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reichten Stand (999 421 Stimmen — 36,6 Prozent) nicht halten. Von den insgesamt zu vergebenden 96 Sitzen - sielen ihr 33 (statt bisher 31) zu. Die Altsozialisten haben gegenüber 1928 um nahezu 5000 Stimmen zu genommen, jedoch im Vergleich zu ihren Wahlerfolgen von 1926 mehr als 58 000 Stimmen (— rund 59 Prozent) verloren. In der Reihenfolge der Parteien nach der Stärke nimmt die zweite Stelle, die bisher die Kom munistische Partei innehatte, jetzt dis D e u ts ch e V o lk s- partei ein. Bei einem Stimmenzuwachs von rund 47 000 Stimmen gegenüber der letzten Reichstagswahl und rund 71000 gegenüber der vorhergegangenen Land tagswahl wird sie mit 13 statt bisher 12 Mandaten im Landtag vertreten sein. Die Kommunisten, die von 1926 auf 1928 um fast 40 000 Wähler zugenommen hatten, haben jetzt eine Stimmenzahl erreicht, die nur um rund 3000 über der im Jahre 1926 erreichten Zahl liegt. Wenn sie trotz dieses Stimmenzuwachses von ihren bisherigen 14 Mandaten 2 Mandate einüüßen, so ist dies darauf zurückzuführen, daß die Stimmenzahl, auf die ein Man dat entfällt (Wahlzahl), entsprechend der Zunahme der Gesamtzahl der gültigen Stimmen gegenüber der vorigen Landtagswahl gestiegen ist. Die Kommunistische Oppo sition ist mit 22 594 Stimmen unter der für ein Mandat erforderlichen Stimmenzahl geblieben. Die Wirt schaft s p a r t e i, die von 1926 auf 1928 leicht zurück gegangen war, hat ini Vergleich zu 1926 einen Stimmen zuwachs von nahezu 67 000 (— rund 28 Prozent) erzielt und wird im neuen Landtag mit 11 (statt bisher 10) Ab geordneten vertreten sein. In noch höherem Maße sind die Nationalsozialisten erstarkt. Nachdem sie bereits von 1926 auf 1928 ihre Stimmenzahl fast ver doppeln konnten, haben sie jetzt mit einem weiteren Gewinn von nahezu 60 000 Stimmen den größten rela tiven Wahlerfolg errungen und erhalten zu den bis- > herigen zwei Mandaten ein weiteres Mandat. Die Ver- i lüste an Stimmen und Mandaten, die die Deutsch- Z nationale Volkspartei erlitten hat, dürften mit k entsprechenden Erfolgen des Sächsischen Land- k Volks zu erklären sein. Für die Wahlvorschläge der Demokraten, die im Vergleich zum Wahlerfolg im Jahre 1928 mehr als 32 000 Stimmen (— nahezu 22 Pro zent) verloren haben, sind zwar rund 3500 Stimmen mehr- abgegeben worden als bei der Landtagswahl im Jahre 1926, infolge der bereits obenerwähnten Steigerung der ? Wahlzahl sind sie jedoch in ihrer Mandatsstärke von fünf auf vier zurückgegangen. Die Aufwertungspartei, die bereits von 1926 auf 1928 an Stimmen verloren hatte, hat weitere Einbuße erlitten und wird daher nur drei (statt bisher vier) Abgeordnete in den neuen Land tag entsenden. Die Zentrumspartei ist im Land tag wiederum nicht vertreten. PoSizeisirmöe! Der Hoteldirektor Jahn war vom Amtsgericht wegen i vorsätzlicher Überschreitung der Polizeistunde verurteilt j worden. In der Berufungsinstanz erzielte er jedoch ! seine Freisprechung. Nach den gerichtlichen Feststellungen j bewirtschaftet der Angeklagte das bekannte Restaurant Raupen ne st bei Altenberg, das der Wtiengefsll- ! schäft Sächsische Werke gehört. Dieses dient der Auf- j nähme von Reisenden und wird besonders am Wochen- : ende stark besucht. Oft kommen noch spät abends Gäste, ' die das Bedürfnis haben, noch eine Erfrischung zu : sich zu nehmen. Deshalb hat der Bürgermeister von ! Attenberg dem Angeklagten gestattet, in derartigen j Fällen auch nach Eintritt der Polizeistunde Gästen einen : kleinen Imbiß zu verabreichen. Eines