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MsdmfferTagMtt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da« »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Be-vAAprei«: Bei Aktzolung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,A) NM., bei Postkestelluny 2 «M. zuzüglich Abtrag- . gebühr. Einzelnummern ISNpsg.AllePos austalteu Wochenblatt für Wilsdruff u. Umqeqend Postboten und unsereAus- tragerund Geschäftsstellen :— nehmen zu ,eder ^e,t Be ¬ stellungen enlg egen. JmFalic höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht dein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreisee. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deittegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiten Anzeigenpreis: die 8gespaltene Nanmzeile 20Rpfg., die4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen ^Reichs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweifungsgebühr 26 Reichspfenuige. 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Nach fünfundzwanzig Jahren hält er wieder eine Sitzung in der deutschen Reichshauptstadt ab. Und wieder, wie 1904, werden von allen Seit»« die Frauen herbeiströmen, ihn zu besuchen. So manche, die vor fünf undzwanzig Jahren als junge, blühende Frau voller „Hoffnungen und Entwürfe" neue Ideale, neue Pläne verfocht und vertrat, kommt heute, älter — aber spricht man bei Frauen vom Alter? — also sagen wir reifer geworden, wieder und steht, selbst eine andere, vor einem völlig andernFrauengeschlecht. Was in den ersten An fängen nur Traum zu sein schien, was vielfach als Über spanntheit, als Utopie, wenn nicht verlacht, so doch be lächelt wurde, es ist inzwischen Wirklichkeit aeworden. Die Frau in der großen Masse, die damals noch sagte: „Ack, laßt mich mit Politik zufrieden!", der es höchst gleichgültig war, ob sie das Stimmrecht hatte oder nicht, die hat in zwischen nur zu bitter am eigenen Leibe erfahren müssen, wie-sehr die Politik auch die Frau angeht; sie ist Staats bürgerin geworden, und was das Stimmrecht bedeutet, macht ihr jede neue Wahl von neuem klar. Sehr viel be wußter ihrer Stellung im Staat und ihrer Pflichten in der Volksgemeinschaft ist die Frau heute als damals, die Frau im kleinsten Ort so gut wie die in der Weltstadt. Und so findet dieser neue Fraueukongreß auch in der gesamten Frauenwelt sein Echo. Eine Versammlung aller geistig bedeutenden Frauen der Zeit wird es sein, die sich in Berlin zusammenfinden. Aus Deutschland senden Hamburg, Köln, Bochum. Leipzig, Dresden, Halle, Eisenach und noch viele andere Städte Vertreterinnen. Wir lesen neben Adele Schreiber- Krieger und Dorothee von Velsen, neben Klara Mende und Dr. Gertrud Bäumer die Ramen Josephine Erkens, Dr. Ruth Weiland, Else Mehring, Anna von Gierke, Dr. Maric-Elisabeth Lüders und die noch vieler anderer be kannter Frauen. Aus Amerika, Holland, der Tschechoslowakei, aus. Indien und aus Ägypten kommen Frauen. Wer kann sie alle auszählen? Wichtigste Fragen werden in den Sitzungen der ein zelnen Ausschüsse beraten. Miß Ruth Morgan aus New- I York leitet den für Frieden und Völkerbund. Adele Schrei- j ber-Krieger und Margarete Peters aus Halle beschäftigen sich in ihrem Ausschuß mit der Lage der unverheirateten Mutter und der ihres Kindes. In andern Abteilungen berät man die gleichen Arbeitsbedingungen für Mann und Frau, in einem weiteren die Familienzulagen, die der Staat den Kinderreichen geben soll, die gleiche Moral für Mann und Frau wird gefordert. Sittlichkeitsfragen werden im Ausschuß für weibliche Polizei beraten