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Wahlen in Belgien. Die Regierung bleibt. Der Sonntag brachte in ganz Belgien die Neu wahlen für die Abgeordnetenkammer. Der Wahltag ver lief in ziemlicher Ruhe. Kurz nach Mittag war Schluß der Wahlhandlung und es begann die Stimmenaus zählung, doch wird wahrscheinlich erst Dienstag das end gültige Resultat festgestellt sein. Festzustehen scheint es, das; die jetzige katholisch liberale Negierungskoalition ihre Mehrheit auch in der neuen Kammer behalten hat, obwohl eingehende Ver schiebungen eingetreten sind. Von den Regierungs parteien verlieren die Katholiken drei Sitze, die Liberalen gewinnen dafür sechs. Von den Opposi tionsparteien verlieren die Sozialisten fünf Sitze, die Flamen haben den stärksten Stimmenzuwachs mit etwa 100 Prozent; sie gewinnen vier Sitze und werden zehn Abgeordnete haben. Eupcn-Malmcdy. Die Christliche Volkspartei, die für die früher deutschen Kantone Eupen, Malmedy und St. Vith eine erneute Volksabstimmung fordert, konnte großen Zu wachs verzeichnen. Auf ihre Liste konnte sie 7364 Stimmen vereinigen, zu denen noch aus Verviers 300 Stimmen hinzukommen. ^2SV0 Me/er hoch geflogen. Willi Neunhofers Höhenwellrekord. Auf dem Flugplatz der Junkers-Werke in Dessau unternahm der Flugzeugführer Willi Neunhofer mit dem Flugzeug „W. 33" einen Angriff auf den abso luten Höhenweltrek»rd ohne Nutzlast, der bisher von dem Amerikaner Champion mit 11 710 Metern gehalten wurde. Neunhofer erreichte eine Höhe von 12 500 Metern. Die genaue Höhe wird erst aus Grund der plombierten Biest instrumente von der Obersten Sportbehörde festgestellt. Der Flug ist vom amtlichen Vertreter des Luftratcs be urkundet und wird vom Lustrat zur Anerkennung bei der F. A. I. („Föderation Aeronautique Internationale") ein gereicht. Nach Anerkennung dieser Flugrekordleistung besitzt Deutschland von den vier absoluten Weltrekorden, der größten Strecke, der Geschwindigkeit, der Dauer und der Höhe, die beiden letztgenannten. Die Maschine, mit der der Westost-Atlantik-Flug durchgeführt wurde, die den Dauerweltrekord hält und die jetzt zum Höhenweltrekord avgemeldet ist, dürfte damit ihre Leistungsfähigkeit be wiesen haben. Neunhofers Flug erfolgte in planmäßiger Fortsetzung der schon in; vorigen Jahre begonnenen Höhenflüge. Diese Forschungsarbeit in größten Höhen Der Pilot Ncnnhofer. hat den Zweck, das Verhalten des Motors in der dünnen Atmosphäre, den Einfluß der Temperaturunterschiede von 50 bis 60 Grad Celsius auf die Steuerung, die Maschinen anlage und die verschiedenen Brennstoffgemische zu über prüfen. Im übrigen war Neunhofer eine Zeitlang in nicht geringer Gefahr. Er hatte knapp die amerikanische Rekord grenze erreicht, als plötzlich der Schlauch, der ihm den Sauerstoff zuführte, zerriß. „Ich wußte im Augenblick nicht, wie mir geschah," sagte Neunhofer. „Ich war wie in Narkose und verlor auf zehn Minuten die Besinnung. Automatisch müssen meine Hände den Sicherheitsknopf am Steuer losgelassen haben. Das hatte das Aussetzen des Motors zur Folge und die Maschine glitt infolge ihrer wunderbaren Stabilität mit Blitzgeschwindigkeit etwa 7000 Meter im Gleitslug zur Erde nieder. Da kam mir das Bewußtsein wieder, meine Hände lagen lose am Steuer. Ich ahnte sofort, was geschehen war, gab Gas und kam glatt auf die Erde nieder." * Ende des Dauerfluges der „Fortworth". Die Flieger Robbins und Kelly, die mit dem Ein decker „Fortworth" einen neuen Dauerflugrekord auf gestellt haben, mußten den Flug nach 172 Stunden und 32 Minuten aufgeben, da der Propeller durchzureißen be gann. Kelly, der beim Ölen dem Propeller zu nahe ge kommen war, wäre beinahe getötet worden. ( Wein» vsArltdlen Erhöhung der Banlzinscn um ein Prozent. Berlin. Die Berliner Stempelvereinignng beschloß in ihrer Sitzung nm Montag, den auswärtigen Banken vorzu schlagen. mit Wirkung ab 1. Juni die Sollzinsen um ein Pro zent von 8,5 aus 9,5 Prozent zu erhöhen Geht dieser Vor schlag durch, woran nicht zu zweifeln ist, so werden die Habenzinsen in freier Rechnung von 4,5 auf 5,5 und für pro visionspflichtige Rechnung von 5 auf 6 Prozent erhöht werden. Die Mindestkredilprvvisionssätze werden nicht erhöht. Reichsbahn und Tariferhöhung. Berlin. Zu der Meldung eines Berliner Mittags- blattes, wonach die Reichsbahn sich schon jetzt daraus vor- bereite, bei der Ncichsregicrung Anträge aus Tariferhöhung zu stellen, um die durch dir Lonnerböbuna notwendige Mehr- vir CMwiekrlung Ärs Meitzner keÄrks vom I. Will I-2S Schutzaufsicht. Diese vorbeugende, durch das Reichsgesetz für Iugendwohl- sahrt gesetzlich verankerte Fürsorgemaßnahme geschieht unter re ger Mitarbeit der freien Liebestätigkeit. Die Ausübung der Schutz aufsicht stellt in vielen Fällen hohe Anforderungen an die ehren amtlichen Helfer, die sich in dankenswerter Weise so bereitwilligst und aufopfernd allen Mühen unterziehen. Schutzaufsicht ohne gerichtliche Anordnung (H 60,3 RIWG.) wurde in 32 Fällen geführt. Es betraf 20 männliche und 12 weib liche Jugendliche. Am Ende des Berichtsjahres ist ein Bestand von 9 männ lichen und 11 weiblichen auswärtigen Schützlingen zu verzeichnen. Des weiteren wurden insgesamt 26 Schutzaufsichtsrngelegen- heiten an die dafür zuständigen Jugendämter weitergeleitet. Iugendgerichtshilfe. Auf dem Gebiete der Iugendgerichtshilfe waren in diesem Jahre insgesamt 129 Fälle zu verzeichnen. Davon entfielen 85 aus männliche und 44 weibliche Jugendliche. Die Zahl der Termine betrug 46. Außerdem gelangten 25 Fälle, die der Polizeiabteilung der Amtshauptmannschaft angezeigt waren, durch unsere Ermittlun gen zur Erledigung. In 45 Fällen wurden Strafsachen an aus wärtige Jugendämter weilergeleitet und bei 3 dieser Fälle wurde in Vertretung des zuständigen Jugendamtes Beistand vor Gericht geleistet. Fürsorge minderjähriger Hilfsbedürftiger. Die Zahl der am Anfang des Berichtsjahres laufend zu un terstützenden Minderjährigen — 157 — hat eine wesentliche Zu nahme erfahren. Insgesamt waren zu gewähren: 1. 275 laufende Unterstützungen (Pflegegeld, Anstaltskosten, Kosten für «Krankenhaus- und Arztbehandlung, Medikamen te und Sachei^eschaffungen), 2. 21 einmalige Unterstützungen (Uebernahme der Kosten für Krankenhaus- und Arztbehandlung, Medikamente, Sachen- und Bettbeschaffung, Schulgeld). Von den laufend zu Unterstützenden befinden sich 43 für län gere Zeit im Wettinstift Coswig. Beendet wurden 55 Unterstützungsfälle, so daß am Schlüsse des Berichtsjahres noch 220 zu verzeichnen sind. Es ergibt das «gegenüber dem Vorjahre eine Zunahme von 63 laufenden Fällen. Es wurden verausgabt 71 054.52 RM. und vereinnahmt 30 837.23 RM. Familien mit großer Kinderzahl, deren wirtschaftliche Ver hältnisse besonders mißlich geartet waren, wurden mehrfach mit Sachen unterstützt. Wo es an ausreichender Lagerstatt mangelte, wurden Betten, Bettwäsche und