Tages, im - Herbst 1928, kehrte abends in der elften Stunde eine j große Autoreisegefellschaft ein, der ein Nachtmahl, ' bestehend aus sechs bis sieben G a ngcn, ver- j abreicht wurde. Das Essen zog sich bis gegen drei Uhr ; morgens hin. Auf Anzeige eines Gastes kam es zum ! Strafverfahren gegen den Angeklagten. Das ; Landgericht gibt in seinem Urteil zu, daß es sich im vor- j liegenden Falle um mehr als eine Befriedigung des ein- j fachen Reifebedürfnifses gehandelt habe. Die Polizei- ! behörde könne Wohl im Einzelfalle die Überschreitung der j Polizeistunde genehmigen, wenn es sich darum handele, ' Hotelgästen nach Eintritt der Polizeistunde noch Speisen ; und Getränke zu verabreichen, niemals aber habe sie das j Recht, von vornherein auf eine Reihe von Fällen j im voraus eine derartige Erlaubnis zu erteilen. Der s Angeklagte habe sich indessen in einem beachtlichen Irrtum befunden, insofern er des Glaubens war, daß i ihm zu Recht die Verlängerung der Polizeistunde ge- t nehmiat worden sei. Deshalb könne feine Verurteilung ) nicht erfolgen. Wenn er weit über den Rahmen des Zu- läsfigen in der Bewirtung der Gäste hinausgegangen fei, fo könne deshalb noch nicht aus einen bösen Willen des Angeklagten geschlossen werden. Gegen dieses Urteil hat dis Staatsanwaltschaft Revision eingelegt und das Oberlandesgericht hat das angefochtene Urteil auf gehoben. Die Sache muß also nochmals vor dem Landgericht Dresden verhandelt werden. In den Ent scheidungsgründen heißt es: Die getroffenen Feststellun gen vermögen den Freispruch nicht zu tragen. Es liege nicht ein Tatsachenirrtum vor, sondern nur ein unbeachtlicher Rechtsirrtum des Angeklagten. Die BauiäiigkeiS in Sachsen. Im Freistaat Sachsen wurden im Monat April 934 Baugenehmigungen für Neubauten mit Wohnungen er teilt, und zwar in den Regierungsbezirken Bautzen 84, Chemnitz 232, Dresden 267, Leipzig 207 und Zwickau 144. Diese Neubauten sollen insgesamt 3215 Wohnungen enthalten. Außerdem wurden 227 Bau genehmigungen für Um-, An- und Aufbauten mit ins gesamt 309 Wohnungen erteilt, von denen 5 Not- und Behelfsbauten mit 5 Wohnungen fein werden. Ausgeführt und baupolizeilich abgenommen wurden 482 Neubauten mit 1242 Wohnungen. Unter den Bauten befanden sich 244 mit einem und 132 mit zwei Wohngeschossen und unter den Wohnungen 17 mit einem und zwei, 382 mit drei, 452 mit vier und 391 mit sünf und mehr Wohnräumen. 464 Neubauten waren Wohnhäuser, davon 222 Ein- und 96 Zweifamilienhäuser. Weiterhin befanden sich unter den abgenommenen Neubauten 165, die von gemeinnützigen Vauvereinigungen errichtet worden sind, und 34, die außerdem als gemeinnützige Bauten bezeichnet sind. Durch 105 Umbauten wurden 111 Wohnungen gewonnen, darunter 3 durch Not- und Be helfsbau. Ferner war ein Umbau abgenommen, durch den nur ein Wohnungsabgang erfolgte. An Gebäudeabgängen wurden im April 21 Häuser mit 35 Wohnungen verzeichnet. Die Berichtszeit erbrachte somit insgesamt einen Zuwachs von 1318 Woh nungen (Monat April 1928: 1207); davon entfielen auf die Städte Chemnitz 77, Dresden 352, Leipzig 74, Plauen 61 und Zwickau 3. Die Zahl der im April 1929 genehmigten Neubauten ohne Wohnungen beträgt 348, von denen 341 wirt schaftlichen Zwecken dienen sollen. Abgenommen wurden 138 Neubauten, davon 133 zu wirtschaftlichen Zwecken. Um-, An-, Auf- und Einbauten wurden genehmigt 521 und 228 abgenommen. Ferner wurden 40 durch Abbruch, Brand usw. erfolgte Abgänge von Gebäuden, darunter 35 für wirtschaftliche Zwecke, gemeldet. Ser „Gelbe Vogel" in