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„Prosesforenweisheit" — das Wort hat seit 1848 in der deutschen politisch-parlamentarischen Geschichte gar oft einen leis spottenden Beiklang gehabt. An Professor Kahl aber wagt sich nicht der Hauch eines Spottes heran. Und es war ein besonderer Ausdruck dessen, wie der Reichstag innerlich diesem seinen Mitglied gegenübersteht, als man bei der Auflösung des Reichstages einstimmig beschloß, gegen allen parlamentarischen Brauch die bis dahin ge leistete Arbeit des Strafrechtsausschusses, dem Professor Kahl Präsidiert, binüberznretten. Seinem Polke ein neues, modernes Strafrecht zu schaffen, mag der Politiker ebenso wie der Hochschul professor — dessen Stirn die Ehrendoktorate aller vier Fakultäten zieren — Wohl als Krönung seines Lebens von Mühe und Arbeit betrachten. Und dem Achtzigjährigen wird das deutsche Volk wohl keinen besseren Wunsch aus sprechen, als daß Professor Kahl den Abschluß dieses großen Werkes Herbeiführen darf, an das er selbst zwei Dezennien nicht bloß wissenschaftlicher und politischer Arbeit, sondern ein gutes Stück der eigenen Persönlichkeit und ihres ethischen Wertes gesetzt hat. Kriegsgefahr im Kernen Osten. Einfall der Nufsen in die Mongolei? Wie aus Peking berichtet wird, hat Rußland den ersten direkten Kriegsakt gegen China unternommen als Folge der kürzlichen chinesischen Heraus forderungen in der Mandschurei, wo der Kamps um den Besitz der chinesischen Ostbahn geht. Sowjrttruppen haben bereits die sibirische Grenze überschritten. Der Diktator der Mandschurei, Tschanghsüliang, hat einen dringenden Appell nach Nanking gesandt, in dem er Maß nahmen zum Schutze seines Gebiets fordert. Die Regie rung in Nanking erhielt auch Telegramme von chinesischen Konsuln in Rußland, wonach die chinesischen Konsulate von russischen Truppen umstellt sind. Sollte die Mandschurei selbst angegriffen werden, so kann dies ein Eingreifen Japans zum Schutz seiner ausgedehnten Wirtschaftsinteressen in dieser Provinz zur Folge haben. Wenn es wirklich zu Feindseligkeiten kommt, so kann dadurch die gesamte internationale Lage im Fernen Osten in die ungewisse und gefährliche Lage zurück- geworsen werden, aus der sie herausgekommen zu fein schien. Sie Liquidationen deutschen Eigentums in Polen. Tausend Fälle polnischer Willkür. Der Völkerbundrat hatte in seiner vorletzten Sitzung noch einmal eine ziemlich umfangreiche Tagesordnung zu behandeln. Den wichtigsten Punkt bildete der deutsche Antraa auf Erörteruna der Liauidation von e 1 wa 50 000 Hektar deutschen Grundbesitzes in Polen. Es handelt sich dabei um etwa lausend Fälle, in denen deutschen Eigentümern die Verleihung der polnischen Staatsangehörigkeit verweigert und mit der Verweigerung die Liquidierung ihres Grundbesitzes begründet wird. Nach eingehender Begründung des deutschen Standpunktes durch Reichsminister Dr. Stresemann wurde die weitere Beratung auf die Schlußsitzung vertagt. Galaempfang bei König Fuad. Dankesspende für die Armen Berlins. In der ägyptischen Gesandtschaft gab KönigFuad dem Reichspräsidenten und der Reichsregierung ein Essen, mit dem der offizielle Teil des Königsbesuches seinen Abschluß fand. Zn dem Galaempfang und dem Festessen hatten sich die Spitzen der Behörden, das Diplomatische Korps, prominente Vertreter der Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, des Handels, der Industrie und der Presse ein gefunden. König Fuad wird noch zwölfTageinDeutsch- land verbringen, um wichtige Handels- und Industrie städte, wie Hamburg, Halle, München und das Ruhrgebiet, zu besuchen. Anläßlich seines Berliner Aufenthalts hat König Fuad von Ägypten Oberbürgermeister Böß einen Betrag von 2 0 0 0 0 Mark zur Verwendung im Interesse der ärmeren Bevölkerung Berlins zur Ver fügung gestellt. - : At s Hu» unlerrr keimst - Wilsdruff, am 15. Juni 1929. Merkblatt sür den 16. und 17. Juni. Sonnenaufgang 3" 3" « Mondausgang 14°' 15°» Sonnenunterg. 