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MsdmfferÄMatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nnchmittagr 5 Uhr. Bezugspreia: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,3V NM., del Poftbestollung 2 RM. zuzüglich Abtrag. n „ .. gebühr. Einzelnummern lSRpfg.Alle^ostaustalten WocheNolLtt für Wilsdruff u. Umnesend Postb.tenundunsereAus. träger und Geschäftsstellen nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen eMgegrn. ImFalir höherer Gewalt, Krie^ oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Stücksendung erngesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzei,«npr«i-: die 8,rsp»Nkne Ra»m,«tlk 2» Rxf,., die 4 ,«^«ll«nr geile der amtliche» Brdxnntm-chu»,«» 4V «eich.- pfenni,, die S,«spalt«« Rekl-mezeile im textlichen Teile I Sieichsmark. Nachv-isungsi-bühr 2S «richepse»»i,c. Bor, geschrieben«Tricheinm,,s. —. , , tage und Platzvorschriftrn werden nach icköglichKM Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 8 drridknchtigt. Anjki,«». annabmc dir »orm.ldUhr. — — Für dir Richügliri! L«r durch FcrnrusübermitteltenAnzcigrnüdern-hmrnmir keincLarantie. J-derRabatiansprrch erlischt, w«nnderB«tragdnrch Klage cingezog e» werden muh oder derAuftragzeder in Konkurs «eriit. Lnjiigen n, hmen alle Dermittlua,sst«llen e«t,«,en. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 133 — 88 Jahrgang Tele^-Adr „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden PoMeck: Dresden SSM Dienstag, den 11 Juni 192S Deutschlands Kürstenbesuch. Zum erstenmal ist das Oberhaupt eines Staates, der im Weltkrieg zu unseren Gegnern zählte — und zwar durchaus nicht zu den nebensächlichen — nach Deutsch land gekommen. Wir wissen, daß die Beteiligung Ägyp tens, dessen König Fuad jetzt in den Mauern Berlins weilt, während des Weltkrieges eine von England er zwungene war, daß der Bruder des jetzigen Königs den Thron nicht besteigen durfte, weil er mit seinem Herzen auf der Seite der um ihr Dasein ringenden Türkei stand Doch es sind mehr als zehn Jahre darüber hinweg gegangen, Jahre, die Vergessenheit mit sich bringen. Desto stärker heischt die Gegenwart ihr Recht — und man gedenkt lieber der freundlichen Begrüßungsworte, die König Fuad dem Zeppelin zurufen ließ, als dieser vor kurzem auf seiner Mittelmeerfahrt die Grenzen Ägyptens streifte. Das Land am Nil liegt ja an der Pforte des Weltverkehrs, dessen Hauptstraße der Suez kanal ist; 60 Jahre gerade ist es her, seit der Khedive Ismail Pascha unter großen Feierlichkeiten — auch der damalige Deutsche Kronprinz, der spätere Kaiser Friedrich, gehörte zu den Gästen, neben ihm die französische Kaiserin Eugenie — diesen Kanal eröffnete, der den Weltverkehr in andere Bahnen lenkte. Und der Ägyptens Schicksal be stimmte und wohl immer bestimmen wird. Noch vor SO Jahren stießen dort die englisch-französischen Gegen sätze aufeinander, aber den Preis der Einigung mußte das Land am Nil bezahlen. Wohl hat England im Jahre 1922 das Protektorat über Ägypten aufgehoben, ist dieses Land formell zu einem unabhängigen und souveränen Staat geworden, aber das Abhängigkeitsver hältnis zu England blieb auch dadurch gewahrt, daß der Sudan, die Quelle des Nils und damit der Lebensader Ägyptens, zur englischen Kolonie wurde, Lord Lloyd, der englische Oberkommissar, kommandiert nicht bloß die ägyptische