheit festgehalten werde. „Der einzig mögliche Weg ist der, daß die Regierungen durch ihre Flottensachverständigen eine klare Definition ihrer Forderungen ausarbeiten lassen, daß es aber einem Komitee von Staatsmännern überlassen wird, eine end gültige Festsetzung der Bedingungen eines Abrüstungs- Übereinkommens zu entwerfen." Das konnte der neue amerikanische Botschafter natürlich nur mit Einverständnis' feiner Regierung Vorschlägen. Macdonald und Henderson gaben hierzu fast das Stichwort, sprachen allerdings — vorsichtigerweise — mehr von der Notwendigkeit einer all gemeinen Abrüstung, die die Welt brauche und die herbei zuführen man allseitig von den Regierungen verlange. Aber man spricht doch eben im Verein mit dem amerikani schen Botschafter wieder und wieder von Abrüstung. Und vergessen darf man doch schließlich auch nicht, daß die erste Ankündigung einer außenpolitischen Aktivität Macdonalds in der Meldung bestand, er werde eine Reise nach Washington machen. In Paris wird man diese Kunde ebenso schmerzlich begrüßt haben wie die jüngste ostentativ-deutliche Unter streichung des proamerikanischen Kurses in London. Macdonald wird mit Frankreich gewiß kein Flotten abkommen vereinbaren, das dieser größten Heeresmacht des Kontinents freie Hand ließe. Aber es ist doch eine Einschränkung zu machen, die auch wieder aus den Aus führungen des Botschafters Dawes erhellt: Amerika hat nur ein Interesse an der Flottenabrüstung, denn zu Lande ist es so gut wie unangreifbar. Ganz so idealistisch wie ihre schönen Worte klingen sind nämlich diese Staats männer alle miteinander nicht. Veder Agrarsozialismus noch Staatsmonopol. sim die Rentabilität der Landwirtschaft. I In Köln trat der Beirat der rheinischen Zentrums- j Partei für Landwirtschaft, Garten- und Weinbau zu einer Tagung zusammen. Auf der Tagung hielt u. a. Reichsminister a. D. D r. Hermes sinen längeren Vortrag über das Rentabilitäts- orogramm der Spitzenverbände. Er führte ». a. aus: In dem vorgelegten landwirtschaftlichen Not- »rogramm seien die Richtlinien festgelegt, die den Ret- iungsweg für die Landwirtschaft auszeigen würden. Man 'önne jedoch der Neichsregierung nicht den Vorwurf stsparen, daß sie es an der nötigen Aktivität habe fehlen 'assen. Aus dem Agrarprogramm beleuchtete sodann der stedner die einzelnen Punkte. Er stellte zunächst die Notwendigkeit eines durchgreifenden Zollschutzes besonders in den Vordergrund. Es gehe nicht an, daß -in gedrücktes Volk entgegen der Haltung der ganzen Origen Welt die Fahne des Freihandels voran sagen zu können glaube. Die Landwirtschaft verlange sicht den Abbau der steuerlichen und sozialen Belastung, doch wehre sie sich dagegen, daß diese 'Men einem Bauerntum auferlegt würden, dessen Ein- ^Nfte es in keiner Weise gestatteten, diese Summe zu Ablen. Die Wirtschaftspolitik des Staates müsse der Landwirtschaft die Möglichkeit geben, rentabler zu Seiten. Der Redner beschäftigte sich sodann eingehend Konferenz zu -ritt. Aussprache zwischen Stresemann. Poincarö und Briand. Reichsaußenminister Dr. Stresemann ist am Mitt woch in Paris zu der beabsichtigten Aussprache mit Poincare und Briand eingetroffen. Zur Begrüßung auf dem Bahnhof hatten sich außer dem deutschen Botschafter v. Hoesch und den Mitgliedern der deutschen Botschaft auch der Kabinettschef des Außenministers Briand sowie der spanische Botschafter eingefunden. Auch die Staats sekretäre v. Schubert und Pünder sind in Paris ein- gctroffen. Dr. Stresemann begab sich mit dem deutschen Botschafter nach dem Botschaftsgebäude. Mittags fand am Quai d'Orsay ein von Außenminister Briand zu Ehren Dr. Stresemanns veranstaltetes Frühstück statt, an dem Vertreter der deutschen und der französischen Diplo matie teilnahmen. Poincars selbst war durch Amts geschäfte verhindert, hatte jedoch seine Anwesenheit nach der Beendigung des Frühstücks zugesagt. Nach dem Frühstück war eine Aussprache zwischen Stresemann, Poincarö und Briand vorgesehen. Natürlich zerbricht man