20" 20" Monduntergäng 1" 16. Juni 1922: Teilung Oberschlcsiens. 17. Juni 1810: Der Dichter Ferdinand Freiligrath geb. Anbeständiges Wetter. Als zu Beginn der zweiten Jnniwoche ziemlich unver mittelt nach dem stark veränderlichen Wetter der vorher- Um die Reform der Ardeitslosen-Dersicherung. Lieber das hochaktuelle Thema: „Arbeitslosenversicherung" sprach gestern abend in der Ortsgruppe Wilsdruff des Verbandes Sächsischer Industrieller Syndikus T ö g e l - Coßmannsdorf. Fabrikbesitzer Sinemus hieß die erschienenen Mitglieder und Gäste sowie den Vortragenden herzlich willkommen und dann führte der letztere u. a. etwa aus: Wir Deutschen haben bekannt lich die besten sozialen Einrichtungen der Welt und dazu gegen wärtig die schlechteste Wirtschaftslage. -Die benötigte Beanspru chung von Reichsmitteln zur Befriedigung der Erwerbslosen führte' zur Auflegung der steuerfreien Anleihe. Anstelle der er hofften 500 Mill, wurden aber nur 180 Mill, gezeichnet und die Schuldenanleihe der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung konnte nicht gedeckt werden. Nun zwingen die Verhältnisse zu grundlegender Aenderung. Bei der Lrwerbslysenversicherung han delt es sich um ein Problem von größter Bedeutung, das selbst bis an das Reichsbudget heranreicht. Sie einfach verschwinden zu lassen, hieße Katastrophenpolitik treiben, aber so wie jetzt könne sie auch nicht weiter bestehen. Erwerbslosenunterstützung wurde schon früher gezahlt, aber der Kebergang derselben von der Fürsorge zur Versicherung brachte für die Versicherten den Rechtsanspruch. Das wichtige Moment der Bedürftigkeit fiel weg und die Zahl der Erwerbslosen ist dadurch bedeutend größer geworden. Die Entschädigung der sog. Doppelverdiener (verheiratete Frauen) trat hinzu. Und so ist die Tatsache zu verzeichnen, daß die Reichs anstalt für Arbeitsvermittlung Ende Januar dieses Jahres am Ende ihrer Mittel war und seit der Zeit aus der Tasche des Reiches lebt. Schon sind 400 Millionen Darlehen aus Reichs mitteln gewährt worden, und es besteht jetzt keine Aussicht, daß die Reichscnstalt unter den Verhältnissen das Geld zurückzahlen kann. Nun ist der Streit um die Reform der Arbeitslosenversiche rung entbrannt. Auch Sozialdemokraten und Gewerkschaftler sehen ein, daß es so nicht mehr weiter gehen kann. Die Vor schläge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer freilich stehen sich schroff gegenüber. Die letzteren wollen einfach die Beiträge um ein Prozent erhöhen. Aber damit ist noch lange nicht geholfen. Die Arbeitgeber schlagen vor, die Saisonarbeitslosigkeit, soweit sie eine berufsübliche ist, aus derVersicherung herauszunehmen, da die Saisonarbeiter durch bedeutend höheren Lohn dafür bereits abgefunden werden. Zudem belasten sie die Versicherung als Höchstbezahlte am meisten. Welche ungeheure Bedeutung diese Frage hat, beweist die amtliche Feststellung, daß unter den 21s Mill. Erwerbslosen am Anfang dieses Jahres 1,3 Millionen Sai sonarbeiter waren, die samt und sonders zehn bis fünfzehn Mal mehr an Unterstützung erhalten, als sie einzahlen. Gegen die Herausnahme der Saisonarbeiter sträubt sich die Linke, obwohl in Sowjetrußland diese Regelung besteht. Auch die Frage der Heim arbeiter spielt eine große Rolle, da viele von ihnen gar nicht vermittlungfähig sind. Die Bedürftigkeit muß wieder mehr in Berücksichtigung gezogen werden. Bisher muß Unterstützung ge zahlt werden, auch wo es wirklich nicht notwendig ist. Krasse Bei