Schlafdecken beschafft. Hierfür wurden ausgegeben 2523 RM. Der Aufwand erfolgte aus den vom Ministerium für diesen Zweck bereitgestellten Mitteln. Schulkinderspeisungen wurden wie im Vorjahre, durchgeführt, und Zwar in Brockwitz, Coswig, Kötttz, Meifatal, Scharfenberg Weinböhla und Wilsdruff. Ebenso wurden Einkleidungsbeihilfen anläßlich der Schul entlassung an bedürftige Eltern in der bisherigen Weise «gewährt. Erholungsfürforge. Zur Erholungsfürforge wurden bei den Untersuchungen in der Bezirksfürsorgestelle 525 Kinder vorgeschlagen, wovon aber nur 258, und zwar 133 Knaben und 125 Mädchen berücksichtigt werden konnten. Die Zurückgestellten «gehen ihrer Erholung nicht verlustig, sondern werden im Jahre 1929 entsandt. Von 67 «Kin dern lehnten die Eltern eine Anlerbringung ab, oder sie hatten die -Kinder selbst schon untergebracht. Für 258 «Kinder kamen 11430 Verpslegtage in Betracht — auf «ein «Kind 44^ Verpflegtage. Die Kosten in einem Erholungsheim schwanken zwischen 2—3.50 RM. täglich. Insgesamt sind für die Erholungsfürsorge mit Reisekosten- Versicherung und Sonstiges 42 031.66 RM. verausgabt worden. Die Einnahmen von den Erziehungsberechtigten und Kranken kassen betragen.14113.14 RM. btt ri. Mär; i-r- Bericht des Eemeindefürsorgeverbandes Meißen-Land. 1. Allgemeines. Ausgabe 18 573 RM., Einnahmen 20 322 RM. 2. F ü r s o r g e a b t e i l u n g. An Unlerstützungen waren zu leisten: a) für Fürsorgeunter st ützunZen 65 375 RM., b) für hilfsbedürftige Minderjährige 36 567 RM., c) für Wochenfürsorge 331.00 RM., d) für An- staltssürsorge 125783.00 RM. 3. Abteilung Jugendamt. Es waren zu betreuen 397 männl., 463 weibl. Mündel; 57 männl., 53 weibl. Pflegebefohlene. 4. Landkrankenhaus. Aufnahmen im Berichtsjahr 2702, Entlassungen 2732, davon Todesfälle 152, Röntgenaufnahmen 3587, Operationen 1271, Durchschnittliche Belegung 180. Kriegersürsorge. In der Zeit vom 1. April 1928 bis 31. März 1929 hatte der vom Bezirkstag für die Kriegsopferfürsorge eingesetzte Arbeitsaus schuß in 9 Sitzungen über 661 Gesuche Beschluß zu fassen, wäh rend der für Entscheidungen über Einsprüche zuständige Beschwer deausschuß in 3 Sitzungen über 20 Beschwerden Entschließung traf. 4 Beschwerden wurden abgewiesen, 16 wurden (in einzelnen Fäl len zum Teil) als begründet anerkannt. Meist war die Begrün dung des Einspruches durch inzwischen eingetretene Veränderung der wirtschaftlichen Verhältnisse gegeben. Der Aufwand für soziale Kriegerfürsorge betrug 47 540,77 RMk. Die größten Ausgaben (rund 50 «Prozent) entfielen auf die Berufsausbildung der Kriegerwaisen und Miegsbeschädigtenkin- der. Ostern 1928 verließen 223 Kriegerwaisen und 3'2 -Kriegsbe schädigtenkinder die Schule. Ihnen wurde wie im Vorjahre, eine Schulentlassungsbeihilfe von 25 RMk., den Vollwaisen je nach Lage des Falles eine größere Unterstützung gewährt. Die in Haus- und landwirtschaftliche Dienste tretenden Kin der erhielten eine Berufsaufnahmebeihilfe von 20 RMk. 12 «Krie gerwaisen und 50 Kriegsbeschädigtenkinder wurden Ostern 1928 in die Schule ausgenommen. Ihnen ist «eine Schulaufnahmebeihilfe von 15 RMk. bewilligt worden. Nahezu 25 Prozent der Gesamtausgaben, nämlich 11 460Z8 Reichsmark, erforderte die Gesundheitsfürsorge, die dahin ausge baut wurde, daß jetzt «allen Kriegsopfern, welche Zusatzrente be ziehen, wie in der Stadt Meißen ärztliche Hilfe und Heilmittel auf Kosten der sozialen «Kriegerfürsorge gewährt