sich in politischen Kreisen Frankreichs den Kopf darüber, worüber sich diese drei Staatsmänner unterhalten haben. Während ein Teil der Presse die Meinung vertritt, daß die Besprechung einen ganz allge meinen Charakter trug, behaupten andere sonst gut unter richtete französische Blätter, daß die Unterredung einen hochpolitischen Charakter hatte. Und zwar sollen bei dieser Aussprache zu dritt die kommende Dnptomatcnkonferenz und die mit ihr zusammenhängenden politischen Fragen erörtert worden sein. In diesem Zusammenhänge ist es von besonderer Wichtigkeit, daß, wie jetzt bekannt wird, Dr. Stresemann bei seinen Besprechungen mit Briand den letzteren darauf hingewiesen hat, daß die An nahme des Noung-Planes und seine Inkraftsetzung für Deutschland nur dann einen Sinn haben wird, wenn mit dieser wirtschaftlichen Liquidierung des Krieges auch die politische verbunden würde. Stresemann soll weiterhin ' Briand darauf hingcwicsen habe«, daß Deutschland eine sofortige Räumung der besetzten Gebiete und die Lösung der Saarfrage auf der Konferenz zur Entscheidung bringen wolle. In dem französischen Ministerrat, der die Annahme des Young-Planes beschloß, wird Briand ausführlich über die Madrider Tagung berichtet haben. Der Minister rat soll übrigens nach wie vor an der Forderung der sogenannten Kontrollkommissionen, die nach der Räumung des Rheinlandes eingesetzt werden sollen, festhalten, so daß damit zu rechnen ist. daß Poincars und Briand den französi schen Standpunkt auch Stresemann gegenüber vertreten haben werden. Deutschlands Stellung zu dieser For derung ist bekannt: Die deutsche Regierung wird diesen französischen Vorschlag, der eine Verewigung der Militär kontrolle sein würde, nie akzeptieren. ntt ven Zollsätzen beim Getreide. Andere Länder schützten sich mit hohen Zollmauern. Mit unseren rutonomen Sätzen sei die Katastrophe nicht abzuwenden, hier müsse eine zusätzliche Regelung einsetzen, die in der mengenmäßigen Erfassung der ausländischen Getreide einfuhr zu erblicken sei. Dies bedeute weder Agrar- sozialismus noch Befürwortung eines Staats- Monopols. Es solle erreicht werden, daß das Aus landsgetreide derselben Belastung unterworfen wird wie das Inlandsgetreide. Neben einer strengen Seuchenschutzgesetzgebung sei die Anpassung der Lebendviehzölle an die Fleischzölle zu fordern. Auch die Eier- und Ge- slügelwirtschaft bedarf des Schutzes. Die Reform der Arbeitslosenversicherung sei unbedingt notwendig. Zu einer Entschließung wird von der Zentrumsfraktion des Reichstages gefordert, alle Kräfte einzusetzen, daß unver züglich noch vor der Ernte alle geeigneten Maß nahmen ergriffen werden, um die Existenzgefährdung der Landwirtschaft in letzter Stunde abzuwenden. Besondere Hilfe wird für die bedrängten Bauern in den Grenz landen verlangt. * Oer lan-wirischastliche Einheitsverban- marschiert. Die Satzungen fertiggestellt. Die von den Organisationen des ländlichen Ge nossenschaftswesens zusammengesetzte Einigungs- kom Mission trat in Berlin erneut zusammen. Der Entwurf der Satzungen des genossenschaftlichen Ein heitsverbandes wurde endgültig fertiggestellt. Es wurde weiterhin Übereinstimmung dahin erzielt, das die Rationalisierungsmaßnahmen im Mit tel- und Unterbau des ländlichen Genossenschaftswesens unabhängig von dem jeweiligen Stand der Verhand lungen über die Konstituierung des Einheitsverbandes fortgesetzt werden. Das Resultat der Besprechung. Der französische Außenminister Briand gab den Pressevertretern folgende Erklärung, über die Besprechung mit Dr. Stresemann: „Die heutigen Verhandlun gen sind nur die Fortsetzung des Gedankenaustausches, den ich in Madrid mit Zr. Stresemann hatte. Vor dem Frühstück hatte ich mit Dr. Stresemann eine erste Unter haltung, die dann mit Poincars fortgesetzt wurde. Wir haben die besten Bedingungen geprüft, unter denen die interessierten Regierungen die Verhandlungen über den Sachverständigenplan einleiten könnten. Dr. Strese mann wird nach Berlin zurückkchren, um