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MsdmfferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: dir 8 gespaltene Raumzelle 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachn»gen 4VArich»'' pfevnig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweijungsgebühr 20 Reich»pfenniGe. Vor geschriebene Erschein»«,»- tage und Platz»orschoiftrn werden «ach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruft Nr. 6 berücksichtigt A^ anvodmebis ori».10Ubr. - - '' ' " Für die Richti,krit der durch Fernruf übermitteltenAnzcigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatlansprn ch erlischt, wenn derBetragdnrch Klage eingezogen Werden mutz oder derAnftraggederin Konkurs gerat. Anzeige» nehmen alle Vermittlungsstelle»«»t^eoen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstremamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 143 — 88. Jahrgang Teiegr^Adr .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 22 Juni 1829 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Do» »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an alle» Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bet Zustellung durch die Boten 2,3o AM., bei Postbestelluug 2 RM. zuzüglich Abtro,. gebühr. Einzelnummern ILRpfg.AllePostanstalten Wochenblatt für Wllsdruff u. Umgehend Postboten und unsereLus. t^gerund GeschLfrsstelle» - - nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. JmFalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung d« Zeitung oder Kürzung des Bezugspreise«. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Vorwärts — und rückwärts. Zeichen einer neuen Zeit. — Ein kleines Nickerchen. Panikstimmung. Herr Macdonald, der neue Premierminister des Britischen Reiches, ist jetzt an Bord eines Bomben flugzeuges nach London geeilt, um sich mit seinem neugebildeten Kabinett dem Unterhaus vorzustellen. Und in Rom sind dieser Tage zehn spanische Prälaten aus Barcelona an Bord eines Wasserflugzeuges ein- getroffcn, nachdem sie unterwegs in der Kabine zum ersten mal eine heilige Messe in der Luft abgehalten hatten: un mittelbar nach ihrer Ankunft wurden sie vom Papst empfangen. Das sind wirklich Zeichen einer neuen Zeit, einer siegreich alle Hemmungen und Befürchtungen, allc Rückschläge und Katastrophen überwindenden Hingabe au den Geist der Technik, der sich unser Jahrhunderi mit geradezu rasender Geschwindigkeit erobert. Schadc nur, daß der englische Arbeiterführer ein wesentlich lang sameres Tempo wird einhalten müsse;:, wenn er daran gehen will, seine politischen Ideale ihrer Verwirk lichung näherzuführen. Er hat sich nicht lange vor seiner Ernennung zum Ministerpräsidenten für einen wirksamen Minderheitenschutz ausgesprochen, und an der Ehrlichkeit seiner Friedensliebe, an seinem heißen Willen, endlich nnu da, wo es etwas zu bedeuten hat, mit der Abrüstunc irgendwie Ernst gemacht zu sehen, ist gewiß kein Zweifel erlaubt. Und doch haben schon seine ersten rednerischer Kundgebungen bei der Begrüßung des neuen amerika Nischen Botschafters allenthalben recht enttäuscht; man Hw das Gefühl, daß hier schon einiges Wasser in den Weir der Begeisterung für an sich ungemein schöne Menschheits- zielc gegossen worden ist. Und die guten Südtiroler, die sich in einem rührenden Regrüßungstelegramm ar Macdonald für seine teilnehmenden Worte über ihre schwierige Lage herzlich bedankten, werden schwerlich seh; bald eine Milderung des Druckes zu konstatieren haben, unter dem Mussolini sie am Boden hält. Wie auch dic edlen Polen umsonst die Ohren gespitzt haben in der Furcht, sie könnten nun etwa von London her zu einer ver ständigeren Behandlung ihrer deutschstämmigen Staats bürger genötigt werden. Rein, die englische Negierung wird trotz bestem Willen diese alt gewordene Welt nicht so leicht aus den Angeln heben können. Vorläufig hat immer noch Herr Poincaro ein sehr maßgebendes Wort mitzusprechen bei jeder Abweichung von dem Schema, das er uns vor nun genau zehn Jahren in Ver sailles zusammengepfuscht hat. Herr Briand allerdings konnte es sich leisten, wäh rend der Rede, mit der sein Ministerpräsident soeben in der Kammer das