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MN Amerikaner fragte einmal einen Freund des Ministers: „Können Sie mir nicht im Vertrauen sagen, wie Thomas wirklich über den Krieg denkt?" und bekam zu seiner Überraschung die Antwort: „Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, ich habe heute noch nicht mit ihm gesprochen!" Beim Emir von TMSjMavien. Bon M. A. Ben-Gavriäl, z. Zt. Amman (Transjordanien). Transjordanien oder, wie das Land mit seinem amtlichen Namen heißt, Scharq el urdun wurde in der letzten Zeit dem europäischen Jnteressenkreis näher gebracht, nicht nur infolge der heftigen innerpolitischen Gegensätze/ die der Vertragsab schluß mit England auslöste, sondern auch dadurch, daß 'Transjordanien eines der beiden Angriffsziele der von König Ibn Saud geführten Wahabitischen Bewegung ist, die heute den Angelpunkt der englischen Politik in Arabien bildet. Ob gleich ich nun nicht hoffte, vom Herrscher des Landes wich tige politische Informationen zu erhalten, glaubte ich doch durch den persönlichen Eindruck und besonders durch das, was nicht gesprochen würde, die Richtungen der gegenwärti gen Politik zu ergründen. Der Empfang durch Emir Abdallah ibn Hussein brachte mir, dies sei vorweg genommen, tatsäch lich keine besonderen Offenbarungen, aber ich hatte das Glück, einen Parteiführer zu sprechen, der als hoher Hoffunktionär natürlich die Meinung der radikalen Wahabitengegner ver tritt. Trotz der unversöhnlichen Feindschaft, die zwischen dem Hause des von den Wahabiten vertriebenen Königs Hussein von Mekka, also zwischen Emir Abdallah, und dem König >Jbn Saud herrscht, horte ich kein schlechtes Wort über den ^letzteren, weder von meinem Gewährsmann noch vom Emir selbst. Beide schilderten diese, meiner Ansicht nach bedeutendste Gestalt des modernen Islam als überragenden Menschen von größten persönlichen Werten. Auf meine Frage, was eigent lich hinter der Angriffslust der Wahabiten stehe, antwortete der Hoffunktionär: „In erster Linie das Beispiel, das Kemal Mustafa, Persien und das aufständische Marokko gegeben haben. Ion Saud glaubt, daß auch er gegen Europa, das heißt England, als gleichwertiger Faktor auftreten kann. Er ist eine so große Persönlichkeit, daß alles, was in seinem Reiche geschieht, nur mit seinem Willen geschehen kann, alsc auch die fortwährenden Einfälle in Transjordanien, Irak.und Kuweit, die in der ausländischen Presse als Unternehmungen unbotmäßiger Stämme dargestellt werden. Der Wahabismus -ist nicht, wie man annimmt, in erster Linie eine religiöse, sondern eine nationale Bewegung, die das fanatische religiös« ! Gefühl der Wüstenaraber in ihren Dienst stellt, weil der Appell an die Religion augenblicklich eine große irregulär« Armee schafft, die nichts kostet. Auf meine Frage „Was hältst Du, o Exzellenz, für das Maximalprogramm Jbr Sauds?" antwortete mein Gastgeber ohne Umschweife „Das großarabische Kaiserreich. Um zu seinen Ziel zu gelangen, versöhnt der König sich sogar mit seinen alten Gegner im Süden, dem mit Italien im Vertragsver hältnis stehenden Imam Nahya von Jemen. Er spielt eir. doppeltes Spiel, denn er ist nicht nur mit England Bindun gen eingegangen, sondern teilweise auch mit Rußland. Am nächsten Tage wurden wir — in meiner Begleitunc befand sich der bekannte Arabist der Columbia-Universität Professor I. Obermann — vom Emir selbst empfangen. -Oben, auf einem Berge über