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Ta-gestzwüchL. Oft hing ein Völkerjchicksal an Minuten, Gewalt'ge Taten spielten da sich ab; Viel Tausende, sie müßten drob verbluten Und manche Hoffnung sank damit ins Grab. Das Gute soll der Kompaß sein Und soll den Weg dir weisen; Das Böse zieht den Menschen an, Wie der Magnet das Eisen. G. Zieschang. Braucht» wir eine Religion? Von Artur Brausewetter. Religion, sagt ein moderner Denker, ist die Empfindung eines universellen Lebens und das Gefühl der Solidarität des Menschen mit dem ganzen Kosmos. So ist der Mensch schon im Naturzustande religiös. Die Religion wird ihm nicht anerzogen, sie ist ihm angeboren. Mag er seinen Gott suchen im Fluß oder Berge, in den Wolken oder Gestirnen, mag er stumpfe Steine und Holzblöcke zu seinen Götzen gestalten, ihnen Tier-, ja Menschenopfer schlachten, auch diesen rohesten und primitivsten Verrichtungen liegt religiöses Ahnen und Suchen zugrunde. Und der Mensch von heute? Allein mit der Klarheit des Verstandes, der Weisheit der Vernunft kann er dem Leben nicht beikommen. Denn im letzten Grunde ist alles in ihm unklar und dunkel. Von der suchenden Sehnsucht erfüllt, vom inneren Licht durchzuckt und erhellt, nur so kann man dem Leben und Sterben gegenüber stehen, nur so auf beides herab fehen von freier Höhe, auf der man über den Dingen steht, auch über dem Leben und Sterben. So lange wir nicht wissen, woher wir kommen, noch wo hin wir gehen, so lange sind wir dunkle Wesen. Von dem Augenblicke an, wo ein inneres Licht in uns entzündet ist, den Weg uns weisend, der bis dahin dunkel und bahnlos vor uns gelegen, sind die Rätsel gelöst, und eine große Klarheit macht uns ruhig und sicher. Diefe große innere Klarheit schafft nur die innerlich erlebte Religion. Aber innerlich erlebte Religion schafft mehr: Sie macht fruchtbar. „Die Menschen sind nur so lange produktiv (in Poesie und Kunst), als sie noch religiös sind; dann werden sie bloß nachahmend und wiederholend" (Goethe zu Riemer 26. März 1814). Die Religion allein befähigt uns zu unserer letzten und höch sten Aufgabe, das Ewige vom Zufälligen, das Bleibende vom Fliehenden, mit einem Wort: den Schein vom Sein zu unter scheiden, alles Vergängliche als Gleichnis und das eigene Wir ren symbolisch, d. h. als Tun der ewigen Persönlichkeit zu be trachten. Weil die Religion den Beweis ihrer Wirklichkeit dadurch führt, daß sie den Menschen zur Ausübung seiner höchsten Fähigkeiten verhilft, ihn stark und froh macht, seine Bestim mung in der Welt zu erfüllen, so ist sie der unbedingt not wendige Bestandteil eines Lebens, das nicht Vegetieren heißen will. Und wie des persönlichen, so ist die Religion auch ein unentbehrlicher Bestandteil des öffentlichen Lebens. Weder die Politik noch die Volkswirtschaftslehre, urteilt Julian Schmidt m feinen „Studien über Dickens", seien imstande, ohne Bei hilfe anderer sittlicher Mächte die Menschheit.besser und glück licher zu machen. Und Leopold von Ranke schreibt in seiner „Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation", wie es überhaupt keine menschliche Tätigkeit von wahrhaft geistiger Bedeutung gebe, die nicht in einer mehr oder minder bewußten Beziehung zu Gott und göttlichen Dingen ihren Ursprung habe, so lasse sich eine große, des Namens würdige Nation gar nicht denken, deren politisches Leben nicht von religiösen Din gen angeregt und erhoben wird. So brauchen wir die Religion für unser Leben und Leiden, unser Wirken und Schaffen, brauchen sie aber auch, abseits von Dogmatismus und Konfession, zu dem jeder die ihm richtig erscheinende Stellung einnehmen mag, für unser öffentliches und staatliches Leben. Oder glaubt jemand, daß unser zu Boden getretenes Vaterland anders aufgerichtet werden könnte als aus dem Geist und der Kraft einer religiösen Erneuerung heraus? Deutschlands Reichswehr Gröner über Heer und Marine. - Wehrdebatte im Reichstag. (87. Sitzung.) 