französisch-amerikanische Schuldver hältnis zu bereinigen begann, einkleinesNickerchen zu versuchen. Man weiß, er ist von Zahlen nicht sehr eingenommen und kann diese schwierige und undankbare Seite der Regierung getrost dem großen Rechenmeister an der Spitze des Kabinetts überlassen. Um so höllischer paßt er aus, ob nicht etwa in dem längst abgerüsteten kleinen Österreich sich neue Anzeichen einer militärischen Aus rüstung bemerkbar machen. Und so hat er, um nur jo nichts zu versäumen, die Aufmerksamkeit des Völkerbundes in einem besonderen Schreiben auf allerhand verdächtige Erscheinungen gelenkt, die er oder seine Agenten an der Donau wahrgenommen haben wollen. Und das aus gerechnet in dem kritischen Augenblick, wo nach Abschluß der Pariser Sachverständigenkonferenz so ziemlich dic ganze Welt nun wirklich wenigstens den Anfang einer wahrhaftigen Befriedung Europas erwarten zu dürfen glaubt. Rein, offenbar ist Herr Briand kein Freund des modernen Flugzeugtempos, sondern wenn es nach ihm geht, so blieben wir noch für unabsehbare Zeiten an den langsamen Marschiritt der vormaligen österreichischen Landwehr gebunden, der so ziemlich den Spott der ganzen Welt auf sich gezogen bat. Aber man soll nicht glauben, daß damit etwa schon ein Rekord an gegenfortschrittlichen Kräften in der Welt auf gestellt sei. Blicken wir nach Rußland, so sind dort geradezu schon ausgesvrochene Rückschritte gegen sonst überall als selbstverständlich betrachtete Errungenschaften des modernen Staats- und Gesellschaftslebens zu konsta tieren. Die neuesten Meldungen aus Moskau wissen nichts Geringeres zu berichten als die A u f h e b u n g d e r Sonntagsruhe in einer Anzahl von Fabriken in Leningrad, ein Beispiel, das vermutlich sehr bald im ganzen industriellen Arbeitsbereich der Sowjetrepublik nachgeahmt werden soll. Und warum dieser Rückfall in eine uns schon nahezu mittelalterlich anmutende Stufe neuzeitlicher Wirtschaftsentwicklung? Man sagt in Mos kau, auf diese Weise solle die Produktion gesteigert, die Arbeitslosigkeit vermindert werden; nebenher soll Wohl auch der verhaßten Kirche wieder einmal ein empfindlicher Nasenstüber versetzt werden. Zu gleicher Zeit verstärkt sich die Panikstimmung wegen der wachsenden Schwierig keiten in der Lebensmittelbeschaffung; die Fleischver sorgung ist schon seit langem knapp und wird es zum mindesten bis Ende dieses Jahres bleiben. Butter, Eier, Fische werden „mehr oder weniger" ausreichen, während bei der Versorgung mit Kartoffeln eine „außerordentlich gespannte Lage" fortbesteht. Wo sollen da, bei solchen Zu ständen, diesem Lande die herrlichen Zeiten erblühen, von denen scftkc Machthaber ihm so viel vorgeredet haben? Dr. Sy. ReMliWtzM bis 31. Jez. 183« Re Verlängerung des Republikschußgefeßes. Deutscher Reichstag. Berlin, 21. Juni. Friedlicher als gedacht verlief die Beratung über das Republikschutzgesetz, dessen Verlängerung aus drei Jahre ge wünscht wurde. Zwar fuhren die Abgeordneten Dr. Everling von den Deutschnationalen und der Kommunist Maslowski gegen das Gesetz schweres Geschütz aus. Schließlich einigte sich aber die Volksvertretung aus halbem Wege: das Gesetz wird einstweilen nur bis zum 31. Dezember 1930 verlängert, womit auch der Negierungsvertretcr zusrieden war. Zunächst dachte alles an geruhigen Feierabend, da flammte plötzlich ein wildes Feuer aus. Der nationalsozialistische Abgeordnete Dr Straßer Hal zahlreiche, in verschiedenen Gegenden Deutschlands erscheinende Zeitungen mit seinem Namen verantwortlich gezeichnet. In diesen Blättern sollen Verstöße gegen das Strasrecht unterlaufen sein und die Gerichte fragten nach Strasser. Dieser entzog sich den Zugriffen, indem er den Schild der Unantastbarkeit des Abgeordneten vor sich hielt Nun will der Richter ihn vorführen lassen und der Reichstag soll das genehmigen und ist uuch damit einverstanden; nicht so die Nationalsozialisten, deren Sprecher Dr. Frick stürmische Szenen Hervorries mit dem Bemerken, es sei wirklich Miß brauch der Immunität, wenn meineidige Barmatschieber oder Reparationsverdiencr sich im Reichshause bergen könnten Um ein Haar kommt cs unter betäubender