werden. Bei Kran kenhausunterbringung oder Entsendung erholungsbedürftiger Kin der in Erholungsheime sind die Renten voll oder teilweise einbe halten worden. In Fällen, welche die Gewährung einer in Ausgabe verblei benden Unterstützung nicht zuließen oder wo dies vom Gesuch- steller selbst erbeten wurde, sind Darlehen bewilligt oder durch Vermittlung des Bezirksamtes für Kriegersürsorge von der Hcmpt- fürforgestelle für Kriegsbeschädigte und Kriegerhinterbliebene und der Sächsischen «Wohlfahrtshilfe gewährt worden. Einen großen Raum im Rahmen der Kriegersürsorge nah men im Berichtsjahre wieder die für das Reich zu erledigenden Arbeiten ein, zu denen 'eine umfangreiche Bearbeitung der An träge auf Erziehungsbeihilfen kam. Ls wurden 181 Anträge der Hauptfürsorgestelle überreicht. Zusammenfassend ist zu bemerken: Obgleich die «Zahl der Kriegerwaisen durch Ueberschreitung der Altersgrenze für «Ver sorgungsberechtigung 1(18 Jahre) von Jahr zu Jahr abnimmt, so können doch die Kosten der sozialen Kriegersürsorge vor 1932/33 schwerlich sühlbar sinken. Ende März 1929 haben die in der Zeit vom 1. Juli 1914 bis 30. Juni 1915. also im ersten Kriegsjahr geborenen Kinder die Schule verlassen. Ein großer Teil von ihnen tritt in die Lehre und beendet 1932 bzw. 1933 die Berufs ausbildung. In dieser Zeit wird sich der Abgang an Krieger waisen nach Beendigung der in den Jahren 1926/27/28 begonne nen Berufsausbildung -und der Zugang an Kriegerwaisen, die 1930/3-1/32 in Lehre treten, nahezu gleichen. (Fortsetzung folgt.) ausgabe von 53,2 Millionen wieder wcttzumachcn, verlautet an zuständiger Stelle, daß diese Meldung den Tatsachen sehr weit vorauseile. Die Reichsbahn könne sich im Augenblick noch gar nicht mit etwaigen Tariferhöhungen beschäftigen. Die Beratungen über die Reichsresorm. Berlin. Der Reichsminister des Innern hat die Ein berufung der durch die Länderkonferenz eingesetzten Unteraus schüsse für Verfassungs- und Verwaltungsresorm für den 5. und 6. Juli 1929 in Aussicht genommen. Eine Zamiltenschlacht. Erfurt. In Widdershausen an der Werra führte am Sonntag abend eine seit langem zwischen den miteinander verschwägerten Familien Schäfer und Eitzeri bestehende Fehde zu einem blutigen Zusammenstoß, der zu einer allgemeinen Schießerei zwischen den Familienmitgliedern wurde und in einem Handgemenge mit Äxten und Mistgabeln endete, an dem sich sämtliche Verwandte beteiligten und das die ganze Ortschaft in Panik versetzte. Im Verlauf der Fehde ist der Korbmacher Eitzerl durch ein Mitglied der Familie Schäfer mit vier Schüssen getötet worden. Drei Söhne Eitzerts und ein an dem Kamps unbeteiligter Schlosser sind teils durch Schüsse, teils durch eine Bombe, die aus den Fenstern des Schäferschen Hauses geschleudert wurde, erheblich verletzt worden. Feststellungsklage Bremens gegen das Reich. Leipzig. Der Staatsgerichtshos für das Deutsche Reich wird in den Tagen vom 20. bis 22. Juni in Bremen über die Feststellungsklage verhandeln, die das Land Bremen, ver treten durch den Senat, gegen das Deutsche Reich, vertreten durch das Reichsverkehrsministerium, bezüglich des Umfanges der auf Grund des Artikels 171 der Reichsverfassung in den Besitz des Reiches übergegangenen Eisenbahnanlagen an gestrengt hat. Beschwerde gegen das Rotsrontverbot in Sachsen. Leipzig. Beim Vierten Strafsenat des Reichsgerichts ist eine Beschwerde der Kommunistischen Partei Deutschlands (K. P. D.) gegen