spiele nacy amtlichen Unterlagen legten das überzeugend dar. Um dem Arbeitermangel in verschiedenen geringer bezahlten Berufen abzuhelfen, ist eine längere Karenzzeit nötig für die Arbeiter, die eine ihnen vermittelte Arbeit ablehnen. Weiter wäre zu erwägen, den Unterstützungssatz dem Arbeitseinkommen eines Jahres und dem ortsüblichen Tagelohn anzupaffen und bei der Berechnung gewisse sichere Einkünfte mit in Anrechnung zu bringen, damit die Spanne zwischen Lohn und Unterstützung nicht so verwischt wird, daß sich die Arbeitsannahme nicht mehr lohnt. Bei der jetzigen Lage des Staates u. der Wirtschaft besteht die Verpflichtung, da für zu sorgen, daß ein ohne Verschulden arbeitslos Gewordener nicht zugrunde geht, die Unterstützung muß nur auf das richtige normale und für das Volk tragbare Maß zurückgeführt werden; denn wenn das Reich nicht mehr imstande wäre, die erforderlichen Zuschüsse bereitzustellen, dann würde andererseits die Reichs anstalt schon im Laufe des Herbstes oder des beginnenden Winters sich in der Zwangslage sehen, ihre eigenen Einnahmen mit ihren Ausgaben in Einklang bringen zu müssen, d. h. ihre Leistungen auf ein Maß zu beschränken, das ihren Einnahmen entspricht. Was das für die davon betroffenen Arbeitslosen, was es für das Schick sal der Arbeitslosenversicherung überhaupt bedeuten würde und welche innerpolitischen Gefahren hiervon drohten, braucht nur an gedeutet zu werden. Eiste schnelle und gründliche Reform der Ar beitslosenversicherung noch vor dem Eintritt der kälteren Jahres zeit ist daher nicht nur ein sozialpolitisches, sondern auch staats- politisches Gebot. — Den beachtlichen Ausführungen folgte reicher Beifall und Dank des Vorsitzenden. Eine rege Aussprache schloß sich an, in der Fälle des Mißbrauches der Unterstützung und der Ablehnung vermittelter Arbeit, sowie andere interessante Fragen zur Sprache gebracht wurden. gegangenen Tage eine Aufheiterung und rasche Erwar mung eintrat, hoffte Wohl mancher, daß dies der Beginn einer Schönwetterperiode werden könnte. Nur allzubald aber zeigte es sich, daß diese Hoffnung nicht berechtigt war. Das Hochdruckgebiet, das besonders für Mitteldeutschland ein paar schöne Tage gebracht hatte, war nicht stark genug, um sich längere Zeit zu behaupten, und wanderte nach Osten ab. Schon in der Mitte der Woche war es wieder stellenweise zu Bewölkung gekommen. Am Donnerstag früh wurden dann bereits aus dem Westen Regenfälle ge meldet. Im Laufe des Tages setzte sich der Witterungs umschlag fort. Es kam bis etwa zur Oder zu verbreiteten Regenfällen, die in Mitteldeutschland stellenweise recht ergiebig waren. Gleichzeitig gingen die Temperaturen er heblich zurück. Da zu befürchten ist, daß vom Westen her neue Störungen Vorstößen, ist auch tn den nächsten Lagen mit diesem unbeständigen Wetter und mit Niederschlägen zu rechnen. » Einrichtung einer höheren Abteilung an der Wilsdruffer Volksschule. Der hiesige Schulausschuß hat erneut beschlossen, Ostern 1930 an die hiesige Volksschule eine höhere Abteilung anzugliedern, die das 5. und 10. Schuljahr umschließen oder Schüler vom 10. bis 16. Lebensjahr umfassen soll. Der Lehrplan wird neben den in der Volksschule vorhandenen Fächern eine Fremdsprache, und zwar Englisch, enthalten. Daneben werden Deutsch, Literatur und Mathematik wesentlich stärker betont wer den als in der Volksschule. Ausgenommen in die höhere Abteilung werden begabte und leistungsfähige Vvlksschüler, die das Ziel des 4. Grundschuljahres gut erreicht und eine schriftliche und mündliche Aufnahmeprüfung bestanden haben. Die schriftliche Prüfung erstreckt sich aus die Anfertigung eines Aufsatzes, einer Nachschrift und einer Rechen arbeit. Mündlich werden