Unruhe zum Hand gemenge, als Strasser selbst sich Dr. Frick anschließt und die Sozialdemokraten als „Landesverräter" beschimpft. Präsident Löbe wetsft die beiden stürmischen NationalsNztalisten aus dem Saale, wenn auch etwas wie das Öl der Heiterkeit aus dic Wogen geträufelt wurde mit der Mitteilung, Strasser werde in einigen Blättern seiner Richtung ernsthast der „Schrecken des Reichstages" genannt. — Rach dem angenommenen Aus schutzanttag muß er sich jetzt den Behörden stellen oder reguläre Festnahme riskieren. Morgen soll es an die auswärtigen Angelegenheiten gehen. io. * Sitzungsbericht. (92. Sitzung.) OL. Berlin, 21 Juni. Der Reichstag verabschiedete den Gesetzentwurf über den Verkehr mit unedlen Metallen und wandte sich dann der Beratung des Gesetzentwurfes zur Verlängerung des Nepublikschutzgesetzes auf drei Jahre zu. In längerer Rede lehnt Abg. Dr. Ever ling (Dtn.) die Verlängerung ab. Die Sozialdemokratie rede vom freiesten Staat der Welt und feiere mtt allerhand Flaggeniuch die Republik, um sie gleichzeitig durch solche Aus nahmebestimmungen wie das Republikschutzgesetz zu brechen. Die Monarchie habe ein derartiges Schutzgesetz nie nötig gehabt. Man könne doch kein Gesetz schassen zum Schutze gegen die historische Wahrheit. Der Redner sieht in dem Republikschutzgesetz eine Politisierung der Justiz. Die Opfer der Gesetze sind einfache Leute, Arbeiter und Mittel stand, Provozierte und Denunzierte. Es ist nur ein System Metternich in plumpster Neuauflage Ein Denunziantentum und eine Vergiftung der politischen Atmosphäre seien ge schaffen worden. Unter der jetzigen Regierung Braun sind mehr Beleidigungsklagen eingebracht worden als in der ganzen Regierungszeil Wilhelms II. Die proklamierte Freiheit der Republik sei zum Hohn gemacht worden. Das Gesetz müsse unverzüglich beseitigt werden. Abg. Maslowski (Komm.): In zwöls Jahren des Sozia listengesetzes sind nicht so viele Strafen verhängt worden wie in den Jahren 1924/25 aus Grund des Republikschutzgesetzes Wir werden das Republikschutzgesetz als reaktionäre Maß nahme immer bekämpfen. Reichsjustizminister von Guörard nimmt das Wort, um gegen den Abg Dr. Everling fest zustellen, daß die Mitglieder der früheren Regierung, in der die Deutschnarionalen zahlreich vertreten waren, die Not wendigkeit der von Dr. Everling bekämpften Bestimmungen des Gesetzes anerkannt hätten. In dem Entwurf feuer Regie rung für die Strafrechtsreform waren die Bestimmungen ent halten, die heute von der Rechtsseite bekämpft werden. Die jetzige Regierung werde keinem Denunziantenwesen Vorschub leisten. Abg. Wagner (Nattonalsoz.) bezeichnet das Republikschutz gesetz als ein Schandgesetz. Man wolle jede, auch berechtigte Kritik mundtot machen. Wer gegen die jetzigen schlechten Zu stände irgendwie anzukämpfen versuche, werde m den Kerker geworfen. Abg. Dr. Best (Volksrechlsparleti lehnt ebenfalls die Ver längerung des Nepublikschutzgesetzes ab. Um die Republik und ihre Vertreter und Anhänger gegen Mörder zu schützen, sei Vas Gesetz notwendig gewesen, sagt Abg. Dr Rosenfed (Soz.). Auch liegt in diesem Gesetz die einzige Möglichkeit, den früheren Kaiser vom deutschen Boden sernzuhalten Die Sozialisten wissen, daß man durch Strafen allein die Liebe zur Republik nicht wecken kann. Die Sozia listen werden aber bestreb! sein, diese Liebe im Kamps um die Umwandlung der kapitalistischen in etne sozialistische Republik zu schaffen. (Lachen rechts und bei den Kommunisten.) Abg. Drewitz (Wirtschaftspartei > bringt einen Antrag ein, das Gesetz nur bis zum 31. Dezember 1930 zu verlängern. Gegen jede Verlängerung sprechen der Deutschhannoveraner Aba. Arteldt und Aba. Döbrich (Chr.