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z poliiiHe ^unüläHu j Deutsches Reich Vorbereitung der politischen Konferenz. Das Reichskabinett beschäftigte sich mit den vor bereitenden Arbeiten für die sich aus dem Abschluß der Pariser Sachverständigenberatungen ergebende politische Konferenz. Das Reichskabinett stellte dann einmütig die für die Haltung der deutschen Delegation maßgebenden Voraussetzungen fest. Die Neuregelung der Ministerpensionen. Das Reichskabinett hat jetzt das „Reichsministergesetz" fertiggestellt und dem Reichsrat zugeleitet. Das neue Gesetz regelt die gesamten Besoldungs- und Versorzungs- ansprüche der Minister. Sie erhalten danach keine Pensionen mehr, sondern nur ein Übergangs- g e l d für eine gewisse Zeit. Der Staatsrat für das Konkordat. Der Staatsrat stimmte dem Staatsvertrag zwischen Preußen und dem Vatikan mit 44 Stimmen der Sozialdemokraten, des Zentrums und der Demokraten gegen 36 Stimmen der Arbeitsgemeinschaft und der Kom munisten bei einer Stimmenthaltung in der Arbeits gemeinschaft zu. Der Antrag, in das Gesetz eine Sperr frist bis zum Vertragsabschluß mit der e n a n g c l i s ch e n Kirche einzubauen, wurde gegen 32 Stimmen der Arbeits gemeinschaft abgelchnt. Eine bürgerliche Koalitionsregierung in Mecklenburg? Wie aus bestunterrichteten parlamentarischen Kreisen verlautet, sind Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer bürgerlichen Koalitionsregierung in Mecklenburg zwischen allen rechtsgerichteten Fraktionen: der Nationalen Einheitsliste, den Nationalsozialisten und dem Bauern bund, ausgenommen worden. Es kann mit einem erfolg reichen Ergebnis der Koalitionsbestrebungen gerechnet werden. Aus Zn- und Ausland Braunschweig. Bei der Beratung des städtischen Etats kam es zu einem erregten Zwischenfall. Der Stadtverordnete Simann von den Sozialdemokraten rief einem Redner schwere Beleidigungen zu und warf nach ihm ein schweres Tintenfaß, glücklicherweise ohne ihn zu treffen. Die Sitzung wurde vom Vorsitzenden ausgehoben. Paris. Die Kammer nahm den Antrag, der die Regie rung um neue Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten zum Hinausschieben des Fälligkeitstermins vom 1. August er sucht, durch Handausheben an. Die Regierung wird also noch einmal in Verhandlungen mit Amerika treten müssen. Simla. Die Truppen eines Verbündeten von Nadir Khan gegen Habib Ullah haben bei einem Angrifs aus Gardez eine blutige Niederlage erlitten. Ihre Verluste an Toten und Verwundeten betrugen 300 Mann. Betrügerischer Bezug von ArbellMenunterWuns. i Heimliche Gelegenheitsarbeit. Die Neichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung teilt mit: Es dürste nicht ge- j nügend bekannt sein, daß der unberechtigte Bezug von Arbeitslosenunterstützung nicht nur einen Anspruch von § Rückzahlung der unrechtmäßig bezogenen Beträge zur Folge hat, sondern außerdem auch strafbar sein kann. In letzter Zeit sind in verschiedenen Fällen gericht liche Verurteilungen wegen betrügerischer Inanspruch nahme der Arbeitslosenunterstützung erfolgt. Dabei . handelt es sich auch um Fälle, in denen ein Arbeitsloser j Gelegenheitsarbeit verrichtete, ohne hiervon dem Arbeitsamt Mitteilung zu machen. Die Verurteilung erfolgt in solchen Füllen zu empfindlichen Geld- bzw. Freiheitsstrafen. Oberleutnant Schulz aus derHafi entlasten. Aus ärztlichen Gründen. Der Oberleutnant a. D. Schulz ist am 24. Mai d. I. aus dem Gerichtsgefängnis Essen in das Krankenhaus des Untersuchungsgefängnisses Berlin-Moabit zum Zwecke ärztlicher Untersuchung übergeführt worden. Die Ärzte haben nunmehr ein Gutackiten daüin erstattet, daß bei sortbestehender Haft eine schwere Gefährdung der Gesundheit des Schulz zu befürchten stehe