Armee, sondern ist der Wirklich keit nach der maßgebende Mann zwischen Assuan und Alexandria. Daß König Fuad im vergangenen Jahr sein Parla ment auf drei Jahre „exmittiert" hat, weil die nationa listische Wasd-Partei eine wirkliche Unabhängigkeit Ägyp tens verlangte, machte den innenpolitischen Auseinander setzungen ein jähes Ende. Und das ist schließlich eben eine innenpolitische Angelegenheit Ägyptens. Seit mehr als sechzig Jahren aber hat sich an den Gestaden des Nils auch der Deutsche geregt. Was wir wollen, ist nur, daß dort auch der deutschen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Betätigung dieselbe Möglichkeit offen steht wie den andern Völkern. Daß dies endlich wieder erreicht ist, dafür ist der Besuch König Fuads der Beweis. * SindenbWbegMAeMenMW Einzugsfeierlichkeiten in Berlin. Die erste feierliche Begrüßung König Fuads durch die Reichsregierung fand in Singest an der Reichsgrenze statt. Hierher waren dem König der Ver treter des Reiches, Reichsminister a. D. Rosen, und der E h r e n d i e n st, bestehend aus Generalmajor v. Bock, Oberstleutnant v. Tiedemann und Gesandschastsrat Doktor Klee, entgegengefahren. Die Fahrt ging dann in dem von der Reichsbahn bereitgestellten Sonderzug weiter nach Berlin. Die Ankunft in Berlin. Fünf Minuten vor 10 Uhr erscheint, lebhaft begrüßt, der Reichspräsident, begleitet von Staatssekretär Meißner und Oberstleutnant von Hindenburg, in der Halle des Lehrter Bahnhofs. Punkt 10 Uhr läuft derSonder - zug des Königs unter den Hochrufen der Menge in die Halle. Vor dem breiten Mittelstück des roten Empfangsteppichs hält der Salonwagen, dem der König unter den Salutschüssen der Ehrenbatterie entsteigt. Er wird hierauf vom Reichspräsidenten begrüßt, worauf die Vorstellung der Begleitung des Reichs- Präsidenten und des königlichen Gefolges erfolgt. Dann begrüßt der Könia die Mitalieder der äavvtilchen Gesandt- Ncichspräfidcnt von Hindenburg mil seinem Gast, König Fuad, beim Einzug in Berlin. Eröffnung der MtMW in MW. Die polnische Einziehung deutscher Güter. Die 55. Tagung des Völkerbundrates ist in Madrid unter dem neuen Ratspräsidenten Adatschi-Japan mit der üblichen vertraulichen Sitzung eröffnet worden Der Er öffnung ging eine kurze inoffizielle Begrüßung der Rats mitglieder durch den spanischen Ministerpräsidenten Primo de Rivera voraus, der in den Räumen des General- sekretariats des Völkerbundes die Ratsmitglieder persön lich begrüßte und in einer Ansprache für die Annahme der Einladung der spanischen Regierung dankte. In der vertraulichen Eröffnungssitzung des Völker- bundrates wurde ein Brief der Rcichsrcgierung verlesen, in dem verlangt wird, daß die Frage der polnischen Einziehung von Gütern der Angehörigen der deutschen Minderheit auf die gegenwärtige Tagesordnung gesetzt wird. Diese Frage bildet bereits feit dem 25. Fe bruar dieses Jahres den Gegenstand einer Dringlichleits- beschwerde. Es handelt sich um die Güter von Deutschen, denen die polnische Regierung im Widerspruch mit der seinerzeit unter den Auspizien des Völkerbundes ab geschlossenen Wiener Konvention die polnische Staatsan gehörigkeit nicht zuerkennt. Eine Entscheidung über den deutschen Antrag kann statutengemäß erst morgen er folgen. Nach Beendigung der vertraulichen Sitzung wurde die öffentliche Ratstagung durch den Präsidenten