Deutsch und Rechnen geprüft. Am Schluffe des 10. Schuljahres findet eine Abschlußprü fung statt, nach deren Bestehen dem Schüler das „Zeugnis der mittleren Reife" erteilt wird. Mit der Einrichtung der höheren Abteilung soll vor allem den Elternkreisen entgegengekommen werden, die infolge ihrer wirtschaftlichen Lage nur schwer oder garnicht imstande sind, ihre Kinder einer höheren, also neunstufigen Anstalt zuzuführen, oder die nicht wünschen, daß ihre Kinder täglich fast 2 Stunden auf der Eisenbahn verbringen, wo sie den erzieherischen Einflüssen der Eltern restlos entzogen sind. Auch den wirtschaftlich besser ge stellten Kreisen wird die geplante Neueinrichtung eine willkom mene Erleichterung der Ausbildungskosten bringen, da die höhere Abteilung als Zweiganstalt der Volksschule schülgeldsrei ist. Nur auswärtige Schüler bezahlen ein mäßiges Schulgeld. Mit dem Zeugnis der mittleren Reife wird den Schülern ein Ausweis in die Hand gegeben, der bezeugt, daß sie ein Ausbil dungsziel erreicht haben, das wesentlich über dem liegt, was die Volksschule als achtjährige Pflichtschule zu vermitteln imstande ist. Welche Berechtigungen Inhaber dieses Zeugnisses im Wirt schaftsleben zugesprochen werden, muß erst die Zukunft lehren. Am besten läßt es sich mit dem früheren „Einjährigenzeugnis" vergleichen. Sicher ist aber dies, daß der Besuch der höheren Ab teilung vom Besuch der Fortbildungsschule befreit, ebenso wie das Abschlußzeugnis einer Realschule oder höheren Handelsschule. Die Stadt Wilsdruff kann für sich allein diese höhere Abtei lung jedoch nicht bilden, und rechnet deshalb auf zahlreiche An meldungen aus den umliegenden Landgemeinden. Wenn sich nicht wenigstens 25 Schüler melden, die kommende Ostern das 4. Schuljahr vollenden, so gibt das Ministerium für Volksbildung die Genehmigung zur Gründung der Höheren Abteilung nicht. Der Stadtrat fordert im amtlichen Teile dieser Nummer auf, Anmel dungen bis spätestens 1. Juli an den Leiter der hiesigen Volks schule, Oberlehrer Kühne, gelangen zu lassen. A. » Schwimmbad Wilsdruff. Wasserwärme 19 Grad, Plansch becken 18 Grad. Das Marktkonzert fällt aus! Wegen anderweitiger Ver pflichtungen der Städtischen Orchesterschule fällt morgen Sonn tag das übliche Marktkonzert aus. Dafür findet kommenden Don nerstag im Oberen Parke ein gemeinsames Abendkonzert des Orchesters mit dem Männer- und Frauenchor „Brudergruß" statt, auf das wir schon heute Hinweisen. Aerzllicher Sonntagsdienst (nur dringende Fälle) Sonntag den 16. Juni: Dr. Bretschneider-Wilsdruff und Dr. Wollburg - Seeligstadt. Ein hochinteressanter Filmvortrag steht unserem Ort am kommenden Dienstag bevor. Der Vortragenden geht der Rus voraus, durch fesselnde Vortragsweise alle in ihren Bann zu ziehen und bei der Schilderung der Verfolgungsqualen der Arme nier mit ihren Ausführungen tief an die -Seele zu greifen. (Vgl. Inserat.) Schädlingsbekämpfung im Obstbau mit Pflanzenspritzen des Bezirksverbandes der Amtshauptmannschaft Meißen. Durch den Dezirksverband der Amtshauptmannschast Meißen werden den Obstbaumbesitzern zur Bekämpfung von Schädlingen und Krank heiten im Obstbau geeignete Pflanzenspritzen mit eingearbeiteten Facharbeitern zur Verfügung gestellt. Diese Facharbeiter sind nicht Angestellte des Bezirksverbandes, sondern nur seine Beauftragten. Die Durchführung der von ihnen vvrgenommenen Arbeiten wird durch den Bezirksverband überwacht. Die Ausführung der Ar beiten erfolgt auf Gefahr hes Baumbesitzers. Anträge auf Durch führung von Schädlingsbekämpfung im Obstbau sind an den Be- zirksverband, Abteilung Obstbau, oder an die Baumpfleger (in Wilsdruff und Umgegend an Vandschastsgärtner Bäuerle oder Baumschulenbesitzer O u a n