Amman liegt der Palast, Er gebnis eines richtigen levantinischen Stilexesses, der aber einen sehenswerten Saal enthält. Die Tscherkesjenwachen salutier ten mit den — Seitengewehr aufgepflanzt — Gewehren, als wir eintraten. Ein paar Beduinen — lebende Waffen magazine — und ein Inder, die in der großen Halle herum lungerten, erhoben sich, und nach ein Paar Augenblicken ließ der Emir bitten. Eine gedrungene Gestalt mit kurzem Be duinenbart, in einfacher," aber durchaus wirkungsvoller Be- ' duinentracht, ein einfaches Leinentuch auf dem Kopf, im Gürtel einen goldenen Dolch, empfing uns in einem Schreib zimmer von beneidenswert jungfräulicher Unberührtheit und geleitete» uns in den Empfangssaal. Er war außerordentlich zuvorkommend und besonders begeistert, einen Ausländer zu treffen, der klassisches Arabisch sprach und den Koran zu zitieren wußte. Beduinen, sehr romantisch aussehende Gestalten von vollendeter Männerschönheit, Sklaven-aus dem Süden, boten Zuckerwerk, Zigaretten und bitteren, sehr starken Be duinenkasfee an. Ich versuchte verschiedene Male das Ge spräch aus politisches Gebiet abzulenken, was aber durchaus mißlang. Doch als der Emir meinte, daß die Araber das Bedürfnis hätten, sich Europa zu nähern, „natürlich im Ein vernehmen mit dem Islam", trotzdem nie Europäer werden könnten, gelang es mir, ihn für einen Augenblick auß poli tischem Gebiete festzuhalten. Er durchkreuzte aber geschickt meine Absicht, auf den Wahabismus hinzulenken, indem er mich fragte, was ich von der europäischen Politik hielte. Ehe ich noch auf dieses, mir im Augenblick höchst gleichgültige Problem eingehen konnte, setzte er mich mit der Frage, welches die Zukunft Oesterreichs und Deutschlands sei, nicht wenig in Verlegenheit, schon deswegen, weil ich über Zukunftsange legenheiten wenig unterrichtet bin. Ich meinte, Oesterreich sei ein armes Land, worauf er einfiel: „Warum schließt es sich nicht an Deutschland an?" Jetzt erst erkannte ich, daß er auf eine Bereinigung seines Landes mit dem von seinem Bruder Faisal regierten Mesopotamien oder Irak anspielte. Die beiden Länder stehen ja in einem ähnlichen Verhältnis zu einander wie Deutschland und Oesterreich, besonders was Sprach- und Kulturgemeinschaft betrifft. In diesem Augen blick erfaßte ich den kleinen Mann im Beduinenkleid, der mir gegenüber saß, als den Gegenspieler des großen Ibn Saud. Doch als ich dann hinaus ging und in der Halle, knapp neben dem Eingang, einen riesigen Konkavspiegel sah, wie man ihn in Lachkabinetten auf Jahrmärkten hat, als groteskes Schmuckstück des Palastes, anscheinend, um jeden Eintreten den, der sich plötzlich maßlos verzerrt sieht, von vornherein in fröhliche Stimmung zu versetzen, da sah ich die Partie zwischen den beiden arabischen Führern in anderem Lichte. Ein Rundgana durch den Palast und die Besichtigung der großen Empfangshalle mit einer nach dem Muster der Al hambra gemalten, einzigartig schönen Decke, märchenhaften Teppichen beendeten die Audienz. Steil fällt die Straße vom Palast nach der Stadt hinab. Oben auf dem Berge zwischen den Ruinen des alten römischen Kastells stehen drei Kanonen mit der Mündung gegen die Straße. Ich weiß nicht, ob sie nur für den Fastenmonat Ra madan aufgestellt sind, um die Gebetszeiten anzuzeigen, oder ' ob sie auf einen Feind warten. Eines aber habe ich aus allen Fragen entnehmen können: Von Transjordanien zu den Ma habiten zu