werden. Die Staatsangehörigkeit der Ehefrau wird einen weiteren beschäftigen. So tauchen tausend Fragen auf, die tief Hineingreifen in das Leben der Frau, in das Leben der Völker aller Welt. Wer kann sich ihnen verschließen? Als vor fünfundzwanzig Jahren der Frauenkongreß tn Berlin tagte, waren noch kaum einmal die deutschen Frauen für die Notwendigkeit ihrer Erörterung durch Frauen gewonnen, heute kommen sogar die Frauen des Orients, um bei ihrer Beratung mitzuhelfen oder doch wenigstens dabei zu sein. In der Türkei, in Indien, in Ägypten, überall sind die Frauen erwacht und wollen heraus aus den Schleiern, die nicht nur ihr Gesicht, die auch ihre Seele verhüllen und sie abschließen vom Ge schehen und Erleben der Welt. Aber nicht nur die Frauen kommen, auch die Jugend ist lebendig und geschäftig und hat ihre Grup pen zusammengerufen, um an der Tagung teilzunehmen. Die Töchter stehen heute neben den Müttern und kümmern sich um das Geschick der Welt. Es geht dabei um ihre eigene Zukunft, das wissen sie alle. Sie stehen nicht mehr daneben als „junge Mädchen", die sich um die tieferen Seiten des Lebens nicht zu kümmern haben, deren Dasein ausgefüllt ist mit Tanz und Spiel, sie wissen auch schon, um was cs geht und daß es um Letztes und Höchstes, um ihr eignes Letztes und Höchstes, geht. Diese Fraucnwochc in Berlin wird der Welt zeigen, was die Frau für die Entwicklung der Völker bedeutet und daß diese ohne sie und ihr Mitwirken heute überhaupt nicht mehr zu denken ist. Amerika mit dem Bung-plan zufrieden. Ein großer Schrits zur Befriedung Europas. Im amerikanischen Staatsdepartement wurde der jetzt vorliegende vollständige Text des Berichtes der Repa rationssachverständigen als durchaus dem ent sprechend bezeichnet, was man in Washington von der Konferenz erwartet habe. Man bezeichnete die Lösung als einen großen Schritt vorwärts auf dem Wege zur Befriedung Europas und zur Befreiung Deutsch lands von fremden Truppen und Kontrollorganisationen. Die Regierung sowohl wie das Volk Amerikas könnten daher die Pariser Einigung im internationalen Interesse uneingeschränkt und unbedenklich begrüßen. Zer Kamps m die Minderheiten Rededuell Stresemann-Briand. Briand weicht aus. Der Völkerbundrat beschäftigte sich in seiner Diens mgssitzung abermals mit der Lösung des Minderheiten Problems. Die Sitzung war im wesentlichen ausgefüllt mit einem Rededuell zwischen Briand und Dr Stresemann. Während Briand für den Beschluß dcS Dreicrausschusses eintrat, der dahin geht, daß der Völker bund nur von Fall zu Fall sich mit Minderheitenfragen beschäftigen sollte, kämpfte Dr. Stresemann dafür, diese Frage noch nicht zum Abschluß zu bringen, sondern zu nächst zu vertagen. Dr. Stresemann nahm Veranlassung die Beschlüsse des Dreierkomitees einer starken Kritik zu unterziehen und darauf hinzuweisen, daß alle deutschen Anregungen trotz wiederholten Eingreifens des deutschen Vertreters unberücksichtigt geblieben sind. Er kam noch mals auf die deutschen Anregungen zurück, die in der Sicherung der Minderheiten durch den Bölkcrbundrat und Einsetzung eines eigenen Organs zur Beobachtung der Lage der Minderheiten sowie der Hinzuziehung der bisher ausgeschlossenen, mit den Beschwerdeführern stammver wandten Staaten zu dem Dreicrkomitee gipfeln. Unter stützt wurde Dr. Stresemann in der Ratssitzung lediglich durch den Vertreter Kanadas, so daß er den anderen Mächtcvertrctern gegenüber einen außerordentlich schweren Stand hat. Großes Aufsehen hat es in politischen Kreisen erregt, daß eine für Montag abend angesetzt