Spanien gelandet. Ein bli>. der Passagier an Bord. Das französische Transozeanflugzeug „Gelber Boge l", das am Donnerstag um 15 Uhr in Old Orchard (Amerika) zum Fluge nach Europa gestartet war, ist am Freitag um 20 Uhr auf dem Strande von Oriambrc, vier Kilometer von Comillas bei Santander entfernt, gelandet. Die Flieger erklärten, sie seien gelandet in der Annahme, Saß sic sich an der französischen Küste befänden. An Bord yes Flugzeuges befand sich der obligate „blinde Passagier", ein junger Mann namens Artur Schreiber aus Portland in Maine, der angeblich heimlich mitgeslogen war, nachdem er mit einem Freunde gelost hatte, wer von ihnen beiden als blinder Passagier an Bord des ..Gelben Vogels" gehen solle. Außer dem blinden Passagier und den Fliegern befand sich als Fetisch ein lebendiges junges Krokodil an Bord. Die Flieger sind 29 Stunden unterwegs gewesen und haben eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 180 Kilometern erreicht. Es soll dies die bisher schnellste Überquerung des Ozeans sein. Der Flug fand gerade an dem Tage statt, an dem vor zehn Jahren die amerikanischen Flieger Alcock und Brown den ersten Ozeanflug von Neufundland nach Irland ausgeführt haben. Schwierige Überquerung des Ozeans. Die Überquerung des Ozeans war schwierig. Es herrschte starker Nebel, Wind, Regen und vier Stunden lang Kälte. Außerdem zwangen verschiedentlich Stürme die Flieger, von der Linie, die die Dampfer verfolgen, ab zuweichen und Kurs nach Süden zu nehmen, um an der portugiesischen Küste einen Landungsplatz zu suchen. Und ferner erschwerte der „blinde Passagier" den Flug, da mit der von den Fliegern vorher berechneten Betriebsstoff- menge bei einer unvorhergesehenen Mehrbelastung des Flugzeuges der Flug nicht über die ganze Strecke bis Le Bourget durchgeführt werden konnte, was aber die drei Flieger nicht hinderte, den nicht dazugehörigen Flug gast freundlich zu behandeln. Die Flieger Assol ant und Lefövre sind junge Fliegerunteroffiziere, der dritte Flieger, Lotti, ist der unternehmungslustige Sohn eines Pariser Hotelbesitzers. -r- Ein verbotener Ozeanflug. Auf eine von der spanischen Regierung auf Antrag der französischen Regierung erteilte Weisung ist das Flug zeug, mit dem die französischen Flieger Condouret und Marillon trotz des bestehenden Rekordversuchs verbotes des französischen Luftfahrtministeriums einen Ozeanflug unternehmen wollten, in Sevilla beschlag nahmt worden. Die Flieger werden nach Paris zuri'rä- fliegen, und zwar wird ihnen nur die zum Flugs Sevilla—Paris notwendige Menge Benzin zur VerfügUAy gestellt. * Abermalige AoilandUW der französischen Ozeanflieger. Paris. Die französischen Ozeanflieger Afsolant und Lefevre, die am Sonntag morgen um 6.30 Uhr von Comillas nach Le Bourget abgeslogen sind, mußten bereits gegen 8.30 Uhr wegen Benzinmangels eine Zwischenlandung bei Mimi- zan-les-Bains, in der Nähe von Cazaux, vornehmen. Der Flugplatz von Cazaux hat sofort die angeforderte Betriebs- stoffmcnge an die 40 Kilometer entfernte Landungsstelle ge schickt. p»iWÄe rwnHcda« ) Deutsches Reich Abschiedsbesuch König Fuads beim Reichspräsidenten. Der König von Ägypten, dessen offizieller Aufenthalt in Berlin nunmehr seinen Abschluß gefunden hat, stattete dem Reichspräsidenten einen Abschiedsbesuch ab. Darauf erwiderte der Reichspräsident den Besuch des Königs iu der ägyptischen Gesandtschaft. König Fuad begab sich mit seinem Gefolge nach Kottbus und von dort nach Muskau, wo nach einem Früh stück im Schloß des Fürsten Pückler eine