gehen, ist eine komplizierte aber durchaus wir kungsvolle Art des Selbstmordes Weti und Wissen Die Romanschriftstellerin Ossip Schubin, deren richtiger Name Lola Kirschner ist. vollendet am 17. Juni das 7S. Lebensjahr. Unter den deutschen Schriftstellerinnen war sie einst eine der berühmtesten, und ihre Romane, unter denen „Die Geschichte eines Genies" und „Boris Lensky" die besten sind, wurden geradezu verschlungen. Das vollständige Ver zeichnis' ihrer Werke würde eine halbe Druckseite füllen. Ihre Romane und Novellen schildern Leben und Treiben der großen Welt mit realistischer Wahrheit, besonders das Leben in der alten österreichischen Monarchie. Ossip Schubin — das Pseudonym Schubin hat sie einem Roman von Turgenjew entnommen — wurde in Prag geboren und lebt aus einem Schlosse in Mähren. Henriette Sontag. Vor 75 Jahren, am 17. Juni 1854, erlag aus einer Kunstreise durch Amerika die große Sängerin Henriette Sontag zu Mexiko der Cholera. Sie gehörte zu den begabtesten Vertreterinnen der Kunst des Gesanges, in der sie zu ihrer Zeit keine Nebenbuhlerin hatte. Einen kleinen Begriff von ihrer Bedeutung und von der Begeisterung, die sie erweckte, erhält man, wenn man bei Heinrich Heine die lustige Schilderung der Berliner Sontag-Schwärmerei liest In Berlin begann die Glanzzeit der Sontag. Weltruf ge wann sie durch wiederholtes Auftreten in Paris, London und Amerika. Henriette Sontag war heimlich vermählt mit dem Grafen Rossi, der zuerst in Frankfurt a.M., dann in Peters burg und Berlin sardinischer Gesandter war. f Nus aem «erlMslasI Verurteilung eines ungetreuen Postbeamten. Das Große Schöffengericht in Neumünster verurteilte den früheren Postassistenten Johann Asmussen aus Neumünster, der im Zeitraum von etwa drei Monaten annähernd 50 Wertbriefe, die meist aus Dänemark stammten, erbrochen und mehrere lausend Mark und dänische Kronen sowie Wechsel, goldene Uhren Und anderes entwendet hatte, zu einem Jahr zwei Monaten Zuchthaus, zwei Jahren Ehrverlust und 200 Mark Geldstrafe. - kunÄunk-pkvgi»smm - Rundfunk LeiWg (Welle 365,8), Dresden (Well« 317,1). Dienstag. 18. Juni: 12: Schailplatten. « 16.30: Bunte Musn. Mitw.: F- Rucker «Flöte), O. Wunderlich «Gitarre und Vwlme-. A. Bayreuther (Gesang), L. Klinger «Klavier). » 18.05: Frau Pear, Metzelthm: Die berufstätige Frau in Amerika. » 18.30: Französisch für Fortgeschr. » 19: F. Schille: Evort und Kleidung. A 19.30: Reg.-Rat Dr. Kaphahn: Süd-Svanien. » 20.05: Serge Vortkrewicz mit eigenen Werken. Mitw.: Serge Bortkiewicz (Klao.,. H. Bassermann «Violine), Prof. Klengel «Cello). Sonate für Violon cell und Klavier <D-dm). — Vier Klavierstücke aus „Ein Roman für Klavier. » Sonate für Violine und Klavier (G-molft. » 21: Gustav Landauer: Hamlet. Sprecher: P. Prina. » Anschl.: Tanzmusik. Kapelle Waldo Oltersdorf. Dienstag, 18. Juni. Berlin Welle 475,4. 15.30: Dr. Hans Lebede: 150 Jahre Natioualtheater in Mannheim, 4- 16.00: Dr. Alfred Kuhn: Deutsche Kunstausstel lungen im Auslande. * 16.30: Fremdsprachl. Vorträge: Ita lienische * 17.00: Ein Tag der Freiheit. Novelle von Gerh. Pohl. » 17.25—18.30: Unterhaltungsmusik. 4- 18.40: Stunde mit Büchern. Eltern und Kinder. Am Mikrophon: Dr. Gerh. Haupt. 4- 19.10: Mathias Schumacher, M. d. Rwr.: Die Ent wicklung des Tarifvertraggedankens in Deutschland. 4- 19.35: Pros. Dr. H. Reichenbach: Einführung in die Naturphilosophie der Gegenwart. 