seine Negierung über unsere Unterhaltung zu unterrichten. Darauf wer den die Unterhandlungen durch die Staatskanzleicn fort gesetzt werden, um sobald wie möglich Ort und Zeit punkt für den Zusammentritt der Regierungskonferenz festzusetzen, d. h. diese Konferenz wird vom kommen den Monat ab stattfinden können. Paris, 19. Juni. Nach dem Svir hat Stresemann in der Unterredung heute mittag die Frage der Rheinlandräumung ange schnitten. Stresemann habe erklärt, daß der Reichstag den Young- plan nur ratifizieren werde, wenn damit die Räumung des Rhein landes verbunden sei. Das sei im übrigen, so schreibt die Zeitung, auch die Ansicht der führenden politischen Kreise Englands. Aber es sei fraglich, ob Poincare den Zusammenhang zwischen der Räu mungsfrage und dem Youngplan anerkennen werde. Dr. Stresemanns Abreise von Paris Paris, 20. Juni. Reichsaußenminisler Dr. Stresemann verließ in Begleitung des Staatssekretärs ven Schubert am Mitt woch abend 22.55 Uhr Paris, um nach der Reichshauptstadt zurück- zukehren. Auf dem Nordbahnhos hatten sich Botschafter von Hösch und mehrere Herren der Botschaft eingefunden. Vom Fenster des Sonderwagens aus unterhielt sich der Minister bis zum Anfahren des Zuges angeregt mit dem deutschen Botschafter. Von deutscher Seite wird bestätigt, daß die Besprechungen, die Dr. Stresemann mit dem französischen Ministerpräsident und Briand hatte, insbe sondere der Fortführung der Verhandlungen galten, die sich aus der Zustimmung der beteiligten Mächte und der Annahme des Sachverständigenplanes ergeben. Es dürfte auch zutressen, daß für die Regierungskonferenz die erste Juli-Hälfte und als Tagungsort eine schweizerische Stadt in Aussicht genommen ist. Oanktelegramm Stresemanns an Primo de Rivera Reichsminister Dr. Stresemann richtete beim Verlassen Spaniens an den spanischen Ministerpräsidenten ein Telegramm, in welchem er den Dank der deutschen Dele gation und seinen eigenen für die liebenswürdige Auf merksamkeit und Gastfreundschaft aussprach. Das Tele gramm schließt mit den Worten: „Ich kehre nach Deutsch land zurück in der Erinnerung an schöne Tage und in der Zuversicht auf eine weitere glänzende Zukunft Spaniens und die dauernde Freundschaft unserer beiden Länder." In der Frage der Besetzung der Ämter wurde vom Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft ein Vermittlungsvorschlag unterbreitet. Ter Neichs- verband der deutschen landwirtschaftlichen Genossen schaften und der Genossenschaftsverband des Reichsland bundes behielten ihre endgültige Erklärung bis zur er neuten Stellungnahme ihrer Verwaltungsorgane vor. Die übrigen Organisationen stimmten dem Ver mittlungsvorschlag zu. Oie Wettfahrt des „Graf Zeppelin". Der Neubau der Luftschifshalle in Friedrichshafen. über den Zeitpunkt der Weltfahrt des „Graf Zeppelin" äußerte sich Dr. Eckener dahin, daß der Start am 1 5. Iuli stattfinde, falls keine besonderen Umstünde einträten, die eine Verschiebung des Starts notwenoig erscheinen lassen würden. Was die Amerikafahrt anbelangc, so solle diese mit der Wettfahrt verbunden werden. Auf der Luftschiffwerft in F r i e d r i ch s h a f e n wird inzwischen eifrig an dem Hallenneubau gearbeitet. Die neue Halle soll 275 Meter (gegen 240 Meter der größten dort befindlichen Halle, in der „Graf Zeppelin" unter- gebrachi ist) lang, 80 Meter breit (gegen 42,5 Meter) und 52 Meter hoch (gegen 38,5 Meter) sein. Die Hallenlore, für die eine neue Anordnung getroffen wurde, werden sämtlich ausdrehbar sein. Von der Bauleitung der neuen Halle wird es abhängen (wenn sie die neue Halle bis zum Spätsommer fertigstellt), ob noch in diesem Herbst mit dem Bau des neuen Luftschiffes „L. A. 128" begonnen werden kann. Der Rauminhalt dieses Luft schiffes soll 150 000 Kubikmeter betragen. Ausgerüstet wird es mit acht Maybachmotoren, die insgesamt 5000 Pferde stärken haben. Die Motoren werden paarweise in vier Gondeln untergebracht werden. Das Luftschiff soll 230 Meter lang sein gegen 236,8 des „L. Z. 127".