Adatschi (Japan) eröffnet, in der die Optantenverhandlungen Ungarns und Rumäniens erledigt und zwei Berichte über die Tätigkeit des Hygienekomitees sowie die Zusammen arbeit der Hygieneorganisation des Völkerbundes mit der griechischen Regierung entgegengenommen wurden. Die deuhSe EmeiMMbeschmrdt ms die RutttmeMdmm geletzt Madrid, 10. Iunü Der Antrag Dr. Stresemanns, die ! Beschwerde der deutschen Abgeordneten im polnischen Sejm über die Enteignung des deutschen Grundbesitzes in Polen, als besonders dringenden Fall aus die Tagesordnung der laufenden Ratstagung zu setzen, ist vom Völkerbundsrat entsprochen worden. Sie wird entsprechend dem Antrag Dr. Stresemanns Ende dieser Woche vor dem Rat zur Verhandlung gebracht. Die für Montag nachmittag vorgesehene erste Zusammenkunft zwischen Dr. Stresemann und Briand hat heute nicht stattgefun den. Die fortgesetzten Erklärungen des polnischen Außenministers Zaleski in der spanischen Presse, die einen stark gegen Deutschland gerichteten Charakter tragen, haben hier allgemein einen wenig günstigen Eindruck hervvrgrufen. Man empfindet es als Mangel an politischem Takt und Mißbrauch der Gastfreundschaft, die Ein ladung der spanischen Regierung nach Madrid zu Angriffen gegen ein Nachbarland in der spanischen Presse zu benutzen. Es versteht sich von selbst, daß von deutscher Seite aus Gründen der inter nationalen Höflichkeit Zaleski auf dem Wege der Pressepropaganda in einem fremden Land nichts erwidert werden wird. Zu den Presseerklärungen Zaleskis über ein Ost-Locarno muß darauf hin gewiesen werden, daß der polnische Außenminister nach dem Ab schluß des Kellogg-Paktese ausdrücklich betont habe, die Frage eines Ost-Locarno habe hierdurch jede Bedeutung verloren. Schwaches Ergebnis der Reichsanleihe. Vorläufig etwa 180 Millionen gezeichnet. Auf die Reichsanleihe sind bisher 17 7,7 Mil lionen Mark gezeichnet worden. Das endgültige Er gebnis wird erst in einigen Tagen mitgeteilt werden können, da noch Meldungen ausstehen. Es kann jedoch schon jetzt gesagt werden, daß der größere Teil des ge- zeichneten Betrages in Sperrstücken und Schuldbuchein- tragungen übernommen worden ist. Wie den Annahme stellen telegraphisch mitgeteilt worden ist, gelten alle ge zeichneten Beträge als voll zugeteilt. Von den Zeichnern, soweit sie nicht bereits Zahlungen geleistet haben, wird daher eine schriftliche Zuteilung zur Be gleichung der am 12. Juni d. I. fälligen Einzahlungsratc von 40 Prozent nicht abzuwarten sein. schäft. Am Ende des Bahnsteigs haben die V e r t r e t e i der Reichsregierung und der preußischen Staatsregierung Aufstellung genommen. Man sieht unter ihnen den Reichskanzler, den Reichstags präsidenten Löbe, die Reichsminister Gröner, Severing, Curtius, Dr. Wirth, Guerard, Stegerwald, den preußi schen Ministerpräsidenten Brann, den Oberbürgermeistei Böß und den Chef der Heeresleitung, Heye. Hindenburg und König Fuad schreiten die Ehren kompagnie ab. In dem Augenblick als der Reichspräsident mit König Fuad den Bahnhofsvorplatz betritt, ertönen Kommando rufe. Die Ehrenkompagnie der Reichswehr, die gegenüber dem festlich geschmückten Bahnhofsportal Auf stellung genommen hat, präsentiert das Gewehr. Gleich zeitig setzt die Musikkapelle mit der ägyptischen Kö nigshymne ein, die Anklänge an einen frideriziani- schen Marsch aufweist. Sie