und daß deshalb eine alsbaldige Unterbrechung der Straf- Vollstreckung gegen Schulz, der sich seit dem 30. März 1925 ununterbrochen in Haft befindet, erforderlich sei. Dem gemäß Hai die Staatsanwaltschaft mit Zustimmung des preußischen Justizministers die Strafvollstreckung einst weilen unterbrochen und ihn aus der Haft entlassen. Gieger Gchmelmg. Der in der ganzen Boxwell mit riesiger Spannung erwartete Kampf Schmeling—Paolino wurde im New" yorker Nankce-Stadion vor 6V00V Zuschauern durch geführt und endete mit einem überlegenen Siege des Deutschen. Schmeling beherrschte seinen Gegner von der zehnten Runde ab völlig, hatte jedoch auch vorher schon drei Runden gewonnen. Der Spanier gab dennoch das Gcsecht nie auf und kämpfte verbissen bis zum Schluß, obwohl er kaum noch auf den Beinen stehen konnte. Das Urteil, Sieger nach Punkten Schmeling, wurde vom Publi kum, unter dem sich auch Newyvrks Bürgermeister Walker befand, mit riesiger Begeisterung ausgenommen. Schmeling tanzte vor Freude im Ring umher und umarmte immer wieder seinen geschlagenen Gegner. Max Schmeling. In Erwartung der Begegnung Max Schmelings mit Paolino Uczudun zum Ausscheidungskampf um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht begann sich das Vankee-Stadion schon lange vor der auf 8 Uhr abends angesetzten Veranstaltung zu füllen. Zu gleicher Zeit wurden auch die Dächer der umliegenden Häuser, die einen Blick in das Stadion erlauben, von Tausenden von Zaungästen besetzt. Nach dem Einleitungskampf zwischen dem Amerikaner Roy Wallace und dem Italiener Primo Ubaldo im Leichtgewicht, in dem der Amerikaner in der dritten Runde durch k. o. siegte, und im folgenden Schwer- gewichtstresfen zwischen dem Norweger Otto von Porath und dem Amerikaner Christner, der in der neunten Runde unter Ausrufung von Poraths als Sieger durch technischen k. o. abgebrochen wurde, betrat kurz vor 10 Uhr Schmeling als erster den Ring, von den etwa 60 000 Zuschauern stürmisch begrüßt, und gleich darauf erschien auch Paolino, den die Menge weniger beachtete. Alsbald ertönte dann der Gong zum Beginn des Kampfes. Die beiden ersten Runden sicherte sich Schmeling, der Paolino zur Verteidi gung zwang, damit aber beim Publikum wenig Zufrieden heit erregte. In den folgenden Runden versuchte sich Paolino der Kampsesweise des Deutschen anzupassen und ihm den Nahkampf auszuzwingen, um so besser das Manko seiner geringeren Reichweite ausgleichen zu können. Er konnte 'mit dieser neuen Taktik Schmeling zu wiederholten Malen an die Seile drängen und manchen guten Treffer anbringen. Besonders kritisch verlief die fünfte Runde, in der Schmeling zum Schluß die Nase des Basken leicht zum Bluten gebracht hatte. In den folgenden Runden wurde der Kampf immer verbissener. Zwei wuchtige Schläge hinter das Ohr machten Paolino leicht groggy, so daß er in der neunten Runde ein wenig benommen schien. Beim Glockenzeichen zur elften Runde stürzte sich Paolino mit unerhörter Heftigkeit auf seinen Gegner, wurde aber sofort mit abwechselnden Rechts- und Linkstreffern empfangen. Durch Halten versuchte Paolino wieder zu Atem zu kommen, aber Schmeling ließ ihm keinen Augenblick Ruhe. Mit fast geschlossenen Augm Die Letzten von der Barke „Helene" Roman von Otfrid v. Hanstein. 14. Fortsetzung Nachdruck verboten „Es gibt also keine Hoffnung?" Mit starrer Miene sagte Hilpert: „Zwecklos." Jobs hob den Kopf. „Wir sollten es trotz allem versuchen. Könnten wir viel leicht für uns aus Teilen des U.