Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 17.06.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192906173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19290617
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19290617
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-06
- Tag 1929-06-17
-
Monat
1929-06
-
Jahr
1929
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 17.06.1929
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die ersten Sengen im Siinnes-Prozeß. Die Vernehmung der Angeklagten beendigt. Im Stinnes-Prozetz ist nunmehr die Vernehmung der Angeklagten beendet worden. Rechtsanwalt Dr. Alsberg fragte den Angeklagten Rothmann, ob er während seiner Untersuchungshaft den Eindruck gehabt habe, daß die Fragen der Untersuchungsrichter daraus hmzielten, unter allen Um ständen Material gegen Stinnes zu bekommen. Nothmann erwiderte, daß der Untersuchungsrichter zu ihm mit Bezug auf Stinnes gesagt habe: „Wollen Sie diesen Lumpen noch Weiler schützen?" Am Montag beginnt die Beweisaufnahme. Zunächst sollen die Sachverständigen einen Bericht über die allgemeinen Fragen, die mit der Ablösung der Markan leihe Zusammenhängen, erstatten. Als erste Zeugen werden dann die Untersuchungsrichter und Reichsrommtssar Heinz mann vernommen. Nach dem Meineidsgeständnis Dr. Richters Leumunds- und Belastungszeugen. Nachdem der des Giftmordes bezichtigte Dr. Richter durch seinen Verteidiger hatte erklären lassen, daß er seinerzeit in dem Ehescheidungsprozeß Mertens einen Meineid geleistet habe, als er intime Beziehungen zu der Ehefrau Mertens in. Abrede stellte, wurde in der Zeugenvernehmung fortgefahren. Leumunds- und Belastungszeugen treten auf. Eine Krankenschwester sagte aus, Frau Mertens habe nach der Einlieferung in die medizinische Klinik dauernd erklärt, sie sei vergiftet worden. Die Frau habe den Eindruck einer Hysterischen gemacht. Einer anderen Krankenschwester gegen über behauptete Frau Mertens, Dr. Richter habe sich bei der Untersuchung in ihrem Hause etwas auf die Finger gestreut. Fortgesetzt habe sie nach einem Staatsanwalt verlangt und gerufen: „Gott, laß mich nicht sterben, mich arme Mutter!" Würgemale am Halse der Frau Mer tens hat die Zeugin nicht gesehen. Der Privatdozent Dr. Jakobi, der in der.Todesnacht der Frau in oer medizini- chen Klinik tätig war, erklärt, daß er nach der Untersuchung der Frau Mertens zu dem Schluß gekommen sei, daß eine psychische Störung vorliege; deshalb habe er die Überführung in die Nervenklinik veranlaßt. Während der Untersuchung sei Dr. Richter ausgeschaltet gewesen. Vergiftungsmerk male hätten sich bei Frau Mertens nicht gezeigt. Blaue Druckflecke am Halse habe er auch nicht gesehen. Das Gift. Nach dem Arzt der Apotheker. Der Besitzer der Adler- Apotheke in Bingen, Neuland, gab an, daß außer Dr. Richter nie jemand Strophanthin in seiner Apotheke verlangt habe. Erst nach langen Bemühungen habe sich das Gift beschaffen lassen. Dr. Richter sei von ihm auf die Ge fährlichkeit des Giftes aufmerksam gemacht worden. Am 21. November habe Richter sich bei ihm ein Buch entliehen, das wissenschaftliche Abhandlungen über Strophanthin ent hielt. Nach zwei Tagen habe er das Buch zurüügebracht. Dr. Richter habe gesagt, er brauche das Gift für Ätzungen der Nasenschleimhaut — das sei die neueste Behandtungsweise. Unter allgemeiner Spannung wird darauf Die Mutter der Ermordeten, Frau S ch u r i tz, vernommen. Sie erklärte, daß ihre Tochter an sich kränklich und launisch gewesen sei, auch habe sie hin und wieder Selbstmordgedanken geäußert. Als ihre Tochter seinerzeit von Bingen zurückgekehrt sei, habe sie ihr erzählt, daß Richter sie geschlagen habe. Der nächste Zeuge, Assessor Fries, war Amtsanwalt in Bingen und hat ein Jahr lang mit Dr. —Richter freundschaftlich verkehrt. --Einem Reklame von Henie. Von Go tthard V