gewesene Aussprache zwischen Briand und Stresemann plötzlich von dem fran zösischen Außenminister abgesagt wurde mit der Begrüm oung, daß er infolge anderer Verpflichtungen keine Zeit für einen Besuch bei Stresemann habe. In unterrichteten Kreisen wird daraus hingrwiesen, daß diese Absage aber aus anderen Gründen erfolgt ist. Briand soll nämlich ver suchen, einer Unterredung mit Stresemann so lange wie möglich auszuweichen, denn in dieser Unterredung sollen im Anschluß an die Pariser Sachverständigenkonfe renz wichtige internationale Fragen erörtert werden. Schon vorher hat Briand durch das offiziöse fran zösische Havasbureau für seine Zurückhaltung Vorarbeiten lassen. Denn in einer Havasdepesche war behauptet wor den, daß in der spanischen Hauptstadt die Besprechung der internationalen Politik, die mit dem Völkerbund nicht un mittelbar zusammenhänge, unmöglich wäre, weil der eng lische Außenminister fehle. Briand soll zwar bereit sein, sich über den Zeitpunkt und den Ort der kommenden großen politischen Konferenz mit Stresemann zu verständigen, in dessen soll er es ablehnen, irgendwelche Bindungen bezüg lich der Tagesordnung für diese Zusammenkunft einzu gehen. Er will es vor allem vermeiden, He F r a g e d e r Rheinlandräumung anzuschneiden, die Frankreich erst dann behandelt haben möchte, wenn die von den fran zösischen Politikern immer wieder geforderten Kontroll wünsche im Rheinland auch nach der Räumung geregelt worden sind. Besprechung zwischen Dr. Stresemann und Sriand. Die weitere Behandlung der Minderheitenfrage. Die angekündigte Besprechung zwischen Reichsaußcn- Dr. Strekemann und dem französischen Außenminister Briand hat Dienstag nachmittag von 3 bis 6 Uhr am Sitz der französischen Delegation statt- gesunden. Die beiden Staatsmänner begaben sich darauf im gleichen Kraftwagen zur Sitzung des Ratskomitees. Man will wissen, daß die Besprechung auch der weitere« Behandlung der Minderheitenfrage gegolten habe. Mesriedigendes Ergebnis Madrid, 12. Juni. Der Ratsausschutz für die Minder heitenfrage hat am Dienstag abend endgültig seine Arbeiten mit der einstimmigen Annahme eines Berichtes an den Völkerbunds- rat abgeschlossen, in dem auf der Grundlage des Londoner Minder heitenberichtes technische Verbesserungsvorschläge für das Be schwerdeverfahren der Minderheiten gemacht, jedoch die grundsätz lichen Fragen des Minderheitenschutzes überhaupt nicht berührt werden. Die endgültige Entscheidung fällt in der Donnerstag sitzung des Völkerbundsrates, in der der Bericht des Ratskomitees zur Annahme gelangen soll. Das Ergebnis ist wenig befriedigend und entspricht nicht den von der deutschen Abordnung gestellten Zielen. Die Vertagung ist nicht erreicht worden, eine Berücksichtigung der grundsätzlichen deutschen Forderung über die Dauergarantie des Minderheiten schutzes und den ständigen Minderheitenausschutz ist nicht erfolgt. Der gegenwärtige ungenügende Zustand des Minderheitenschutzes bleibt jm wesentlichen mit geringen Aenderungen unverändert. Die Gegenseite erklärt, datz damit die Minderheitenfrage endgültig er ledigt sei. In den Bericht an den Völkerbundsrat wird ausdrücklich festgestellt, daß die Protokolle der Sitzungen sowie -er Londoner Minderheitenbericht sämtlichen Mitgliedsstaaten des Völkerbundes zugesandt werden sollen, so datz damit eine allgemeine Wiederauf nahme der Minderheitenfragen aus der Septembcrvollversamm- lung des Völkerbundes möglich erscheint. Von deutscher Seite wird zu dem Abschluß der Verhand lung des Ratsciusschusses folgende Darstellung