-Boots, aus dem Turm, eine Art kleiner Kammer machen, in der wir uns durch den Wasserdruck durch jenen Stollen pressen lassen." „Selbst wenn das gelänge, wenn wir uns io retten könn ten, wäre es recht, die Schuld auf uns zu laden, daß drüben durch den Wassereinbruch Menschen zugrunde gehen?" Abeles dachte nach. „Wären wir nicht in dieser Lage und hätten die Men schen verscheucht, dann wären sie nach kurzer Zeit doch bis an diese Höhlung vorgedrungen und die Katastrophe wäre erfolgt." Hilpert blieb immer noch ablehnend. Abeles sprach weiter: „Meine Herren, wer ist noch für die Ausführung unseres ersten Planes?" Hilpert blickte von einem zum andern. Niemand wagte die Hand zu erheben, auch er nicht. „Wer ist dafür, daß wir versuchen, dort durchzubrechen?" Jobs und Gellert hoben die Rechte. Hilpert ließ die Hände hängen und Abeles sagte: „Ich gebe mit meiner Stimme die Entscheidung: Wir brechen durch. Nun wollen wir uns beraten." * Die Uhr des Kapitäns zeigte, daß es Morgen sei. Diese zwölf Menschen wußten seit einer Woche nur dann von Tag und Nacht, wenn Licht leuchtete. Wie jedesmal blies Matrose Schönfeld auf seinem Waldhorn ein Wecklied. Heute war es ein Choral, obgleich Abeles nicht darüber nachgedacht hatte, ob heute Sonntag sei oder nicht. Fröhlich kamen Edith und Grete mit leuchtenden Augen aus ihrem Zelt. „Guten Morgen, meine Herren." Sie wunderten sich und begriffen nicht, warum ein so seltsames Zucken über die Gesichter ging, warum nur der immer vergnügte Steward Renziehausen ihnen fröhlich ent- gcgenlachte. Sie ahnten nicht, daß die vier Herren daran dachten, was in der kommenden Nacht geschehen sollte. Am Frühstückstisch sitzend, schienen die Männer über nächtigt, abgespannt. Die Mädchen fühlten, daß es irgend etwas Bedenkliches geben müsse. An diesem Morgen wurde weniger zu essen aufgetischt als sonst. Grete fragte lächelnd, ob die Vorräte schon knapp seien. „Wir müssen sparen." „Heute abend sollen wir doch wieder auf dem Schiff sein." „Heute wohl noch nicht." Der Kapitän blieb wortkarg. Die Mädchen wurden ängstlich. Nach beendetem Frühmahl gingen Jobs, Hilpert und Gellert zum Schiff hinunter. Abeles sagte zu den Damen: „Darf ich einen Augenblick mit in Ihren Verschlag kommen?" Die Mädchen erbleichten, traten ein und fragten: „Fah ren wir denn heute nicht?" „Leider nein." „Wann fahren wir denn?" „Ich muß Ihnen die Wahrheit sagen, das Boot ist un brauchbar." „Aber gestern abend hieß es doch, daß..." Abeles sprach ernst: „Gestern hatten wir jede Hoffnung verloren. Wir waren überzeugt, daß der Tod uns gewiß sei und — wir wollten uns alle in dieser Nacht mit dem Dynamit, das unter der Terrasse liegt, in die Luft sprengen." „Sie wollten uns morden?" Edith sprang auf. „Wir meinten es gut mit uns allen. Vielleicht wäre es richtig gewesen." Er erklärte ihre verzweifelte Lage. Dann sprach er von den Klopftönen und was man in dieser Nacht beraten habe. Die Mädchen waren ruhiger. Sie waren ja keine ver zärtelten Modepuppen, sondern Sportgirls, die Gefahren gewohnt sind. kämpfte Paolino den für ihn aussichtslosen Kampf heroisch weiier. In der letzten Runde kam dann Schmeling zum Ziel, nachdem Paolino am Schluß der vorletzten fast in sich zusammengefallen war. Am Ende des Kampfes nach dem Siege Schmelings war Paolino fast vollkommen hilflos; er konnte sich aber bis zum Schlußgongzeichen halten. Eine halbe Million Dollar Einnahmen. Die Einnahmen aus dem Kampfe Schmeling—Paolino sollen gegen eine halbe Million Dollar betragen. Beim Erscheinen im Ring und namentlich nach Schluß des Kampfes wurden Schmeling zuerst allein und dann mit Paolino, dem er auf den Rücken klopfte, endlose Ovationen dargebracht. Paolino erklärte, er habe nach der neunten Runde nichts mehr sehen können. * Deutsche Boxnicderlage in Italien. Bei dem in Turin ausgetragenen Boxkampf um die Europameisterschaft im Halbschwergewicht siegte der Titelverteidiger Michele Bonaglio (Italien) über den Deutschen