tz) zu richten. Die Baumbesitzer ha ben neben Arbeitslohn und den Kosten für die Spritzmittel eine Gebühr für Verzinsung und Amortisation der Spritzen an den Baumpfleger zu entrichten. Dieser hat die Gebühr, zur Zeit je Stunde 0.10 RM., an den Bezirksverband abzuführen. Zwecks Kontrolle usw. sind die Gebühren für die Spriharbeiten in Hef ten mit besonderem Vordruck einzutragen, die seitens der Baum besitzer zu unterschreiben sind. Der Baumbesitzer hat dem Baum pfleger das benötigte Hilfspersonal kostenlos zu stellen und gegebe nenfalls Spritze usw. zur nächsten Verwendungsstelle bezw. der Wohnung des Baumpflegers kostenlos zu befördern. Es wird er wartet, daß die Baumbesitzer im eigenen Interesse von diesem An gebot des Bezirksverbandes reichlich Gebrauch machen. Die Ortsgruppe Wilsdruff des Deutschnationalen Hand lungsgehilfenverbandes veranstaltet heute abend einen Wander abend mit Damen nach Tharandt. Daselbst ist im Schützenhaus gemütliches Beisammensein mit den Kollegen der Ortsgruppen Tharandt, Freital und Rabenau vorgesehen. Abmarsch 7.30 vom Bahnhof. Schwarzarbeit. Das Landesarbeitsamt teilt mit: Die Klagen über Ueberhandnahme gewerblicher Nebenarbeit, sogenannter Schwarzarbeit, durch anderweit beschäftigte Arbeiter und Ange stellte nehmen in der letzten Zeit ständig zu. Das Wirtschaftsmini sterium hat daher, wie aus den Mitteilungen der Gewerbekammer Zittau zu ersehen ist, die Verwaltungsbehörden angewiesen, beim Bekanntwerden solcher Fälle zu prüfen, ob der Unternehmer eines solchen Nebengewerbes der in 8 14 der Reichsabgabenordnung vorgesehenen Anzeigepflicht entsprochen hat und seinen steuerlichen Verpflichtungen nachkommt. Bei Verletzung der Anzeigepflicht ist eine Bestrafung nach 8 148 Ziffer 1 der Reichsgewerbeord nung herbeizuführen und bei Verletzung steuerlicher Pflichten der zuständigen Finanzbehörde Kenntnis zu geben. Erweiterung der Angestellten-Versichervng. Dem Reichsrat ist, wie die Wohlfahrts-Korrespondenz mitteilt, soeben der Ent wurf einer Verordnung zugegangen, nach der künftig auch selb ständige Hebammen, die selbst keine Angestellten beschäftigen unv denen eine der Angestelltenversicherung gleichwertige Versorgung nicht gewährt ist, angestelltenversicherungspflichtig sein sollen. Ebenso ist dem Reichsrat der Entwurf einer Verordnung zuge gangen, nach der die Angestelltenversicherungspflicht sich künftig auf selbständige Musiker erstrecken soll, die ihre Tätigkeit auf eigene Rechnung ausüben, ohne Angestellte zu beschäftigen. Ein bezogen sind auch die Musiker, deren Leistungen als künstlerische zu werten sind. Die allgemeinen Voraussetzungen für die Ver sicherungspflicht werden durch die in Aussicht genommene Ver ordnung nicht berührt. Besonders gilt dies von der Grenze des Iahresarbeitsverdiensles in Höhe von 8400 RM. jährlich. Erfolge der Einheitskurzschrift. Der Sächsische Stenogra phenverband veröffentlicht anläßlich seiner am 15. und 16. Juni in Bautzen stattfindenden Hauptversammlung den Geschäftsbe richt für das Johr 1928/29, der auf allen Gebieten eine erfolg- und segensreiche Tätigkeit im Dienste der amtlichen Deutschen Ein heitskurzschrift erkennen läßt. Die Mitgliederzahl ist auf 29 258 gestiegen. In Anfängerkursen der Vereine wurden 7624 Personen in die Einheitskurzfchrift eingeführt. Die größere Zahl der Neu unterrichteten stellen erfahrungsgemäß die sächsischen Schulen. Eine Statistik hierüber wurde seit Einführung der Einheitskurz schrift erstmalig ausgenommen und befindet sich noch in Be arbeitung. Die Preisschreiben des Verbandes hatten bei wesentlich steigender Beteiligung auch erhöhte Leistungen zu verzeichnen, die sowohl in größerer Preiswürdigkeit wie auch in höheren Schreib-