4- 20.00: Konzert. Tonkünstlerorchester. 4- 21.00: Dr. K. Pinthus: Zeitungsglossen. Vortrag und Lese proben. 4- 21.30: Klaviervorträge. Lotte Birnbaum u. James Simon (auf zwei Flügeln). Deutsche Welle 1649. 12.00—12.25: Französisch für Schüler. 4- 12.30—12.55: Aus der Geschichte des deutschen Waldes. 4- 15 00—15.30: Psycho logische Arbeitsgemeinschaft. 4- 15.40—16.00: Musik im Freun deskreise des Hauses 4- 16.00—16.30: Schülerwandern in« Geiste der Arbeitsschule. 4- 16.30—17.00: Die neapolitanische Oper bis zum Jahre 1730. 4- 17.00—18.00: Nachmittagskonzert Leipzig. 4- 18.00-18.30: Volksliedanalyscn. 4- 18.30-18.55: Französisch für Fortgeschrittene. 4c 18.55—19.20: Meister der Plastik. 4- 19.20—19.45: Staatl. Kunstpflege. 4° 20.00: Konzert aus dem Konzerthause Stettin. 4c 21.00: Zeitungsglossen. 4- 21.30: Klaviervorträge. Mitwirk.: Lotte Birnbaum, James Simon (auf zwei Flügeln). — Anschl.: Presseumjchau des Drahtlosen Dienstes. Volantklerder Ahne irgend einen Volanteffekt, ohne eine ge wisse Stoffülle gibt es heute kaum ein Sommer kleid. Reichhaltig sind die Formen der Volants und ihreAufgarnierungsmöglichkeiten. Man sieht den aus zwei oder drei glockig-geschnittenen oder geraden, gereihten Volants bestehenden Rock, der das solideste Genre oller Volantröcke darstellk. Komplizierter find die Röcke mit den ungleich geschnittenen und qymmetrisch aufgearbeiteten Volants; da gibt es z. B. eine Form mü rück wärts oft bis zur Gürtellinie ansteigenden Vo lants; dann eine sehr flotte Fasson, bei der sich ein breiter Elockenvolant einer glatten Hüftpasse anfügt, wobei als Betonung dieses Ansatzes noch ein schmaler Volant mitgefaßt wird. Auch Mer lei einseitige Arrangements, die im Zusammen hang mit dem Rockvolant geschnitten sind, sorgen für Abwechslung; so kann man z. V. diese an geschnittenen, gleichfalls glockigen Teile auf der Taille, jabortartig bis zur Schulter ansteigend, befestigen. — Zur Herstellung dex Volant kleider werden, was sich bereits aus der Stoff fülle ergibt, nur sehr leichte Gewebe, seidene und baumwollne, verarbeitet. — Da bei diesen Kleidern die Röcke kompliziert und garniert wirken, zeichnen sich die Blusen durch größte Einfachheit aus. Der Schnitt ist schlicht, die Weite unerheblich und als Schmuck ge nügt fast überall eine Helle Kragen- und Aufschlaggarnitur aus Spitze oder Crepe de Chine. — Zu allen Modellen sind Lyon-Schnitte erhältlich. A.K. Ivl58t Sommerkleid LUS buntgemustertem Crepe de Chine mit weitem Kragen und roter Pag» Ueawg an den beiden ungleich breiten Glocken, vpkmts, di- den Rock bilden. Roter Gürtel. Lyon-Schnitt, Erötze 41 «Groher Schnitt) 1- 01572 Apartes Sommerkleid aus mehrfarbig be drucktem Lrgpe de Chine. Durchgehend geschnittene Form mit drei glockigen Volants garniert. Diese zeigen biaue Einfassung. Blaue Bandschleife. Lyon-Schnitt, Gröhe 44 «Grober Schnitt) ä 5902 Vornehmes, sommerliches Promenaden- kleid aus orangefarbenem Marocamkrepp, mU weihen Blenden effektvoll garniert. In Weitz stad auch die Ärmelpuffen und der Gürtel gehalten. Lyon-Schnitt, Gröhe 44 n.46<GrotzrrSchnitt) -x VIW3 Mgantes Sommerkleid aus bedrucktem Musselin. Der Rock ist aus zwei Glocke«oolants gebildet, von denen Ler obereiabortartig biezum Ausschnitt hvchqefiihrt ist. Asymmetrischer Aus schnitt Lyon-Schnitt, Gr.44 ««brotzel Schnitt) Lyon-Schnitte zu den öden abgebildeten Modellen find erhältlich im Verlag Gustav Lyon, Berlin SO 16