das Verbot des Rotfrontkämpferbundes ein gegangen, soweit sich dieses auf den Freistaat Sachsen bezieht. Zwölf Jahre Zuchthaus für eine Bluttat. Kassel. Der 32jährige Heizer Walter Schmidt, der in der Nacht zum 27. März 1929 bei einem Einbruch in Großalme rode den Oberlandjäger Ulrich, der ihn überraschte erschossen hat, wurde zu zwölf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt. Schwerer Motorradunfall. Offenbach. Der Monteur Philipp Grau unternahm mit seinem Bruder Nikolaus auf einem Motorrad eine Taunus« tour. Als sie die Saalburgchaussee hinunterfuhren und in einer Kurve ein Auto überholen wollten, geriet das Motor« rad ins Schleudern. Beide Fahrer wurden auf die Straß« geschleudert. Philipp Grau erlitt so schwere Kopf- und inner« Verletzungen, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Aus unlerer Keimst i Wilsdrusf, am 28. Mai 1929. Merkblatt für den 29. Mai. Sonnenaufgang 3" j! Mondaufgang 0"" Sonnenuntergang 20°* j« Monduntergang 8^ 1880: Philosoph Oswald Spengler geb. — 1923: Male« und Zeichner Adolf Oberländer gest. Spaziergang zwischen jungem Gemüse. Das soll kein ironischer Titel sein, und es steckt dahintei kein Angriff gegen die jungen Mädchen von sechzehn uni siebzehn. Hier ist ganz ernsthaft und ohne jede versteckte An spielung von richtigem jungen Gemüse, wie wir es teils mit teils ohne Fletsch auf den Tisch gesetzt bekommen, die Rede Und da muß denn gesagt werden, daß das junge Gemüs« poetisch nicht ausgewertet wird, daß es nur wenige Dichtei oder dichterisch empfindende, aber im übrigen ganz anständig« Bürger geben dürfte, die die Schönheiten des jungen Ge müses so priesen, wie sie es verdienten. Wenn man von des Frühlings Farbenpracht singt und sagt, meint man immer nm die Blütenwunder an Baum und Blume, die Veilchen und die Kirschblüte und den Flieder und Maßlieb und Maiglöckchen und was sonst noch herrlich ins Auge fällt und als Duft in die Nase steigt. Aber es ist wohl schon irgendwem in den Sinn gekommen, die rosige oder dunkelrote Rundlichkeit eines Radieschens zu besingen? Oder die Weiße oder Schwärze eines langgeschwänzten bayerischen Rettichs? Oder die grünen Salate und Spinale, die sich turmhoch ausgeschichtet in den braunen Körben der Gemüsehandlungen präsentieren? Denn das müssen wir, um Irrtümern vorzubeugen, gleich sagen: nicht von dem Gemüse auf den« Felde wird hier ge schwärmt, sondern von der Gemüseherrlichkett, die wir gepflückt und bunt aufgereiht in Auslagen und vor den Lüden be wundern dürfen. Ist diese Farbenbuntbeit, dieses Auf und Ab von dunklem Gurkcngrün über grünrote Rhabarberstauden hinweg zu des Spargels bläulicher Weitze, die ins Gelbe hin überspielt, nicht auch Preisenswert? Wer sich jetzt einen solchen Spaziergang durch junges Gemüse leistet, wird bestimmt zu der Überzeugung kommen, datz auch auf der Gemüsepalettc fabelhafte Farben gemischt sind und daß nicht bloß der Flieder einen Frühlingszauber ausübt. Und wenn gar zwischen dem jungen Gemüse, das uns entgegenleuchtet, noch ein paar exotische Apfelsinen unb Bananen arrangiert sind, so wird man, vorausgesetzt, daß man Sinn für eßbare Stilleben hat, von den Frühlingsgemüsewundern einen ganz andern Begriff bekommen, als wenn man nur so oberflächlich darüber hin schaut und die Gemüsefrau nach dem Tageskurs der Salat- gurke fragt . . . Luft- und Schwimmbad. Wasserwärme Schwimmbad 22°, Planschbecken 24", Luftwärme in der Sonne 35".