08. Berlin, 15. Juni. Das Haus überweist das Zusatzabkommen zu dem Han delsvertrag mit der Schweiz an den Handelspolitischen Aus schuß. Endgültig angenommen wird das internationale Opiumabkommen in zweiter und dritter Beratung. Aus der Tagesordnung steht dann die zweite Beratung des Haushalts des Reichswehrministeriums. — Eine vor liegende Entschließung des Ausschusses ersucht die Rcichs- regierung, bei Zusammenlegungen von Garnisonen darauf zu achten, daß die Gemeinden nicht zu schweren Aufwendungen veranlaßt werden. Gemeinden, die ihre Garnison verlieren, soll Frist zur Umstellung gegeben werden. Jieichswehrminister Gröner betont zunächst, daß von einer Abrüstung oder auch nur von einer Rüstungsbeschränkung nicht die Rede sein könne. Bei den Siegermächten aus dem letzten Krieg wird für die Auf rechterhaltung der Rüstungen immer wieder die Sicherheit ins Feld geführt. Deutschland mit seinen zehn Divisionen stehe in dieser Beziehung sehr weit hinter den Ländern um uns mit ihren 60 Divisionen zurück. Behauptet wurde auch, die Stoßkraft des deutschen Heeres gehe weit hinaus über die Bedeutung dieser zahlenmäßigen Stärke. In Wirklichkeit fehlen uns alle wirksamen modernen Großkampfmittel. Ge waltige Reservearmeen werden in den Nachbarstaaten aus gebildet. Auch ist gesagt worden, wir hätten ein Führerheer. Aber ein Führerheer ohne Reserven ist ohne Bedeutung, ist nicht zu gebrauchen. Die Militärsliegerei fehlt uns ganz. Deutschland ist gegen Luftangriffe schutzlos. Da nun Deutschlands tatsächliche Entwaffnung nicht ge leugnet werden kann, weist man auf die mögliche Kriegsstärke hin, die erreicht werden könne durch die große Menschenzahl und die leistungsfähige Industrie. Eine solche Umstellung der Industrie und der Menschen aus den Krieg würde aber tat sächlich viele Monate lang dauern. Wir können uns nicht aus eine solche mögliche Kriegsstärke verlassen. Wir stützen uns auf den Willen zum Frieden. Das vertragliche Recht aus allgemeine Abrüstung eines kleinen modernen Berufsheeres kann nicht die alleinige. Wehrorgani sation der Zukunft sein. Der französischen Organisation der Landesverteidigung kann ich meine Bewunderung nicht ver sagen. Der Umfang unserer Wehrmacht ist durch den Ver sailler Vertrag bestimmt. Nun wird auch gefragt: Warum unterhalten wir überhaupt diese kleine, im Ernstfälle gegen Großmächte kaum brauchbare Reichswehr? Diese kleine Armee verhindert wenigstens, daß irgendwelche Nachbarn nach Ge fallen schalten und walten und daß Kriegslustige über unsere Neutralität einfach hinwegschreiten können Man kann in unserem Lande über die Zweckmäßigkeit von Panzerschiffen gewiß geteilter Meinung sein, aber die Erhaltung der Marine im Rahmen des Versailler Vertrages ist unbedingt notwendig, weil sie einen Kraftzuwachs für die Landesverteidigung bedeutet. Der Minister gibt dann einige Überblicke über das Bau programm für die Marine. Alle Parteien — sagt er — sind sich darüber einig, daß die Wehrmacht rein staatlich eingestellt ist und ein zuverlässiges überparteiliches Instrument in der Hand der verfassungsmäßig Gewählten. Jede Partei versteht natürlich etwas anderes darunter Deshalb ist es unsere Pflicht, die Stellung der Wehrmacht über den Parteien und im uneigennützigen Dienst für Volk und Valei^ d zu er halten. Der Minister spricht der Reichswehr für u-re pflicht treue Arbeit seinen vollen Dank aus. Er will nicht jede Kritik unterdrücken, aber eine nur herabsetzende und zersetzende Kritik lehnt er scharf ab. Die