r o d t. Bekanntlich sind die Möglichkeiten der Reklame vielgestaltig und groß, aber in den letzten Jahren merkte man nicht gerade besonders viel davon. Immer seltener stieß man auf wirklich neue und beachtenswerte Ideen. Und wenn sie wirklich einmal neu lvaren, dann waren sie häufig geist- und geschmacklos. Oder wie soll man es nennen, wenn man auf einem Grabstein des Long-Jsland-Friedhofs in Rewyork fol gende Inschrift findet: „Unter diesem Stein rühr Annie Hawkins. Sie mußte leider sterben, da sie ihre Schönheit verloren hatte. Sie besäße, sie heute noch, wenn sie jeden Abend die Seifencreme von H. S. Carter u. Co. benutzt hätte." — An das Grab waren Kränze gelegt, die eine weiße Schleife mit der üblichen Inschrift „Ruhe sanft!" hatten, und andere, auf deren Schleife zu lesen war: „Ge denket der Weißen Wochen! Wartet nur — balde . . ." Ein englischer Propagandist schrieb auf einen Wasch zettel, auf dem er Strümpfe, Socken usw. empfahl, wört lich: „Ewig! — Wie unzulänglich wird dies Wort, wenn es gilt, die Haltbarkeit unserer Socken zu bestimmen." Und an anderer Stelle: „Die Zauberkraft der Medea würde verzehnfacht worden sein, wenn sie unsere seidenen Strümpfe getragen hätte." Aber nicht nur in Amerika und England leistet man sich derartige Geschmacklosigkeiten, sondern auch bei uns. Vor etwa drei Jahren konnte man z. B. in einem be kannten Ostseebad kurz nach dem Untergang eines Fischer bootes, bei dem vier Fischer ertranken, folgendes aus ver schiedenen Plakaten, die auf der Strandpromenade und im Ort selbst angeschlagen waren, lesen: „Andas verehrte Badepublikum! Mit euerm Lachen sollt ihr Tränen trocknen! — Zugunsten der Hinterbliebenen der vier Todesopfer am Donnerstag, den 10. Juli, großes Wohltätigkeitsfest. — Schönheitskonkur renz. Die schönste Dame und der schönste Herr werden prämiiert. Man lacht Tränen!" Diese Ausartung dürfte wohl den Gipfelpunkt alles dessen darstellen, was sich verschiedene Unternehmungen in den letzten Jahren an — sonderbaren Reklamen ge leistet haben. Erfreulicherweise ist die Rcklamefachwelt von diesen Entgleisungen abgerüüt und somit nicht für sie verant wortlich. Sie wehrt sich auch sonst gegen die Auswüchse der Propaganda. Durch die Himmelsschrift ist der Re klame wieder ein ganz neues Gebiet erschlossen worden, das neue Arbeit und neuen Geist, aber auch sehr viel Geld erfordert. In der letzten Zeit sind nun verschiedene Firmen im Ausland auf sehr originelle Reklame- und Propaganda tricks verfallen und es ist vielleicht nicht uninteressant, hier einige davon wiederzugeben. Vor einigen Wochen versandte eine Firma in Rew york ihre neuen Kataloge und schrieb auf das Kuvert, in dem sie verschickt wurden, folgendes: „Achtung! Warnung! Man nehme diesen Umschlag sehr vorsichtig ab und beob achte noch größere Vorsicht bei der Herausnahme der Preisliste. Man werfe sie vor allem nicht achtlos in den Papierkorb und benutze sie nicht etwa zum Feueranzünden. Fürchterliche Verwüstungen würden die unausbleibliche Folge fein; denn unser Warenkatalog ist mit Dynamit — dem stärksten aller Sprengstoffe — getränkt. Man j Freunoe yaoe Ricyter zugegeven, Satz er in der Eyepyer- dungssache der Frau Mertens einen Meineid geleistet habe. Der Vorsitzende fragt nun den Assessor, ob er diese Mit teilung auch dem Verteidiger Dr. Richters gemacht habe. Assessor Fries bejahte die Frage. Rechtsanwalt Dietrich II bestätigte, daß daraufhin das Geständnis des Angeklagten erfolgt sei. Fries schildert im weiteren den Angeklagten als einen offenen und ehrlichen Menschen, dem ein Verbrechen nicht -zuzutrauen gewesen sei. Auch die Zeugin Kranken schwester Anni Wolf, die die Eifersucht der Frau Mer tens erregt hatte, erklärt den Angeklagten für einen überaus gewissenhaften Menschen, der bei den Patienten sehr beliebt gewesen sei. Nach der Vernehmung einiger weÄerer