Besichtigung des berühmten Parks stattfand. Reichs- und Länderfürforge für die Siedlung. In der Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolo nisation versicherte für die Reichsregierung Reichsarbeits minister Wiffell sein und der Neichsregierung warmes Interesse für die landwirtschaftliche Siedlung und ver sprach, alles im Rahmen des Möglichen liegende zu ihrer Förderung zu tun. Er bedauerte, daß bei der gegenwärtig sehr bedrängten Finanzlage des Reiches und seiner Länder die Fürsorge für die Siedlung nicht in noch größerem Matze betrieben werden könne. Für die preutzische Staatsregierung ergriff Staatssekretär Krüger vom preußischen Landwirtschaftsministerium das Wort. Auch er sprach sich für die unbedingte Förderung der land wirtschaftlichen Siedlung aus, die auch in der schweren Krisenzeit, in der das Reich und mit ihm die Landwirt schaft gegenwärtig lebe, durchgeführt werden müsse. Aus Zn- und Ausland Berlin. Reichstagsabgeordneter Professor Bernhard hat Beleidigungsklage gegen, Dr, Poensgen,, den stellvertretenden Generaroirerior oer Aereimglen tzotahtwerte, angestrengt. Poensgen hat bekanntlich die Darstellung, die Bernhard von einer Konferenz Industrieller in Essen nach Rückkehr Böglers aus Paris gegeben hatte, als frei erfunden bezeichnet. Moskau. Die Telegraphenagentur der Sowjetunion teilt mit: Die aus Peking verbreiteten Meldungen über einen angeblichen Einfall von Sowjettruppen in die Mongolei sind reine Erfindung, die jeglicher Grundlage entbehrten. F/SV A-» S / Durch unsachverständige Hand wird mehr verdorben als wieder gut gemacht Nähmaschinen-Reparaturen für Haushalt, Gewerbe und Industrie jeden Fabrikates werden aus Grund vieljähr.Erfahrungen fachmänn., schnell u. preisw. ausgeführt von Alfred Dürre, mech. Werkstätte, Wilsdruff, Zedtlerstraße W Seine blinde Fran Originalroman von GertNothberg. , LS. Fortsetzung Nachdruck verboten Bleich sahen sich die zwei Männer an. Der ältere ließ die ohnmächtige Jutta, welche er bisher gestützt, sanft auf den Boden gleiten. Er blickte mit seinem Kollegen den Ab hang hinunter. „Wer da unten liegt, der hat keine irdische Strafe mehr zu fürchten," sagte er leise. Unterdessen waren auch die anderen herbei gekommen. Im ganzen sechs Detektive, die im Auftrage Mister Wendox' Inge Stern bewacht hatten. — Wie gut Wendox daran ge tan hatte, das hatte sich eben erwiesen. Plötzlich ries einer der Herren: „Ich glaube, die Abge stürzte hat sich eben bewegt; wir müssen sofort hinunter. Wilkins und Gaden, Sie tragen abwechselnd die Ohnmäch tige bis ins Gasthaus. Wir anderen wollen inzwischen nach der Selbstmörderin sehen. Benachrichtigt aber sofort Mister Wendox; er kann in kurzer Zeit in seinem Auto zur Stelle sein." Während die zwei Männer Inge Stern nach dem Gast haus trugen, dem einzigen Haus In dieser idyllischen Stille, suchten die Furückbleibenden nach einer Stelle, von wo aus sie zu der Abgestürzten gelangen konnten. Endlich schien ihnen ein Weg Halbwegs geeignet. Der eine stieg vor sichtig hinab, die anderen folgten ihm, als er unten ange kommen war. Die Unglückliche gab nur noch schwache Lebenszeichen von sich. An der Stirne war eine tiefe, klaffende Wunde. Die Männer sahen sich ratlos an. In der Nähe rieselte ein kleiner, klarer Bach. Einer lief hin und tauchte ein reines, weißes Tuch in das frische Wasser. Damit verband er dann die gräßliche Wunde notdürftig. Dann legten sie einige starke Aeste übereinander und stellten eine primitive Trag bahre her. Auf diese legten sie die tödlich