Kürzungen im Wehretal, denen er zugestimmt habe, müßten eine einmalige Maßnahme bleiben; so der diesmalige Ausfall sämtlicher Manöver. Die Aufrecht erhaltung der Verteidigungsmöglichkeiten für das Vaterland sei eine Staatsnotwendigkeit. Abg. v. Lettow-Vorbeck (Dtn.): Meine Partei hat kein Verständnis für die Ansicht, die Wehrlosigkeit sei ein glück licher Zustand. Das sozialdemokratische Wehrprogramm ist ein Kompromiß zwischen Auffassungen, die sich nicht vereinigen lassen. Die Demokratisierung der Reichswehr lehni der Redner ab. Der Soldat habe Gefahren zu bestehen im Ernstfälle und müsse deshalb größere Furcht vor der Strafe als Furcht vor der Gefahr haben. (Lärmende Unterbrechungen und Zwischen ruse durch die Sozialdemokraten.) Der Reichswehrminister scheine sich allmählich dem Reichsinnenminister tn bezug aus die Rcpublikanisierung der Reichswehr umerzuordnen. Abg. v. Lettow-Vorbeck will ein hochstehendes Offizierskorps und keine Zermürbung der Reichswehr durch pazifistische Strömlingen. Dem Vorredner tritt der Abg. Schöpslin (Soz.) entgegen Seine Fraktion werde sich entschieden wehren, daß die jetzt gestrichenen überflüssigen Mittel für die Reichswehr wieder im nächsten 5tabre einaelelll würden. Man könne die Reichswehr leistungsfähig erhalten, ohne große Summen zu verschleudern Wie in den letzten Jahren. Die Kritik des Rechnungshofes all den Ausgaben für die Reichswehr dürfe nicht eingeschränkt werden. Der Minister habe merkwürdigerweise heute das Wort ^Republik" ängstlich vermieden. Die Sozialdemokratie Will kerne Politisierung der Reichswehr, verlangt aber, daß sie ein zuverlässiges Instrument der Republik ist. Das Parla ment müsse in dieser Beziehung auf das schärfste kontrollieren Abg. Brüninghaus (D. Vpt.) weist darauf hin, daß Noske die Grundlage für die heutige Reichswehr geschaffen habe. Das in Magdeburg ausgestellte Wchrprogramm der Sozialdemokratie enthalte manche bedenkliche Stelle. Wenn man die Republikanisierung der Reichswehr fordere, so müsse unterschieden werden zwischen demokratischer und sozialisti scher Republik. Für die Offiziere wird aus eine abgeschlossene Schulbildung nicht verzichtet werden können. Die Versor gungsmöglichkeiten der Reichswehrangehörigen müssen ver bessert werden. Abg. Dr. Külz (Dem.): Die Reichswehr soll ein Jnstru- ! ment zur Ausrcchterhaltung der Selbständigkeit des Reiches s nach außen und der Ruhe und Ordnung im Innern sein, i Deutschland hat einen Rechtsanspruch aus die Abrüstung der - anderen Länder. Die Reichswehr dürfe nicht in die Partei- i Politik hineingczogen werden, muß aber absolut mit dem Staat verbunden sein. Abg. Sachsenberg (Wirlfchaftspartei): Die sozialdemo kratischen Wähler sind heute zweifelsohne national gesinnt. Die Pflicht der Landesverteidigung hat mit Militarismus - nichts zu tun. Weltfriedenspolitik ist überhaupt keine Ge- sinnungs- oder Erziehungsfrage, sondern hängt von der wirl- j schaftlichen Entwicklung ab. Sie wird selbst dahin führen, daß der Krieg eine Unmöglichkeit wird. Abgeordneter Ritter von Epp (Nat.-Soz.): Da das Ab- cüstungsversprechen gebrochen ist, hat Deutschland seine Frei heit wieder erlangt, die Wehrmacht nach den Notwendigkeiten der Landesverteidigung einzurichien. Der Redner stimmt dem Etat zu und bedauert die Kürzungen. Abg. Loibl (Bayer. Vp.): Für die Reichswehr muß alles geschehen, was zur Verteidigung des Vaterlandes nötig j ist. Der Redner wendet sich gegen das von sozialdemokratischer Seite geforderte Wahlrecht für die Soldaten. Reichswehrminister Gröner nimmt nun das Wort, um den verschiedenen Rednern zu erwidern. Dem sozialistischen sagt er, die Einstellung der Reichswehr zur deutschen Republik fei ohne Schwanken. Es gäbe