-Nat. Bauernpartei.). Abg. Dr. Bell (Ztr.) sagt, wenn das Republikschutzgesetz ein Tendenzgesetz gewesen sei, so sei diese Tendenz gegen die Beseitigung der politischen Morde gerichtet gewesen. Immer sollte es einseitig gegen rechts oder links augewcndet werden. Es war also kein Ausnahmegesetz. Das Zentrum werde dem Antrag der Wirtschaftspariei zustimmen Auch die Demokraten lassen durch den Abg. Dr. Külz erklären, daß sie dem Antrag der Wirtschaftsparlei aus Ver längerung bis 31. Dezember 1930 zustimmeu werden. Zunächst wird abgestimml über den Antrag der National sozialisten, das Republikschutzgesetz gänzlich aufzuheben. Die Auszählung ergibt die Ablehnung mit 244 gegen 123 Stimmen. Dagegen wird der Antrag der Wirtschastspartei aus Ver längerung bis 31. Dezember 1930 mit den Stimmen der Re gierungsparteien angenommen, daraus das ganze Gesetz mit dieser Änderung in namentlicher Abstimmung mit 250 gegen 124 Stimmen angenommen. Infolge Widerspruchs der Deutschnationalen kann die dritte Beratung erst später er folgen. Es folgt die erste Beratung des Gesetzes zur Verlängerung der Pachtschutzordnung bis Ende März 1930. Die Vorlage wird in allen drei Lesungen angenommen, nachdem namens der Sozialdemokratie der Abg. Tempel zugestimmt hat unter der Voraussetzung, daß eine endgültige Regelung, die den neuen sozialen An schauungen Rechnung trägt, baldigst dem Reichstage vorgelegt wird. Dem Rechtsausschuß überwiesen werden nach kurzen Bemerkungen ein Gesetzentwurf über Bereinigung der Grund bücher und über den gewerblichen Rechtsschutz. Zum Schluß kommt die Beratung des Ausschußantrages aus Genehmigung zur Verhaftung und Vorführung des Abg. Straffer (Nat.°Soz.) zur Beratung. Ein Antrag des Abg. Dr. Frick (Nat.-Soz.) auf Zurück verweisung an den Ausschuß wird abgelehnt. Abg. Frick er klärt, der Reichstag habe noch niemals der Verhaftung eines Abgeordneten zugestimmt. Es liege nur eine Ausnahme behandlung der Nationalsozialisten vor. Da Dr. Frick sehr scharf wird, erhält er mehrere Ordnungsrufe. Er beruhigt sich aber nicht, und es entsteht daraus Unruhe im Saal. Dr. ü Frick greift den volksparteilichen Abg Dr. Mittelmann namentlich an; dieser habe die Immunität mißbraucht zur Beteiligung an Reparationslieferungen. Abg. Dr. Mittelmann (D. Vp.) weist diese Behauptungen als Unwahrheit zurück. Abg. Lipinski (Soz.) führt aus: Der Ausschuß hat dem An krage aus Verhaftung des Abg. Strasser nachgegeben, weil er die dauernde Verhöhnung ver Gerichtsbehörden durch den Abg. Strasser nicht länger dulden wolle. Als der Abg. Dr. Frick hieraus dem Redner zuruft, er spreche >a lauter Lügen aus, wird er wieder zur Ordnung gerusen und vom Präsidenten ersucht, den Saal zu verlassen. Abg. Strasser (Nat.-Soz.) führt aus, sein Nichterscheinen vor Gericht beruhe nicht auf Feigheit, sondern fei nur ein Protest gegen den vom Reichstag be schlossenen Verfassungsbruch. Im übrigen fetze er sich über den Begriff „Ehre" mit Landesverrätern nicht auseinander. Von der linken Seite dringen eine Anzahl Abgeordneter auf Strasser ein und es droht ein Handgemenge. Präsident Löbe ersucht auch den Abg. Strasser, den Saal zu oerlassen. — Der Ausschußantrag wird darauf angenommen und das Haus vertagt sich auf Sonnabend. Gesamtliquidation der noch schwebenden Fragen aus dem Weltkriege. Ein Beschluß der Reichsregierung zum Vouagplan Unter der Leitung des Reichsautzenministers, der au Stelle des erkrankten Reichskanzlers den Vorsitz führte, fand am Freitag eine Kabincttssitzung statt. In ihr be richtete der Reichsautzenminister über die Tagung des Völkerbundrates in Madrid und über die dort und in Paris geführten politischen Besprechungen. Im Anschlutz an diesen Vortrag nahm das Kabinett Stellung zu dem Bericht des Sachverständigcnausschufses vom 7. Juni d. I. Als Ergebnis dieser Beratungen satzte das Reichs kabinett einstimmig folgenden Beschluss: Dic Reichsregierung ist bereit, den am 7. Juni d. I. in Paris von den Sachverständigen unterzeichneten Plan für die Lösung des Rcparationsproblems als Grundlage für dic Konferenz der Regierungen anzu- nchmen; in notwendigem Zusammenhänge hiermit ist gleichzeitig die Gesamtliquidation der noch schwebenden Fragen aus dem Weltkriege herbeizuführen. Hier wird also von deutscher Seite offiziell bestätigt, daß Deutschland jetzt auch die Rheinlandräumung und die Saarfrage geregelt wissen will; denn diese Regelung gehört zur „Gesamtliquidation". Am Sonnabend wird bei Beratung des Etats des Auswärtigen Amtes Dr. Stresemann auf diese ganze Materie eingehen. Man siehl allgemein dieser politischen Aussprache mit großer Spa nung entgegen.