Zeugen, die nichts von Bedeutung aussagen, wurde die Beweisaufnahme geschlossen. Außenpolitik im Autonomistenprozeß. Zeuge Haenggi hält einen Vortrag. Unter den weiteren Belastungszeugen, die im Autono mistenprozeß in Besa nyon vernommen wurden, ist be sonders zu erwähnen der Zeuge Haenggi, Redakteur des autonomistenfeindlichen Elsässer Boten in Straßburg und während des Krieges und nachher sowohl im Saargebiet wie im Rheinland Mitarbeiter des französischen Propaganda- vienstes. Haenggi sagte von Roos überhaupt nichts, sondern i verbreitete sich in einem Vortrag über europäische Außenpolitik, so daß er wiederholt daran erinnert Wer- f ven mußte, daß er über den Angeklagten aussagen solle. Auch weitere Belastungszeugen konnten gegen Roos und die auto- f nomistische Bewegung nichts Ungünstiges aussagen. j Prozeß gegen den Attentäter von Kolmar. I Am 4. Juli, beginnt vor dem Pariser Schwurgericht der Prozeß gegen Benoit, der Ende vo/igen Jahres im Zu- l sammenhang mit dem Kolmarer Prozeß und der Autonomistenverfolgung einen Anschlag auf den früheren General st aatsan Walt von Kolmar, Fachot, beging. ? Neues aus aller AM H Folgenschwere Messerstecherei. Im Norden Berlins kam es zur Nachtzeit zu einer Schlägerei, bei der vier Per sonen durch Messerstiche schwer verletzt wurden. Zwei in »er Gegend als Raufbolde bekannte Brüder namens Steppuhn hatten ohne jede Veranlassung einen 23jährigen Arbeiter angegriffen und mit Messern bearbeitet. Drei Beamte, die dem Überfallenen zu Hilfe eilten, wurden von den beiden Messerhelden gleichfalls durch Stiche in Brust und Rücken übel zugerichtet. Die beiden Täter flüchteten auf den Boden eine nahegelegenen Hauses, wo sie von Polizeibeamten festgenommen wurden. Dynamit in der Roten Hilfe in Hannover. In Han nover wurden in dem Hause, in dem sich die „Rote Hilfe" befindet, in einer kofferähnlichen Kiste 139 Dynamit patronen gefunden. Neben diesen Dhnamitpatronen ent hielt die Kiste zwei sogenannte Staufferbüchsen, guß eiserne Olgesäße, wie sie in großen Werken aus die Maschinen aufgeschraubt werden. Die Polizei ist auf das eifrigste bemüht, Licht in die Angelegenheit zu bringen. Vom Propeller den Arm abgeschlagen. Auf dem Flugplatz Schleißheim bei München ereignete sich ein schwerer Unfall. Dem Flugzeugführer Krüger wurde vom f Propeller eines rollenden Flugzeugs der rechte Arm mit solcher Wucht abgeschlagen, daß der Arm zehn Meter wett wegflog. Der schwerverletzte Flieger wurde ins Kranken haus gebracht. Ein französisches Postflugzeug verunglückt. Ein französisches Postflugzeug der Linie Toulouse-Casablanca ist beim Start in Barcelona gegen einen Antennenmast gestoßen, wobei eine Tragfläche abbrach und der Apparat abstürzte. Der Pilot kam ums Leben. Eine deutsche Brücke in Rotterdam. In Rotterdam wurde in Anwesenheit des holländischen Innenministers und zahlreicher Vertreter von Behörden die große neue Brücke, die die beiden wichtigsten Teile der Stadt über den Königinnenhafen verbindet, für den Verkehr freigegeben. Die mit einem Kostenaufwand von 3Millionen Gulden geschaffene Brücke ist ein Werk der Vereinigten Stahlwerke der Dortmunder Union. Als erster fuhr der älteste Bürger von Rotterdam, ein Herr von 101 Jahren, mit seiner Familie über die neue Brücke. Gasexplosion vor dem Londoner Parlamentsgebäude. Eine heftige Explosion erfolgte in einer Gasleitung in der Nähe des Londoner Parlamentsgebäudes. Die Flammen, die bis zehn Meter Höhe emporloderten, erhellten die ganze Umgebung. Die Bemühungen der Feuerwehr, das Feuer zu löschen, waren zuerst erfolglos; erst nachdem die Gasleitung abgeschnitten worden war, konnte der Brand erstickt werden. Bunte Tageschronis Hamburg. Bei einem in einem Lagerraum für Lacke und Ole ausgebrochenen Brande wurden durch Stichflammen mehrere Feuerwehrleute, darunter der Branddirektor, verletzt. Prag. Aus der