nur einen Staat und ein Teil dieses Staates sei die Reichswehr. — Dem deutschnationalen Redner sagt der Minister, er brauche keinerlei Hilse beim Reichsminister des Innern zu suchen, um sein Amt zu führen. Severing habe gewiß nicht die mindeste Absicht, das Reichswchrministerium zu majorisieren. Die Zusammen arbeit im Kabinett sei die allerbeste. Wenn der Etat sorgfältig durchgearbeitet werde, so habe er nichts da gegen. Das Wchrministcrium habe nichts zu verbergen. Die Sparsamkeit werde bis aufs äußerste durchgesührt. Das Wahlrecht für die Soldaten lehnt der Wehrminister entschie den ab. Die von den Demokraten angeregte Schaffung einer neuen Tradition der Reichswehr kann der Minister billigen, aber man müsse auch die Erinnerung an das Alte, Gute behalten. Für öffentliche Hilfeleistung, wie z. B. Erntcarbeit usw., sei die Reichswehr immer bereit, sofern nicht andere Gewerbe zweige dadurch geschädigt würden. Abg. Schneller (Komm.) richtete scharfe Angriffe gegen z die jetzige militaristische Politik, die er als Ausfluß des , deutschen Imperialismus bezeichnet. Abg. Dr. Mendhausen (Chr.-nat. Baucrnpt.) lobt das alv Heer und sagt, das neue müsse in dem gleichen Geiste erzogen werden. Abg. Graf zu Eulenburg (Dtn.) bedauert die Abstriche am Heeresetat, besonders in bezug aus die Pserde- zucht. Für den deutschen Osten sei diese Pferdezucht eine wesentliche Lebensfrage, die zugleich entscheidend sei für unsere Wehrhaftigkeit. Nunmehr vertagt sich das Haus aus Montag. Oer Aufmarsch -er Parteien im neuen Landtag. Nm 12. Mai 1929 fand im Freistaat Sachsen die Wahl zum Landtag statt. Die Wahlbeteiligung war mit rund 80 Prozent höher als bei der Landtags wahl von 1926 (71,1 Prozent) und entsprach ungefähr der Beteiligung bei der Reichstagswahl im Jahre 1928. Als weitaus stärkste Partei ist wiederum, wie wir der Zeit schrift „Wirtschaft und Statistik" entnehmen, die Sozialdemokratische Partei aus dem Wahl kampf hervorgegangen, die 922118 Stimmen (- 34,1 Pro zent) auf sich vereinigt hat. Sie hat gegenüber der Land tagswahl 1926 um rund 164 000 Stimmen zugenommen, konnte jedoch den bei de^ Reichstagswahl von 1928 er- Seine blinde Fra« Originalroman von Gert Rothberg. 54. Fortsetzung Nachdruck verboten Jutta richtete sich stolz auf. „Nicht daß ich wüßte. Ich glaubte, Sie wollten mich begrüßen. Wir sind uns fremd, was also wollen Sie von mir?" „Sie haben sich die Gunst des Publikums erschlichen durch verlogene Reklame," sagte die Sorta. Jutta warf empört das blonde Haupt zurück. „Das also ist es, was kann ich dazu? Ich habe keine Stimmung für mich machen lassen, wie können Sie mir so etwas sagen?" „Ich werde Ihnen auch noch etwas anderes sagen, Sie deutsche Moudscheinprinzeß. Woher kennen Sie übrigens Herrn von Eschingen?" Jutta antwortete ihr nicht. Da faßte Maria Sorta ihren Arm mit hartem Griff; „ich muß es wissen," zischte sie. „Wenn Sie mir sagen, mit welchem Rechte Sie mich fragen, dann will ich Ihnen antworten," sagte Jutta stolz. Maria Sorta blickte haßerfüllt in der Rivalin weißes Gesicht. „O Sie," keuchte sie. „Aber Sie sollen es ruhig wis sen. Ich liebte Karl Heinz von Eschingen schon in Rom, wir waren täglich zusammen. Er versprach, mich zu heiraten, sobald er von seiner blinden Frau geschieden sei, ich wollte das aber nicht, diese Scheidung, deshalb gab ich ihn frei." Goldig schimmerten Marias Augen bei diesen unwahren Worten. Jutta saß zusammengesunken auf dem Stein. Eine Welt voll Glück und hoffender Seligkeit brach über ihr zusammen. Maria Sorta aber blickte voll höhnenden Triumphes auf die Verhaßte. „Ja, ich gab ihn auf," sprach sie daun weiter mit ihrer wohllautenden Stimme. „Er war wahnsinnig vor Schmerz. Ich ging damals fort, in