gegeben: Der Kampf geht weiter. Die deutsche Forderung auf Vertagung ist ab gelehnt worden, da Briand eine Festlegung der bisherigen Ver handlungen verwerfe. Durch den Beschluß auf Ueberweisung der Protokolle und des Londoner Minderhcitenberichtes an sämtliche Mitgliedsstaaten ist deutlich gezeigt, daß die allgemeinen grundsätz lichen Fragen noch vollständig ossen sind. Die deutsche Abord nung hat in Ler'Schluszsitzung eine amtliche Protesterklärung ab gegeben, die schärfsten Widerspruch eines Vertreters hervorgerufen hat, der forderte, daß der grundsätzliche Standpunkt des Londoner Minderheitenberichtes vom Völkerbundsrat voll anerkannt würde. Eine derartige Auffassung in der Ratssitzung würde jedoch von deutschen Vertretern abgelehnt werden. Es steht noch nicht fest, welchen Gang die Verhandlungen des Völkerbundsrates am Don nerstag nehmen werden, jedoch sind die grundsätzlichen Fragen völlig ossen und es besteht die Möglichkeit, zu einer späteren Zeit, wenn günstigere allgemeine politische Bedingungen vorliegen, die Minderheitenfrage von neuem grundsätzlich aufzurollen. Im wesent lichen ist jedenfalls die sachliche Aussprache über die Minderheiten frage damit abgeschlossen worden. Die deutsche Forderung auf Anrufung des internationalen Haager Schiedsgerichtshofes über den grundsätzlichen Charakter des Minderheitenschutzes hat all gemein bei den Ratsmitgliedern größte Beunruhigung hervvr- gerusen, da darin ein Armutszeugnis für den Völkerbundsrat er blickt wird. vrutleh-ägvptilekr ^rrbunäendett Besichtigungsfahrten König Fuads An den Stätten deutschen Gewerbes leihe s. Bei dem Festessen, das der R e i ch s p r ä si d e n t an läßlich des Empfangs von König Fuad von Ägypten gab, wechselten Gastgeber und Gast Trinksprüche, in denen in herzlichen Worten die Beziehungen zwischen Deutschland und Ägypten gefeiert wurden. Insbesondere drückte der König seinen Dank aus für die Bemühungen, diedeutscheGelehrte ständig dem Studium und der Erforschung der mehrere Jahrtausende alten Geheimnisse der ägyptischen Kultur gewidmet haben. Der im Wicdcraufschwung begriffene deutsche Handel habe zu der geistigen Verbindung zwischen Ägypten und Dcntschland ein willkommenes wirtschaftliches Band hinzugefügt. König Fuad im Tempelhofer Flughafen. König Fuad besichtigte Dienstag vormittag die An lagen des Tempelhofer Flughafens. Zur Be grüßung hatten sich u. a. Reichsverkehrsminister Steger wald sowie Staatssekretär Gutbrod und der Dirigent der Luftfahrtabteilung im Reichsverkehrsministerium, Mini sterlairal Brandenburg, clngefunden. Nach einer kurzen Begrüßung fand eine Führung durch die Anlagen des Flughafens statt. Der König wurde sowohl bei feiner An- wie bei seiner Abfahrt vom Publikum lebhaft begrüßt. Frühstück beim Reichstagspräsidenten. Am Mittag folgte König Fuad einer Einladung des Reichstagspräsidenten Löbezu einem Frühstück. An dem Frühstück nahmen teil u. a. Mitglieder der verschiedenen Reichstagsfraktionen und die Reichsminister Curtius, Severing, Stegerwald und Wirth. Am Nachmittag besichtigte der König in Anwesenheit des Reichspräsidenten das Zeughaus, wo er in der Gedenkhalle einen Kranz niederlegte. Ferner fand ein Tee und ein Empfang in der staatlichen Porzellanmanufaktur statt. Ein Vertreter des preußischen Handelsministeriums begrüßte den König und überreichte ihm einen kostbaren Blumenkorb, ein seltenes altes Stück mit reicher Malerei uyd Goldornamenten, nach einem Entwurf von Schinkel Den Tag beschloß ein Diner des Reichskanzlers, an dem auch der Reichspräsident teilnahm.