leitet über in das Deutsch landlied. Langsam schreiten Hindenburg und König Fuad die Front ab. Hierauf bestieg der König mit dem Reichspräsidenten den bereitgestellten Wagen nnd fuhr, von Kavallerie eskortiert, durch die ebenfalls geschmückten Feststraßen zum Prinz-Albrecht-Palais, wo er während seines offiziellen Aufenthaltes Wohnung ge nommen hat. Bei der Ankunft im Palais Prinz Albrecht wurde der König vom Chef des Protokolls Vortragenden Legations rat Graf Tattenbach begrüßt. Nachmittags stattete der König mit Gefolge dem Reichspräsidenten seinen Besuch ab. Rach dem Besuch des Reichskanzlers fand der Empfang des Diplomatischen Korps durch den König statt. Ein Diner beim Reichs präsidenten mit anschließendem großen Zapfen streich beschloß den ersten Tag der Empfangsfestlich keiten. * König Fuads Lebenslauf. König Fuad wurde am 26. März 1868 im Palais Gisch in Kairo als Sohn des Khediven Ismail Pascha geboren. Im Alter von zehn Jahren kam er nach der Schweiz (er will sie auch jetzt wieder besuchen), um in einem Genfer Pensionen seine Studien zu beginnen. Er ging dann nach Turin, ab solvierte dort die Militärakademie und wurde «ls Artillerie leutnant (Garnison Rom) in die italienische Armee aus genommen. Mit dem Range eines Oberstleutnants der ägyptischen Armee wurde er später als Milüüratlachd der türkischen Botschaft in Wien zugeteilt. Dann wurde er zum Generaladjutanten des Khediven und zum kommandierenden General einer ägyptischen Division ernannt. Plötzlich aber verzichtete er auf seine militärische Laufbahn, legte alle seine Ämter nieder, zog sich vom politischen Lben zurück und be gann sich für alle kulturellen Aufgaben Aabvtens zu inter essieren. Er gründete die erste ägyptische Universität, die Geographische Gesellschaft, unterstützte mit reichen Geld mitteln Zeitungen, Zeitschriften und andere literarische Unternehmungen und stand in einem lebhaften Briefverkehr mit verschiedenen französischen und italienischen Schrift stellern und Journalisten. Alle Ägypter, selbst solche, die heute im Lager der Opposition stehen, bezeugen einstimmig, daß Fuad immer ein aufrichtiger und hilfsbereiter Freund aller Intellektuellen Ägyptens war. Gleich seinem Bruder Hussein Kiamil, dem er in der Regierung folgte, führte er nach seinem Regierungsantritt den Titel Sultan. Ägypten war ja, seitdem die Engländer im Dezember 1911 die türkische Oberhoheit für aufgehoben erklärt, den türkenfreundlichen Khediven Abbas U. Hilmi ab gesetzt und dessen gefügigen Onkel als Sultan eingesetzt hatten, ein britisches Protektorat. Erst im März 1922, nach dem Siege der von den, Bauernsohn Zaghlul Pyscha ge führten ägyptischen Unabhängigkcitspartei, verzichtete Eng land auf das Protektorat, woraus Fuad 1. als „neuer Pharao" den Königstitel annahm. Sie Anlagen zum Asung-plan. D i e „B a n k f ü r i n t e r n a t i o n a l e Z a h l u n g e n" Der amtliche Wortlaut der Anlagen zu n Voung-Berichtist ebenso wie eine Sonderdenk schrift der Sachverständigen der Hauptgläubigerländer über die Kriegsschuldzahlungen veröffentlicht worden. Es handelt sich hierbei zunächst um die Richtlinien für die Organisation der „Bank für internationale Zahlungen". Als der Zweck der Bank wird die Unterzeichnung des Snchverständigcnberlchis in Paris. 1. Dr. Schacht, 2. Owen Young, 3. Moreau (Frankreich).