elektrisch betriebenen Strecke Liban— Kopidlno ist ein Triebwagen aus eine Sensendengelvorrich- runq ausgefahren und entgleist. Neun Personen wurden verletzt. Warschau. Bei Samter (frühere Provinz Posen) ist ein Militärflugzeug abgestürzl. Das Flugzeug wurde zertrüm mert. Die beiden Flieger sind schwer verletzt ins Kranken haus gebracht worden. Newyorl. Das Thermometer erreichte hier den höchsten Stand seit 37 Jahren. Fünf Personen sind infolge der Hitze gestorben. Vermischtes Wird Henderson in Genf predigen? Artur Henderson, der als „Ersatz Chamberlain" Englands neuer Außen minister geworden ist (im ersten Kabinett Macdonald war er Innenminister), ist ein in mehrfacher Hinsicht merk würdiger Mann. Von besonderem Interesse ist es, daß er als frommer Methodist und eifriger Laienprediger schon oft die Kanzel bestiegen hat. Man wird sich also nicht wundern dürfen, wenn Henderson eines Tages in Genf, um die auseinanderstrebenden Völker in Ordnung zu halten, die Rednerkanzel besteigt und eine versöhnliche Predigt hält. Eine interessante und originelle Persönlich keit ist auch der Großsiegelbewahrer James Harry Thomas, der nach außen hin den Typ eines Lebemannes darstellt: er besitzt ein Auto, geht gern ins Theater und besucht vornehme Gesellschaften. Die englischen Kommu nisten nehmen den ehemaligen Lampenputzer Thomas wegen dieser „unproletarischen Neigungen" sehr ost aufs Korn. Charakteristisch für seine Wesensart ist eine Anek dote, die man sich von ihm. aus der Kriegszeit erzählt. wird daher guttun, wenn man die Preisliste über sein Schreibpult hängt, wo man sie beständig vor Augen hat. Nach vierzehn Tagen ist das Dynamit verdunstet und der Katalog kann ins Feuer gesteckt werden. Zum Schluß beachte man noch folgendes: Die meisten Firmen setzen ihre Lügen in den Katalog — wir aber lügen nur auf dem Umschlag." Interessant ist es auch, wie eine Londoner Firma für ihre Fabrikate Reklame macht. In der englischen Haupt stadt tritt ein Mann auf, der sich als der Nachfolger des vor einigen Jahren in Deutschland verstorbenen Breit bart bezeichnet. Jeden Abend wird der Herkules von den Engländern mit Beifall überschüttet. Daraufhin entschließt sich der Gefeierte zu einer Zugabenummer. Ein Diener bringt ihm ein kleines Paketchen auf die Bühne und der Athlet öffnet es scheinbar sehr neugierig, aber siehe da! — es kommt eine ganz gewöhnliche Hose zum Vorschein. Der Athlet nimmt sie zur Hand und be trachtet sie. Dann faßt er mit jeder Hand ein Hosenbein und macht Anstalten, die Hose zu zerreißen. Die Musik schweigt wie bei einem ganz schweren Akt und die Muskeln des Kraftmenschen spannen sich. Die Adern treten im Gesicht hervor, er zieht und zerrt, aber die Hose bleibt ganz. Endlich, nach mehreren vergeblichen Versuchen, tritt er vor die Rampe und erklärt mit lauter Stimme, daß hier seine Kraft versagt; die Hosen der Firma Lloyd u. Cie. seien eben unzerreißbar. Auch in Frankreich ist eine Firma auf eine originelle Reklame-Idee verfallen. Sie ließ einen Esel durch die Straßen verschiedener Städte treiben, nachdem sie ihm um Hals und Rücken eine große Bandschleife hatte binden lassen. Auf der einen Seite der Schleifenbünder war in Riesenlettern die Frage gedruckt: „Warum gebrauche ich nicht die Wäschemaschine der Firma Z. H.?" Und auf der anderen Seite war die kurze, aber bündige Antwort gegeben: „Weil ich ein großer Esel bin." Die Reklame wurde in den Städten, in denen sie zur Anwendung gelangte, mit großem Hallo begrüßt. Europas kleinste Gtaaien. Der neue Päpstliche Staat lenkt die Aufmerksamkeit auch auf die übrigen Zwergstaaten Europas. Der größte dieser Kleinstaaten ist die in den Pyrenäen gelegene Re publik A n d o r r a, die in der letzten Zeit wiederholt von sich reden machte, weil angeblich ihre Selbständigkeit be droht ist. Das Land umfaßt 452 Quadratkilometer; da es sehr