Meister Hein Müller (Köln) in der vierten Runde durch Niederschlag. Ob der Sieg Bonaglios als einwandfrei zu bezeichnen ist, muß stark bezweifelt werden, da Müller bereits in der dritten Runde durch einen regel widrigen Nierenschlag vom Ringrichter eine Erholungs pause von einer Minute zugebilligt worden war. Gchiffsbrand im Kieler Hafen. Ein 8000-Tonnen-Dampfer in Flammen. Auf dem 8000-Tonnen-Frachtschiff „Tai-Ping- Jan g", das an den Werstanlagen der Deutschen Werke in Kiel liegt, brach ein Feuer aus, dessen Bekämpfung sich infolge der starken Rauchentwicklung sehr schwierig ge staltete. Das Feuer ist mittschiffs im Kühlraum entstanden, durchfraß die Schottcnwand und griff auf den Maschinen raum über. Die Brandlcitung mußte die Bordwand offnen lasten, da die Feuerwehrleute trotz Anwendung von Rauchmasken nicht an den Herd des Brandes gelangen konnten. Das Schiff war erst am 4. Mai dieses Jahres vom Stapel gelaufen und sollte am 20. Juli an die Reederei Wilhelm Wilhelmsen in Oslo abgeliefert werden. Über die Entstehung des Feuers verlautet noch nichts Bestimm tes. Der Brand erinnerte in seinen Einzelheiten an den großen Brand auf der „Europa" in Hamburg. Ser Generalbevollmächtigte der Frau Subkow. Steckbrief hinter dem Betrüger Iwanow. Die Berliner Polizei sucht nach dem angeblichen russischen Rechtsanwalt und angeblichen früheren Minister Iwanow, gegen den von der Staatsanwaltschaft Bonn ein Steckbrief erlasset, worden ist. Iwanow war der Ge neralbevollmächtigte der Frau Subkow, früheren Prin zessin Viktoria von Schaumburg. Die gegen ihn in Bonn geführte Untersuchung hat ergeben, daß er die Prinzessin um erhebliche Vermögenswerte betrogen hat. Ohne Wissen der Prinzessin hat er in ihrem Namen betrügerische Geschäfte aller Art durchgeführt. In Berlin hatte Iwanow zahlreiche russische und deutsche Helfershelfer, mit deren Hilfe er, angeblich im Auftrage der Prinzessin, Gelder aufnahm, die er für sich verbrauchte. Die Memoiren der ehemaligen Prinzessin, die nach England verkauft worden sind, hat der Russe in Berlin noch einmal veräußert, natürlich für seine eigene Tasche. Grete Siverding sagte: „Sie meinten es gut, aber Sie handelten unrecht, Kapitän, Sie hätten offen mit uns reden müssen." > Edith sah plötzlich merkwürdig aus. Ihre Augen blickten groß und ernst, ihr Gesicht wirkte feierlich. „Glauben Sie, daß es Menschen waren, die jene Töne verursachten?" „Wir hoffen es bestimmt." „Wenn es Ueberirdische wären, wenn uns Geister an derer Welten Zeichen gaben?" Abeles glaubte zu verstehen; sie war in okkulter Stim mung. Edith sprach weiter: „Es war eine Warnung aus einer anderen Welt. Sie wollten uns töten, wenn auch in guter Absicht. Wissen Sie nicht, daß wir unser Leben nicht selber kürzen dürfen?" In diesem Augenblick empfand der Kapitän ein seltsames Gefühl: Kamen die Töne aus einer anderen Welt? — Wie kamen Älenschen hierher? Abeles schilderte die Gefahren, die dieser Weg ihnen bot, den wahrscheinlichen Untergang durch hereinbrechendes Wasser. Edith blieb ruhig. „Glauben Sie mir, das ist der Weg, den wir gehen sollen." Grete sah die Freundin an. Sie hatte immer gespottet über Ediths okkulte Ueberzeugungen, jetzt war sie ergriffen. Auch Abeles konnte sich dem Eindruck nicht entziehen. Draußen ertönten Hammerschläge. „Was geschieht dort?" „Wir müssen ein neues Fahrzeug bauens es ist eilig, wir haben den gestrigen Abend verschwendet, in zwei Tagen muß alles fertig sein, sonst geht unser Sauerstoff zu Ende." Das Hämmern draußen, das Arbeiten der Männer, denen der Schweiß von dem halbnackten Körper rann, führte die drei in die Wirklichkeit zurück und gab ihnen Mut, dem Kom menden vertrauensvoll entgegenzusehen. (Fortsetzung folgt.)