fremde Lande, nun habe ich ihn wiedergesehen und mußte fühlen, daß auch meine Liebe noch nicht erloschen, sondern daß meine Sehnsucht nack ihm schreit wie die seine nach mir." Plötzlich richtete sich Jutta auf. „Warum sagen Sie mir dies alles?" fragte sie mit bebenden Lippen. „Weil Sie sich zu ost in der Gesellschaft Herrn von Eschin- gens gezeigt haben," sagte Maria Sorta. „Was geht Sie das an?" fragte Jutta stolz. „Wenn es Herrn von Eschingen so zu Ihnen zieht, wird er schon noch kommen. Er ist des alten Mister Morlands Freund, durch letzteren lernte ich ihn kennen." „Woher kennen Sie Morland?" fragte die Sorta. „Ich fühle mich nicht verpflichtet, Ihnen darauf Rede und Antwort zu stehen. Aber Sie mögen es ruhig wissen, Ethel Morland ist meine Freundin." „So?" machte Maria Sorta mißtrauisch. Was wußte diese Deutsche nun durch Ethel Morland über sie und was wußte sie nicht? Sie nahm wieder das Wort: „Also versprechen Sie mir, daß Sie aus Herrn von Eschingens Leben verschwinden. Es ist schon traurig genug, daß er an jene Blinde gebunden ist. Sie hat ihn ja nie besessen, aber Karl Heinz hat mir oft gesagt, wie er unter dieser Ehe leidet. Hätte man ihm damals nicht das feste Versprechen gegeben, daß er bald durch ihren Tod von ihr frei würde, er hätte nie und nimmer in diese unselige Hei rat gewilligt. Juttas Kopf war müde zur Seite gesunken. Sie schlug mit der Schläft gegen einen Stein. Maria Sorta rührte sich nicht, ihr zu helfen. Ein teuf lischer Plan kreuzte in ihrem Kops. Diese Ohnmacht der Rivalin kam ihr sehr zustatten. Diese Zierpuppe! Aus der Gunst des Publikums hatte dieses blonde, kindliche Weib sie verdrängt. Nun wollte sie sich auch noch den Mann er obern, der sie selbst verschmäht hatte. Sie wußte ja, daß er ihr selbst unwiederbringlich verloren war. Diese aber hier sollte ihn auch nicht haben, das mußte sie verhindern, selbst um den Preis eines neuen Verbrechens. Sie sah sich um. Die paar einzelnen Spaziergänger waren verschwunden. Nicht weit entfernt ging der steile Abhang ganz tief hinunter. Rasch entschlossen faßte sie die leichte Gestalt der Ohn mächtigen und trug sie an den Abhang. Noch einmal musterte sie das verhaßte schöne Gesicht. Dann trat sie zurück, um ihrer Bürde einen Schwung zu geben und sie dann den Ab hang hinunterzustürzen. Im selben Augenblick wurde sie zurückgerisftn, während die Unglückliche, an der soeben ein grauenvolles Verbrechen begangen werden sollte, sanft aufgefangen und auf den blu migen Nasen gelegt wurde. Maria Sorta wehrte sich wie eine wilde Katze gegen die derben Fäuste, die sie noch immer gepackt hielten. Plötzlich sah die Sängerin, daß ihre beiden Gegner die Spaziergänger waren, welche sie bereits bei ihrem Kommen gesehen hatte. Da packte sie ein Schwindel. War sie bei ihrem Tun etwa schon länger beobachtet worden, war das hier nicht bloß ein böser Zufall, wie sie in ihrem ersten Schrecken angenom men hatte? Da kamen noch mehr Leute den kleinen, steilen Weg heraus. Zum erstenmale richtete Maria Sorta das Wort an ihre Widersacher. „Was wollen Sie noch von mir?" Ihre Hand spielte mit Absicht mit der kleinen, goldgefüllten Börse. Die Männer lächelten verächtlich. „Wer sind Sie?" „Privatdetektive von Mister Wendox." Die Sängerin stieß einen wahnsinnigen Schrei aus. „Wendox? Dann bin ich verloren." Sie sah sich irre um. , Die Leute kamen immer näher. Der eine Detektiv, der Maria Sorta gepackt hielt, winkte mit der Hand. Diesen Moment benutzte die Festgehaltenc, sich loszu- reißen. Mit verzweifelten Micken maß sie blitzschnell die Um gebung. Nirgends ein Ausweg. Da, ehe der Mann sie zurückreißen konnte, hatte sich di« verlorene Frau den Abhang hinuntergestürzt. (Fortsetzung folgt.)