bergig ist, ist es sehr dünn bevölkert: es zählt nämlich nur etwa 5200 Einwohner. An zweiter Stelle steht das zwischen Österreich und der Schweiz am Rhein gelegene Fürstentum Liechtenstein, das seit einigen Monaten einen neuen Regenten hat. Das Fürstentum — es ist seit Sem Weltkriege die einzige deutsche Monarchie in Europa — ist 159 Quadratkilometer groß und hat 11500 Ein wohner. Bis zum Weltkriege stand es unter österreichi schem Schutz, seit 1919 aber hat es sich enger an die Schweiz angeschlossen. Etwas kleiner als Liechtenstein ist die in Mittelitalien gelegene Republik Sau Marino mit 61 Quadratkilometern und 13 000 Einwohnern. Bis i870 stand die Republik unter dem Protektorat des Papstes; dann hat Italien die diplomatische Vertretung von San Marino übernommen. Die Republik betont je doch vei jeder Gelegenheit ihre Unabhängigkeit. Das Fürstentum Monako ist nur eineinhalb Quadratkilometer groß, aber es ist mit seinen 17 200 Einwohnern der dichtest bevölkerte Staat Europas: 11466 Menschen sitzen auf einem Quadratkilometer. Zu diesen vier Zwergstaaten ist nun der Papststaat hinzugekommen: sein Flächenraum kann nicht nach Quadratkilometern berechnet werden, da er nur ungefähr 44 Hektar groß ist. Gewiiterfurcht. Bei den alten Römern wurden die Häute der See kälber als wirksame Schutzmittel gegen den Blitz an gesehen. Der römische Schriftsteller Suetonius berichtet, daß selbst Kaiser Augustus, der sehr an Gewiiterfurcht litt, stets eine derartige Haut verlangte, wenn ein Ge witter heraufzog. In den Cevennen sammeln die Hirten noch heute sorg fältig Schlangenbälge und umgeben damit ihr Zelt oder ihre Hütte. Jedenfalls schreibt man ihnen dieselben guten Eigenschaften zu und ist überzeugt, daß man während eines Gewitters nur in einer mit Schlangenbälgen be zogenen Hütte vor dem Blitz sicher ist. In der Landbevölkerung sind über die Frage „Wie schütze ich mich beim Gewitter?" viele merk würdigen Anschauungen verbreitet. So wird zum Beispiel oft behauptet, man solle den Schutz der Bäume meiden und sich bei den ersten Donnerschlägen sofort auf ein freies Feld begeben. Und dabei ist ein Mensch nirgends mehr der Blitzgefahr ausgesetzt als auf einem freien Feld. Beim Gewitter kann man stets die Beobachtung machen, daß viele Menschen, besonders junge Mädchen und Frauen, bei jedem Blitz furchtsam zusammenzucken und oft von Weinkrämpfen befallen werden. Dies ist, ab gesehen von der Nervosität, auf eine grundfalsche An nahme zurückzuführen; die Betreffenden glauben nämlich, der Blitz, den sie kurz aufzucken sehen, könne sie erschlagen. Das kann natürlich nicht geschehen; denn der Blitz, den man sieht, kann dem Menschen nichts mehr anhaben. Wie verhält man sich zu Hause während eines Gewitters? wird oft gefragt. Ist es Nacht, so ist man im Bett zweifellos am besten aufgehoben. Daß man sich seine Kleider wohlgeordnet zurechtlegt, damit man sie für den Einschlagsfall sofort bei der Hand hat und sie leicht anziehen bzw. überwerfen kann, ist wohl selbstverständlich; denn es ist natürlich unangenehm, im Falle eines zündenden Blitzschlages im Nachthemd auf die Straße zu müssen. G. B. Humor vom Tage. Das gab's noch nicht. Richter (zu einer alten Frau, die als Zeugin vorgeladcn ist): „Wann sind sie geboren?" — Frau: Das weiß ich nicht, zu meiner Geburtszeit gab's noch keine Jahreszahlen." Wahrheitsliebe. Richter (zur Zeugin): „Ihr Alter?" — Zeugin: „27 Jahre." — Richter: „Das haben Sie uns ja schon vor fünf Jahren gesagt." — Zeugin: „Meinen Sie vielleicht, oaß ich einmal so und einmal so sagen werde?" Amtsgeheimnis. Ein Gerichtsbote beschwerte sich beim Gerichtsdirektor, daß ihn ein Gerichtsral in Gegenwart von Parteien einen „Esel" genannt habe. „Verklagen Sie den Herrn wegen Verletzung der Amtsverschwiegenheit!" lautete oer Bescheid.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)