Verletzte. Ja, es ging zum Tode mit ihr, sie sahen es alle, hier war keine Rettung mehr möglich. „Was mögen die beiden miteinander gehabt haben?" fragte der junge Mister Biddle. „Mister Wendox wird es schon gewußt haben," sagte der bärtige Armstrong. „Na, es ist nicht unsere Sache, danach zu forschen. Wir haben getan, was uns aufgetragen war, das andere geht uns nichts an. Aber nun, allons Jungs, vorsichtig aufheben und langsam Schritt für Schritt. Da mit wir wenigstens alles getan haben, was noch zu einer eventuellen Rettung möglich wäre. Aerztliche Kunst vermag manchmal gar viel, obwohl ich in diesem Falle keine Hoff nung habe. Schade um das schöne Frauenzimmer." Bedächtig, Schritt für Schritt, trugen sie die Todwunde ebenfalls nach dem kleinen Gasthof. Nach Stunden erst tra fen sie todmüde dort ein. 26. Kapitel. Wendox war inzwischen mit seinem Auto eingetrofsen; er hatte seinen Hausarzt mitgebracht und saß nun in einem kleinen, sauberen Zimmer Inge Stern gegenüber. Blaß und traurig sah sie ihn an. „Warum wollte sie mich da Hinabstürzen?" Wendox antwortete nicht. Er blickte nur finster vor sich hin. Er allein wußte ja, was diese Frau in ihrem Leben verbrochen. „Wie wußten Sie nur, daß Frau Sorta mich mit solch tödlichem Haß verfolgte?" fragte Inge. Wendox ließ seine schwarzen Augen ernst auf ihrem Ge sicht ruhen. „Weil ich diese Frau kenne, lange schon." „Sie kennen sie auch?" „Auch?" fragte Wendox langsam. „Ja," nickte Inge. „Mister Morland und Herr von Eschin- gen müssen sie auch kennen, sie erzählte es mir, von Ihnen hat sie aber nichts gesagt." Wendox sah Inge forschend an. „Miß Stern, eine ein zige Frage nur. Kennen Sie Herrn von Eschingen von früher her?" Jutta lehnte sich zitternd in ihren Sessel zurück. „Wie kommen Sie daraus, Mister Wendox?" Er nahm behutsam ihre kleine weiße Hand. „Miß Stern, glauben Sie mir, daß ich Ihr bester, aufrichtigster Freund bin?" „O ja," nickte Jutta. „Sie haben es durch Ihre Für sorge bewiesen." „Daß ich Sie bewachen ließ? O, das war Pflicht. Denn ich wußte ja am besten, daß derjenige, der den Haß dieser Frau auf sich geladen hat, unrettbar verloren ist. Aber, bitte, antworten Sie mir. Ihr Glück kann davon abhüngen." „Mein Glück?" Jutta schlug beide Hände vor ihr Ge sicht. „Mein Glück ist'zertrümmert. Die leise Hoffnung, es mir zu erringen, zerstört." Sie schluchzte qualvoll. Wendox aber, der eisenharte, unerbittliche Frauenver ächter, hätte am liebsten die Weinende in seine starken Arme genommen, um sie vor allem Leid zu schützen. Aber das durfte er nicht. Und wie er alles bezwang mit seinem eiser nen Willen, so bezwang er auch dieses Verlangen. „Miß Stern, kennen Sie Herrn von Eschingen näher?" fragte er noch einmal eindringlich. Da brach es wie ein einziger Schrei aus Juttas Mund: „Er ist mein Gatte!" Wendox fuhr zurück. „Sie, Sie sind Frau von Eschin gen?" „Ja," nickte Jutta, „ich bin seine Frau." „Ja, aber er erzählte mir aber doch, seine Frau sei blind?" „Ich war es!" rief Jutta schmerzlich. „Durch einen güti gen Mann wurde ich mit des Allmächtigen Hilfe geheilt. Ich ahnte, wie schwer Karl Heinz die Kette drücken müsse; ich gab meine Einwilligung zur Vermählung mit ihm damals nur, weil ich selbst auch von meinem baldigen Ende über zeugt war. Meine Verwandten und die Aerzte glaubten an keine Heilung; genau so wie wir, war auch Karl Heinz in diesem Irrtum besangen. Aus diesem Grunde gab er seine Zustimmung. Und ich war sroh, denn keinem Menschen auf der Welt gönnte ich mein Erbe lieber. (Fortsetzung folgt.)